Beobachtung mit dem 154 mm f/12 Cassegrain, und Zahlendreher in der Folgenacht

6. und 7. 3. 2021, Niederleis

Interessant, dass wieder klassische Cassegrain Teleskope hergestellt werden. Erst kürzlich entdeckt, und da ich ein Teleskop suchte, für eine EQ5 Montierung, fiel meine Wahl auf den 154 mm f/12 Cassegrain. Läuft unter dem TS Label als auch Omegon, den Hersteller kenne ich wohl, die Bauart ist auch von RC Teleskopen bekannt. Freilich war erst die Justierung herzustellen, da hatte ich schon meine Erfahrungen mit den RC Teleskopen, ein Cassegrain ist da nicht wirklich anders. 

Kurze Vorgeschichte: Um einmal die Fokuslage zu finden, hielt ich einfach das Teleskop, mit einer Hand auf der Dachkante meines Autos aufgestützt, Richtung Mond, die andere Hand am Fokussierer. Im Auszug ein handelsüblicher 2" Zenitspiegel mit meinem 27 mm Panoptic Okular drin. Eine 25 mm Verlängerungshülse vor dem Fokussierer war notwendig. Zu einem ersten Beobachtungstest fuhr ich auf den Hügel östlich von Mistelbach. Um zu erkennen, hm, wenn ich mit dem Baader Maxbright Zenitspiegel dran bin, dann geht mein 27 mm Panoptic, die Morpheus Okulare waren um etwa einen halben Zentimeter nicht mehr in den Fokus zu bringen. Toll war der Himmel nicht, ein paar erste Eindrücke, mehr nicht. Die Folgenacht stellte ich in der Einfahrt auf, um weiter mit der Fokuslage zu experimentieren. Mit einer weiteren 25 mm Hülse war dann das 27 mm Panoptic sowie die Morpheus Okulare zu fokussieren. Zenitspiegel mit Reduzieradapter und Standard Okulare steht innen an, geht so nicht. Das ginge mit einem normalen 2" Zenitspiegel und nur einer 25 mm Hülse vor dem Fokussierer. So geht auch eine DSLR mit 0.67x Reducer zu fokussieren. Das sind relevante Erkenntnisse. Ich richtete folglich für eine Beobachtung her, wo ich die Morpheus Okulare einsetzen wollte, also mit insgesamt 50 mm Verlängerung im Einsatz.

Ich wollte auf jeden Fall unter gutem Himmel sehen, was der 6" f/12 Cassegrain leisten kann. Wohin? Wenn es hier weiter nur dunstige Nächte mit miesem Himmel gibt, dann müsste ich wohl auf die Steyersberger Schwaig oder Ebenwaldhöhe fahren. Man filzt halt den Wetterbericht. So kam es, dass nach einem Front Durchzug sogar hier im Weinviertel klare Nächte zu erwarten waren, und das bei wenig Wind oder Windstille, auch weniger kalt, als es für die Berge prognostiziert war, abgesehen davon wäre es dort womöglich auch windig gewesen. Klarer Fall, da ziehe ich schon den hiesigen Himmel vor, es geht sehr wohl darum, dass man es für ein paar Stunden aushält.

Mit Andi war ich in Kontakt. Er wollte auch wieder einmal raus, so verabredeten wir uns für einen Einsatz am 6. März. Beobachtungsort war unser bekanntes Platzerl auf dem Höhenrücken östlich von Niederleis. Andi war schon dort, und hatte bereits mit dem Aufbau begonnen. Ich ließ mein Auto rein zufällig strategisch richtig "fallen". Es war mit leichtem Wind zu rechnen, der von Nordwest auf Südwest drehen sollte. Dem war nicht so. Es war fast windstill, ab und zu ganz leichter Wind aus Nordwest, und so blieb es. So baute ich das Teleskop auch strategisch auf, östlich meines "Raumschiffes",  ganz am Hinterende. Dort spürte ich gar nichts vom Wind. Und so mag ich es. Zu Beginn hatten wir etwa 0° C, bei der Abfahrt am Ende der Beobachtung hatte es dann -2° C.

Es war ja eigentlich ein dienstlicher Einsatz, den 6" f/12 Cassegrain näher kennenzulernen. Nur so weiß man wirklich, woran man ist. Als Montierung diente die alte iOptron ieq45 auf Baader Stativ. Hatte ich beim allerersten Aufbau der ieq45 vor etlichen Tagen noch gepatzt, unkoordiniert gearbeitet, war nun wieder alles in bester Ordnung. Wer rastet, der rostet - die üblichen Anlaufschwierigkeiten nach der langen Winterpause. Andi hatte sein C8 auf seiner alten Vixen SP Montierung, und wollte nebenbei mit stehender Kamera auf den Sternenhimmel drauf halten.

