Eine klare Nacht kündigte sich an. Ich war mit Andi in Kontakt, wir sollten etwas tun. Ja, freilich. Was? Ich hätte ein paar unbekanntere Sternhaufen auf der Liste gehabt. Aber, von der Sternwarte aus schaut es ein bisserl anders aus als im Planetariumsprogramm. Allesamt zu tief, damit fangen wir nicht wirklich was an. Dann vielleicht einen Kugelhaufen? Andi schlug M56 vor, der ist ja auch nicht so abgedroschen wir M13 oder M92, zum Beispiel. Na gut.
Ich hatte nach dem letzten Einsatz die Kameras aus der Sternwarte entfernt, falls Gewitter kämen. Hier war zwar kein Gewitter, in der näheren Umgebung schon. Heißt aber, dass wir neue Flats ziehen mussten. Eh nicht schlecht, weil beim letzten Einsatz, wo uns am Ende noch SharpCap verhökert hat, war eh wieder was mit den Flats nicht in Ordnung, überkompensiert. Man vergisst so leicht irgendwas an den Settings weg zu nehmen, was bei den Flats nicht dabei sein sollte.
Wir waren schon auf unserem Ziel drauf und wollten einen Probelauf machen - eben weil wir mit SharpCap unlängst schon Probleme hatten. Ich hatte vorgeschlagen, nur wenige Aufnahmen in ein Live-Stacking Paket zu nehmen, dafür mehrere davon zu haben, so würden sich Sat-Spuren leichter rausrechnen beim Stacken. Der Probelauf, noch ohne Guider, klappte soweit. Na gut, dann den Guider aktivieren, und los mit den Aufnahmen. Aber halt, wir liefen wieder in so eine Situation, dass SharpCap so tat als ob, aber nichts speicherte. Das hatten wir letztens auch schon mal, wo wir am Ende mit lächerlichen fünf Einzelbilder da standen, damit kann man genau gar nichts anfangen. Andi beendete SharpCap und startete die Software neu. Natürlich muss man erst die Kühlung der Kamera deaktivieren, dann neu aktivieren und wieder auf die gewünschte Kühltemperatur kommen. -10° C schafft die Kühlung grad noch so, mit 95% Leistung - es war anfangs noch recht warm.
Mit der neu gestarteten Software lief es dann wieder, wie es sein soll. Irgendwas passt mit der neuesten Version von SharpCap wohl nicht. Wir ließen also die Serien laufen, Andi wachte allerdings wie ein Schießhund, ob die Bilder auch gespeichert würden. Einen kleinen Schreckmoment gab es beim Datumswechsel, aber da schien dann das neue Verzeichnis auf, und alles war ok. Wir sind demnach über Mitternacht gekommen, hatten aber auch etwas später angefangen als man anfangen hätte können. Gut, bis es wirklich so weit dunkel war, das passt schon so wie es letztlich war.
M56: 8" f/5 Fotonewton auf der iOptron CEM120, ZWO ASI 2600 MC-Pro, 33x 3 Minuten
Das obige Bild ist sicher nicht das geglückteste. Wir hatten wieder einen Effekt, wo Andi schon mal gemeint hat, es wäre aus dem Fokus gelaufen. Aber, Spikes in einer Richtung scharf, in der anderen doppelt, da hat es etwas anderes. Das ist ein Thermik Einfluss außerhalb des Teleskops. Im Tubus kann es nicht sein, weil der Lüfter eine lange Vorlaufzeit hatte, und während der Aufnahme mit lief. Am ehesten Abwärme vom provisorischen Arbeitsplatz, weil das Teleskop halt mehr und mehr weiter schwenkt, egal wie, sitzt man am Anfang drunter, oder am Ende, oder in der Mitte... Das hat sogar bei den Sternen zu leichten Thermikschwänzen geführt. Ich tat was ich konnte, um es zu kaschieren, nicht ganz ohne Folgen. Die Spikes wirken etwas unscharf, was letztlich der Gauss Glättung geschuldet ist. Es ist was es ist, nicht alles so glatt gelaufen, und jedes aufgenomme Paket hatte mindestens eine Sat-Spur drauf. Der Sigma Stacker hat es aber offenbar geschafft, diese unerwünschten Dinger zu eliminieren. Ich habe zumindest gar nichts gesehen am Ende, aber auch nicht danach gesucht, ob noch was zu finden sein würde.
Was könnte Omega Centauri mit M56 zu tun haben? Es gibt Evidenz, dass wir M56 von einer Zwerggalaxie geerbt haben könnten, die ihrerseits von der Milchstraße "verspeist" wurde. Der Kern dieser Galaxie könnte überlebt haben, weil zu kompakt, das könnte Omega Centauri sein. Ein Astro-Krimi sozusagen...
Für visuelle Beobachter mit moderater Öffnung gibt M56 nicht wahnsinnig viel her. Man sieht dann grad mal die helleren Sterne. Erst ein richtig großer Topf zeigt wesentlich mehr, was näher an dieses Foto kommt. Von der sternreichen Umgebung bekommt man schon was mit, es ist Milchstraßengegend.
Howdii