Der vorhergehende Tag war nicht sehr warm, das Thermometer stieg nur auf 17° C, die Nacht war demnach frisch, mit einem Tiefstwert am frühen Morgen des 14. Juni von 10° C - die Tage der Schafskälte. Zumindest der starke Wind hatte sich nun gelegt, es war aber immer noch windig. Um die Mittagszeit rief Andi an, und meinte, eine klare Nacht stünde bevor, ob ich Zeit und Lust hätte. Es gäbe auch eine neue Nova, im Herkules. Na klar, ich hatte nichts besonderes vor für den nächsten Tag. Also, wo hin, wenn es Nordwind geben könnte? Der alte Beobachtungsplatz oberhalb von Schrick ist dann eine Option. Also vereinbarten wir den Treffpunkt gleich dort.
Ich fuhr etwas früher los, bezog gleich Stellung mit meinem Auto, nahm anschließen Canis Maior an die Leine und wir gingen noch ein Stück Weges. Als ich nach etwa einer halben Stunde zurück kam, war Andi schon da.Tief am Westhimmel stand die Venus als Abendstern, mit der schmalen Mondsichel ein netter Dämmerungsanblick.
Der Polarstern war schon mit freiem Auge ausnehmbar, wenn auch noch etwas schwierig. Somit konnten wir den Aufbau starten. Um etwas zu dokumentieren, eben die Nova Herculis 2021, war ein Foto Setup gefragt. Ich hatte das Berlebach Stativ mit, als Montierung die iOptron CEM60, und als Teleskop den 102/700 Triplet APO, mit meiner Canon 1000 D hinten dran. Wenn schon, wollten wir nun auch mit der CEM60 mal das PHD2 Multistar Guiding probieren.
Der Mond sollte in dieser Nacht noch ehebaldig untergehen, nachdem es dunkel geworden ist. Auch das sekundäre Mondlicht war zu sehen, die Mondsichel ja noch relativ schmal. Wir hielten aber schon gegen 23 Uhr MESZ auf die Nova Her 2021, da schaute das Teleskop sowieso in die entgegengesetzte Richtung. Das Himmelsgebiet mit der Nova liegt an der oberen Flügelspitze des Adlers, die Sterne ζ und ε im Adler seien als Anhaltspunkt genannt, die Nova in unmittelbarer Nähe zu dem Cepheiden FF Aql. Wir reden vom Adler, warum dann die Nova im Herkules? Eben dort verläuft die Sternbildgrenze, und die Nova steht ganz knapp daneben im Herkules.
Nova Her 2021 (V1674 Her): 102/700 Triplet APO, Canon 1000 D, 1 x 4 min, ISO 800
Erklärung zum Bild: Der helle Stern oben im Bild ist FF Aql. FF schwankt zwischen 5.2 und 5.5 mag, als Anhaltspunkt. Die Nova (rötlich) befindet sich in der Bildmitte.
Andi wollte auch die Nova in der Cassiopeia noch einmal ablichten, dafür wäre aber noch Zeit, da die Cassiopeia ohnehin nur höher steigen würde. Derweilen hatte ich ein paar Wünsche. Ein paar der Kugelhaufen, die ich letztens an diesem Standort mit dem 102/1100 ED Refraktor beobachtet hatte. Erstens nun das digitale "Auge" an einem Vierzöller, und zweitens, das zeichnete sich bei der tiefer sinkenden Mondsichel schon ab, der Himmel heute ganz anders, weit besser. So hielten wir gleich mal auf den Kugelhaufen M5 drauf.
Messier 5: 102/700 Triplet APO, Canon 1000 D, 11 x 1 Minute, ISO 800
Anmerkung zu obigem Bild: Auffällig viele rötliche Sterne im Außenbereich, das sollte visuell mit größerer Öffnung durchaus was hergeben. Ich denke da an das C11... Das Zentrum des Haufens ist sowieso sehr dicht, selbst für größere Amateur Teleskope. Das letzte Bild zogen wir um 23:37 MESZ. Die Mondsichel stand nun, leicht gerötet, nur mehr knapp über dem Horizont. Da kam die Milchstraße auch schon besser zur Geltung.
