Am 8. Juli fand ich eine Nachricht von Andi, Supernova in einer Galaxie im Pegasus Quadrat. Wir telefonierten, und ich meinte, mh, steht sehr tief, da brauchen wir vor 1 Uhr MESZ nicht anfangen. Am Morgen des 10. Juli noch eine Nachricht, eine weitere Supernova im Pegasus Quadrat, weiter oben. Aha, da könnten wir mit dieser anfangen, die zweite dann später nehmen. Als Beobachtungsplatz war schnell der oberhalb von Schrick auserkoren, weil dort just im Osten der Himmel recht dunkel ist.
Wir vereinbarten, uns direkt am Beobachtungsort zu treffen. Ich fuhr schon ein bisserl früher raus, um gleich mit Canis Maior den Abendausgang zu erledigen. Als ich nach einer starken halben Stunde wieder zum Auto zurück kam, war Andi schon da. Der Polarstern war schon sichtbar, also ging es flugs an den Aufbau. Ich hatte das Berlebach Stativ mit, die iOptron CEM60, und einen C8 Super Plus Tubus, meine Canon 1000 D nicht zu vergessen, sogar mit geladenem und eingesetzten Akku.
Der Dämmerungshimmel hatte sehr schöne Farben gezeigt, was schon auf einen feinen Himmel schließen ließ. In der Tat, es wurde eine gute Nacht, mit schön strukturierter Milchstraße. Aber kühl wurde es, dort in der Senke, wo wir immer stehen. Bald griff ich zu einem dünnen Pullover, und etwas später sogar zu einem leichten Mantel. Fein war, dass uns keine Gelsen belästigten.
Ein kleiner Exkurs noch zu besagtem C8. Es war jenes schon mal im Test, und da hatte sich extremes Spiegelshifting gezeigt. Zu viel, dass man sinnvoll damit arbeiten könnte. So kam ich auf die Idee, den Spiegel mit zwei Schrauben abzustützen. Dazu brachte ich erst einmal den Hauptspiegel in die Fokusposition für die Fotografie, mit externem Fokussierer am C8, dem 0.67x Reducer und der DSLR dran. Nun konnte ich die Stützschrauben in der Länge konfigurieren. Ja, M6 Gewindebohrungen hatte ich schon fertig. Eine Taukappe hatte ich für das C8 auch gebaut. Also stand einem Test nichts im Wege, wie das C8 Super Plus sich nun in dieser Konfiguration macht. Trifft sich gut, wenn wir gleich zwei Supernovae abzulichten hätten.
Es war nun alles soweit aufgebaut, die Poljustierung fertig, die Balance des Teleskops durch. Start ins Alignment. Andi wollte alles gleich über ASCOM Ansteuerung erledigen. Denkste, der neue iOptron ASCOM Commander wollte nicht mit der Firmware der CEM60. Zu alt sei diese. Irgendwie kam die Verbindung doch zustande, doch dann wurde eine Exception geworfen. Aus die Maus. So geht's nicht. Da steht eine Hausaufgabe bevor, die CEM60 Firmware zu aktualisieren. Normal mache ich so etwas nicht, solange das Ding läuft, und keine Probleme verursacht. Never change a running system, da steckt wohl noch der alte Software Entwickler in mir.
Gut, oder nicht, wir waren somit auf dem althergebrachten Pfad, mit der Handbox zu arbeiten. Ich hätte gern ein Zweistern Alignment gehabt, auf z.B. Deneb und Arktur, doch Pustekuchen, das wollte die Steuerung nicht, die will in einer Himmelshälfte bleiben. Dann war es notgedrungen halt Arktur und Antares. Aber ja, die Kamera war schon am Teleskop, auch das Leitrohr schon. Den ersten Stern verfehlte das Teleskop, und auf die G'schwinde wollte Arktur nicht im Kamera Sucher auftauchen. Dann mal statt des Leitrohrs einen normalen 8x50 Sucher ans Teleskop. Aber, ist der justiert, irgendwie, irgendwas? Ich stellte halt Arktur mal in die Mitte, und potzblitz, da war Arktur auch schon ziemlich in der Mitte des Live Bilds der Kamera. Ah, genau diesen Sucher hatte ich eh zum Einstellen der Foto-Fokus Position an diesem C8. Also kein Zufall, dass der passend justiert war. Auf jeden Fall eine große Hilfe.
Im Osten war das Pegasus Quadrat schon da, aber Algenib, der unterste Eckstern, noch sehr im Dunst. Unser erstes Ziel stand schon so hoch, dass wir mal beginnen konnten. Die Zeit würde uns nicht davonlaufen, sondern für uns arbeiten. Bevor wir die erste Galaxie, NGC 7678 anfuhren, wollten wir noch auf Scheat, den obersten Eckstern des Pegasus Quadrats, einen Sync setzen. Ich holte den Stern mal in die Sucher Mitte, dann will die Steuerung ein Ziel. Jetzt müsste ich den Stern aus der Objektliste wählen, dann fährt mir die Steuerung diesen Stern wieder dorthin wo er war. Aber, wählt man Goto RA-DEC, sind die Koordinaten der aktuellen Position eingetragen. Daher dieses Ziel aufrufen, die Montierung machte nur einen unwesentlichen Ruck, der Stern bewegte sich kaum von der Mitte, und dann bekam ich die Meldung, dass der Sync erfolgreich erledigt wäre. Ich schickte die Montierung nun auf NGC 7678, Andi zog ein Testbild, da war aber keine Spur von einer Galaxie zu sehen, auch keine Ähnlichkeit mit dem Feld im Vergleich mit dem Planetariumsprogramm. Hm. War der Sync doch nicht gut? Nochmals auf Scheat. Sakra, der ist genauso off wie vorher. Der Sync hat mich schön verschaukelt (Anm.: zigmal schon so gemacht, erfolgreich! Will aber nicht mehr so, versteh das wer will.). Also nun den Sync durchexerzieren wie es die Steuerung verlangt. Nochmals auf die Galaxie - ein Testfoto - und da war sie auch im Bildfeld. Na geht doch.
