Das Nordlicht und der gute Schlaf

10. - 13. 5. 2024, Klement/Au, Mistelbach

Am 10. Mai gab es gröbere Aufregung in der Astroszene, ein geomagnetischer Sturm der Stärke G4 bis G5 war angesagt. Chancen auf Nordlicht in unseren Breiten waren gegeben, aber nach der NOAA Prediction auch nur schwach, unter 10 Prozent. 

Ich ging mal raus, da war es noch dämmrig, da war freilich nichts am Nordhimmel ungewöhnlich. Später, als es schon dunkel war, ging ich noch mal vor die Haustüre, auch da ist mir nichts aufgefallen. Beim Spätausgang mit Canis Maior nahm ich die Runde aus der Siedlung raus, entlang der Felder. Die schmale Mondsichel tief am Himmel, stark gerötet, knapp vor dem Untergang. Es war etwa 23:30 bis 23:40 MESZ, ich sah am Nordhorizont einen grünlichen Schimmer. Aha, so viel also bei uns zu sehen, dachte ich, und ging wieder heim.

Ich war müde, daher ging ich schlafen. Ich war schon eingedöst, meldete sich mein Mobiltelefon um etwa 0:30 MESZ 11. Mai mit einer SMS. Ein bekannter Sternfreund aus Pressbaum hatte getextet, Nordlicht sei zu sehen. Ich war der Meinung, eh was ich gesehen hatte, und textete fadisiert zurück: "Ja, hab's eh gesehen." Kurz überlegte ich: sollt' ich nochmals hinaus schauen? Canis Maior "sägte" schon neben meinem Bett, ich wollte das Hundemädel nicht wieder aufwecken, und ich war selbst auch "hundemüde". Also blieb ich liegen. Die nächste SMS um  0:48 MESZ bekam ich nicht mehr mit, da war ich schon im Träumeland.

Andi hingegen war draußen, bei der Leiserberge Sternwarte. Ich hatte ihm um 23:40 eine SMS geschickt, es kam aber nichts zurück. Ich hätt' wohl noch eine Kopfnuss gebraucht, dass ich nochmals raus gegangen wäre. Jedenfalls, am nächsten Tag wurde mir klar, welch ein Spektakel ich verschafen habe! Es ist nach Andis Berschreibung nach Mitternacht, um etwa 0:30 MESZ so richtig los gegangen und hat länger angedauert. Andi war bis 3 Uhr draußen.

Ich habe Andi gebeten, mir ein paar seiner Fotos zu senden, für diesen Bericht. 

Standort: Leiserberge Sternwarte, zwischen Klement und Au. 
Kamera: Smartphone Huawai P20 Lite, alle Aufnahmen mit ISO 2500, 6 Sekunden. 

Da ich annehmen kann, dass Andi auf seinem Smartphone die korrekte Uhrzeit eingestellt hat, konnte ich die Uhrzeit aus den Dateinamen eruieren. Nachfolgend die Fotos:

10 Mai 2024, 22:15 MESZ
Foto: Andreas Berthold

10. Mai 2024, 22:21 MESZ
Foto: Andreas Berthold

11. Mai 2024, 00:10 MESZ
Foto: Andreas Berthold

11. Mai 2024, 00:15 MESZ
Foto: Andreas Berthold

11. Mai 2024, 00:34 MESZ
Foto: Andreas Berthold

11. Mai 2024, 00:43 MESZ
Foto: Andreas Berthold

Was mir Andi auch geschickt hat: Link auf ein youtube Video von Martin Rogler, Verein Leiserberge Sternwarte. Es ist ein Zeitraffer Video vom Verlauf des Nordlichts, durchaus sehenswert!

Andi hat mir auch beschrieben, was er gesehen hat. Das, was ich gesehen hatte, war somit das Abklingen der ersten Welle. Ab 0:30 MESZ (11. Mai) hätte die zweite Welle von Osten her begonnen. Der Nordhimmel sei voll mit Nordlicht gewesen, bis zum Polarstern, grünlich grau in der Farbe, Sterne hätte man nicht mehr gesehen, das Nordlicht hätte sie überstrahlt. Auch Rottöne wären wahrnehmbar gewesen. Insgesamt habe sich die Nordlicht Tätigkeit bis zum Arktur gezogen, also über den Zenit hinaus.

