Drei klare Nächte mit mäßigem Erfolg

1. bis 3. 3. 2022, Mistelbach

Eine Serie von vier klaren Nächten ist eher selten, zumeist auch für dieses Jahreszeit. Schon die Nacht vom 28. 2. auf den 1. 3. war klar, ich war jedoch dienstlich beschäftigt. Die drauffolgende Nacht, am 1. März,  wollten wir, Andi und ich, in meiner Sternwarte nützen. Ja, schon wieder zwei Monate her, dass wir zuletzt in der Sternwarte waren.  Da damals die Schlaufe, an der man die Handbox der CEM120 irgendwo hin hängen kann, gerissen war, hatte ich sie im Haus, um sie zu kleben. So ist die Handbox eben die ganze Zeit in der Wohnung gelegen. Die Klebstelle war so sicher gut ausgehärtet.

Ich war schon in der Sternwarte, als Andi zu mir kam. Was mir auffiel nach GPS Kontakt: Uhrzeit komplett daneben, Datum ein Tag zu weit. Häh? GPS gestört wegen Ukraine Krise? Gut, sei's drum, wir ließen die Montierung per Planetariumsprogramm auf Dubhe hin fahren, um erst mal zu fokussieren. Dann wären Flats zu ziehen. War ja letztens alles gut damit. Nur, diesmal alles seltsam. Im Histogramm hätten wir den Peak auf 50% sehen sollen, alles pickte links. Daher begann ich am Regler zu drehen. Aber man sah nur den Peak kurz nach rechts zucken, und schon sprang er wieder zurück. Da hat's was. Andi kam schließlich drauf, dass das Preprocessing aktiviert war. Na dann, das kann nicht gut gehen. Kaum war dies in Ordnung gebracht, ließ sich die Sache wieder regeln. Wir waren aber wohl auf 60% mit dem Peak, Andi meinte, ist gut, sagte auch SharpCap selbst, und so erstellten wir die Flats.

Nun wollten wir weiter auf NGC 2419. Ich dirigierte das Teleskop händisch auf Castor in den Zwillingen, da drauf sollte ein Plate Solving sein, dann würden wir das Teleskop per Goto schon zum Objekt fahren lassen können. Als Andi einen Sync nach dem Plate Solving anstoßen wollte, setzte sich das Teleskop auf einmal in Bewegung, fuhr zurück zu Dubhe. Was zum ???? Ich schraubte die GPS Antenne mal ab, schaltete die Montierung aus und wieder ein. Wir ließen das Teleskop zurück in die Zero Position fahren. Ich sah nun mal in die Settings: Oh, Zeitzone auf Default, daher auch Datum verkehrt, zumindest die Ortskkordinaten stimmten noch. Ich brachte die Einstellungen schnell in Ordnung, und so fuhren wir, weil die Montierung eigentlich nicht in der Dec Achse ins Stocken kam, gleich nochmals per Goto auf Castor. Nun passte das Plate Solving, und auf zum Objekt, NGC 2419, per Goto. Eine Stunde Belichtung war noch drin vor dem Meridiandurchgang.

Was aber sonderbar war im Live Stacking Bild: Eigentlich sollte das Feld eben erscheinen, die Ecken waren aber hell. Achselzucken. Was ist da wieder los? Egal, noch auf ein Objekt, NGC 2903. Auch hier helle Bildecken. Aber ja, ziehen wir mal etliche Minuten im Live Stacking. Wir gingen sogar ins Haus um uns aufzuwärmen.

Beim Abbau ließen wir das Teleskop per Goto in die Zero Position fahren. Sonderbarerweise, bei ebenso kühlen Temperaturen wie Anfang des Jahres nun kein Problem, kein Murren des Dec Antriebs, alles glatt. 

Aber nicht wirklich. Noch am selben Abend nahm ich mir das erste Bild vor: Unscharf, aus dem Fokus gelaufen. Und es zeigte sich später, auch das zweite Objekt, unscharf. Die ganzen Aufnahmen unbrauchbar. Einziger Lichtblick: aus nicht erschichtlichem Grund lief die Montierung, nach dem ersten Hoppala mit den Settings, klaglos.

 

Der 2. März brachte einen Tag mit blauem Himmel, wolkenlos, und auch eine klare Nacht. Eine Chance, unsere Fehler zu beheben und es besser zu machen. Wir zogen neue Flats, vielleicht wieder etwas zu weit rechts mit dem Peak. Fokussieren wollte ich an Pollux, was ich aber bekam, und nicht gleich überzuckerte, war Castor. Na fokussier da mal richtig gut. Fakt, NGC 2419, wiederum helle Ecken, Flat Kompensation überkorrigiert, und unscharf war's neuerlich, das sahen wir schon auf dem Stackbild.

Daher fuhren wir nun noch Regulus an, fokussierten neu. Und, wir schalteten die Flats im Preprocessing ab. Falsche Flats machen mehr Ärger als dass sie hilfreich wären. Nun gut, die Montierung lief wieder klaglos, und wir hatten auch ein korrektes GPS Signal. Nachgesehen, das Bild mit der Galaxie NGC 2903 ist soweit gelungen. Bis auf die Belichtungszeit, diese ist etwas verkümmert.

