Vor der Front

7. 1. 2022, Mistelbach

Die nächste Front lauerte im Westen. Laut Prognose sollten die ersten Nachtstunden noch klar verlaufen, später Wolken hereinziehen. Wann das sein würde, da waren sich die Modelle offenbar nicht einig. Am frühen Nachmittag schon Wolken im Norden. Ein Blick auf das Sat-Bild zeigte die Front von SW Richtung NO verlaufend. Ich war mit Andi in Kontakt, er war ein eher skeptisch, ich optimistischer, meinte, diese Wolken würden sich schon noch auflösen.

Ein späterer Blick auf das Sat-Bild zeigte, die Front hatte sich aufgerichtet, stand nun ziemlich streng Süd-Nord ausgerichtet da, und kam nur sehr langsam voran. Das sollte für uns reichen, noch einmal eine Fotoserie in meiner Sternwarte zu ziehen. Andi war etwas früher da. Mit Messier 1 hatten wir noch eine Rechnung offen - nein, mit meiner CEM120, diese dort hin zu dirigieren.

Ich schlug vor, wir fahren das Objekt manuell an, über die Handbox. Dazu war ein Sync aus dem Planetariumsprogramm in der Zero Positon hilfreich. Im iOptron ASCOM Commander sahen wir nun die Koordinaten, und im Planetariumsprogramm sahen wir direkt wo das Teleskop gerade hin zeigt. Die RA Achse verfuhr ich zuerst, noch in voller Geschwindigkeit. Die Dec Achse dann mit deutlich niedrigerer Geschwindigkeit. Es ist ja so, dass der Motor im schnelleren Lauf weniger Drehmoment hat, und eine Stelle mit größerem Widerstand nicht packt, mit langsamerem Lauf schon. So kamen wir langsam, aber problemlos auf ζ Tauri, um gleich an diesem Stern zu fokussieren.

Das kleine Stück von diesem Stern zu M1 schaffte die Montierung so, da fährt sie ja nicht schnell. Ausgetrickst. Wir waren am Ziel. Nun wurde der Guider angeworfen, und wir sahen genau zu, bis der Guider wirklich die Zügel straff gezogen hatte. Erst dann ließen wir das LiveStacking laufen. Kleiner Unterschied zu gestern: Wir ließen auch die Raw Frames mit speichern. Sicher ist sicher. Andi hat sowieso gemeint, er hätte Verwendung, weil er könne da gleich auch noch nach Veränderlichen Sternen suchen und eventuell sich bewegende Objekte aufspüren. Man weiß genau nie, was man als "Beifang" alles drin hat, wenn man genauer nachschaut. Mein Interesse gilt eher dem Aufnahmeobjekt, da gibt es beim Ausarbeiten des Bildes gleich ein wenig "Studium" des Objekts, weil man es viel genauer, viel kritischer anschaut und auf feinere Details achtet. Messier 1 ist ja sowieso ein hoch interessantes Objekt. Auch visuell war ich da schon mit unterschiedlichsten Instrumenten dran. Die beste Beobachtung hatte ich mit dem 18" Dob. Die Filamente waren durchaus sichtbar, zum Teil halt, was ich als "Sauerkraut" bezeichnete.

Während nun die Aufnahmeserien liefen, waren wir erst wieder in der Garage, um weitere Verbindungstests der EQ6-R mit Stellarium zu machen. Erst über die USB Schnittstelle der Montierung, dann über ein EQDIRECT Kabel. Beides funktionierte, und es bewahrheitet sich immer wieder: Kaum macht man alles richtig, geht's auch schon.

Wir waren jedenfalls mal zufrieden. Die Tests mit der EQ6-R erfolgreich, und unsere Imaging Serie schien auch glatt zu laufen. Somit zogen wir uns für ein Weilchen ins Haus zurück, zum Aufwärmen.


M1. 8" f/5 Fotonewton auf der iOptron CEM120, ZWO ASI 2600 MC-Pro, 44x 3 Minuten

Dieses Elaborat, kann man sagen, ist etwas besser aufgestellt, und vielleicht weniger heikel als die Galaxien vom Vortag. Wie ich beim Bearbeiten des Bildes gesehen habe, ist wirklich alles glatt gelaufen.. Die Wolken der Front ließen auf sich warten. Ich sah noch immer keine Wolken, als ich meine Spätabendrunde mit Canis Maior zog. Allein, das Seeing war etwas schlechter als in der vorigen Nacht, nicht nur das, auch die Transparenz des Himmels war nicht so gut. Eben vor der Front.

Howdii