Am 21. Mai bekam ich von Andi einen Nachricht, es gäbe eine Supernova in M101. Wir hätten gedacht, dass wir auch als baldigst die Supernova fotografieren könnten, ein schöner Tag, Neumondzeit, der Verdacht auf eine klare Nacht lag nahe. Na was, bildeten sich im östlichen Nachbarland Gewitterzellen, und die Restwolken zogen zu uns herein. Wir hatten schon aufgebaut, es hat einfach immer mehr zu gezogen, dass wir letztlich aufgegeben haben. Andi war schon wieder daheim. Er rief mich noch einmal an, bei ihm sei der Himmel nun klar. Ich sauste sofort hinaus, es hatte auch hier aufgeklart, nur mehr wenige Restwolken waren zu sehen. Es war aber nun schon zu spät um neu anzufangen. Und genau so wiederholte es sich nochmals. Bis wir wirklich eine sichere Chance sahen, wurde es der 25. Mai, da wollten wir in meiner Sternwarte angreifen.
Ich ging deshalb schon bald nach 20 Uhr hinaus, das Dach der Sternwarte öffnen, den Newton justieren, und den Tubus zu belüften. Andi kam bald nach 21 Uhr. Alles sah soweit gut aus. Da wir Zeit genug hatten, könnten wir in Ruhe neue Darks ziehen. Als wir Sterne zum Fokussieren hatten, wurden auch neue Flats gezogen, die sind ja recht schnell durch. Derweilen stand die knapp 6 Tage alte "dicke" Mondsichel noch recht hoch am Westhimmel.
Nach einem Plate-Solving an Benetnasch (korrekt wäre heute Alkaid für η UMa) war M101 das Ziel. Die Gegengewichtsstange der Montierungng stand schon sehr nahe der Waagrechten, also viel wird man da nimmer durchbringen. Ein erster 30 Sekunden Schuss, und: da hamma's schon: da ist die Supernova! Auch genug von der Galaxie drauf, um die Lage sicher bestätigen zu können. Eigentlich fertig, oder? Nicht wirklich, wir wollten schon ein halbwegs durch belichtetes Bild haben.
Also erst mal abwarten, bis die Montierung mit "Piep" den Meridian erreicht. Nun einen Moment warten, bis M101 definitiv den Meridian überquert hat, damit die Montierung umschlagen kann, von der anderen Seite drauf zu fahren. Wir waren aber vorsichtig genug, die Montierung zuerst nochmals auf Alkaid zu schicken zwecks Plate-Soving, dann erst zur Galaxie, das Stückerl weit, wird's dann schon ziemlich mittig drauf sein.
Jetzt sollten wir noch den Guider anwerfen, dann könnte es los gehen mit einer Belichtungsreihe. Also erst mal alles an Equipment verbinden, dann eine erste Belichtung mit der Guiderkamera, und los mit dem Kalibrieren. Weit sind wir nicht gekommen, der Stern hätte sich in RA zu wenig bewegt. Hm ja, wir sind auf 54° Deklination, dort muss man schon ein Weilchen die RA Achse drehen, bis sich was tut. Also versuchten wir erst mal, den "Pixel pro Sekunde" Wert für die Kalibrierung zu erhöhen: kein Erfolg. Dann sahen wir, da kann man auch die Deklination des Objekts eingeben, damit sollte es der Algorithmus eigentlich schaffen. Leider, wieder nur eine Fehlermeldung. Es schien mir, die ganzen Eingaben würden gar nicht angenommen.
Viel Zeit ist drauf gegangen, mit Suche nach wo könnte man noch etwas einstellen, ich bin extra ins Haus gelaufen um nachzulesen. Als ich wieder in die Sternwarte kam, zeigte mir Andi auf seinem Smartphone das Satbild, man sah, dass von Osten auf einmal Wolken, die sich quasi aus dem Nichts gebildet hatten, herein rückten.
Jetzt war Eile angesagt. Andi meinte, er probiert's einfach. Er zog ein Bild zu 60 Sekunden. Runde, feine Sterne. Also warf Andi einfach den SharpCap Live Stacker an. Die Wolken waren alsbald auch höher am Himmel sichtbar, die dichtesten zogen südlich vorbei, unser Zielgebiet blieb augenscheinlich verschont. Irgendwann sah man an den Aufnahmen, dass die Sterne weicher wurden. Da haben wir dann auch abgebrochen. Es waren, wie sich nachher laut Satbild gezeigt hat, dünnste Wolkenschleier, die sieht man gar nicht so leicht, man meint vielleicht es sei Dunst. Egal wie, 40 Aufnahmen zu je 60 Sekunden im Kasten, ein einziges Bild hat der SharpCap Live Stacker aussortiert. Und alles ohne Guiding - nehmen wir mit Handkuss!
