Klare Nächte am Stück. Alle konnte ich nicht nehmen. Am 23. März hatte ich eine Dienstreise, weite Fahrt, somit war die Nacht davor und diese Nacht nicht möglich, ich kam erst in den frühen Morgenstunden des 24. März in die Federn. Für den 24. hatte ich mit Andi schon vereinbart, sollten wir etwas tun können. Wenn auch übernachtig, ich würde schon soviel assistieren können.
Es lief nicht nach Plan. Nachmittag, statt dass ich Schlaf bekommen hätte, war Telefon, hin und her, ich war beschäftigt. Nur eine lausige Stunde konnte ich an Schlaf erhaschen, und als ich just in die Sternwarte raus wollte zur Vorbereitung, stand ein Kunde vor der Tür. Dadurch kam ich nicht wirklich weiter, und Andi war auch noch etwas früher da. So waren wir gleich zu zweit in der Sternwarte. Eigenlich lief alles glatt. Nur - am Ende waren uns die Aufnahmen wieder mal aus dem Fokus gelaufen. Es war nur eine "Übungseinheit". Quarzspiegel, eine gewisse Vorlaufzeit zum Kühlen braucht auch der. Es war ja recht warm untertags...
Nun gut, die Supernova sollte sowieso in der Helligkeit ansteigend sein, also, die wird uns jetzt nicht davonlaufen. Die nächste Nacht war sowieso wieder klar, und sogar besser, vor allem vom Seeing her. Ich war schon eine Stunde bevor Andi kam in der Sternwarte, so hatte der Ventilator am Newton ordentlich Luft durch den Tubus gepustet. Nun sollten wir besser aufgestellt sein. Ein Zielobjekt hatten wir ja schon: Es war die Galaxie NGC 3367 im Sternbild des Löwen, mit einer Supernova.
Diese Supernova wurde erst kürzlich entdeckt, am 19. März, von Koichi Itagaki, mit einer Helligkeit von 15.9 mag. Es handelt sich nach ersten Analysen um eine Supernova vom Typ II.
Kurz gesagt, dieses mal ist wirklich alles glatt gelaufen. Bis auf die etwas knappe Belichtungszeit, die uns bis zum Meridandurchgang blieb.Freilich, wir sind da nahe der Elkiptik, da fängt man leicht Satelliten ein. Wenn's lustig ist, hat man binnen drei Minuten auch schon drei Spuren drauf, kreuz und quer. Auch in dieser Aufnahme war eine durchs Stacken schwächere Spur, aber sie ist außerhalb des gezeigten Feldes. So konnte ich einfach die fünf Summenbilder aus dem SharpCap Live-Stacking zusammenschustern. Etwas verrauscht war die Sache, aufgehellter Himmel so tief unten, und 50 Aufnahmen sind dafür knapp bemessen. Einerlei, die Galaxie ist ausreichend gut erkennbar, die Supernova sowieso. Da haben wir schon mit dürftigeren Ergebnissen leben müssen.
Die Galaxie ist für uns am Himmel ein Zwutschkerl. Gerade mal 2.5 Bogenminuten quer drüber. Der unten stehende Ausschnitt, etwa in 50% der Originalgröße, bringt es so irgendwie zum Ausdruck. Im gesamten Feld der Aufnahme fanden wir noch NGC 3377, weitere vereinzelte Galaxien - mehr oder weniger kleinere Tupfen, und auch ein Eck mit etlichen Galaxien dichter gedrängt. Insgesamt viel "Beifang".
NGC 3367 und Supernova 2022ewj: 8" f/5 Fotonewton auf der iOptron CEM120, ZWO ASI 2600 MC-Pro, 50x 3 Minuten
Die Supernova ist wohl leicht erkennbar, es ist das bläuliche Sternderl etwas rechts oberhalb des Galaxiekerns. Etwas zerzaust wirkt diese Balkenspirale. Galaxien kommen gern im Schwarm vor, zur NGC 3367 Gruppe zählen noch NGC 3391, NGC 3419 und NGC 3419A. Es ist allerdings keine verdächtige Galaxie zu sehen, die an der NGC 3367 gezupft hätte. Es könnte sein, dass die Spuren eines Kontakts längst "getilgt" sind, ein Verschmelzen mit irgend etwas Kleinerem ist möglich, oder auch Aggregation kalter Materie.
NGC 3367 wird als Seyfert Galaxie gewertet. Die aktuelle Supernova ist nicht die erste in jüngerer Vergangenheit. Es hat hier schon 1986, 1992, 2003, 2007, und 2018 "gescheppert". Man könnte sagern, da geht die Party ab...
Howdii