Es war nun auch dunkel geworden, dann kann es ja los gehen mit der Beobachtung. Zuerst ein Blick auf den Himmel mit freiem Auge. Sehr klar, bis zum Horizont, westlich von Canis Maior, tief am Horizont, ein paar schwache Sterne des Sternbilds Columbia. Das Seeing war auch sehr gut. Mein Alignment Stern, Aldebaran, komplett ruhig im Okular. Fein! Also dann ran an die Objekte. Auf Nebelfilter habe ich verzichtet, um zu sehen, was schafft die Optik alleine.

Der 154 mm f/12 Cassegrain im Beobachtungsbetrieb. Montierung ist die iOptron ieq45  auf Baader Hartholzstativ

M42 mit dem 27 mm Panoptic, wir halten bei 68x. Das ist gleich ein Einstieg bei etwas höherer Vergrößerung. Und da stand der Orionnebel fesch da, mit Trapez, Dunkelwolke, Strukturen im Zentrum. Vor allem, völlig ruhiges Bild, da hat nichts rumgezupft. Ein wunderschöner Anblick. Freilich, wir haben im Süden die Lichtglocke der Bundeshauptstadt, um mehr Fülle beim Nebel zu haben, wäre ein Nebelfilter angebracht gewesen. Auch Andi hatte M42 in seinem C8, ähnlicher Anblick, das Bild allerdings merkbar heller.

NGC 1977, Running Man Nebula selbe Vergrößerung. Von Süden ragt eine Dunkelwolke halbrund hinein in das Nebelgebiet, das war deutlich, weil die Nebelmassen dort am hellsten sind. Zwischen den Sternen auch dunkle Stellen, die Figur ansatzweise da. Nicht übel, wir sind ja im Weinviertel.

M78, 68x. Zwei Sterne in einem rundlichen Nebelfleck. Halt, doch etwas mehr, eine Seite scharf begrenzt, gegenüberliegend diffus auslaufend. Noch etwas. Kaum hatte ich ins Okular geblickt, fuhr ein recht heller Satellit durch.

Rigel, Doppelstern: Schwierig aufzulösen, weil ein 6.6 mag schwacher Stern neben einem sehr hellen 0.18 mag Stern, obwohl es ob der Distanz von 9.5" nicht schwierig erscheint. Dennoch, nicht allzu leicht zu knacken. Ich musste schon auf 132x gehen. Dann war der Begleiter (eigentlich das gemeinsame Licht der Komponenten B und C) als schwaches Punkterl sichtbar, knapp über einem der Spikes.

Sternbild Orion, 6. 3. 2021. Kamera: Canon 600 Da, Objektiv: Canon 50 mm @f/2.8 STM, 15 x 5 sec, ISO 6400. Aufnahme mit stehender Kamera.
Bild: Andreas Berthold

NGC 2169, Vergrößerung: 67x: der "37"-er Haufen. In Spiegelschrift, so zeigen es alle Refraktoren mit Zenitspiegel, alle Cassegrain-Fokus Teleskope mit Zenitspiegel. Also, wer dachte, die Antwort sei 42, am Himmel steht's geschrieben: 37, ein "Easter Egg" der Schöpfung, oder?

M1, der Crab Nebula. Erst wieder bei 68x, dann bin ich auf 105x gegangen, mit dem 17.5 mm Morpheus. Erstaunlich, einige Knoten, Fäden angedeutet, Sauerkraut sage ich dazu. Und in der Mitte blitzt was auf: das Pärchen mit dem Pulsar? Dem Vernehmen nach hätte der Pulsar eine visuelle Helligkeit von 16.5 mag, wir hätten hier aber das kombinierte Licht mit seinem "Nachbarn".

IC 349, Barnard's Merope Nebula. 105x, mit dem Morpheus. Ich habe ein Weilchen die Umgebung von Merope in Augenschein genommen. Es ist mir dann doch ein Knoten ins Auge gesprungen, nicht wahnsinnig markant, aber doch. Ein nachträglicher Check des Positionswinkels passt. Also geknackt.

Mars im "Goldenen Tor", 6. 3. 2021. Links Aldebaran mit den Hyaden, rechts die Pleiaden, links der Pleiaden: Mars
Kamera: Canon 600 Da, Objektiv: Canon 50 mm @f/2.8 STM, 12 x 5 sec, ISO 6400. Aufnahme mit stehender Kamera.
Bild: Andreas Berthold

M37, wieder zurück bei 68x. Durch die höhere Vergrößerung sieht man schön die Sternverteilung in dem Haufen, in der Mitte ein rötlicher Stern.

M36, wenn das Objekt, nur wenige Sterne, aber das Bildfeld maßgeblich füllt, gibt sogar dieser Haufen etwas her.

NGC 1931, man sagt auch Fliegennebel dazu. Ein nebeliges kleines Fleckerl, drei Sterne konnte ich im Nebelchen sehen, die Vergrößerung war dabei 132x.