NGC 2903. 8" f/5 Fotonewton auf der iOptron CEM120, ZWO ASI 2600 MC-Pro, 17x 3 Minuten
Der kleine, schwache Nebelfleck links davon ist UGC 5086

Das obige Bild ist ein Ausschnitt. Ja, es ist bei der Sensorgröße der ZWO ASI 2600 schon wünschenswert, Flats Kalibrierung zu haben. Bei diesem Ausschnitt natürlich ist es egal, da das Objekt in Relation zum Sensorfeld sehr klein ist. Abgesehen von der nicht wirklich üppigen Belichtungszeit ist das Ergebnis nicht gar so übel geworden.

 

Eigentlich hatten wir nicht gerechnet, am 3. März noch eine weitere klare Nacht zu bekommen, Meteoblue hatte sie angesagt. Ich war schon auf eine klare Nacht fixiert, schleppte Akkus, Werkzeugkoffer, Kamera, Flatbox in die Sternwarte, ohne den Himmel eines Blickes zu würdigen. Erst checkte ich die Justierung des Newton Teleskops, dann setzte ich die Kamera mitsamt Komakorrektor ein, nahm die Montierung in Betrieb, bekam rasch GPS Signal, alles ok, und stellte die Zero Position der Montierung her. Dann öffnete ich bereits das Dach der Sternwarte, der Lüfter am Newton war auch schon aktiv. Ich verließ die Sternwarte und blickte mal zum Himmel - bumm zu. Hah? Ich rief nochmals kurz bei Andi an, er sagte, da zieht grad ein Wolkenfeld ab, von Norden käme nichts mehr nach

Andi kam bald danach zu mir, es war immer noch bedeckt. Wir hatten beschlossen, neue Darks zu ziehen, und bei der Erstellung der Flats sehr sorgsam vorzugehen. Während wir noch die Darks zogen, lockerten die Wolken bereits auf, und bis wir die Flats im Kasten hatten, war der Himmel bereits wolkenfrei. 

Zum Fokussieren wollte ich wieder Pollux haben, aber neuerlich bekam ich Castor serviert. Andi war wohl fix der Meinung, dass Pollux α Gem sei. Dabei ist Pollux β Gem, ist so geregelt, aus. Aber ich ließ mich jetzt nicht linken, kapierte es und fokussierte auf zwei scharfe Spikes. Dann per Goto weiter auf M67, und das erste Bild: Feld wieder eben, weder dunklere noch hellere Ecken, und die Sterne scharf. So soll's sein!

M67: 8" f/5 Fotonewton auf der iOptron CEM120, ZWO ASI 2600 MC-Pro, 6x 3 Minuten

Oben das Ergebnis, das gesamte Feld der ASI 2600 ist zu sehen. Alles gut soweit, auch die Montierung hat wieder brav ihre Ziele angefahren. Mein Wunsch, noch auf M97 drauf zu halten, da dieses Himmelsgebiet schon hoch genug stand.

M97: 8" f/5 Fotonewton auf der iOptron CEM120, ZWO ASI 2600 MC-Pro, 10x 3 Minuten

So weit als Testfoto gelungen, aber ja, auch da hätte man viel länger drauf halten müssen. Etwas verhungert, daher auch verrauscht. Es ist wie es ist, diese Nacht war wieder eine Test Nacht. Dabei der Himmel sogar nach meinem Eindruck besser als in der vorigen Nacht.

Für mich etwas rätselhaft, warum die Dec Achse der CEM120 im Jänner, bei ähnlich kalten Temperaturen Probleme gemacht hat, und jetzt brav gelaufen ist. Vielleicht war das im Jänner, wo ich die Ziele manuell anfuhr, erst in RA, mit voller Goto Speed, in Dec mit reduzierter Geschwindigkeit, eine Einlaufphase bei kaltem Wetter, und genug, dass es nun problemlos klappte. Weil, wo ich einkupple, da habe ich eine Markierung, und nach dieser war auch im Jänner der Getriebe Schalter ganz eingerastet. Schmecks. Zumindest läuft's wieder. Und wir haben etwas gelernt, was die Erstellung von Flats betrifft. Wie ich schon zu Andi gesagt habe: Beim erstenTest mit Flats, im Jänner, hatten wir wohl mehr Glück als Verstand...

Was alle vier Nächte an sich hatten: Sehr geringe Luftfeuchtigkeit, recht gutes Seeing, zeigte sich speziell im erweiterten Zenitraum an den FWHM Werten, so niedrig hatten wir sie schon lange nicht gesehen. Drei Nächte, drei Objekt, eigentlich normale Ausbeute, oder? Mit ausreichender Belichtung wäre es so. Es sind halt nur Testfotos geworden, eher spärlich belichtet, weil unnotwendige Dinge passiert sind. Wir sind halt auch nur Menschen, und nicht frei von Fehlern. Lange Pausen sind nie gut, man kommt aus der Routine.

Howdii