Andi war mit unserer Supernova Beobachtung doch nicht zufrieden. Er meinte, da gäbe es einen 9 mag Stern in der Nähe der M101 Galaxie, den hätten wir gesehen. Die vermeintliche Supernova sei ihm einfach zu hell vorgekommen. Das wiederum wollte ich nicht "fressen", weil dieser Stern auf der anderen Seite der Galaxie ist, meiner Ansicht nach auch zu weit vom Zentrum der Galaxie weg.
Wir diskutierten hin und her. Da gibt es nur eine Lösung: Nachbeobachtung. Ich wollte schlicht noch einmal das Feld der M101 Galaxie im C8 sehen, und eindeutig bestimmen, was Ost und West Richtung ist, ob wir wirklich beim falschen Zipfel angepackt hätten.
Am 29. Mai sollten wir vor den heranrückenden Wolken aus Norden zumindest bis Mitternacht verschont bleiben. Wir könnten noch etwas tun. Andi hat an seinem Standort, am Ortsrand von Ladendorf, schon die Montierung aufgebaut, also packte ich mein C8 ein, die iOptron ieq45, Stativ, etc., und fuhr zu Andi.
Ich kam ein paar Minuten nach 21 Uhr an. Da ich an diesem Standort noch nie aufgebaut hatte, musste ich von Andis Montierung, die bereits auf den Pol ausgerichtet da stand, die Nordrichtung grob abnehmen. Zu grob. Ich fand den Polarstern erst gar nicht im Polsucher, und gar so gut war er mit freiem Auge am Himmel auch noch nicht zu sehen. Das Stativ war in Nord-Süd Richtung noch nicht gut genug nivelliert. Problem gelöst, nun konnte ich den Polarstern am Rand des Polsucherfeldes sehen. Doch, um ihn dort hin zu bringen, wo er hin muss, dazu reichte der Schwenkbereich des Polblocks in Azimut nicht aus. Ich musste das Stativ nochmal ein wenig verdreht hinstellen. Und damit war dann die Nivellierung wieder beim Teufel. Halbwegs habe ich es durch Eintreten der Stativbeine ins Erdreich hin bekommen, aber ja, perfekt war es nicht. Ich wollte rasch das Teleskop auf die Montierung setzen, damit noch ausreichend Zeit zum Austemperieren wäre.
Hier eine tierische Anmerkung. Es gibt dort eine Katze. Erst ist die mir nicht zugegangen. Doch als ich einmal zurück vom Auto zum Aufbauplatz gehen wollte, steuerte die Mieze direkt auf mich zu. Ich bückte mich und streichelte den Zimmertiger. Das hätte ich vielleicht nicht tun sollen. Einmal gestreichelt, kriegte ich dieses Viecherl nicht mehr los, jedes mal wenn ich zum Auto ging, war sie mir auf den Fersen.
Zurück zum Thema. Nach einem Stern Alignment an Arktur, der war im Sucher schon nahe der Feldmitte zu finden, im Okular bald eingefangen, ging es dann erst mal auf den Mond. Ich wollte Andi zeigen, bei einer Vergrößerung gegen 100x hin geht der Mond beim besten Willen nicht mehr ins 22 mm Panoptic Okular. M101 ist von der Fläche zwar etwas kleiner, aber auch kein Zwutsckerl, sie sollte das Okularfeld schon, wohl mit Respektabstand zum Rand, gut belegen. Freilich, bei Halbmond hellem Himmel wird nicht viel von der Galaxie zu sehen sein, das war klar. Ich war dennoch sehr gespannt, was sich letztlich im Okular zeigen würde - zumal der Mond zwar etwas heller noch, aber auch weiter gegen Osten gewandert war.
Die Dämmerung zieht sich Ende Mai auch schon wie ein Strudelteig. Erst mal ein Blick auf Venus, die war nahe der Halbphase. Dann M3, wo ich mit zunehmend dunkler werdenden Himmel mehr und mehr feines Sternengesprenkel im Halo um das dichteste Gebiet des Kugelhaufens erspähen konnte.
Andi hielt derweilen mit seinem C8 (auf seiner EQ5 Goto) ebenfalls auf M3 drauf, allerdings per Kamera.
