Beim Durchlesen meines Berichts von 2003, wo es u. a. um Abell 46 gegangen ist, bin ich auf zwei unerledigte Objekte gestoßen - die planetarischen Nebel M 3-27 und Hu 2-1. So ich mich erinnere, gibt es auch andere "unerledigte" Objekte. Ich muss mich da wieder rein fuchsen, und eine Liste erstellen, um - ja um eigentlich dort irgendwie anzuknüpfen, wo ich einst dran war.
Da die beiden erwähnten Objekte schon als Herausforderung da waren, wollte ich die Beobachtung angehen. Eines war mir klar, wenn es sich wie in diesem Fall um wunzikleine Fuzel handelt, dann ist es, wie im damaligen Bericht schon angedeutet, quasi die Suche nach einer "Stecknadel im Heuhaufen". Und eines muss ich aus heutiger Sicht sagen, nicht nur die Zeit ist mir damals ausgegangen, weil ich schon in die Morgendämmerung gelaufen bin, ich war mit dem mir zur Verfügung stehenden Kartenmaterial fast chancenlos. So ich in anderen Berichten noch Unerledigtes fände, wird es wohl am ehesten von dieser speziellen Sorte von Objekten sein.
Meine Vorbereitung bestand darin, aus dem TriAtlas C-Kartenset die jeweilige Karten zu suchen, und dann in brauchbarer Vergrößerung Aufsuchkarten zu erstellen. Auf einem "Schmierzettel" hatte ich noch die Koordinaten notiert. So vorbereitet brauchte ich nur eine klare Nacht und die innere Ruhe, so eine heikle Suche anzugehen.
Wie sich im Nachhinein herausstellen sollte, war meine Wahl der Nacht richtig. Am 19. August beschloss ich, anzugreifen. Als Teleskop, na was wohl, das "Eisen", das damals auch meist im Einsatz war, und mit dem ich ja diese beiden Objekte einst angehen wollte - also der 5.7" f/6 Maksutov-Newton, heute natürlich auf der iOptron ieq45. Mein alter Okularkoffer musste mit, klar, auch die Morpheus Okulare, sollte ich sie brauchen.
Dieses mal Ruhe auf den Feldern, ich steuerte meinen gewohnten Platz an, am Ende des Höhenrückens östlich von Niederleis. Windstill, vielleicht hin und wieder ein leichter Luftzug. Die ersten Sterne waren gerade sichtbar, Wega, Arktur. Später konnte ich auch Deneb und Altair sehen. Auf den Polarstern musste ich noch warten. Die Montierung stand schon da, und sobald ich den Polarstern sicher erkennen konnte, richtete ich das Stativ aus. Das Nivellieren ist mit dem originalen Metallstativ eine Spielerei. Ich brauche halt kein hohes Stativ, somit scheiden das Baader Stativ und das Berlebach Planet aus, mit denen das Nivellieren weit besser zu erledigen wäre.
Einen "Hoppala Moment" gab es schon. Ich schaltete die Montierung ein - nichts tat sich. Hä? Ich schaltete nochmals aus, zog den Spannungsversorgungsstecker ab, und stecke ihn nochmals mit Nachdruck hinein. Als ich den Schalter erneut betätigte, kam sofort die rote LED und auch der "Pieps" von der Handbox als Lebenszeichen. Das nicht resolut genug eingesteckte Anschlusskabel war also letztens die Ursache für die Pannenserie... So was, jetzt weiß ich es halt.
Bis die Balance des Teleskops und die Poljustierung abgeschlossen waren, war es auch schon fast komplett dunkel, die schmale Mondsichel, die den Westhimmel noch in der Dämmerung verziert hatte, war längst untergegangen. Ich startete mit M 3-27 (PK 043+11.1) weil dieser etwas tiefer am Himmel steht. Die Eckdaten: 13.9 mag, 5" Durchmesser. Ich hatte gerade das Feld im Visier, und begann mich zu orientieren - Pieps, Merdian Limit. Dann nochmals das Objekt per Goto anfahren, nun konnte es losgehen. Ich musste nun die Sternkarte verkehrt herum halten.
M 3-27 Aufsuchkarte aus dem TriAtlas C-Kartenset
In der obig dargestellten Aufsuchkarte sind die Asterismen, an denen ich mich orientiert habe, eingezeichnet. Speziell habe ich mich dann von dem nördlich des Objekts gelegenen Stern voran gearbeitet, anhand der schwächeren Sterne, eine quasi doppelte Sternkette, die mich letztlich zum Objekt geführt hat. Dazu verwendete ich das 22mm Panoptic Okular (40x). Beim flächigen Blick dort hin, mit dem 10mm Eudiascopic, bei 87x, nahm ich ein schwaches wunzikleines Fleckerl wahr. Ah, das ist er also. Ich schraubte nun vermeintlich den UHC Filter unten an den 2"/1.25" Reduzieradapter. Damit war es dann zappenduster, ich konnte nur mehr den helleren Stern sehen. Ich nahm nochmals die Box her und drehte sie um, Sch...otterhaufen, das ist der H-Beta Filter. Mit dem wird's klarerweise nichts. Etwas Unordnung im Koffer, so was. Die nächste Box drehte ich gleich um, fand hier Durchlass auf den beiden [O III] Linien und auf der H-Beta Linie. Das ist also der UHC Filter. Also dran damit, und schauen wir. Jetzt konnte ich mich wieder orientieren. Nun, das Objekt sprach nicht sonderlich drauf an. Es ist nicht abgesoffen, also gewissermaßen schwache [O III] Strahlung vorhanden. Ich probierte noch bei 145x, mit dem Zeiss Abbe 6mm, mit und ohne Nebelfilter. Mein Eindruck blieb gleich: Bei flächigem Blick sah ich ein extrem kleines Nebelfleckerl, wenn ich indirekt gezielt ran ging, dann bekam ich einen helleren stellaren Eindruck, keine Ausdehnung als Nebel. Irgendwie ein Blink Effekt, zwischen flächigem und gezieltem indirekten Blick. Damit musste ich mich zufrieden geben. Dass dies kein spektakuläres Objekt sein würde, war mir ja klar. Übrigens, nach der Galaxie NGC 6635 habe ich nicht extra Ausschau gehalten, und einfach so ist sie mir nicht ins Auge gesprungen.