M101 mit der
Supernova 2023ixf.
8"
f/5 Fotonewton auf der iOptron CEM120, ZWO ASI 2600 MC-Pro, 40x 1
Minute, ohne Guiding
Die Supernova ist der hellste Stern auf der Galaxie, im östlichen (linken) Spiralarm, knapp rechts unterhalb der (rötlichen) HII Region NGC 5461. Weiter links oben in diesem Spiralarm findet man einen weiteren Knoten (blau), diese HII Region trägt die Bezeichnung NGC 5462. Gegen den linken Bildrand zu, etwas oberhalb der Mitte befindet sich ein auffällig hellblaues Ding, das ist NGC 5471, ebenfalls eine aktive HII Region, die übrigens, extra bearbeitet, in voller Auflösung, einige "Subknoten" zeigt. Freilich, für M101 ist eine Gesamtbelichtungszeit von 40 Minuten dürftig, und der zur Belichtungszeit knapp 20° hoch stehende Mond hellte den Himmel auch noch auf. Unsere "Ernte", allemal ausreichend, um die Galaxie gut genug zu sehen und die Lage der Supernova eindeutig feststellen zu können.
Die Supernova 2023ixf, Typ II, wurde am 19. Mai 2023 von Koichi Itagaki entdeckt. Wie es so ist um dieses Jahreszeit, wurde M101 schon einige Tage vorher von diversen Amateuren fotografiert, wo die Supernova bereits zu sehen war, aber nur sehr schwach (etwa 15 bis 16 mag), und daher wurde sie wohl "übersehen". Für den 25. Mai haben wir V-Helligkeitsangaben gefunden, wir liegen da bei 11.2 bis 11.3 mag.
Die nächste klare Nacht bekamen wir am 27. Mai. Es ging darum, das Goto Set an Andis EQ5 neu zu testen, das Dec Problem sollte nach Reparatur behoben sein. Das wollten wir sehen, ob es denn wirklich so sei. Und freilich, wir wollten die Supernova auch visuell beobachten. Deswegen regte ich an, dass Andi sein C8 auf die Montierung nimmt, und nicht das C6. Ich hätte schon fast überlegt, selbst die CEM60 raus zu stellen und das C11 drauf zu tun - Halbmond, immerhin, ganz knapp vor dem Ersten Viertel.
Eigentlich war geplant, wir machen etwas bei Andi in Ladendorf, aber ja, der Wind aus NNO war halt ein Thema. Bei mir hat man ein bisserl Windschutz. Der Wind nahm ab, als Andi bei mir ankam, meinte er, bei ihm daheim wäre gar kein Wind mehr zu spüren gewesen, hier gab es ein wenig Wind. Das sollte aber nicht wirklich stören.
Also erst mal ein Stern Alignment. An dem noch hellen Dämmerungshimmel sah man gerade Mond, Venus, und Capella. Dann halt Capella, weil wir auf der Westseite bleiben wollten. Andi blätterte die Alignment Sternliste durch, lauter Eigennamen von Sternen, mit denen man kaum bis nichts anfängt, wo ist Capella? Endlich doch gefunden.
Aber, der Sucher halt nicht aufs C8 justiert, das Teleskop auf irgendwas fokussiert, so wird es schwierig. Mein Rat an Andi: "Nicke" dieses Alignment mal ab, und fahr den Mond an, der ist groß und hell genug, den wird man finden und auch scharf stellen können. Sucher justieren und das Teleskop scharf stellen, das war nun erledigt.
Ein neues Stern Alignment war angesagt, wir wollten nun auf Dubhe Wo ist der wieder in der Liste... Ich sagte Andi, man könne auch die Sterne nach Bayer Bezeichnung einstellen. Gesagt, getan. Dann blätterte Andi die Liste durch, gab es einen Stern mit UMa hinten dran. Was ist das für ein Zeichen, fragte Andi. Gibt's denn so was, das waren keine griechischen Kleinbuchstaben, es waren chinesche Schriftzeichen! Unbrauchbar das Zeug. Also ich stelle doch wieder um auf die Eigennamen der Sterne, das kleinere Übel, und die Sprache auch wieder auf Englisch. Weil, mit Deutsch kenn man sich auf einmal nicht mehr aus was was sein soll, die Übersetzung entsprang wohl einer KI, dansch schaut's aus. Am Ende gelang es doch, die Montierung für's Alignment auf Dubhe zu schicken.
