Im Juni haben wir nicht gerade die dunkelsten Nächte hier im Weinviertel. Das weiß ich. Dennoch, wenn man einen ausnehmend klaren Himmel erwischt, ist es doch ok, wenn auch von der maximalen Dauer her ein kurzes Vergnügen.
Eine zumindest Wolken freie Nacht kündigte sich für den 6. Juni an. Für mich war nach allen dienstlichen Einsätzen nun eine Chance, ein Teleskop zu wählen was ich will, und hinaus zu fahren, schauen was ich will. Dass es nicht der beste Himmel sein würde, war schon untertags abzusehen - der Himmel nicht wirklich tiefblau. Der Wind könnte ein Problem sein. Zumindest nach Westen zu sollte ich nicht fahren. Dann ist der Beobachtungsplatz oberhalb von Schrick eine Option. In der Senke ist es meist nicht so schlimm. Tatsache, bei meiner Ankunft: Niemand da, auch der der Wind nicht. Der Polarstern war schon mit bloßem Auge sichtbar.
Was ich mit gebracht hatte: Mein altes Baader Hartholzstativ, die iOptron ieq45, und den 102/1100 ED Refraktor. Genau dieses Röhrl wollte ich wieder einmal vor der Nase haben. Viel habe ich damit noch nicht gesehen. Beim Antest war ich ja hoch zufrieden, es ist eine wirklich feine Optik. Und zum Genießen hatte ich die Morpheus Okulare mitgebracht..
Ich begann unmittelbar mit dem Aufbau, Eile hatte ich jedoch nicht. Es dauerte noch, bis es dunkel wurde, so dunkel es halt werden konnte. Genau gesagt, ich war etwas enttäuscht. Der Himmel war einfach zu hell. Es sind ja auch in Richtung Mistelbach viele neue Beleuchtungen dazu gekommen. Beleuchteter Parkplatz vor der Ortseinfahrt Schrick, Autobahnabfahrt, Tankstelle, etc. Da raus in diese Richtung ist es grauslich hell geworden. Da war das Licht von Wien "fast" zahm. Aber was, es ist wie es ist, ich war nun mal da, das heißt die Nase neben das Okular stecken, schauen was geht.
M5 war mein erstes Ziel. Schon länger her, dass ich diesen Kugelsternhaufen gesehen hatte. Ich habe mich schon drauf gefreut. Erst bei 120x, dann bei 170x, ein zuckersüßer Anblick. Ich konnte gar nicht genug kriegen davon, bin ziemlich lange am Okular geblieben. Seeing war gut, an diesem Standort nicht selbstverständlich. Bei Westwind steht man eben nicht in der Wirbelschleppe der nahen Windkraftanlagen.
M4 habe ich auch schon länger nicht gesehen. Gleich mit 170x drauf, ich sah fast gar nichts. Das war einfach zu viel. Letztlich musste ich auf 46x zurück gehen. Die charakteristische Linie von helleren Sterne ist mir gut in Erinnerung, mittendrin aber schon eine runde Verdichtung von Sternen. Insgesamt war der Himmel dort unten viel zu hell.
M80 ist ein anderer Kandidat, sehr dicht im Zentrum. Bei 170x konnte ich im Halo schon ein Gesprenkel sehen, der Haufen selbst erschien als heller Nebelfleck mit zentraler Verdichtung. Die hellsten Sterne liegen laut Deep Sky Field Guide bei 13.4 mag, die meisten Sterne liegen bei etwa 15.8 mag. Nun ja, auch hier war nicht viel zu wollen, aufgrund des aufgehellten Himmels.
M10, etwas höher am Himmel. Bei 120x einige hellere Sterne, der Rest des Haufens einfach nur ein Nebelfleck. Die hellsten Sterne nach DSFG bei 12 mag, die allermeisten (horizontal branch) bei 14.7 mag. Das klingt eigentlich nicht zu viel verlangt, dennoch, auch hier der Himmel noch zu hell.
M12, weniger der helleren Sterne, der Haufen auch nur ein nebeliger Fleck, bei 120x. Die Daten laut DSFG etwas unfreundlicher: die hellsten Sterne bei 12.2 mag, die meisten bei 14.9 mag. Also unter besserem Himmel geht mit einem Vierzöller sicher mehr.
M14, da habe ich mir nicht viel erwartet, schon aus den Eindrücken an M10 und M12. Wieder bei 120x, konnte ich doch indirekt ein paar Sterne aufblinken sehen. Nach DSFG liegen die hellsten Sterne bei 14 mag. Also, in diesem Himmelsgebiet habe ich somit die 14 mag angekratzt. Mehr wollte nicht sein. Da sind die Ergebisse von M10 und M12 plausibel. Eine Einschätzung hatte ich somit.
M13, na freilich, bei 120x ein Leckerbissen. Sehr, sehr hübsch, wenn auch sicher besser in einer dunkleren Nacht...
M92 braucht höhere Vergrößerung, bei 120x noch nicht, aber bei 170x wirklich schön dargestellt.
NGC 6229, der dritte Kugelhaufen im Sternbild Herkules. Bei 170x konnte ich einen Stern erhaschen. Wir sind da deutlich höher am Himmel, schon gegen den Zenit zu. Und nach DSFG wären hier die hellsten Sterne bei 15.5 mag. Ok, das heißt, wenn's besser geht, dann gehts auch auf 15 mag hin oder noch etwas drüber. Für mich kein Wunder mit einem guten Vierzöller.
M57, den Ringnebel, nahm ich erst mal mit 170x. Mit der Sternenkette entlang des Ringes hatte ich meine liebe Not. Ich konnte sie orten, aber es war mühsam, die Sterne zusammen zu klauben. Etwas besser bei 120x, da ist es griffiger beieinander. Der Ringnebel selbst, wie gewohnt. Zentralstern nicht. Ich wollte da auch keine Zeit drauf verschwenden, ob es geht oder nicht.
M71 war bei 90x hübsch dargestellt. Geht aber auch besser, auch dieses Objekt stand noch nicht sehr hoch am Himmel.
M27, 90x, erster Anblick in diesem Jahr, auch noch zu tief am Himmel, dass es ein Fest hätte sein können.
NGC 4565, eigentlich eher im Zenitraum, bei 90x, war nur ein dünner Lichtstrich im Okular, mit zartem Knoten in der Mitte. Ich hätte hier weiter vergrößern können, ja müssen. Da es nun auch merklich feucht wurde, war mir klar, der Himmel wird nicht mehr besser, und selbst im Zenitraum war er zu hell. Naja, die Bedingungen kann man sich auch nicht immer aussuchen.
Highlights waren klar M5, M13 und M92. Die Milchstraße, halb hoch im Osten, eigentlich nur ein schwacher Schimmer. Wenn ich da zurück denke, wie ich sie bei der Rückfahrt von Tirol, am Filzensattel gesehen hatte. Wahnsinn, da konnte ich zwischen den Bäumen gerade einen kleinen Ausschnitt sehen, aber die Milchstraßenwolken im Schwan haben mich fast "erschlagen." Dabei, grad aus dem Auto ausgestiegen, war da noch keine Dunkeladaption... Und ja, M13,beim Kunden, im 102/714 SD APO, am Südende des Achensees, das war ein Knaller gegen das, was ich hier zu sehen bekam. Der Himmel in den Bergen und hier im Weinviertel, das sind zwei paar Schuhe.
Howdii