Nach der klaren Nacht begann der Tag mit wolkenlosem Himmel. Es bildeten sich gegen Mittag einige kleinere Quellwolken. Von Westen rückten Wolken näher, aber langsam, sehr langsam, die Wolkenfront kam nicht sehr voran. Damit sollte zumindest der Beginn der Nacht noch sternklar verlaufen. Andi rief an, und wir vereinbarten, wir fahren raus, wir sehen uns am Beobachtungsplatz auf dem Höhenrücken östlich von Niederleis.
Als ich gegen 20:30 MESZ ankam, war Andi schon dort, aber mehr als sein Campingtisch stand noch nicht da. Es war noch mild, vielleicht 17°C, aber es gab leichten Wind aus Ost, der mich doch recht schnell zur dickeren Jacke greifen ließ. Ich hatte mein Auto so positioniert, dass ich daneben im Windschatten aufbauen könnte. Beim Aufbau selbst spürte ich dort nichts vom Wind.
Ich hatte das C8 aus den späten 80er Jahren mit, als Montierung diente die alte iOptron ieq45 auf dem Baader Hartholzstativ. Andi hatte sein etwas jüngeres C8 mit, auf der EQ5 Goto. Was ich an Okularen einsetzen wollte, außer meinen alten TeleVue Panoptic, die Baader Morpheus.
Die heranrückenden Wolken, die im Westen schon höher standen, zeigten zum Teil Auflösungstendenz, speziell ein dünner Wolkenstreifen, der es bis ins Mostviertel geschafft hatte. Die dichteren Wolken waren tief am Horizont zu sehen. In der Dämmerung waren Venus und die fast drei Tage alte Mondsichel zu sehen, der Mond mit deutlichem Erdlicht. Nach und nach kamen die ersten Sterne heraus. Erst Sirius, später auch Beteigeuze. Andi machte mich darauf aufmerksam, dass dieser Stern nun wieder seine maximale "Kataloghelligkeit" hätte. Tatsache, sehr hell.
Venus, Mondsichel mit Erdlicht, die Pleiaden,
rechts unterhalb des Mondes, sind schwach drauf. Gesehen habe ich sie
nicht, bei dem -7 mag "Scheinwerfer" nebenan.
Foto: Andreas Berthold
Orion in der späten Abenddämmerung
Foto: Andreas Berthold
Noch immer hing ein Dämmerungsrest tief am Westnordwest Himmel. Es zieht sich schon, die Sonne hat den Himmelsäquator längst überschritten. Mein Teleskop stand schon längst bereit, ich hatte bereits den Alignment Stern Denebola im Okular. Einziges Problem: Der Wind hatte von Ost auf Nord gedreht, nun saß ich erst recht genau im Wind beim Beobachten. Es blieb allerdings relativ mild, so war es auszuhalten, obwohl ich nicht besonders warm bekleidet war.
Es war etwa 20:45 MESZ, als ich mein Teleskop auf die Galaxie M95 dirigierte. Dort würde der Himmel kaum noch dunkler werden. Also schauen wir mal, was geht? Das helle Zentrum hatte ich gleich auf den ersten Blick, dann kam vage der Balken und der innere Ring. Sogar etwas mehr als erhofft.
Nur ein Stückerl weiter, M96. Hier zeigte sich eine etwas ovale Scheibe mit einem helleren Zentrum, da dran aber eine etwas dunklerer Einschnitt. Auch hier war ich etwas erstaunt, so viel erhascht zu haben. Bei beiden Galaxien war ich mit knapp 120x drauf.
Andi wollte noch auf den Westhimmel, und zeigte mir NGC 2392, den Eskimo Nebel. Der Zentralstern mit einer schwächeren Hülle war zu sehen.
Mein nächstes Ziel war das "Leo Triplet". M65 nahm ich bei 145x, besser als bei knapp 120x. Ein sehr schwaches, schlankes Oval mit einem "schräg" dazu erscheinenden helleren Zentrum. M66 nicht viel besser, das hellere Zentrum, und mit etwas Mühe die typische Gestalt der Spiralarme. Nebenbei spießte ich noch schwache Sterne auf, so um die 15 mag. Die gleiche Vergrößerung war für NGC 3628 zu viel. Ich stieg zurück auf knapp 120x. Dennoch nur schwach, aber groß im Okular, das Staubband andeutungsweise sichtbar. Klar, der doch vom Mond etwas aufgehellte Himmel forderte seinen Tribut. Das Leo Triplet sollte in einem gediegenen Achtzöller doch etwas besser kommen.
