Hier war nachmittags schon schönes Wetter, nur ein paar kleine Quellwolken. Von Osten, das sah man auf dem Satbild, rückten laufend Wolken heran, sie kamen aber nicht weiter, offenbar eine Luftmassengrenze, wo sie sich totliefen. Da es nach einer klaren Nacht aussah, rief ich Andi an, ob wir etwas tun sollten. Zum Beispiel sein C6 fertig justieren. Ich wollte nochmals den 80/400 Refraktor auf der Gskyer Mount aufstellen, und mit den Set Okularen schauen, was die taugen.
Gegen 20 Uhr MESZ war Andi bei mir. Wir bauten gleich auf, meine iOptron ieq45, um das C6 aufzusatteln.
In der Dämmerung sahen wir natürlich Venus, und auch die sehr schmale Mondsichel, die ging sich gerade noch über dem Dach des Nachbarhauses gegenüber aus.
Ich holte noch einen Akku aus dem Haus, und auch den kleinen Refraktor mitsamt Montierung, auch die Gskyer Set Okulare, ein 25mm, ein 10mm und ein 5mm. Andi meinte, als der das 25mm Okular sah, es sehe wie die "Silver Plössl" aus.
Das C6 dirigierte ich, sobald Capella sichtbar war, zwecks Alignment dort hin, dort blieb es auch lange so stehen.
Als es so weit dunkel wurde, dass man im kleinen 80er Refraktor auch Sterne sehen konnte, holte ich mir mit den Feintrieben der Montierung ein Sternfeld in der Polgegend rein, das war genug. Mit dem 25mm hat man seine liebe Not, das Auge schwebt sehr in der Luft, die Augendistanz ist groß genug, um mit Brille beobachten zu können. Man könnte sich als Beobachter ohne Brille vielleicht mit einer Kartonhülle helfen, damit das Auge eine Anhalt findet, wie weit man weg gehen muss. Geht man näher dran, blinkt das Feld schwarz aus. Ich erinnere mich noch an die Worte der Kundin, dass sie mit diesem Okular nichts sehe. Das kann ich nun verstehen. Aber, die Sterne in diesem Okular randscharf,zumindest mit den gegebenen schwachen Feldsternen, obwohl der 80/400 Refraktor sicher eine hohe Bildfeldwölbung mitbringt.
Nun ein Gegencheck mit einem Skwatcher 20mm WAP - das macht vom Feld her gleich einen anderen Eindruck, und man kann hier die Augenmuschel einstellen, dass man einen angenehmen Einblick hat mit der richtigen Augendistanz. Randscharf war auch dieses Okular.
Mit dem 10mm Okular ist es besser, man findet leichter die richtige Einblickdistanz, und: die Sterne sind bis zum Rand scharf. Mit dem 5mm muss man schon richtig ran ans Okular,man pickt mit dem Auge schon recht auf der Linse. Ebenfalls randscharfe Abbildung.
Also, so schlecht sind die Dinger gar nicht, es handelt sich offenbar wirklich um Plössl Okulare. Eines muss ich sagen: mir hat das Skywatcher 25mm, ein überzogenes Optik Konzept, ein dreilinsiges RKE auf "Wide Angle" gebürstet, das man ja auch bei größeren Dobson Teleskopen "nachgeschmissen" bekommt, nicht mal an einem 80/900 oder 90/900 Refraktor gefallen, an einem 114/500 Newton war's gar eine Katastrophe, und so ähnlich wäre es mit dem 80/400 Refraktor zu erwarten gewesen.
Andi fotografierte nebenbei, die Kamera mit dem 70-300 Tele auf einem Fotostativ, wieder den Mira-Typ Veränderlichen R Leonis. Es war gleich auf dem Kamera Monitor sofort erkennbar, R Leonis hat deutlich an Helligkeit zugelegt.
R Leonis, der rötliche Stern oberhalb der
Bildmitte. Andi hat für ein paar Vergleichssterne AAVSO
Helligkeiten eingetragen.
