Eine kleine "Schönwetterkatastrophe" kündigte sich an, und just, als der Mond begann, sich nach und nach vom Himmel der einbrechenden Nacht zurückzuziehen. Das war die Chance, den Komet C/2022 E3 (ZTF) nochmal beobachten zu können. Mit Andi habe ich schon telefoniert, dass wir was tun sollten. Um dem vielleicht lästigen Wind zu entkommen, planten wir, bei mir in der Einfahrt aufzubauen. In der Siedlung spürt man oft kaum etwas, wogegen der Wind auf freiem Feld ordentlich weht. Mir war klar, wenn ich klare, stabile Nachtstunden ohne Mond habe, werde ich ein Teleskop raus stellen. Welches, darauf hatte ich mich schon festgelegt.
Viel Zeit bis Mondaufgang gab es nicht. Für eine visuelle Beobachtung aber ausreichend. Andi kam rechtzeitig, damit wir um 18 Uhr bereits mit unseren Fernrohren da standen. Ich hatte meinen 5.7" f/6 Maksutov-Newton auf der iOptron ieq45, drunter das originale Stahlrohrstativ, in niedrigster Position. Andi hatte seine EQ5 mit Goto Set mit, aber kein Teleskop. Bei mir gibt's ja einiges, was man nehmen könnte. Liegt z.B. ein C6 herum, das schnappte sich Andi mal und setzte es auf seine Montierung.
Andi hatte die EQ5 erstmals mit dem Skywatcher Goto Set in Betrieb. Bei der Eingabe der Daten ist etwas schief gelaufen. Das Teleskop sollte Capella anfahren, zeigte aber grob wo anders hin. Darauf hin griff ich mir die Handbox, und ging alle Daten durch. Ups, da war für die geogr. Länge und Breite jeweils 48° 30' eingetragen. Kaum korrigiert, lief es auch gleich so wie erwartet, das Teleskop setzte sich tatsächlich Richtung Capella in Bewegung.
Zum Stern Alignment auf Capella hatte ich das 27mm Panoptic im Okularauszug meines Teleskops. Mit 32x gint es auch gleich weiter zum Komet. Was ich erkennen konnte: die Koma, V-förimig nach hinten, der "Kern" relativ sternförmig, ein schmaler Schweifansatz, indirekt, vor allem beim leichten Bewegen des Teleskops. Nun wechselte ich auf das 22 mm Panoptic. Bei 40x war dann die Form der Koma noch besser erkennbar. Ich griff in den Koffer mit den Morpheus Okularen, und steigerte die Vergrößerung auf 50x. Der "Kern" war jetzt nicht mehr sternförmig, sonder etwas diffuser. Eine Nummer höher geht noch, bei 62x erschien dann die Koma seitlich etwas asymmetrisch - der Ansatz des Staubschweifs?
Zwischendurch guckte ich auch bei Andi rein. Er hatte den Celestron Reducer am C6 vor dem Zenitspiegel dran. Die Abbildung war durchaus fein, gefiel Andi, auch mir. Der Komet war schön zu sehen. Was mir speziell aufgefallen ist: der Komet war noch recht flott unterwegs. Während der halben Stunde Beobachtungszeit veränderte sich seine Position zu den Umgebungssternen im Feld beträchtlich.
Es war kalt, -3° C und etwas windig, was die Kälte verschärfte. Deswegen begannen wir um 18:30 Uhr mit dem Abbau der Teleskope. Bis wir damit fertig waren, ging gerade der Mond blutrot gefärbt im Osten auf. Etwas Reif hatte sich auf den Autodächern gebildet, die Scheiben blieben klar, auch die Optiken, sogar die relativ ungeschützten Sucher. Dabei waren die Teleskope doch recht steil gegen den Himmel gerichtet.
Der Himmel präsentierte sich etwas besser als gestern, es würde auch etwas mehr Zeit bleiben bis Mondaufgang. Was durchaus auch merkbar ist, dass die Tageslänge zu nimmt. Bis wir fertig aufgebaut hatten, war es schon 18:15 Uhr. Ich hatte neuerlich den 5.7" Maksutov-Newton auf der iOptron ieq45. Andi nahm diesesmal meinen 102mm f/7 Triplet APO auf seine EQ5 Goto. Er wollte ein paar Fotos vom Kometen machen.
Für mich präsentierte sich der Komet so wie gestern auch. Die eingesetzten Vergrößerungen waren gleich wie am Vorabend. Was nun etwas deutlicher erkennbar war - die seitliche Asymmetrie in der Koma. Für mich war es zudem wieder ein Genuss, mit meinem alten, bewährten Teleskop zu schauen. Diese Performance überzeugt immer noch.