In Andis C8 gab es die Galaxie NGC 2903 zu sehen. Zu sehen war der relativ große Kernbereich, mit Ansätzen der zwei abgehenden Spiralarmen.
Nächste Station für mich: M51, Zenitraum, da war der Himmel noch am besten. Erster Eindruck bei etwa 145x, die zwei hellen Kerne. Welcher ist welcher? Das offenbarte sich nach einiger Zeit am Okular, und dann hatte ich indirekt auch die Spiralarme von M51, einige schwache Sterne drin zum perfekten Fokussieren. Auch die charakteristische Form von NGC 5195 kam nun. Viel mehr gibt ein Achtzöller kaum her, sicher etwas besser definiert unter dunklerem Himmel.
M101, bei gleicher Vergrößerung war deutlich zu viel. Ich stieg auf knapp 120x zurück. Immer noch schwierig. Das Zentrum der Galaxie mit etwas "Nebel", ein "Haxen" war angedeutet, und ein paar "freifliegende" Knoten brachte ich zusammen. Vielleicht hätte ich mit der Vergrößerung noch runter gehen sollen. Jaja, 10" Öffnung dazu, dann wird's auf alle Fälle besser.
Mittlerweile hatte sich der nun schon tief stehende Mond in den Wolkenschleier am Horizont verfangen. Damit wurde der Himmel auch etwas dunkler.
M94 war das nächste Objekt auf meiner Liste. Es ist eine face-on Spirale. Zu sehen war bei 145x ein helles Zentrum als Scheibe, etwas größer, eine schwächere ovale Scheibe rundherum, an einer Stelle der Rand der Zentralscheibe etwas ausgefranst. Generell gibt es außen, mit etwas Abstand zur Scheibe einen schwachen Ring. Von diesem erhaschte ich aus dem Augenwinkel heraus einen fast Viertelbogen, die hellste Stelle des Ringes. Insgesamt war mehr zu sehen als erhofft.
M64 sollte nicht fehlen. Bei gleicher Vergrößerung wie vorhin, war die Staubstruktur als pechschwarzer Bogen unter dem Zentrum zu entdecken. Das hat nicht nur mich beeindruckt, auch Andi war sehr angetan davon.
NGC 4559, die "Koi Fish Galaxy", nahm ich erst bei 145x. Zu viel, ich musste auf knapp 120x zurück steigen. Dennoch recht schwach, nur der hellere Teil war indirekt da, der dünn auslaufende "Schwanz" war nicht zu wollen. Auch hier. vielleicht hätte eine etwas niedrigere Vergrößerung noch etwas gebracht.
NGC 4631, die "Whale Galaxy", war bei 145x zu groß im Feld, und zu schwach. Mit fast 120x besser, immer noch sehr groß im Okular, und erschien strukturiert. Mit etwas Mühe konnte ich auch NGC 4627 als äußerst schwachen Nebeltupf erkennen.
NGC 4656/57, gemeinhin als "Hockey Stick Galaxy" bekannt. Hier war ich erst bei knapp 120x drauf. Am hellen Ende, wo der "Knick" ist, das war recht gut definiert, die Galaxie selbst, vor allem der schwächere Teil kam besser bei knapp 100x. Sieh mal einer an, endlich habe ich auch zu einer etwas niedrigeren Vergrößerung gefunden...
Der Mond war mittlerweile im Untergang begriffen, so wurde der Himmel noch mal dunkler. Das war schon deutlich merkbar.
