Beobachtung mit dem 152/900 Achromat auf EQ6-R

4. 9. 2021, Niederleis

Der 152/900 Achromat auf Skywatcher EQ6-R (Mobiltelefon Foto)

Ein Kundenset zum Test hier, und eine klare Nacht bahnt sich an. Was liegt näher, das Zeug ins Auto zu verfrachten und raus auf's freie Feld, eine Beobachtung damit zu machen. Mit Andi war ich abgesprochen, wir trafen uns auf dem Höhenrücken östlich von Niederleis. Ich wollte etwas zeitiger weg von daheim, aber da gerade mein Nachbar vorbei kam, und wir ins Plaudern kamen, verging die Zeit wie im Flug, und ich kam schon bei fast Dunkelheit am Beobachtungsort an. Andi war schon dort.

Beim Ausladen fiel mir schon auf, ups, mein selbst gezimmertes Sitzmöbel ist leider daheim geblieben. So kann's passieren, wenn man etwas unkoordiniert aufbricht. Das hieß also in demütiger Haltung zu beobachten.

Was gleich noch zu testen war, wie die Morpheus Okulare mit dieser Refraktor Optik zusammenspielen. Ich war gespannt, weil der Refraktor doch eine merkbare Bildfeldwölbung aufweist. Das erste Okular, das ich in der Hand hatte, war aber mein 27 mm Panoptic, für das 3-Stern Alignment.

Der Himmel entpuppte sich als durchaus fein, 5.8 mag ist ja nicht schlecht für den Standort. Hm, nur, ich war den Tag vorher auf Dienstreise, und bin spät in der Nacht heim gekommen. Von der Autobahn runter habe ich noch einen Rutscher über Schrick rauf Richtung des dortigen Beobachtungsplatzes gemacht, und hatte einen famosen 6 mag Himmel vorgefunden. Aber leider, so ist es halt, es war ja etwas zu testen, und Dienst geht vor Vergnügen. Paperlapapp, ich war ja hier auch dienstlich, wollte eben das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden, in der Hoffnung, dass alles funktioniert wie es sein soll.

Als erstes Objekt hiel ich auf M11 an. Noch war das 27 mm Panoptic am Zenitspiegel. Ich griff nun zum 17.5 mm Morpheus (51x). Oh! Was für ein Anblick! Feine Sterne, und auch über's gesamte Feld! Andi war auch sehr beeindruckt.

M71 war bei dieser Vergrößerung zu wenig repräsentiert. Ich griff zur nächsten Morpheus Nummer, dem 14 mm (64x), ein bisserl besser geht's noch? Das 12.5 mm Morpheus (72x) war genau  richtig! Ein fein gesprenkeltes Sternenwölkchen, delikat!

Mit dieser Vergrößerung fuhr ich auf M27. Da geht mehr. Das 9 mm Morpheus bringt genau 100x, das war schon gut, was man hier gesehen hat. Bei 138x mit dem Morpheus 6.5 mm, war aber der Hammer! So muss das! Zentralstern, etliche Sterne im Nebel, Strukturen im Nebel, fantastisch!

Ein Schwenk zu Jupiter, erst mit 138x, dann mit 200x (Morpheus 4.5mm). Wenn das Seeing grad mitspielte, feine Bänderung, und schwach, aber erkennbar, der GRF mitten drauf. Bei noch besserem Seeing hätte es sicher einen ganz tollen Jupiter zu sehen gegeben, Achromat hin oder her, es ist ein Sechszöller, eine feine Optik! Sicher um Jupiter findet man einen blauen Halo, es ist ein bisserl Farbverschiebung da, aber weit nicht so schlimm wie erwartet. Konzentriert man sich auf Jupiter, ist der Blauhalo fast nicht mehr wahrnehmbar.

Saturn mit 200x war auch fein! Cassini Teilung, ein Wolkenband auf Saturn, und der C-Ring. Saturn überblendet nicht so, da war die blaue Soße rundum nun größer und ausgeprägter zu sehen. Es ist eben ein Achromat, und das darf man ihm nicht vorwerfen.

M15, gleich bei 200x, feine Darstellung! Andi meinte, ob ich jetzt Jagd auf Pease 1 machen wolle. Nein, muss nicht immer sein, und wenn, 200x ist definitiv zu wenig an Vergrößerung. Da müsste ich schon noch rein zoomen, und ja, mit den Morpheus ist man eben am Ende, das 4.5 mm ist die kürzeste Brennweite. Wohl hätte ich noch meinen alten Okularkoffer mit gehabt, wenn ich gewollt hätte...

