Andi hat seine EQ5 Goto schon öfter mit dem Green Swamp ASCOM Server gesteuert. Das ging mehr oder weniger glatt, manchmal sind Fehler aufgetreten. Mir war die ganze Sache nicht recht geheuer. Stabil sah das nicht aus, ich war im Zweifel, ob man diese Lösung weiter empfehlen könnte. Auch die letzten Tage, als ich mit Andi beisammen war, gab es Anlaufschwierigkeiten, um am Ende doch irgendwie zu funktionieren.
Es war absehbar, die Nacht sollte klar sein. Ich schlug vor, dass Andi sein C6 gleich in Foto-Konfiguration aufbaut und balanciert. Um die Kamera zu fokussieren, kann man ja einfach die Achsklemmen lösen, das Teleskop händisch auf den Mond schwenken, wenn der schon so fett da steht. Den findet man relativ leicht, der ist groß und hell genug, das geht auch am noch recht hellen Dämmerungshimmel. Und wir sollten ein Verfahren erarbeiten, wie man die Montierung mit dem GSS in Betrieb nimmt. Mein Vorschlag, lass' die Skywatcher Handbox gleich weg, die stiftet vielleicht mehr Verwirrung als was sie hilft.
Ich war gegen Sonnenuntergang mit Canis Maior auf dem Buschberg unterwegs, und kam ziemlich genau um 21 Uhr bei Andi an. Der Himmel war freilich noch sehr hell. Andi hatte schon alles fertig aufgebaut stehen.
Beim Setup per Computer hat Andi bemerkt, dass im Treiber für die serielle Schnittstelle die Baudrate nicht so eingestellt war wie in der GSS Konfiguration. Das mag schon eine Fehlerursache sein. Siehe da, die Inbetriebnahme ging auf einmal glatt, wie man es sich vorstellt. Tja, kaum macht man es richtig, funktioniert es auch schon - eine alte Weisheit. Was noch zu testen war, Guiding, weil wir mit PHD2 in letzter Zeit wundersame Erlebnisse hatten.
Auch dieses mal ließ uns PHD2 rätseln, was da los ist. Die Sternsuche war ok, PHD2 hat mehrere Stern identifiziert. Kalibrieren verlief glatt, aber da, wo PHD2 ins Guiding übergeht, waren auf einmal die zusätzlichen Sterne weg. Kurz den Guider stoppen, neue Belichtung, die Sterne waren wieder markiert. Den Guider neu angeworfen: Die Dec Achse war ungewöhnlich unruhig, so als wenn nur ein Stern für's Guiding verwendet würde. Mir kam die Sache sehr sonderbar vor.
Nicht nur das, wir sahen einen anderen sonderbaren Effekt auf den Bildern. Nicht immer, aber immer wieder, je nach Lageänderung des Teleskops, hatten wir einen dunklen Bogen im Bild. Was das sei, wir waren am rätseln.
Letztlich hatte Andi die Idee, wir steuern das Teleskop mal zu NGC 4568, und schauen, ob wir die Supernova dort einfangen könnten. Ein erster Versuch, 60 Sekunden mit der DSLR, die Galaxienkerne von NGC 4567 und 4568 (bekannt als "Siamesische Zwillinge") waren drauf, aber von der Supernova sahen wir im APT Bild nichts. Andi zog ein weiteres Bild mit 90 Sekunden. Auch da kam offensichtlich nichts. Der ganze Hintergrund etwas heller, aber nicht mehr an Information. Der Mond stand ja doch auch in der Jungfrau, und viel heller als zur Zeit wird er bei Vollmond, dem er zustrebt, auch nimmer.
Ich fuhr dann heim. Kaum daheim angekommen, bekam ich eine Nachricht von Andi. Er hatte sich das 90 Sekunden Bild näher angeschaut, die Supernova sei doch drauf. Freilich, von so einem "Schnellschuss" darf man nicht viel erwarten.
SN 2023 ijd in NGC 4568, C6 @ f/6 auf EQ5 Goto, Canon
600 Da DSLR, 90 Sekunden, ISO
1600
Die SN ist drauf, schwach, aber doch.
Das Guiding verlief in dieser Nacht auch nicht gut, die Dec Achse war genauso unruhig. Ich vermutete eine fehlerhafte PHD2 Version.Andi hat mir gesagt, es wäre eine Version gewesen, die er schon länger auf dem Notebook hätte. Sonderbar, allemal.
Neuer Tag, bekommen wir noch eine klare Nacht? Von Norden zogen Schleierwolken herein, bis über den Zenit hinaus kamen sie. Im Satbild sah man, die Wolken, die nachkämen, lösen sich auf. Wir wollten nur technische Spielerei machen, dafür würde es schon reichen.
Ich war wiederum gegen Sonnenuntergang hin mit Canis Maior unterwegs, dieses mal auf dem Rundweg um den Oberleiser Berg. Als ich wieder zum Auto zurück ging, setzte die tief rote Sonne gerade zur "Landung" an. Auf der Rückfahrt stoppte ich bei Andi. Ich sah, dass er alles aufgebaut hatte, dieses mal das C8 auf der EQ5 Goto, so ging ich zu ihm. Ich hatte, falls sich PHD2 wieder beim Guiden eigenartig verhalten wollte, den alten MGEN 2 mit, damit wir mit dem gegen testen könnten.
In der späten Dämmerung gab es einen netten Himmelsanblick am Westhimmel. Venus als "Knaller", in einer Reihe mit Pollux und Castor, auch in fast gleichen Abständen. Etwas weiter im Osten und höher am Himmel, Mars, bei Praesepe (M44). Andi hielt mit der Canon 600D DSLR drauf.
Westhimmel in der
späten Dämmerung.