Eine gewisse Nordlicht Erfahrung habe ich schon auch. Pink und Rottöne, das muss schon ordentlich hell sein, um es sehen zu können. Beides liegt an den jeweiligen Enden des visuellen Spektrums, wo die Empfindlichkeit des menschlichen Auges nachlässt. Kamera Sensoren fangen diese Farbtöne leichter auf. Grün liegt im Maximum der Empfindlichkeit des Auges, wird man leichter sehen. Viel von Nordlicht Erscheinungen ist aber schlicht farblos für das Auge. Also nicht täuschen lassen, ganz so toll "bunt" wie Fotos und Videos suggerieren, ist es meist visuell nicht. Kamera Sensoren sehen auch schon etwas, wo das Auge noch nichts sieht, weil der Sensor Licht aufsammeln kann über ein paar Sekunden z.B., das Auge kann das nicht.

 

Am Abend des 11. Mai, es war schon gegen 22 Uhr MESZ, dachte ich, da zumindest eine G4 Warnung draußen war, es könnte vielleicht wieder Nordlichter geben. Tagsüber hatte es von Norden her immer mehr zugezogen. Der Himmel war bedeckt, doch gegen Abend klarte es wieder auf. 

So fuhr ich auf den Höhenrücken östlich von Mistelbach. Oben beim Container war ordentlich was los, viele Autos, viele Menschen. Es gab da und dort ein paar Wolken, die sich auch wieder auflösten. Generell war es gering bewölkt. Alle warteten auf das Nordlicht. Allein, bis Mitternacht ist rein gar nichts passiert. 

Der Mond verschwand schon geraume Zeit vor dem Untergang hinter Wolken, von Norden her zog es wieder zu. Somit fuhr ich nach Hause, weil, bei bedecktem Himmel sieht man sowieso nichts, ob jetzt ein Nordlicht käme oder nicht. Ich kann verraten, es war auch nichts.

 

Für den Abend des 12. Mai war die Aussicht eher gering, in unseren Breiten ein Nordlicht zu sehen. Aber, man weiß nie, das eine ist die Vorhersage, das andere die Sonne. Immerhin, von einem G4 Ereignis war die Rede. Ich fuhr wieder auf die Anhöhe östlich von Mistelbach. Nichts los oben, ich war allein. Mit Canis Maior ging ich erst ein gutes Stück des Weges und zurück zum Auto. Leichter Nordwind zermürbte mich bald, ich setzte mich ins Auto, und blickte durch die Fenster, um den Nordhorizont zu beobachten. 

Irgendwann stieg ich wieder aus, nahm im Windschatten des Autos Aufstellung. Von hinten sah ich Licht, ein Radfahrer kam, blieb hinter mir stehen. Wir kamen ins Gespräch. Ich war erfreut, wen zu treffen, der sich am Sternenhimmel auskennt, die Sternbilder kennt. Wir standen so da und plauderten. Irgendwie war mir der Horizont von NNW bis N schon ein wenig zu hell und es deuchte mir, dass ich einen dünnen Wolkenstreifen dunkel dagegen sähe. 

Während wir so plauderten und auch andere Himmelsareale ansahen, drehte ich mich wieder mal um, es war zwischen 0 Uhr und 0:30 MESZ (13. Mai), da war es für mich eindeutig: Vom Horizont herauf das war viel zu hell, der helle Streifen war nach oben begrenzt, nicht ganz so scharf, aber es war kein diffuses Auslaufen in den dunklen Himmelsgrund. Die schon recht tief stehende Capella war immer noch oberhalb dieses Streifens. Und ja, dieser eine dünne Wolkenstreifen war immer noch da, und hob sich dunkel vor dem hellen Hintergrund ab. 

Wir plauderten so, die Zeit verging. Irgendwann war der helle Streifen am Horizont wieder weg, es sah alles wieder normal aus: eine gewisse Aufhellung direkt am Horizont, die ein bissl diffus ausstrahlt und dann in den Himmelshintergrund verläuft. Der Unterschied war deutlich zu sehen. 

Sagen wir so, die doch wieder ein bisserl hellere Mondsichel war nicht gerade hilfreich, ohne Mondlicht hätte man den Streifen am Horizont wohl eindeutiger erkannt, vor allem früher, wo es offenbar schleichend angefangen hat, es war dann auf jeden Fall schneller aus.

Überall am Himmel hatten sich mittlerweile Wolken gebildet, nur der Nordwest- bis Nordosthorizont war noch frei. Es tat sich aber nichts mehr. Mir war schon kalt geworden, es war bereits 2 Uhr, so beendeten wir unsere Plauderei und zogen ab.

Also habe ich ein bisserl was vom Nordlicht wohl gesehen, und ich wette drauf, was ich so knapp nach Mitternacht am 13. Mai nun gesehen hatte, das haben zumindest in unserer Breite wohl relativ wenige gesehen. Dafür habe ich halt das Spektakel, verschlafen. Zumindest gut habe ich geschlafen - auch was wert...

Howdii