Als wir am 14 Juni draußen standen, siehe Bericht, erwähnte Andi nebenbei, dass es auch zwei Supernovae gäbe. Nun ja, eh schon zu spät, und alles auf einmal geht nicht. So vereinbarten wir am 16. Juni, nochmals raus zu fahren, eben um die beiden Supernovae einzufangen. Welches Teleskop? Mein Vorschlag - nehmen wir den 8" f/5 Fotonewton. Gut, so packte ich die CEM60 ein, den Fotonewton, das Berlebach Stativ, Kamera, Komakorrektor. Andi war schon bei mir, wir fuhren dann zum Beobachtungsplatz oberhalb von Schrick.
Freilich waren wir wieder "zu früh", aber nicht ungeplant. Erstens, ein Weilchen mit Canis Maior gehen, und wir könnten ja sobald möglich mit dem Aufbau beginnen. Beim Gehen hatten wir seltsame Temperaturen. Oben auf dem Hügel war es warm, zwischendurch etwas frischer, dann wieder warm, unten in der Mulde, wo wir Stellung bezogen hatten, war es deutlich kühler. Offenbar die Verdunstungskälte von den Getreidefeldern, und in der Mulde liegt halt so schon kühlere Luft, wenn keine Luftbewegung stattfindet. Die insgesamt steigende Temperatur hatte nun eines bewirkt: Start in die Gelsen Saison! Das merkten wir bereits beim Spaziergang.
Es war nach längerer Zeit, vor allem heuer, der erste Einsatz mit dem 8" f/5 Fotonewton. Da muss nicht alles gleich glatt gehen. Erstes Hoppala: Alles fertig aufgebaut und verkabelt. Andi meinte: "Schalt' die Kamera ein". Meine Replik: "Hab ich doch". "Keine Verbindung". Etwas Pause. Andis etwas zweifelnde Frage: "Akku?" Ich machte schnell die Klappe auf, nix drin. Oha. Akku frisch geladen, das Ladegerät sauber aufgeräumt, und dann vergessen, den Akku wieder in die Kamera zu setzen. Eh klar, der Akku liegt daheim auf dem Schreibtisch. Ich sah mich schon im Auto - da meinte Andi, halb so wild, er habe ja seine Kamera mit. Na gut. Dann runter mit der 1000 D, den Komakorrektor samt Bajonettring abnehmen, auf die 600 Da dran damit, und halt die 600 Da ans Teleskop dengeln. Problem gelöst. Somit konnten wir Spica als Alignment Stern anfahren, und auch die Kamera in den Fokus bringen.
Dann gleich drauf auf unser erstes Objekt, NGC 5427. Andi zog mal ein Testfoto - Galaxie drauf. Dann warf er eine kleine Serie an, zwei Minuten, bei ISO 800. Ich griff derweilen zum Mantel, es war doch recht kühl geworden. Das erste Foto kommt runter, und die Sterne zeigen deutliche Thermik Schwänze. Ahja, Wärmekeil vor dem Spiegel. Klar. Der Newton war schon etwas wärmer gelagert als es hier war, und nun fiel die Temperatur auch noch, das war nicht wirkllich hilfreich. Bis die Serie fertig war, waren die Bilder auch schon wieder etwas unscharf. Wir kennen es so, entweder man verplempert die erste Zeit so, oder man zieht halt Fotos, um den Fortschritt des Austemperierens zu sehen.
Somit fuhren wir nochmals Spica an, um nachzufokussieren, und nochmals auf die Galaxie. Ich meinte nur, wir sollten vielleicht doch drei Minuten Belichtungszeit geben, wenigstens. Also zogen wir noch zwei Bilder, wovon eines eine fette Satellitenspur drauf hatte. Es blieb zum Verwerten halt nur ein Bild. Egal, wie, die Galaxie ist erkennbar, die Supernova auch.
NGC 5427 mit der Supernova 2021pfs: 8" f/5 Newton @ f/4.95, Canon 600 Da, 1 x 3 min, ISO 800
Anmerkung zu obigem Bild: Die Face-On Spirale in der Bildmitte ist NGC 5427. Die SN 2021pfs befindet sich rechts des Zentrums. Das Bemmerl unterhalb von NGC 5427 ist NGC 5426, eine Spiralgalaxie in Schrägansicht.
Und auf zu der zweiten Supernova. Galaxie: IC 3322A. Das würde ich so nicht in die Handbox eingeben können. Am einfachsten ist mir mit den Koordinaten gedient. Andi fuhrwerkte auf seinem Notebook herum. Fix nocheinmal, wo ist diese Galaxie jetzt? Erst als Andi den Filter im Planetariumsprogramm auf schwächere Objekte stellte, ward sie auch gefunden. Es hat wiederum etwas Zeit gekostet. Nun gut, ich hatte die Koordinaten, knöpfelte RA und Dec Werte in die Handbox. Uije, das Teleskop fährt verdammt Richtung Mond, und auch noch ziemlich tief am Himmel. Was soll's, Andi zog eine erste Aufnahme. Wie zu erwarten, der Himmel war hier deutlich heller. Das Bild zeigte eine helle Fläche wo kaum irgendwas zu erkennen war. Wir öffneten das Bild in IrfanView, da kann man mit Gamma und Kontrast etwas spielen. Da stießen wir auf eine längliche Galaxie, aber wo ist die Supernova? 15 mag? Müssten wir doch locker drauf haben. Nein, da stimmt etwas nicht. Andi kramte nach einem Foto - ja, wir sind da falsch, neben der Galaxie sollten zwei Sterne sein. Und zufällig scrollen wir an den Rand des Bildes: Oh, das ist sie! Da sind diese zwei Sterne, und da ist auch die Supernova drauf! Gut, ich meinte, Andi sollte gleich noch ein solches Foto ziehen, damit wir wenigstens zwei davon hätten, und dann könnten wir trachten, die Galaxie besser ins Feld zu bekommen. Doch, es wollte anders kommen. Mitten im zweiten Bild auf einmal ein Akustisches Signal vom Notebook, und das rote LED Licht an der Kamera verlosch. Akku leer. Fertig, Abbau. Und so stand wieder nur ein Bild zu Verwertung.
IC 3322A mit der Supernova 2021hiz: 8" f/5 Newton @ f/4.95, Canon 600 Da, 1 x 5 min, ISO 800
Mai wäre die bessere Zeit gewesen, für dieses Unterfangen. Das Wetter gab wenig her, und dienstliche Tätigkeiten hatten Vorrang. "Zu spät" waren wir mit diesen beiden Supernovae nun sowieso dran. Beide Objekte hatten den Meridian zu Beginn unserer Nacht schon längst überschritten, IC 3322A auch zum Aufnahmezeitpunkt schon recht tief am Himmel. Mondlicht dazu. Es war klar, tolle Fotos würden wir nicht gewinnen. Was wir wollten: Die Supernovae ablichten. Was kann man sagen? Die Galaxie ist jeweils erkennbar, die Supernova dazu auch. In diesem Sinne, ausreichend. Es ist eine Dokumentation.
Bei relativ tief stehenden Mond, zum Zeitpunkt unseres Abbaus, zeigte sich die Milchstraße schon besser, aber so toll war es noch nicht wie am 14. Juni. Nach Monduntergang zeigt sich halt erst, wie gut der Himmel ist. Wir zogen aber vor, die Nacht nicht überzustrapazieren, und kamen so zu noch halbwegs "normaler" Stunde ins Bett.
Howdii