Andi hatte den ersten Versuch, diese Montierung über Planetariumsprogramm und EQMOD via ASCOM zu steuern. Da ist nicht gleich alles glatt gegangen. Es hat gedauert, durch Spinnerei der Software, durch Eigenfehler, bis Andi endlich zum Abdrücken gekommen ist. Ein paar Aufnahmen zu 30 Sekunden wurden es letztlich. Dabei war der "Kern" des Kometen ok, mehr Belichtungszeit hat er nicht vertragen, weil er dann schon etwas verzogen aussah. Was aber deutlich auch auf den Fotos zu sehen war, die seitliche Asymmetrie in der Koma, dort geht tatsächlich der Staubschweif ab.
Nicht unbedingt der Mondaufgang, der Merdian Übergang des Komet hat uns das Limit gegeben. Umschwenken mit allem Kabelwerk wollten wir nicht. Und als meine ieq45 mit Pieps stehen blieb, fuhr ich den Komet nochmals an, mit sogar einem besseren Beobachtungsergebnis, weil ich nun gegen den dunklen Nachbargarten schaute, zuvor war es doch gegen die helle Straße. Ich war ja doch sehr weit vorn in der Einfahrt positioniert, damit auch Andi seinen Aufbau sinnvoll unterbringen konnte.
Für diesen Abend hatte ich ein anderes Rohr im Plan. Andi rätselte etwas, als ich das Baader Hartholzstativ aufstellte. Alles klar, als ich mit meinem alten 100/800 APO in der Hand kam. Auch dieses Teleskop bekommt eigentlich zu wenig Sternenlicht ab. Andi hatte wie gestern den 102mm f/7 Triplet APO auf seiner EQ5. Der Himmel war noch ein bisserl besser als gestern, den 5 mag Stern im Kasten von UMi konnte ich leichter sehen, was gestern bzw. vorgestern etwas mühsamer war. Um 18:30 Uhr waren wir startklar.
Aus der gestrigen Misere hatten wir etwas gelernt, was die Inbetriebnahme der EQ5 via Software betrifft. Aber auch dieses mal lief nicht alles nach Plan. Wir hatten die Capella schon am Wickel, da war aber aus unerklärlichem Grund das Tracking der Montierung nicht eingeschalten. Und die Capella war daraufhin auch schnell wieder verloren. Auf den zweiten Anlauf gelang die Übung doch. So kam Andi noch zu einer Serie von Aufnahmen bis zum Meridian Übergang des Komet.
Der Komet C/2022 E3 - 102mm f/7 APO, 49x 30 Sekunden, Canon 600D, ISO 1600
Man sieht auf diesem Bild im Prinzip das, was ich auch visuell schon gesehen hatte. Links weg der schwache und dünne Gasschweif, nach links oben, dort ist die Koma seitlich asymmetrisch, geht der Staubschweif ab. Etwas "Lichtschein" um den Komet - vielleicht gab es Dunst oder dünnste Wolken, die wir vielleicht nicht bemerkt hatten. Es war der beste Himmel von diesen drei Tagen, aber es geht auch hier in der Stadt noch besser, das soll gesagt sein.
Was ich im 100/800 APO bei 52x zu sehen bekam, war durchaus erstaunlich - im Vergleich zu den Beobachtungen von gestern und vorgestern. Speziell nach dem Umschlagen des Teleskops, als ich nun auch gegen den dunklen Nachbargarten schauen konnte, war die Kontrastleistung beeindruckend. Respekt, was dieser Vierzöller kann!
Andi hat aus den 49 Aufnahmen auch eine Animation erstellt. Hier der Link auf youtube: Bewegung des Komet C/2022 E3 binnen 24 Minuten
Was ich generell noch zu diesen drei Abenden zu sagen habe: In der Dämmerung, dazu mussten wir aber schon auf die andere Straßenseite gehen, waren Jupiter und die strahlend helle Venus, als Abendstern, zu bewundern.
Wir standen am 10. Februar nochmals draußen, bei ziemlich bewölktem Himmel. Andi war mit EQMOD als ASCOM Server nicht sehr glücklich, er hatte eine neue Software gefunden: Green Swamp Server, kurz GSS. Das wollten wir mal ausprobieren. Glatt verlief's auch nicht. Diskrepanz zwischen der Stellung, in der GSS das Teleskop vermutete und der tatsächlichen. Irgendwann glaubte GSS, wir seien in Polstellung, da setzten wir halt das Teleskop händisch hin. Fertig. Nun lief es glatt. Was ich noch meinte: Wir haben doch die DSLR via APT am Wickel, und da gibt es doch einen Plate Solver. Wozu suchen wir Capella mühsam so wie einst? Also gut, sogar die Wolken hatten eine Einsicht, zu dieser Zeit lichteten sie sich im Zenitraum und nach Süden hin. Wir konnten Capella mittig auf dem Sensor Feld positionieren lassen, setzten einen Sync vie Planetariumsprogramm ab, und von da an wurden alle Ziele brav getroffen. Z.B. der Komet, oder auch M1. Also geht doch, und so will ich es sehen, nicht auf die Art, wie wir rumgekupfert hatten. Wer rastet, der rostet... Die Anlaufschwierigkeiten nach der Winterpause.
Howdii