M10: 102/700 Triplet APO, Canon 1000 D, 10 x 90 Sekunden, ISO 800
M10, das sieht man, hat nur wenige hellere Sterne. Das heißt, auch unter gutem Himmel braucht es ein größeres Teleskop, um dieses Objekt als feschen Kugelhaufen zu sehen. Vom Achtzöller aufwärts, würde ich sagen. Der Mond hatte die Himmelsbühne nun verlassen, der Himmel wurde immer prächtiger. Die Milchstraße stieg höher, damit kamen südlich der Schildwolke mehr und mehr Strukturen hervor. Und das, obwohl es feucht wurde. Auch war es kühl geworden, ich hatte längst den leichten Mantel übergezogen, den ich vorsichtshalber ins Auto gelegt hatte.
M14: 102/700 Triplet APO, Canon 1000 D, 10 x 2 Minuten, ISO 800
M14 ist ja ein eher herber Vertreter für visuelle Beobachter. Auch da geht es erst so ab 8", besser 10" und aufwärts. Es liegt schon an den relativ schwachen Sternen, und der Rötung. Das spielt der Empfindlichkeit des menschlichen Auges nicht gerade in die Karten.
NGC 6366: 102/700 Triplet APO, Canon 1000 D, 1 x 5 Minuten, ISO 800
NGC 6366 ist nicht schwierig zu finden, er steht ja am Firmament neben einer richtig hellen "Sonne". Visuell ist er ein härterer Brocken. Relativ wenige Sterne, wenig konzentriert und gerötet. Es ist angerichtet. Den Haufen wird man etwa ab 8" schon wahrnehmen können, auflösen in Einzelsterne ist was für die großen Töpfe.
Nun stand die Milchstraße in voller Pracht da, bis runter zum Schützen, schön strukturiert. Und noch östlich der großen Lichtglocke von Wien. Genau das hatte ich schon mehrmals, an ebendiesem Standort, es ist einige Jahre her. Genau das kann man hier haben, wenn die Bedingungen passen.
Die Nova in der Cassiopeia ist immer noch recht hell. Gegenüber dem ersten Foto, das wir anlässlich des PHD2 Multistar Guiding Tests gezogen haben, ist die Helligkeit etwas gesunken. Die Nova ist der rötliche, helle Stern weiter unten im Bild. Wie schon mal erwähnt, bildet sie mit dem Haufen M52 und dem Bubble Nebula ein fast rechtwinkeliges Dreieck.
M12: 102/700 Triplet APO, Canon 1000 D, 10 x 150 Sekunden, ISO 800
Zwei der M12 Aufnahmen wurden durch Satellitenspuren verunstaltet, deswegen haben wir insgesamt 12 Bilder gezogen, aber eben nur 10 im Stack drinnen. M12 hat wie man sieht, nur sehr wenige hellere Sterne. Von 8" aufwärts schaut dieser Kugelhaufen auch visuell schon fesch aus.
Der Himmel hatte sich weiter gedreht, na freilich, die Erde, andersrum. Im Osten standen schon die Herbst Sternbilder da. Wir hätten jetzt locker noch auf M15 drauf halten können. Doch, genug ist genug, und so weit war die Dämmerung nicht mehr weg. Unproduktiv waren wir ja nicht.
Alle Kugelhaufen sind in 70% der Originalauflösung dargestellt. Man hat somit einen realen Größenvergleich. Unterschiede sind klar ersichtlich. Also "fade" Objekte sind Kugelhaufen keineswegs. Und ein Vierzöller kann viele Kugelhaufen mit der Kamera schön einfangen. Eins muss schon erlaubt sein zu sagen: Hätte ich einen derartigen Himmel gehabt, als ich am 6. Juni hier mit dem 102/1100 ED Refraktor beobachtete, wäre mir kein Wort des Klagens rausgerutscht.
Wir pflückten ein feuchtes Teleskop von der Montierung, die Linse blieb allerdings trocken. Steil in den Himmel hatten wir nie rauf gehalten, das Teleskop war immer in einer mehr oder weniger flachen Lage. Nicht nur feucht, auch recht kühl war es geworden, nur 9° C hat das Thermometer in meinem Auto gezeigt, als ich heim kam, dort wo wir gestanden sind, war es sicher noch kühler, und bis zum Morgen sollte sogar hier in Mistelbach das Thermometer noch bis auf 7.5° fallen. Bevor ich an Schlaf denken konnte, hieß es erst alles aus dem Auto zu holen, und in der Garage zum Trocknen ausbreiten.
Howdii