Am 17. August bekam ich von Andi eine Nachricht, dass es einen neuen Komet gäbe. Für mich ist das Anlass genug, den neuen Komet in das Planetariumsprogramm Stellarium einzupflegen. Dann kann der Komet zumindest am digitalen Sternenhimmel dahinziehen, und ich kann den Weg durch die Sternbilder nachverfolgen.
Der Komet wurde am 12. August von Hideo Nishimura entdeckt. Auch Amateure gehen nun den digitalen Weg (Canon EOS 6D mit einem 200mm f/3 Objektiv). Die Zeit der visuellen Kometenentdeckungen, das war einmal, ist lange vorbei. Nach der Entdeckung wurde der Komet auch auf Pan-STARRS Aufnahmen vom 19., 24., und 25. Jänner gefunden, damals als sternförmiges Objekt mit etwa 22 mag. Mittlerweile wird der Komet als langperiodisch eingestuft, mit einer Umlaufzeit von geschätzt 435 Jahren.
Es laufen ja zig Sky Surveys: z. B.: LINEAR, NEAT, Pan-STARRS, LEONOS, ATLAS, NEOWISE etc. Wir hatten schon einige Kometen mit Namen dieser Surveys. Der riesige Datensalat wird typischerweise spezifisch gefiltert. So kann es durchaus vorkommen, dass diesen Surveys etwas entgeht.
Ich weiß jetzt nicht mehr das genaue Datum, es war gegen Ende August zu. Die Wetterdienste versprachen für den Osten Österreichs eine klare Nacht, von Westen rückten jedoch Wolken herein. Ich war fast versucht, zur Vorbereitung mein Astrogerümpel ins Auto zu tun, dann müsste ich am Morgen nur raus fahren zum Beobachtungsplatz. Doch als ich das Satbild ein paar Stunden später wieder sah, gab ich mein Ansinnen auf. Mein Riecher war richtig. Am Morgen sah ich das Satbild wieder an, und da waren die Wolken gerade erst im Abzug nach Osten hin. Das wäre also ein Fehlschlag gewesen. Zudem, der Komet wäre noch ziemlich schwach gewesen, vielleicht so 8 mag, und das tief am Osthorizont, naja. Eine Sensation wäre nicht zu erwarten gewesen.
Dass der Komet heller werden würde, je näher er der Sonne kommt, war anzunehmen. Wie hell, darüber gab es Spekulationen, sogar dass der Komet bis zu 2 mag hell werden könnte. Mir war klar, je länger man mit einer Beobachtung zu wartet, desto näher geht der Komet Richtung Sonne, desto heller wird er zwar, doch der Mond wird dazu kommen, und wohl abnehmend, immer näher zum Morgenhimmel hin rücken. Auf der anderen Seite profitiert man davon, dass die Tage nun rasch kürzer werden, sich der Sonnenaufgang und damit der Dämmerungsbeginn von Tag zu Tag verspätet. Dass man den Komet nur knapp vor Dämmerungsbeginn erwischen würde, war mir auch klar, wobei die Horizont nahe Bahn den Komet in der verbleibenden Zeit bis zur Dämmerung kaum aus dem Horizont Dunst heraus bringen würde.
Am 5. September bemerkte ich, dass sich eine "Schönwetterkatastrophe" anbahnen würde. Der Himmel war zwar gegen Abend voll mit Wolkenschleier, doch bis zum Morgen würden sich diese schon auflösen. Ich holte mir die Koordinaten des Kometen für den Morgen des 6. September aus Stellarium und plante einen Einsatz. Dazu räumte ich meine Sachen ins Auto, und stellte den Wecker auf 3 Uhr MESZ. Ich wollte nicht zu knapp vorher aufbauen, wenn irgendwas nicht gleich so klappt wie erhofft, sollte ein Zeitpuffer bestehen.
Als Teleskop wählte ich meinen 5.7" f/6 Maksutov-Newton, als Montierung für kleinere Teleskop reicht ja die iOptron ieq45. Nach dem Aufbau, und der Poljustgierung nahm ich Dubhe für das Alignment, und gleich darauf gab ich die Koordinaten für den Komet ein, und los. Das Teleskop lief fast in die Waagrechte, zeigte nur knapp über den Horizont. Bei 33x sah ich nur zwei Feldsterne, nichts Diffuses, was ich irgendwie erwartet hätte. Ich verfuhr das Feld ein wenig, falls das Goto daneben getroffen hätte, aber ich fand nichts, was irgendwie nach Komet aussah.
Ich steigerte die Vergrößerung auf 40x und wollte an dem helleren Stern scharf stellen. Zum Kuckuck, was ist da los, das wollte nicht scharf werden. Ich versuchte mich nun an dem schwächeren Stern nahe des Feldrandes. Der wurde scharf. Dann nochmals ein Blick auf den Stern, der nicht scharf werden wollte, auf einmal sah ich da ein grünliches, kleines Ding: das ist also der Komet, den ich gesucht hatte, der war also eh im Feld.
Nach und nach gewann der Komet an Höhe, so konnte ich nicht nur die Koma etwas größer sehen, indirekt, auch eine Andeutung von Schweif war da, sehr vage, mit der Zeit aber besser und sicherer zu erkennen.
Der Schweif stellte sich als schmales "V" dar. Im besten Moment wirkte auch die Koma deutlich größer, natürlich alles bei indirekter Sicht. Der Nucleus erwies sich als fast sternförmig. Einen dunklen Zwischenraum zwischen Gas- und Staubschweif konnte ich nicht wirklich erkennen, direkt von der Koma weg sind sie noch dicht beieinander. Dazu hätte ich wohl höhere Vergrößerung gebraucht, da wäre mir aber schnell das Licht ausgegangen, der Schweif war ja nur schwach zu sehen.
Die beste Zeit: 4:30 bis 4:35 MESZ. Der Komet stand zu dieser Zeit knapp 10 Grad hoch. Um 4:43 war bereits eine Aufhellung des Himmels im Okularfeld bemerkbar, wodurch der Schweif wieder schwieriger auszunehmen war. Als der Kometenschweif langsam im Okular verblasste, gab ich die Beobachtung auf. Den besten Moment hatte ich schon hinter mir.
Rund 20 Satelliten querten während meiner Beobachtung das Okularfeld, die meisten in einer Richtung, einer in die Gegenrichtung. Ein Satellit zog direkt über den Komet drüber, welche Freude.
Hoch am Himmel stand der abnehmende Halbmond, wenn ich den mit der Hand abgedeckte, sah ich knapp westlich daneben die Pleiaden.
Auch Jupiter leuchtete hoch vom Himmel, also mal drauf. Bei 97x gab es nur selten bessere Momente, kein Grund weiter vergrößern zu wollen. Somit beendete ich die Beobachtung und ging an den Abbau.
In der letzten halben Stunde hatte der Tau zugeschlagen. Das Auto war patschnass, das Teleskop auch mehr als feucht, sogar einer der im Kofferraum befindlichen Okularkoffer war oben taunass. Daheim musste ich sofort alles ausladen und zum Trocknen ausbreiten.
Howdii