Andi warf derweilen PHD2 an, aber das Multistar-Guiding lief sehr unruhig. Wildes Auf und Ab, das sich nicht beruhigen wollte. Jo eh, das Seeing war schon mal nicht gut, generell, und tief unten am Himmel schon gar nicht. Das erste Bild zeigte sehr aufgeblasene Sterne. Es war halt ein erster Testschuss. Wir beschlossen, dass es schon fünf Minuten Belichtungszeit sein sollten, wenigstens. Ein wenig Zeit verging, das Objekt stieg derweilen höher . Dann warfen wir eine Fünferserie an. Der Guiding Graph zeigte nun nach und nach bessere Werte. Auf den Bilder, die von der Kamera kamen, sah man die Galaxie und die Supernova. Soweit alles ok.
NGC 7678 mit der Supernova 2021qvr. C8 Super Plus Tubus @ f/7.85, Canon 1000 D, 6 x 5 min, ISO 800
Anmerkung zu obigem Bild: Die Supernova ist das Sternchen knapp rechts unterhalb des Kerns der Galaxie. Die Sterne zeigen farbige Ränder, die wohl vom ersten Foto im Mix kommen, da war das C8 vermutlich noch (eher sehr) nicht austemperiert. Egal, mir war wichtiger, eine Belichtung mehr im Stack mit drin zu haben. Die Galaxie ist halt ein kleines Dreckerl und nicht sehr hell. Die Supernova ist vom Typ II, und wurde am 22. 06. 2021 entdeckt.
Nun zur zweiten Supernova. Das heißt auch, wieder tiefer runter. Erst fuhren wir Algenib an, setzen einen Sync ab, man lernt ja wie es funktioniert. Auf zur zweiten Galaxie, NGC 7814. Erster Testschuss, die Galaxie war da. Jetzt nur noch den Guider neu kalibrieren, anwerfen, und die Fotoserie starten. Das erste Bild kam, wir sahen die Galaxie, die Supernova. Das zweite Foto lief gerade, da schaltete sich das Notebook ab. Oh. Gut gemeint, um wenig Streulicht zu erzeugen, hatte Andi das Notebook in einer Kartonschachtel stehen, und dort hat es schlicht überhitzt, Also mal die Schachtel entfernen, das Notebook abkühlen lassen. Dann ging es doch weiter. Wir starteten die restlichen Bilder der Serie neu. Soweit ging alles glatt, und, die Zeit war uns nicht davon gelaufen, im Gegenteil, das Objekt nun etwas höher am Himmel. So lief auch das Guiding besser. Zum Schluss zog Andi auf meine Idee hin noch ein Bild mit 10 Minuten. Als das durch war, waren wir fertig. Ich auch. Normal hätte ich gerne nun Zenitspiegel und Okular gegen die Kamera getauscht, und die Supernovae visuell knacken wollen. Ich zog vor, abzubauen, dauert ja auch noch ein Weilchen, und heim zu fahren. Ich war richtig müde, vom Herumstehen, auf Fotos warten, und g'scheit reden.
NGC 7814 mit der Supernova 2021rhu. C8 Super Plus Tubus @ f/7.85, Canon 1000 D, 5 x 5 min + 1 x 10 min, ISO 800
Anmerkung zu obigem Bild: Die Supernova ist das Sternchen hart am Kern der Galaxie, oberhalb des Staubbandes. Die auffällige kleine Galaxie gegen den unteren Bildrand zu ist IC 5381. Mehr Umfeld konnte ich nicht zeigen, weil ein Satellit das Feld gequert hat, und eine recht fette Spur hinterlassen hat. Beim Ausschnitt bin ich hart ran gegangen. Immer noch quert eine äußerst schwache Spur den linken unteren Bildquadrant, diese ist aber erst nach ordentlicher Kontraststreckung sichtbar geworden. NGC 7814 wird auch als "Mini Sombrero" Galaxie bezeichnet. Von den schwächeren Ausläufern beidseitig ist nicht viel drauf, da war auch auf dem 10 Minuten Bild nicht so viel mehr drauf als auf den 5 Minuten Bildern. Man müsste auf dieses Ding ordentlich draufbrennen... Die Supernova ist vom Typ Ia, und wurde am 1. Juli 2021 entdeckt.
Insgesamt, trotz
aller Probleme, war es eine schöne Nacht, und wir waren durchaus
erfolgreich. Wahnsinnsaufwand haben wir sicher nicht in die Belichtung
gesteckt, jedoch ist mehr drauf als ich eigentlich erwartet hatte.
Nicht nur in der Nacht gab es Pannen. Nach dem Debayern der RAW Bilder,
wollte ich bequem via DeepskyStacker fertige Bilder zur Endbearbeitung
haben. Was immer ich an Einstellung änderte, der DeepskyStacker
hat mich nur arg verschaukelt. Doppelsterne gab es dann über das
gesamte Feld, oder zumindest längs verschmierte Sterne. Auf
Hotpixel gestackt statt auf Sterne? Und das, trotzdem man Hot- und
Cold Pixel filtern lässt? Irgendwann war es mir zu bunt. Ich habe
die Bilder in Fitswork gestackt. Welch ein Unterschied, und das
Ergebnis des ersten Bildes, das der DeepskyStacker noch halbwegs
hingekriegt hat, war auch nur ein Schatten dessen, was nach dem Stacken
in Fitswork rauszuholen war.
Howdii