Aus meinem letzten Bericht vom 19. Juli 2022 geht hervor, dass ich mit dem Kugelhaufen NGC 6144 nicht recht klar gekommen bin. Ob ich in diesem Jahr noch eine Beobachtung schaffen würde, war schon die Frage. Wie es sich ergibt, hatte ich einen Kundentermin. Es gab ein paar Sachen zu liefern, ein Mak zu inspizieren bzw. zu justieren. Und: Wenn schon, dort steht ein C14 auf meiner ehemaligen WAM 450 Montierung, eine klare Nacht, und ich könnte Nachschau halten. Der Mond, ja, fast Halbmond, und obwohl ein gutes Stück weit weg, hellte doch den Himmel auf, und war durch den flachen Dunst, der schon in der Dämmerung zu sehen war, etwas gelblich gefärbt.
Bevor es noch richtig dunkel war, ging ich an das Mak ran. Erst steckte ich direkt in den 2" Anschluss mein 2" Concenter. Da war das Loch in der Mitte und die Reflexion davon auseinander. Kann man das ausjustieren? Nicht wirklich. Ich ging an die Frontlinse ran, die ist aber nur mit vier Schrauben mit dem Tubus verschraubt. Eigentlich nichts justierbar. Nun nahm ich noch den 2"/1.25" Adapter und steckte das 1.25" Concenter in den 2" Anschluss. Ah, diese Diskrepanz von Mittenloch und Reflexion hatte sich "in Luft aufgelöst". Da war das 2" Concenter wohl irgendwo auf Anschlag und irgendwie schief, trotz Baader Clicklock Klemme. Zwischendurch hatte ich auch an den Hauptspiegelschrauben irgendwas geschraubt, und auch wieder nach Gefühl zurück, als ich sah, das führt zu nichts. Ich war also vorbereitet, den Hauptspiegel noch am Stern perfekt justieren zu müssen.
Es dauerte etwas, bis ein Stern eingefangen war. Der Sucher leider total dejustiert (dem Unding von Halter geschuldet), den Mond hat man zwar schneller eingefangen, aber daran kann schwerlich einen Sucher exakt justieren. Mein Okular hatte auch eine zu hohe Vergrößerung, so findet man eh nicht leicht irgend etwas. Mein Kunde hatte schnell ein anderes Okular zur Hand, wesentlich niedrigere Vergrößerung, und damit gelang es, Antares einzufangen, und den Sucher besser zu justieren. Ich versuchte mal Antares ins Bildzentrum zu bringen, und defokussierte - Potz-Blitz - der Sekundärspiegelschatten in der Mitte, die Ringe konzentrisch rundum. Auf der anderen Fokusseite genauso. Alsdann, ich weiß zwar nicht wie es zustande gekommen sein sollte, aber es sah justiert aus. Dann Zenitspiegel wieder dran, neu fokussieren, und nochmal ein Check, alles ok. Und nach den Worten meines Kunden hatte er mit diesem Teleskop den Mond noch nie so scharf gesehen. Soll sein, aber bei mir sind ein paar Fragezeichen im Kopf rumgeschwirrt. Vielleicht war der Hauptspiegel doch nicht perfekt justiert, und durch Zufall hat mein Geschraube die Sache in Ordnung gebracht.
Die Arbeit war getan, und mein Begehr, ein gewisses Objekt im C14 zu beobachten, habe ich schon angemeldet. Es wurde langsam dunkler. Wir nahmen Antares für einen Sync der Montierung, und zum Objekt, NGC 6144, ist es nur ein kleiner Ruck, ich habe nicht einmal gehört, dass die Montierung das Teleskop ein klein wenig bewegt. Meine ehemalige WAM läuft mit den Servomotoren sehr leise, das weiß ich noch. Erster Blick ins Okular, bei etwa 115x. Tja, die Umgebungssterne kamen mir irgendwie bekannt vor. Also das ist die Position, an die mich auch die CEM60 mit dem C11 drauf geführt hatte. Erst mal sah ich genauso wenig - vielleicht ein paar schwache Sterne wo im Feld, aber keine Spur von Kugelhaufen. Dann nahm ich die Handbox, und verfuhr mal das Feld etwas. Oh, da bemerkte ich einen sehr schwachen Nebelfleck. Ich zentrierte diesen, und da waren indirekt dann doch ein paar Sterne zu erhaschen, direkt übers Zentrum und auch rundum.
Also meine Vermutung, dass es sich bei NGC 6144 um ein sehr schwierig zu beobachtendes Objekt handelt, ist somit bestätigt. Unter dunklem Himmel sollte man im C11 mindestens so viel sehen wie im C14 unter den gegebenen Bedingungen - es war noch nicht ganz dunkel, und der Mond hellte den Himmel doch merklich auf. Das C14 sollte unter optimalen Bedingungen wohl mehr zeigen.
