In den kurzen Juninächten. etwas ablichten zu wollen, wo man lang, lang, draufhalten müsste, wird nicht so sinnvoll sein. Aber, erst mal braucht man überhaupt eine klare Nacht, ohne Mondlicht - nicht so leicht zu haben bei instabiler Witterrung. Es war da schon ein klarer Abend, schöne Dämmerung, man wäre der Meinung gewesen, das wird eine feine Nacht. Doch der Blick aufs Sat-Bild hat gezeigt, bevor man angefangen hätte, wären die Wolken auch schon da. Stabil sah dann die Nacht am 23. Juni aus. Ich kontaktierte Andi, wir beschlossen, etwas zu tun.
Nur was? Die Galaxien des Frühlingshimmels sind schon zu weit im Westen, und Galaxien würden sowieso nicht passen für kurze Nächte. Ich kam mal auf die Idee, M5 abzulichten, es ist ein wunderschöner Kugelhaufen. Als ich dann in der Sternwarte stand, sobald sie im Schatten lag, wurde mir klar, das wird nichts, da steht Gewächs im Weg. Also ein anderes Ziel. In Stellarium fand ich ein Ding, das dort "Sommer-Bienenkorb-Haufen" genannt wird, oder auch "Poseidons Dreizack-Haufen", einen noch blumigeren Namen erspar ich mir... Es ist IC 4665. Ein junger Sternhaufen, so liest man in den spärlichen Refrenzen. Also ja, halten wir auf dieses Ding drauf. Sicher ein Objekt abseits der ausgetretenen Pfade.
Andi kam etwas nach 21:30 MESZ. Wir hatten zu fokussieren und neue Flats anzulegen. Natürlich muss auch der Guider kalibriert und gestartet werden. Als alles erledigt war, starteten wir die Aufnahmeserien. 4 Einheiten zu 5 Bilder, mit je 3 Minuten Belichtungszeit. Ein Ende hat nicht die Kulminantion gesetzt, sondern eh das besagte Gewächs. Mehr war nicht möglich. Dafür waren wir halt auch schon um Mitternacht wieder fertig.
IC 4665: 8" f/5 Fotonewton auf der iOptron CEM120, ZWO ASI 2600 MC-Pro, 20x 3 Minuten
Was mich wundert, ist die IC Katalog Nummer. Tatsächlich entdeckt wurde der Haufen schon 1745 von Philippe Loys de Chéseaux (De Chéseaux No. 2), seine Liste wurde offenbar nicht publiziert. Johann Elert Bode hat diesen Haufen wiederentdeckt, und in seiner Liste von 1782 aufgeführt. Caroline Herschel hat dieses Objekt 1783 beobachtet (CH 21). Weitere Bezeichnung des Haufens sind Melotte 179, und Collinder 349.
Mit einer Helligkeit von 4.20 mag ist der Haufen ja auch kleineren Instrumenten leicht zugänglich. Die hellsten Sterne liegen etwa bei 7 mag. Warum hat dieses Objekt dann keine NGC Nummer? Warum keine Messier Nummer? Messier und seine Kometensucher Kollegen hatten, wenn, mit diesem Ding vielleicht nichts am Hut. Zu weit verstreute Sterne, da schaut nix nebelig aus.
Es mag generell daran liegen, dass die Publikationen von Bode und Caroline Herschel sich nicht weit genug herumgesprochen haben. Solon I. Bailey hat den Haufen auf fotografischen Platten gefunden, worauf hin dieses Objekt in den zweiten Index Katalog (1908 veröffentlicht) aufgenommen wurde.
Immerhin, wenn auch nicht spektakulär, die blauen Sterne stehen in schönem Kontrast zu einigen gelben bis rötlichen Sternen. Insgesammt doch ein netter Anblick, der visuellen Beobachtern aber eher verborgen bleiben wird, nur die größeren Töpfe sollten das Farbsehen ausreichend triggern können.
Ein Leiden der kurzen Sommernächte: wenn die Sonne nicht tief unter den Horizont taucht, und man auch noch in der zu Ende gehenden Dämmerung anfängt, hat man viele Satelliten, die das Feld kreuzen. Alle vier Pakete hatten Spuren kreuz und quer drauf. Ich hab letztlich alles in Fitswork mit dem Sigma Algorithmus gestackt, da waren die meisten Strichspuren schon weg und nur mehr schwach, ein bissl Rauschfilter war sowieso notwendig. Ich finde nichts mehr von den Satellitenspuren. Wenn wer noch was davon sehen sollte, ist definitiv der Bildschirm viel zu hell eingestellt.
Howdii