Der 102/1100 ED Refraktor auf der alten iOptron ieq45 (Mobiltelefon Foto)
Eine weitere klare Nacht kündigte sich an. Das nennt man schon Schönwetterkatastrophe. Ich war mit Andi in Kontakt. Wir wollten schon etwas tun, ich ahnte aber, dass ich nicht gar so lange durchhalten würde. Immerhin die dritte Nacht in Folge unterwegs. Schon bei mir war der Wind zu spüren, ich weiß aus Erfahrung, auf den Höhenrücken bei Niederleis brauchen wir da nicht fahren. So wählten wir den Beobachtungsplatz bei Schrick, da steht man in einer Senke, und hat vor Wind aus nördlicher Richtung recht guten Schutz.
Ein Telefonat hat mich daheim etwas aufgehalten, ich kam wiederum später weg als ich wollte. Aber, dieses mal hatte ich meinen Sitz nicht vergessen einzuladen.
Als ich am Beobachtungsort eintraf, war Andi schon dort, und hatte bereits mit dem Aufbau begonnen. Vom Wind spürte man hier wenig bis nichts, dass er aber doch recht kräftig wehte hörten wir am "Schwumm-Schwumm-Schwumm" der nahen Windkraftanlagen.
Eigentlich hätte ich geplant, meinen alten 5.7" f/6 Maksutov-Newton mit zu nehmen. Ich disponierte jedoch um: Da lag ja auch der 102/1100 ED Refraktor, den ich bislang noch recht wenig in der Mangel hatte. Vor allem hatte ich noch nie Planeten damit gesehen. Ich wollte doch wissen, wie er sich da so schlägt.
Gleich nach dem Aufbau, mit 1-Stern Alignment ging ich auf Jupiter. Am Zenitspiegel hatte ich das 6.5 mm Morpheus dran (168x). Das Seeing war nicht schlecht, besonders gut aber auch nicht. Immerhin, die Farbnuancen auf Jupiter waren recht nett dargestellt. Ein Anflug von Halo, Restfarbfehler des ED Objektives war zu erkennen. Das muss man aber bei diesem günstigen Preis auch verzeihen. Man braucht etwas Geduld für die Planetenbeobachtung. Man muss dem Seeing die besten Momente abtrotzen, und im Kopf ein Bild aller erkannten Details zusammen kriegen. Insgesamt, auch die Details waren gut, die Optik ist ja scharf, das weiß ich schon.
Auch Saturn war schön dargestellt, bei gleicher Vergrößerung. Ebenfalls fand man hier einen größeren, schwachen Halo. Wie gesagt, zu diesem Preis, was soll's. Die weit bessere Farbreinheit gegen den ehemaligen 102/1100 Achromat, den ich hoch geschätzt habe, bei gleicher Schärfe oder sogar noch schärfer, und das um grad etwa 100 Euro mehr? Fragt man sich nicht mehr, warum der ED dem Achromat endgültig den Rang abgelaufen hat, und den Achromat aus dem Markt gedrängt hat.
Gut, dann M11, mit dem 14 mm Morpheus (78x). Feine Sterne, sehr, sehr schön dargestellt. Auch Andi war angetan, und ich, nun sitzend, nahm mir Zeit, das Objekt zu genießen. Man "trinkt" so eine Menge Sternenlicht, aber die intensive Beobachtung holt einfach mehr aus kleinen Teleskopen raus.
Auch M71,
bei gleicher Vergrößerung, wunderschön dargestellt,
dieses Sternenwölkchen! Ha, eine feine Optik, und die Morpheus
Okulare dazu, das hat was!
M27, wieder bei
78x, etliche Sterne im Nebel, der Zentralstern, die "Ohren", eines
recht gut, das andern andeutungsweise, das kenne ich so. Sehr fein!
Der Kugelsternhaufen M2 mit dem Morpheus 9 mm, 122x, ein Leckerbissen, auch für einen Vierzöller!
Was könnte ich noch so schauen: Blue Flash Nebula (NGC 6905)
kam mir in den Sinn. Die NGC Nummer hatte ich nicht parat, aber die
ieq45 Steuerung hat ihn unter "Named Objects", also ging es auf diesem
Weg. Als Okular hatte ich das 12.5 mm Morpheus in Verwendung
(88x). "Blue" war da nichts, aber "flash" schon. Bei direktem Blick
kein Nebel, indirekt da. Ein netter Anblick, dieses Objekt steht ganz
hoch auf meiner Favoritenliste.
Was ich da noch in der "Named Objects" Liste fand: Blue Snowball Nebula (NGC 7662).
Ein sehr kleines Ding, ich ging mit dem 4.5 mm Morpeus drauf (244x).
Ein Anflug von Blau tatsächlich, sonst einfach nur ein heller
runder Fleck, kaum Strukturen.
Es war schon gegen 23 Uhr, und wir schon müde. Aber nochmals auf Jupiter: Geflimmer, Seeing kaputt. Der Wind hatte offenbar gedreht, und wir standen nun voll in der Wirbelschleppe der Windräder. Das kennen wir hier schon.
Somit packten wir unsere Sachen wieder ein und zogen heimwärts. Immerhin, ein paar schöne Eindrücke dennoch, und ich bin wieder etwas schlauer geworden, was der 102/1100 ED Refraktor kann. Ein Vierzöller flutet einen nicht mit Licht, da heißt es länger am Okular bleiben, weiter dunkel adaptieren, dann wird mehr draus, was man sehen kann. Dazu muss man schon gemütlich sitzend beobachten können.