Im Süden trotz Dunst, war der Himmel weit dunkler als von Niederleis aus mit der allgegenwärtigen Lichtglocke von Wien. Von dem, was ich nun mit dem C14 gesehen hatte, wundert mich mein Misserfolg vom 19. Juli nicht. Den Daten nach hatte ich schon die richtige Vermutung, nun hatte ich die Bestätigung.
Was noch? Der Mond wanderte immer weiter nach Westen, sank langsam immer tiefer, wurde dabei immer gelber. M4 war nicht zu wollen, das Teleskop schaute einen Baum am Horizont an.
M80 ging, braucht aber höhere Vergrößerung. Die verwendete hätte noch höher sein können, aber ja, viele Einzelsterne sichtbar, und quer drüber aufgelöst.
Der Schütze stand schön da im Süden, geht M8, der Lagunennebel über den Bäumen aus? Ja, ich sah ihn im einen parallel ausgerichteten kleinen Refraktor, zentrierte das Objekt im Okular. Der Sternhaufen war klar zu sehen, die hellsten Teile von M8, die dunkle Trennung, und den "Sanduhr" Knoten im Nebel. Kein Nebelfilter im Einsatz.
Dann M20, der Trifid Nebel. Erst mal sah ich nur die zwei Sterne im Zentrum des Emissionsnebels, dann indirekt, aus dem Augenwinkel raus den Nebelfleck. Bei gezielterem Blick fand ich relativ dicht am "Zentrum" den Ansatz eines dunklen Rüssels, den ich dann auch weiter verfolgen konnte. Nach dem ersten fand ich den zweiten und auch den dritten "Rüssel". Alles ohne Nebelfilter. Auch mein Kunde konnte die dunklen "Rüssel" erkennen. Vom Reflexionsnebel war nichts zu sehen, bei Dunst und der tiefen Position am Himmel auch nicht zu erwarten.
M71 war nett, bei etwa 115x.
Derweilen versank der Mond hinter dem Landschaftshorizont, der Himmel wurde langsam dunkler. Ich schlug nun vor, die beiden Kugelhaufen im Sternbild Delphin zu beobachten. Alle Objektnummern habe ich nicht im Kopf. Also schnell Stellarium starten, und nachgucken. Da war mal NGC 6934. Die Nummer haben wir einfach in der Maestro Steuerungssoftware eingegeben und von dort aus den Goto Vorgang initialisiert. Da sah ich auf einmal im Stellarium Fenster einen roten Balken mit "Goto maestro" der den Goto Vorgang anzeigte. Ha? Eigentlich hat niemand die Verbindung mit der Maestro Steuerungssoftware hergestellt. Vielmehr war ich mal mit Andi dort, damals wollten wir die Verbindung initialisieren, waren aber nicht erfolgreich. Und auf einmal verbindet es sich automatisch? So was, Sachen gibt's. Da hätten wir vielleicht sogar den Goto Vorgang via Stellarium starten können...
NGC 6934 braucht schon höhere Vergrößerung. Die eingesetzte war nicht wirklich gar so hoch, es geht sicher noch mehr. Aber dennoch, recht schön. Es ist der leichter zugängliche Kugelhaufen.
Dagegen ist NGC 7006 ein herberer Brocken. Auch da wäre mit höherer Vergrößerung mehr zu holen gewesen, zumindest grießlig habe ich auch diesen Kugelhaufen gesehen.
Mittlerweile war der Mond wohl untergegangen. Die Milchstraße stand wirklich schön da, die Schildwolke ein Knaller. Und die Milchstraßenwolken waren bis tief runter zum Landschaftshorizont zu sehen. Er geht nicht gar so tief, es sind Bäume, die im Weg stehen. Aber dennoch, ein schön dunkler Südhimmel, da werd ich fast neidisch... Jedenfalls war es auch für diesen Standort eine feine Nacht.
Mein Kunde startete einen Goto Vorgang, ich wusste nicht wirklich, welches Objekt. Als ich ins Okular blickte, wurde ich gefragt, ob ich dieses Objekt erkenne. Na freilich, M13 habe ich oft genug gesehen, den kenne ich eben auch in unterschiedlichsten Teleskopen. Schön, was soll man sonst sagen. Jetzt ging ich zum Rechner, und schickte das Teleskop zu einem Objekt, wo ich meinen Kunden raten ließ. Aber, war nicht schwer, M92. Auch schön dargestellt. Weil es mich juckte, noch her mit dem dritten Kugelhaufen im Hercules, es ist NGC 6229. Da hätten wir weit höhere Vergrößerung brauchen können, ich war aber ohnehin schon müde, und dachte an die Heimfahrt.
Bevor ich wirklich aufbrach, saßen wir noch ein Viertelstündchen in dieser lauen Sommernacht beisammen, zum Plaudern.
Howdii