Nun war es dunkel genug, dass ich einen Versuch auf M101 starten konnte. Gleich einmal war nicht das Gewünschte Objekt im Feld. Ich dirigierte das Teleskop daher auf Alkaid (η UMa). Der Stern war am Feldrand zu finden. Ich brachte ihn in die Bildmitte, und setzte einen Sync Befehl an die Montierung ab. Nochmals zur Galaxie M101: ah, das sieht gleich ganz anders aus.
Der erste Eindruck: ein hellerer Stern am unteren Feldrand, etwas über der Bildmitte ein deutlich schwächer Stern. Dazwischen sollte M101 liegen. Nach und nach kam eine vage Aufhellung, das ist das Zentrum der Galaxie. Soweit gut. Ich schaltete nun das Tracking meiner Montierung ab, um die Westrichtung zu finden. Der Stern am unteren Feldrand wandere weiter nach unten. Passt, das ist Westen, der schwächere Stern oberhalb des Galaxie Zentrums muss die Supernova sein, das ist die Ostseite. Also, letztens, in der Nacht vom 25. auf den 26. Mai haben wir schon richtig angepackt, auf der Ostseite der Galaxie, im Okularfeld oberhalb des M101 Zentrums, das war definitiv die Supernova. Auch Andi akzeptierte es nun so, wo er den 9 mag Stern auf der anderen Seite der Galaxie auch sah. Die Galaxie selbst beschrieb Andi als einen "Hauch von Nichts".
Ich sah ein wenig bei Andis Foto Ergebnissen zu, dann ging ich wieder ans Okular an meinem C8 ran. Ich hatte da wohl einen guten Moment, weil, aus dem Augenwinkel schnappte ich nun den Spiralarm auf, in dem die Supernova zu finden ist. Der Spiralarm kam von rechts rein, das passt so, wir haben durch den Einsatz eines Zenitspiegels ja ein seitenverkehrtes Bild. Nun, als ich die Richtung des Spiralarms hatte, wusste ich auch wo die HII Region NGC 5461 sein sollte, im Feld links direkt neben der Supernova. Ich klemmte mich indirekt dran, und zack, war da auch ein schwaches, nebeliges Bemmerl, etwas länglich! Also besser kann man die Position der Supernova nicht bestätigen. Andi schaffte es letztlich auch, diese HII Region zu sehen.
Damit steht fest, auch beim ersten Versuch war es die Supernova, nicht irgend ein anderer Stern.
Das Bild entlehnt aus Stellarium, auf Grauwerte
umgesetzt und so geschwächt, dass es ähnlich dessen hinkommt,
was wir gesehen haben. Die SN habe ich hier manuell "eingepflanzt".
Freilich, solch ein Vergleich hinkt, das Auge nimmt es so nicht wahr.
Was hin kommt: Zwei markante Sterne: Der 9 mag Stern unten im
Feld, viel weiter weg vom Zentrum der Galaxie, und oberhalb der Galaxie
die Supernova, links direkt neben der SN die HII Region NGC 5461. Das
Zentrum der Galaxie und die innersten Windungen der Spiralarme
löst das Auge bei extrem schwachem Licht so nicht auf, man nimmt
nur ein vage Aufhellung wahr mit einer nicht wirklich auffallenden
zentralen "Verdichtung". Sonst nur ein paar schwache Sterne im Feld
versprenkelt. Man bedenke, Halbmond Himmel. Die Orientierung und Spiegelung entspricht dem Okularanblick. Westen ist unten, Osten ist oben.
Andi hat auch noch auf M101 drauf gehalten, insgesamt 9 Aufnahmen zu je 60 Sekunden. Ich habe das Bild eben so gedreht und gespiegelt, dass es der Orientierung im Okular unserer Beobachtung gleich kommt.
9 x 1 Minute, C8 @ f/6. Der 9 mag Stern ist in
diesem Ausschnitt nicht dabei, sonst die Orientierung und Spiegelung
wie im Okularanblick. Die Supernova ist hier echt.
Foto: Andreas Berthold
Ein Blick zum Himmel: Die ärgste Himmelsaufhellung durch den Mond endete irgendwo beim Kasten der Großen Wagens, bei der Deichsel hinten und knapp jenseits, war es deutlich dunkler. Jedenfalls, ich habe mit Glück etwas mehr von der Galaxie erhascht, und das war schon großartig für sich. Die Bestätigung der Beobachtung der Supernova 2023ixf ist gelungen, somit ist die Diskussion beendet.
Howdii