Venus, Pollux und Castor in einer Linie, Mars bei M44. Auf das Bild
klicken für höhere Auflösung.
Ein Flugzeug ist mit drauf ("blink-blink-blink") und ein
Kondensstreifen, auch ein Rest von Schleierwolke.
Foto: Andreas Berthold
Andi hatte eine neue Version von PHD2 gefunden und installiert. Wir wollten nun sehen, ob damit wieder alles klar geht.
Es dauert, bis es dunkel wird, bis man ernsthaft etwas tun kann. Zumindest die Inbetriebnahme der Montierung via GSS und Planetariumsprogramm lief glatt, so wie gestern. Nun war ja das C8 auf der Montierung, aber wir fanden wieder so einen sonderbaren dunklen Bogen im Bild.
Was ist das bitte? Nicht die Sat Spur, so etwas kennen wir, haben wir oft drauf. Der dunkle Bogen: So etwas Ähnliches hatten wir auch schon bei der Arbeit mit dem C6 immer wieder gesehen.
Das war schon sonderbar, wir hatten den Effekt aufs C6 bezogen, nun war die Kamera in Verdacht. Andi tauschte die Canon 600Da gegen die 600D. Siehe da, das sonderbare Ding war weg. Wie sich später herausstellen sollte, es war ein Pinselhaar auf dem Sensor. Bei gebraucht erworbenen Sachen kennt man ja nicht die Vorgeschichte. Es dürfte jemand den Sensor mit einem Pinsel gereinigt haben, wobei der Pinsel ein Haar verloren hat, das sich nicht immer, aber fallweise, so oder so über den Sensor legte. Kurios daran: Andi sah das Haar auf dem Sensor, wollte es fotografieren, dabei war es wieder verschwunden. Bei diesem Versteck Spiel wird es noch lustig, bis das Pinselhaar entfernt werden kann.
Andi dirigierte das Teleskop nun auf NGC 4568, wir wollten der Supernova nochmals zu Leibe rücken, sie besser einfangen. Der Mond war ja mittlerweile schon weiter im Osten und auch tiefer im Süden, im Sternbild Waage, unser Himmelsfeld war also ein wenig dunkler geworden. Was wir als Problem hatten: Wir würden während der Aufnahmeserie die Stromleitung, die oben drüber geht, queren. Die Guider Kamera sah die Stromleitung, auf den Aufnahmen fanden wir sie nicht, aber ein bisserl Licht wird schon abgeschattet worden sein. Den Guider hat die Stromleitung schon irritiert, Andi musste diesbezüglich ein Bild beim Stacken aussortieren.
SN2023ijd in NGC 4568, C8 @ f/6 auf EQ5 Goto, Canon 600D, 29x 2 Minuten, ISO 1600
Natürlich, mit diesem noch immer geringen Aufwand ist kein tolles Ergebnis zu erwarten gewesen, mit dem "Scheinwerfer" von Mond am Himmel, und der Stromleitung drüber, die uns auch noch ein paar Photonen abgeblockt hat. Die Supernova ist deutlich besser sichtbar, und die beiden Galaxien, NGC4567 (oben) und NGC4568 (unten) sind ausreichend gut erkennbar. Die Supernova ist das schwache Sternderl in der Längsachse unter der Galaxie NGC 4568. Eine Helligkeitsangabe (https://www.rochesterastronomy.org/sn2023/sn2023ijd.html) vom 24. Mai mit Clear Filter, SBIG ST-8XME, hatte 15.7 mag ergeben. Nach Vergleichssternen in der Umgebung könnte es etwa hin kommen. Die auffällige Galaxie am oberen Bildrand ist NGC 4564.
Hier ein Ausschnitt in besserer Auflösung der "Siamesischen Zwillinge" NGC 4567, und NGC 4568 mit der Supernova 2023ijd
Was zum PHD2 Guiding zu sagen ist: Alles hat wieder wie zu erwarten funktioniert. Mit der neuen PHD2 Version zeigt die Dec Achse im Guider Protokoll eine gewisse Welligkeit, ich kann aber beim besten Willen kein regelmäßiges Muster erkennen. Der Multistar Guiding Algorithmus hatte nur ein paar Sterne, der gemittelte Centroid war daher nicht sehr ruhig, er schwankte leicht, mal hin, mal her. Das spiegelt sich im Guiding Verlauf der Dec Achse. Weit besser als das, was wir vorher gesehen hatten, da ist der Guider mit der Dec Achse "Schlitten gefahren", typisch, wenn nur ein Stern für's Guiding zur Verfügung steht.
PHD2 Guiding Log. Die Dec Drift
war gering, total auch sehr wenig.
Für eine Poljustierung nach
Polsucher gut. Das Auf-Ab der Dec Achse ist m. E. zufällig.
Wie sich später heraus gestellt hat, gab es in dieser bestimmten PHD2 Version tatsächlich ein Fehler, der den Verlust von Sekundärsternen beim Guiden zur Folge hatte. Also ist dieses Verhalten nun klar, und auch klar, dass der Fehler in der aktuellen PHD2 Version behoben ist. Ich vermute, da es nun in der neuen Version einen neuen Kalibrierungsassistent gibt, dass auch bei den Parameter für die Kalibrierung eine Baustelle offen war - wenn ich an unser Erlebnis damit am 25. Mai in meiner Sternwarte denke.
Zurück zum eigentlichen Thema: Die Supernova 2023ijd, vom Typ II, wurde am 14. Mai 2023 von ASAS-SN (All Sky Automated Survey for SuperNovae) entdeckt, die Helligkeit betrug 16 mag. Eine visuelle Beobachtung hätte ich gerne, doch wann? Erst mal wird das Wetter instabil, klare Nächte sind bis auf Weiteres nicht absehbar.
Howdii