Foto: Andreas Berthold
Nun wollte ich erst mal per Okular die Justierung des C6 checken. Ich war erstaunt, noch viel Tubusthermik vorzufinden. So gut ich konnte, es ersehen konnte, justierte ich etwas nach, nur zwei winzige, kaum merkbare Drehungen an einer der Justierschrauben. Andi montierte seine Kamera, und klappte den Bildschirm aus. Hier, in hoher Vergrößerung, checkte ich nochmals, da sah man noch immer eine kleine Abweichung. Um der Thermik zu entkommen, defokussierte ich extrafokal sehr stark. Es waren kleinste Korrekturen an zwei Schrauben notwendig, dann sah es wirklich gut aus, die "Thermik Beule" war nur marginal merkbar, störte die Beurteilung der Justierung nicht. Jetzt sollte es passen.
Ich fragte Andi, ob er vielleicht noch ein Testfoto schießen wollte. Andi drückte gleich mal auf Capella ab. Die Sternhaufen im Fuhrmann, M37 oder M38 waren nicht möglich, von einem Baum in der Nachbarschaft verstellt, M35 war noch möglich, also dirigierten wir die Montierung da hin. Auf dem Kameradisplay sah es gar nicht so schlecht aus. Heruntergeladen, war Andi enttäuscht. Gruselsterne, sagte er. Ich bat dennoch, mir das Bild zu schicken. Analysieren, was los ist, ist immer gut. Es war wirklich noch starke Thermik im Tubus vorhanden. Merkbar an roten und blauen Ränder der Sterne, eine ordentliche Dispersion. Und wenn man so einen starken Warmluftkeil vor dem Spiegel hat, darf man sich über verwischte und unscharf wirkende Sterne nicht wundern, noch dazu nimmt die Unschärfe nicht nur wegen der Koma der Optik zu gegen den Rand, dort wo die meiste warme Luft für das Licht zu durchqueren ist, schaut es nochmal unschärfer aus, wirkt wie eine Feld Schieflage, die Unschärfe nimmt nach links oben zu, genau in die Richtung der Farbdispersion.
Dazu kommt, dass wir die ieq45 nicht mit der Kamera balanciert hatten. Das mag diese Montierung gar nicht, und wir haben doch ein "Tele" mit 1500mm Brennweite drauf. Dass dann keine 5 Sekunden ohne Trackingfehler klappen, ist mir klar. Ich habe versucht, zu kaschieren was geht, zumindest den Trackingfehler und die Farbdispersion im Bereich des Sternhaufens. Man merkt dennoch die zunehmende Unschärfe nach links oben zu im Bild. Ein Beispiel, was Tubusthermik, was ein Warmluftkeil vor dem Hauptspiegel anrichten kann. Koma und Bildfeldwölbung sind natürlich vorhanden, wir hatten keinen Korrektor dran.
Das 5 Sekunden "Gruselbild" vom Sternhaufen M35, sicher etwas bearbeitet, mit voller Brennweite des C6, ohne Reducer. Nun ja, man lernt was draus.
Hier ein paar Sterne aus dem Originalfoto, wo die
Farbdispersion durch die Tubusthermik erkennbar ist. Die Elongation der
Sterne ist Hauptsächlich durch einen Trackingfehler entstanden.
Dieser Ausschnitt ist deutlich vergrößert, 4x der vollen Auflösung
Capella mit Lichtausbruch durch die Tubusthermik
Dieser Ausschnitt in voller Auflösung
Im Startest sieht man an diesem C6 keine Auffälligkeiten. Es ist auch kein Spiegelshifting vorhanden. Die visuelle Performance ist gut. Warum sollte man damit nicht fotografieren können? Der enge Durchlass des Hauptspiegel Blendrohres? Macht man halt auch Flats für die Bild Kalibrierung. Ratsam ist immer, ein Teleskop kühler zu lagern, vom warmen Zimmer raus ist nie eine gute Idee.
Howdii