M13, auch gleich bei 200x. Ist mir normal ein bisserl viel, mir gefällt er etwas kompakter besser. Aber, der Sechszöller hat genug Licht, das geht bei 200x!

M92 war auch wunderschön, nur, da ginge noch etwas, so richtig gut gefallen hat er mir einst mal, bei einer Beobachtung mit einem solchen 152/900 Achromat, bei 250x. Diese damalige Beobachtung ist mir im Gedächtnis hängen geblieben, das war damals irgendwie magisch schön.

Mit 200x auch gleich auf M57, den Ringnebel. Die Sternenkette neben dem Ringnebel konnte ich erspähen, da wären wir schon bei 15.3 mag. Und dann ging mir noch ein 15.6 mag Stern ins Netz, zufällig grad goldrichtig mit dem indirekten Blick drüber gestreift. Keine schlechte Ausbeute für einen Sechszöller! Der Ringnebel war schön dargestellt, keine Frage. Aber wer mich kennt, weiß halt, dass ich mehr an den schwachen Sternen in der direkten Umgebung interessiert bin...

Albireo, bei 200x, blau ja, aber gelb? Eher rot war die andere Komponente dargestellt. Ja, der Trick, den Farbfehler zu verringern, geht halt so, dass man Fehler aus dem kurzwellligen Bereich nimmt und ins Langwellige schiebt. Natürlich, diese hellen Sterne schwimmen auch in einer blauen Soße. Ganz klar, das können farbreine Optiken schöner zeigen.

Epsilon Lyrae, ebenfalls bei 200x. Pipifeine Sterne, schön aufgelöst, mit leicht flirrenden Beugungsringen. Den blauen Hof rundherum muss man verzeihen. Aber sehr schön, der Double-Double.

Tief im Norden zeigten sich Wolken. Häh, wo kommen denn die her? Meteoblue hat etwas von Wolken gezeigt, nur nirgendwo waren welche im Satbild zu sehen gewesen.

Um h+X richtig zu bekommen, muss die Vergrößerung wieder runter. Ich griff zum 17.5 mm Morpheus. Beide Haufen passen gerade noch ins Feld, ein wunderschöner Anblick. Einige rötliche Sterne kamen gut!

Die Wolken im Norden stiegen höher, die Zeit drängte. Ich hielt noch auf M31 drauf mit dem 17.5 mm Morhpeus (nicht übel), dann auf M33 (S-Figur schwach erkennbar), und letztlich auf NGC 404, Mirach's Ghost (war sichtbar, hätte mehr Vergrößerung vertragen).

Gewissermaßen machte sich schon Müdigkeit breit, und die Wolken deuteten auch ein Ende der Beobachtung an. Sie lösten sich teilweise auf, doch dann auch welche in der Osthälfte des Himmels, und bis wir einpackten, war der Himmel gesprenkelt mit Wolken. Es herbstelt schon, lokale Wolken, die sich hier bildeten.

Insgesamt hat der 152/900 Achromat eine feine Performance gezeigt, vor allem auch im Zusammenspiel mit den Morpheus Okularen. Bei diesem Beobachtungsgenuss kann ich auf einen Startest verzichten, das Gesehene spricht für sich. Auch die EQ6-R hat brav ihren Dienst versehen, sie läuft leise, und selbst bei 200x waren meine Objekte nach dem Goto im Bildfeld zu finden.

Dass es schon herbstelt, hat sich nicht nur an den lokal entstehenden Wolken gezeigt. Meine Anreise, da bin ich bloß mit dem Hemd im Auto gesessen. Kaum angekommen, in eine dünne Weste geschlüpft, und nach vielleicht einer Stunde habe ich diese schon gegen eine dicke Wollweste getauscht. Fallweise war ein bisserl Wind von Norden her spürbar. Das Seeing war nicht gar so schlecht, Jupiter stand halt noch nicht gar hoch am Himmel, aber ich habe gleich drauf gehalten, bevor die Temperatur weiter fallen würde, da fährt erfahrungsmäßig das Seeing mehr ein. Die gebückte Haltung beim Beobachten habe ich am nächsten Tag schon im Kreuz gespürt, ja ja, es herbstelt auch bei mir schon seit geraumer Zeit.

Howdii