Das neue Stern Alignment war nun kein Problem. Andi hatte ein 30 mm Okular dran, und meinte, die Dec Achse liefe jetzt problemlos beim Richtungswechsel. Ich war skeptisch, und wollte höhere Vergrößerung. Andi steckte das Baader Microguide an den Zenitspiegel dran. Ich sah es mir an, das sah soweit gut aus, sollte passen.
Nächster Schritt, Kamera ans Teleskop. Kamera verkabeln, da fehlte auf einmal ein Kabel für den USB Stecker an der Kamera. Andi meinte, es müsste eines bei meiner Canon 1000D dabei sein, war aber nicht. Dort fand ich nur meine USB Verlängerung. So flitzte ich ins Haus. Erstes Kabel, das mir in die Hände fiel, passte nicht, das zweite wohl, es war dies das Kabel für meine alte Sony DSC V1. Um den Stern auch im Bild exakt zu zentrieren, musste man sowieso beide Achsen verfahren und man fährt vielleicht auch gleich ein Stückerl zu weit, hat dann einen Richtungswechsel. Aber auch da sah alles gut aus, die Dec Achse zeigte ein normales Verhalten.
Weiter ging es mit einem Guiding Test. Kalibrieren mit PHD2 verlief hier problemlos. Ha? Wir sind doch hier in ähnlich hoher Deklination, was zum Kuckuck war da am 25. los in meiner Sternwarte?
Der Guiding Versuch, wir standen noch immer auf dem Alignment Stern Dubhe, verlief unauffällig, zumindest was die Dec Achse betrifft. In RA mussten wir die Aggressivität deutlich zurücknehmen, das ist aber in dieser hohen Deklination kein Wunder. Natürlich, kaum will man fotografieren, legt der Wind zu. Ein paar heftigere Böen hatte der Guider zu parieren, aber was, die Sterne waren ok. Die Wahrheit zeigt halt nicht der Guider Graph, sondern das Bild. Jedenfalls, die Dec Achse ließ sich nun problemlos vom Guider beherrschen.
So, jetzt zur M101, ich schnappte mir die Handbox und gab die Objektnummer ein. Das Teleskop fuhr ein Stückerl, und wir waren da. Andi zog ein erstes Bild, genau mitten drauf auf dem Fotofeld. Der Guider wurde wieder angeworfen, und es folgte eine längere Belichtung. Die Galaxie war soweit erkennbar drauf, dass wir die Supernova auch verorten konnten. Der Wind hatte weiter zugelegt, also noch etwas heftigere Böen. Das war halt dann doch zu viel, in voller Auflösung waren die Sterne etwas deformiert.
Lassen wir das, Kamera weg, Okular dran. Ich nahm mal das 17.5 mm Morpheus zur Hand. Da fiel mir gleich ein relativ heller Stern im Okular auf. Weiter unten im Feld, auf etwa 7 Uhr Position verortete ich ein schwaches Nebelfleckerl, das sollte das Zentrum der Galaxie sein. Andi war skeptisch, der Stern war ihm zu hell, das Zentrum der Galaxie zu weit weg. Also holte ich schnell noch meinen anderen Okularkoffer, das 22 mm Panoptic musste her. Nun, etwas kompakter dargestellt, das Zentrum der Galaxie war etwas deutlicher auszunehmen, und ich sah mir auch das Umfeld der Galaxie ein bisserl an, für mich gab es keinen Zweifel. Der Abstand der vermuteten Supernova war durchaus ok, und die Supernova ist halt der hellste Stern auf der Fläche der Galaxie, von den schwächeren sah man einige. Die Supernova war visuell gar nicht schwierig, vielmehr, etwas von der Galaxie überhaupt zu sehen. Der Himmel war doch ein wenig dunstig, obwohl, gerade bei uns, das zeigte das IR Satbild, sich kein ausgeprägtes Dunstfeld ausbildete. Der Mond stand zur Zeit unserer Beobachtung hinter einem Baum in der Nachbarschaft, das war angenehm, weil wir ja sonst noch direkt gegen den Mond da gesessen wären. Allerdings war der Mond, schon tiefer am Westhimmel, etwas gelblich gefärbt, also doch auch Dunst..
Als Andi seine Sachen einpackte, hatte er auf einmal ein passendes Anschlusskabel für die Kamera in der Hand. Hm ja, gerufen hat es nicht, als es gefragt gewesen wäre. Was nebenbei zu bemerken war: kaum waren wir fertig, ließ auch der Wind nach.
Howdii