NGC 4565, die "Needle Galaxy", war bei knapp 120x am besten zu sehen. Ein schwaches Sterndl in der Nähe des Bulge war sehr hilfreich zum perfekten Fokussieren. Das Staubband war zumindest im Bereich des Bulge deutlich zu sehen. Wie weit die Spiralarme hinaus reichten, war auf einen Blick gar nicht zu erfassen. Ich habe schlicht mal auf der einen Seite und dann auf der anderen Seite geschaut, und gestaunt, wie weit ich die "Ausläufer" verfolgen konnte. Insgesamt ein Riesenapparat im Okular, beeindruckend!
Ein "Nüsschen" muss schon auch dabei sein. Hickson 61, ein Galaxien Quartett, bestehend aus NGC 4169, NGC 4173, NGC 4174, NGC 4175. NGC 4173 ist ein Vordergrund Objekt, die anderen drei sind viel, viel weiter entfernt.
Ich war bei knapp 120x drauf. NGC 4169 ist die hellste Galaxie, und
erregte sofort meine Aufmerksamkeit. Nach etwas "Einschauen" auf das
Feld kam ich zu der Erkenntnis, die sind alle dicht beieinander, in der
Bildmitte. Die nächst helle Galaxie, NGC 4174, war auch eigentlich
leicht zu sehen, nicht so leicht zu identifizieren, wirkte fast
stellar. Man musste da schon gut aufpassen, dann kam ein bisserl
"Nebel". Auffälliger war hingegen NGC 4175. Und zwischendurch ist
mir auch der geisterhaft erscheinende "Lichtstreifen" von NGC 4773
aufgefallen, eigentlich die schwierigste der vier Galaxien. Die
Helligkeiten dieser Galaxien sind schon anspruchsvoller, von 12.2 mag
bis 13.4 mag. Sooo hart war's dann doch nicht, hat auch Andi befunden.
Damit hatte ich meine Liste durch, es war eh schon 23 Uhr MESZ geworden. Einen netten Abschluss hätte ich gerne. Ich hatte gleich mal an M3 gedacht, weil schon schön hoch am Himmel. Ein Blick zum Osthimmel, M13 sollte eigentlich auch schon aus der ärgsten Horizontaufhellung und Dunst heraußen sein. Also drauf mal mit der selben Vergrößerung wie vorhin. Und was, dieser Anblick hat mich jedes mal - Morpheus hat wieder hart zugeschlagen. Es liegt schon am Okular. Andi hatte M13 auch bei etwas höherer Vergrößerung in seinem C8, aber den Zauber draus machen schon die Morhpeus Okulare. M13 wirkt eben wie ein Kugelhaufen, dreidimensional, der Anblick ist einfach umwerfend.
M92, da "zündete" ich noch eine Stufe, und ging mit 170x drauf. So war M92 wirklich schön dargestellt.
Mit selber Vergrößerung nun auf M3. Ein Fest! Wunderschöne Abbildung!
Mit den paar "Kugelsternträumchen" war schnell eine halbe Stunde verplempert. Es war nun endgültig Zeit für's Einpacken. Erst noch hielt ich mit dem SQML in den Zenit hinauf. Die Werte sanken von einer Messung zur anderen, pendelten sich letztlich um 20.35 mag/arcsec2 ein. Das sollten solide 6 mag sein. Ein Blick zur Deichsel des Kleinen Wagens, da hatte ich einen 5.8 mag Stern sicher. Also das kommt schon hin. Was nur, wenn wir gleich so einen dunklen Himmel gehabt hätten. Etliches wäre eindrucksvoller zu sehen gewesen. Dennoch, was ich gesehen hatte, für ein altes C8 aller Ehren wert. Vor 30 Jahren hätte ich nie dran gedacht, dass ich einst da sitzen würde, mit einem C8, und sehr erbaut wäre über die gebotene Abbildung. Jaja, schon, die Morpheus tun schon auch ihres dazu.
Andi fuhr dann schon heim, ich ging mit Canis Maior noch ein gutes Stück den Weg entlang und dann wieder zurück zum Auto.
Kurios, das SQML zeigt nebenbei auch die Temperatur an. Es war 14°, bei jeder Messung. Bei der Abfahrt blickte ich erst weiter unten auf die Temperaturanzeige meines Autos, da waren es nur 10°. Andi hatte ähnliches bemerkt, oben auf dem Höhenrücken war es definitiv wärmer als weiter unten im Tal.
Howdii