Die Suche nach M 3-27 war recht Zeit aufwändig. Ich nahm einen kräftigen Schluck Wasser, und richtete meinen Blick zum Himmel. So eine Nacht wie letztens war das nicht. Im Zenitraum war die Milchstraße ja recht gut da, jedoch nicht so eindrucksvoll wie bei meiner letzten Beobachtung am 14. August, Die Schildwolke war nur schwach wahrnehmbar, unterhalb davon nichts mehr von der Milchstraße zu sehen. Die Messung mit dem SQML ergab 21.0 mag/arcsec2. Diesen Wert nahm ich vom Zenit ab, etwas nach Nord und West versetz - dort ist der Himmel auch so dunkel wie nur geht, typisch für diesen Standort. Der Messwert ist immer noch als 6 mag übersetzbar, ein eher schmeichelhafter Wert, da der Dunst doch recht hoch hinauf reichte. Rein vom Gesamteindruck her würde man keine 6 mag vergeben, vielleicht 5.8 mag, über den erweiterten Zenitraum.
Nun widmete ich mich meinem zweiten Kandidat, dem planetarischen Nebel Hu 2-1 (PK 051+9.1). Die Eckdaten: 11.4 mag, 3" Durchmesser. Klarerweise musste ich mich wieder im Feld orientieren, und versuchen, "meine" Asterismen der Aufsuchkarte im Okularfeld zu finden.
Hu 2-1 Aufsuchkarte aus dem TriAtlas C-Kartenset
Ich hatte erst wieder das 22mm Panoptic im Okularauszug (40x). Speziell nach dem einen Sterndreieck, in das ein weiteres Dreieck eingeschrieben ist, musste ich länger suchen, doch auf einmal war es da. Die leicht gebogene Sternenkette hatte ich schon, und ein Sterntrapez, was mich mit Verbindungslinien in die Gegend des Objekts führte. Da waren nun zwei Sterne. Ich ging nun mit dem 10mm Eudiascopic drauf (87x). Da hatte ich schon einen Verdacht, einer der beiden Sterne wirkte ein wenig unscharf. Also her mit dem UHC Filter, und das war nun klar, was ich sah: Dieser verdächtige Stern erschien deutlich heller als der andere Stern. Das ist er also. Auch hier: beim flächigen Blick "unscharf", also ein winiziges Nebelfleckerl, indirekt gezielt drauf ein stellares Objekt. Auch bei 145x ergab sich dieser Effekt, dass es sich um keinen normalen Stern handelt, war noch etwas deutlicher sichtbar - wie gesagt bei flächigem Blick.
Zwei "alte" Dinge erledigt, dieser eine Minkowski, und dieser eine Humason Planetary Nebula. Ich bin beim zweiten Objekt zwar etwas flotter vorangekommen, dennoch, die Stunde war schon fortgeschritten. Was könnte man noch zum "Abspann" machen, als "Betthupferl"? Mir ist aufgefallen, dass das Seeing ziemlich gut sein muss, die Sterne erschienen alle klar und perfekt, selbst bei 145x, wenn ich diese Vergrößerung benutzte. Saturn stand schon recht hoch am Himmel, sehr hoch kommt er nicht, dort wo er gerade steht, im Sternbild Wassermann. Tief am Osthimmel war bereits Jupiter zu sehen.
Ich dirigierte mein Teleskop auf Saturn, gleich mit 145-facher Vergrößerung. Oh, ein wunderbarer Anblick, da geht mehr. Her mit dem Zeiss Abbe 4mm, 218x. Nur leichte Seeing Wallungen, dazwischen ruhige Phasen. Die Cassini Teilung in den Ansen deutlich, der C-Ring als transluzentes Band, und im nördlichen Wolkenband etwas Strukturen, das südliche Wolkenband ist vom Ring halb bedeckt.Ein Hochgenuss, dieser Saturn, messerscharf!
Durchaus zufrieden packte ich meine Sachen zusammen. Nach einer kleinen Wanderung auf dem Feldweg mit Canis Maior rollte ich heimwärts. Vor mir am Osthimmel sah ich Jupiter, der mittlerweile deutlich höher gestiegen war.
Howdii