Merkur, und Venus bei den Pleiaden

10. 4. 2023, Mistelbach

Am Ostermontag gab es gegen Abend nur ein paar Schleier am Himmel. Das Satbild zeigte, wir sind in einem Zwickel, Wolken von Osten hat es südlich von uns durch gedrückt, von Westen war eine Front im Anrollen. Zumindest der Anfang der Nacht sollte klar sein. Ich rief kurzerhand bei Andi an.

Andi meinte erst, er wird ein bissl raus wandern um unverstellten Westhimmel zu haben, er wolle Merkur, und Venus bei den Pleiaden fotografieren. Als er erfuhr, dass ich plante, den Hügel östlich von Mistelbach aufzusuchen, dort gibt es einen flachen Westhorizont, stimmte er ein, und wollte kommen. Wir vereinbarten uns für 20 Uhr MESZ.

Ich hatte vor, den 80/400 Refraktor auf der Gskyer EQ Mount nochmals zu testen, und zwar mit meinen Morpheus Okularen. Für den Transport zerlegte ich das Set schon. Also den Refraktor runter, die biegsamen Wellen und die Gegengewichtsstange abschrauben, die Montierung vom Stativ nehmen, die Stativbeine einfahren, so dass nichts beim Transport beschädigt werden könnte.

Ich war ein paar Minuten früher am Beobachtungsort, und gerade fertig mit dem Aufbau des Teleskops, bog Andi schon in den Güterweg ein. Er hatte nur ein Fotostativ mit Kamera und Zoom-Tele drauf, das ist sehr schnell hin gestellt.

Der 80/400 Achromat auf der Gskyer EQ Mount, hier in der Abenddämmerung.
Anmerkung: Der Refraktor steht "verkehrt" da, also zum Himmelspol geht's in die andere Richtung, so war es halt mehr fotogen.

Tief am Westhimmel zeigten sich schon die Wolken der heranrollenden Front, aber nicht mal noch fünf Grad hoch. Das würde sich schon ausgehen, schätzte ich.

Venus war natürlich schon ein Knaller, und in der beginnenden blauen Stunde waren die Pleiaden nahe der Venus auch schon erkennbar. Ohne diesen Scheinwerfer dort hätte man sie wohl leichter wahrnehmen können. Merkur zierte sich. Andi meinte, er solle 0 mag haben, aber ja, am hellen Dämmerungshimmel, und dort war es noch hell, ist das wenig.

Derweilen war die Venus mein erstes Ziel im 80/400 Refraktor. Bei 23x die Phase nicht wirklich gut zu sehen, und Venus ist halt hell genug, damit sie den Farbfehler des Refraktors weckt.

Es sollte bis 20:30 MESZ dauern, da war dann Merkur zweifelsfrei mit freiem Auge gut zu sehen, mit etwas Abstand zu den Wolken tief am Horizont. Ich hielt nun auch mit dem 80/400 Refraktor drauf, aber mehr als ein Lichtpunkt ist bei 23x halt auch nicht zu sehen.

Merkur am 10. 4. 2023 um 20:33 MESZ, Canon EOS 600D mit 70-300 Zoom-Tele, F=70mm, 1 sec, ISO 400
Foto: Andreas Berthold

Merkur wurde bald wieder schwächer, je tiefer er in den Horizontdunst eintauchte.

Nun war es deutlich dunkler geworden. Ich richtete den 80/400 Refraktor auf die Pleiaden, mit dem Morpheus 17.5 Okular dran. Bei 23x waren die Pleiaden schön eingerahmt.

10. 4. 2023, 20:56 MESZ. Venus bei den Pleiaden. Canon EOS 600D mit 70-300 Zoom-Tele, F=168mm, 1.6 sec, ISO 3200
Foto: Andreas Berthold

Nun wollte ich M35 angeln. Ich hatte meine liebe Not mit diesem Gskyer 6x30 Sucher. Mit Brille scharfgestellt, komme ich nicht nah genug ran, sehe nur ein sehr kleines Feld. Ohne Brille halt unscharf. Andi musste aushelfen, freilich war der Sternhaufen auch im 6x30 Sucher schon erkennbar.

Nun zog ich nach und nach die Vergrößerung an, alle Morpheus Okulare, das ganze Set kam dran. Was kann man sagen, mit dem 9 mm Morpheus, bei 44x, war der Sternhaufen wunderschön dargestellt. Auch mit dem 6.5 mm Morpheus (61x) waren die Sterne noch fein. Und da hat man auch noch gut fokussieren können, ohne zu viel Gewackel. Mit dem 4.5 mm Morpheus, das ergibt 89x, das ist schon ein bissl zu viel gewollt. Der Fokussiertrieb zu streng, Gewackel beim Fokussieren, man hat Mühe den perfekten Schärfepunkt zu treffen, und die Sterne zeigten sich in einem milden kleinen Lichthof. Da schlägt wohl der Farbfehler doch schon zu.

Damit wusste ich, was nun mit diesem Refraktor geht, und was man nicht mehr machen sollte. Prinzip bedingt ist es ein Widefield Teleskop, somit wird man sowieso kaum die höheren Vergrößerungen suchen.

Während ich noch mit M35 und den Morpheus Okularen beschäftigt war, hielt Andi auf R Leonis an. R Leo ist ein Veränderlicher des Mira Typs, der gerade in seine helle Phase geht.

Canon EOS 600D mit 70-300 Zoom-Tele, F=109mm, 1.6 sec, ISO 3200. Foto: Andreas Berthold

R Leonis am 10. 4. 2023. R Leo ist der rötliche Stern in der Bildmitte. Etwa 7.7 mag (vergleichbar mit dem nächsten Stern direkt darunter), im Aufstieg der Helligkeit.
Der nächst helle Stern darüber ist 19 Leo, rechts oberhalb davon, der leicht gelbliche Stern 18 Leo. Unten rechts im Bild, der helle Stern ist ο Leo (Subra).

Andi half mir beim Abbau mit Licht, damit ich auch die Okulare richtig einsortieren konnte. Er fuhr dann schon heim. Ich ging noch mit Canis Maior auf dem Güterweg entlang, und musterte dabei den Sternenhimmel. 5 mag geradeaus, mehr war's nicht. Aber dennoch, hat mich gefreut, Merkur wieder einmal zu sehen, eh schon bei abnehmender Helligkeit.

Howdii