Am frühen Nachmittag war ich mit Canis Maior auf dem Oberleiser Berg. Wolkenloser, tiefblauer Himmel, aber kühl. Ich dachte, wenn das Wetter hält, könnte ich heute noch etwas unternehmen. Um 17 Uhr ging ich vor die Haustüre, um meine Nase nach oben zu richten. Klarerer Himmel, es sah gut aus. So befasste ich mich mit der Frage: welches Teleskop nehm' ich mit? Meine Wahl fiel letztlich auf den 102/1100 ED Refraktor, der sollte wieder einmal Nachtluft schnuppern. Dazu tut's dann die iOptron ieq45, klarerweise mit dem Baader Hartholzstativ drunter. Ich rechnete damit, dass es kalt werden könnte, so adjustierte ich mich von der Kleidung her winterlich.
Bei Halbmond braucht man nicht sehr weit fahren, der Westhorizont muss frei sein, da bot sich der Schneiderberg östlich von Mistelbach an. Ich war etwa um 18:30 Uhr (MEZ) am Beobachtungsplatz. Das Auto stellte ich nochmals um, als Windblocker, um daneben aufbauen zu können, im Windschatten des Nordost Windes. Die Temperatur betrug zu dieser Zeit noch 6° C.
Die Nordrichtung weiß ich etwa, aber nicht genau genug. Ich musste schon warten, bis ich den Polarstern sicher erkennen konnte. Beim ersten Einsatz nach Monaten war ich wie schon gewohnt etwas patschert unterwegs. Ich musste dreimal das Stativ nachrücken, und jedesmal neu nivellieren, bis ich das Stativ so ausgerichtet hatte, dass ich den Polarstern im Polsucher auch dort hatte wo ich ihn brauche, mit genug Verstellweg in Azimut hin und her. Das hat Zeit gekostet. Die Dämmerung war derweil schon fortgeschritten. Ich war so beschäftigt mit meinem Tun, dass ich gar nicht nach Merkur Ausschau hielt.
Nach dem Stern Alignment an Aldebaran schickte ich das Teleskop gleich auf Merkur. Das Teleskop fuhr sehr tief zum Horizont hin. Im Okular hatte ich bei 41x ein stark gerötetes Ding, etwas mehr als Halbphase. Mit freiem Auge war Merkur gerade noch wahrnehmbar, knapp über den Wolkenstreifen am Horizont.
Da der Himmel etwas höher schon dunkel war, knöpfelte ich nun die Koordinaten des Komet 12P/Pons-Brooks in die Handbox. Ich erschrak etwas, weil das Teleskop doch auch sehr tief stehenblieb. Beim Blick ins Okular (41x) sah ich ein grünliches Bemmerl, mit einem "sternförmigen Kern", und indirekt einen Schweifansatz, ein paar Bogenminuten lang. Die Koma war Richtung Sonne hin rund, in der Gegenrichtung an beiden Seiten länglich gezogen.
Ich wusste von einem youtube Video, wo ein Foto des Kometen gezeigt wurde, dass um den "Kern" eine Spiralstruktur entstanden ist. Mich erinnere dies sofort an den Komet C/1995 O1 Hale-Bopp.
Ich steigerte die Vergrößerung vorsichtig, erst auf 78x, dann auf 91x, zu wenig um Strukuren in der Koma erkennen zu können. Nun probierte ich es mit der Brechstange, aber 244x war zu viel des Guten - nur mehr ein matschiges Bemmerl, mehr war nicht zu sehen. Bei 122x hatte ich wohl das Optimum erreicht. Mit direktem Blick, oder war es doch gerade schon indirekt, konnte ich zweimal ein Spiralsegment erkennen, zumindest auf einer Seite des "Kerns". Mit etwas weiterer Distanz, indirekt, wie ich es meist für schwache Fuzerl im Deepsky Bereich mache, war nichts zu wollen - die Auflösung via Stäbchen ist dann zu schlecht. Mag sein, knapp neben dem Gelben Fleck des Auges sitzen die Stäbchen sehr dicht, dass es das war - weil direkt hätte ich es doch öfter schaffen müssen, fast nach Belieben. Natürlich war da kein Farbeindruck mehr gegeben, so hell ist der Komet auch wieder nicht.
Abschließend ging ich noch auf Jupiter. Viel gab das Seeing nicht her, ziemliche Wallungen, bei 169x fand ich die optimale Vergrößerung, zumindest in einigen Momenten gab es einen etwas klareren Blick. Gar viel gab Jupiter den Umständen entsprechend nicht her. Bei Halbmondhimmel ist auch sonst nichts mehr zu wollen.
Nach dem Abbau des Teleskops ging ich mit Canis Maior noch ein Stück des Weges entlang und zurück zum Auto. Die Temperatur war auf 1° C gefallen, und das in gerade etwas mehr als einer Stunde. Kein Wunder, dass das Seeing bescheiden war...
Howdii