M38 und NGC 1907, bei 68x, beide Haufen passen ins Feld des 27 mm Panoptic. Die M38 Sternen scheinen kronenförmig angeordnet zu sein. Ein sehr schöner Anblick, NGC 1907 war auch leicht in Sterne aufzulösen.

M35 und NGC 2158, das geht grad noch aus für beide Haufen, bei 68x. M35 ist sowieso ein beeindruckender Haufen. NGC 2158 hat schwächere Sterne als beispielsweise NGC 1907, der Haufen scheint angegrießelt, und ein paar Einzelsterne stechen raus.

NGC 2392, Eskimonebel. Da bin ich bei 195x drauf gegangen. Man muss auch vergrößern, es ist ein kleines Ding. Zweischaliger Aufbau, der Zentralstern, eine innere hellere Zone, außen schwächer, und dunkle Stellen dazwischen, deutlich! Vom Gesicht will ich nicht reden, aber das erinnert eher an meinen 8" Maksutov-Newton. So was, mit diesem 6" Cassegrain!

NGC 2419, Intergalactic Wanderer genannt, obwohl, heute weiß man, dieser Kugelhaufen gehört noch zu unserer Galaxie, er zieht halt einen sehr weiten Bogen. Ich war erst gleich bei 195x drauf. Ein sehr schwacher Nebelfleck. Indirekt stechen zwei, drei Sterne heraus. Bester Anblick gemeinhin dann doch bei 105x, da ist der Haufen optimal erkennbar. Nochmal: Einzelsterne aufgespießt. Lesen wir nach - kein Stern heller als 17 mag. Aha, klingt verwegen. Ein Blick in die Wahrscheinlichkeitstabelle, für Sterne mit einem 6" weist sie 17.1 mag mit 2% auf. Sakra, das ist nun wirklich bislang die Spitze des Wahnsinns, den ich treibe. Ich war schon nahe dran an solch luftiger Höhe, aber das übertrifft's. Eines muss man schon sagen. Hier haben wir einen Sternhaufen, der nimmt eine schöne Fläche im Okular ein. Da drauf dann einige so schwache Sterne sehen zu können, ist schon leichter, als einen 17 mag Stern irgendwo im Nirgendwo sehen zu können, selbst wenn man weiß, dass er da ist, und wo er sein soll.

Castor, Doppelstern. Bei 132x schön getrennt, mit Spikes natürlich, und ein bisserl Seeing war auch schon drin.

NGC 2264, Weihnachtsbaum Haufen, auch der Konusnebel trägt diese Bezeichnung. Bei 78x war der Weihnachtsbaum noch im Feld unterzubringen. Nebel um den "Strunk", den Stern S Monocerotis ist ja bald mal sichtbar. Ich nahm die Spitze des Weihnachtsbaums näher in Augenschein. Indirekt war da ein Hauch von Nebel. Und wenn ich den idealen Blick drauf hatte, war da zumindest der Ansatz der markanteren Konusnebel Kante zu erhaschen. Andi hat es bestätigt. Freilich nur die Spitze des Konusnebel. Dennoch, nicht schlecht. Einen Himmel, wie er z.B. auf der Ebenwaldhöhe zu haben ist, gibt es ja bei uns im Weinviertel doch nicht.

NGC 2261, Hubbles variabler Nebel. Bei 68x ein dreieckiges Ding, wie ein Kometerl, mit einem hellen Punkt an der Spitze. Dann bei 132x mittendrin in dem Dreieck noch ein Punkt.

M44 sprengt das Feld bei 68x gewaltig. Man sieht einen Haufen Sterne, der Eindruck des Sternhaufens ist nicht mehr gegeben. Dafür gibt es andere Teleskope. Oder, man schaut einfach durch den Sucher des Teleskops.

(4) Vesta, Kleinplanet, im Hinterteil des Löwen, ein 6 mag Objekt. Ich hatte 68x als Vergrößerung, knöpfelte die Koordinaten in die Handbox und im Feld erschien dann ein helles Sterndl, weit und breit nichts vergleichbar helles. Ja, eh, das ist Vesta.

Vesta, am 6. 3. 2021 um 20:47 Uhr, im Hinterteil des Löwen. Links unten Denebola (Beta Leo), rechts der Mitte oben Delta Leo, rechts unterhalb von Vesta Theta Leo. Vesta direkt links des Schriftzuges
Kamera: Canon 600 Da, Objektiv: Canon 50 mm @f/2.8 STM, 12 x 5 sec, ISO 6400. Aufnahme mit stehender Kamera.
Bild: Andreas Berthold

NGC 864 und NGC 884, bekannt auch als h+χ Persei waren fesch, bei 68x. Die beiden Haufen sprengen schon fast das Feld. Hm, ich habe vergessen, ich hätte eigentlich noch ein 35 mm Panoptic mit gehabt. Wäre eine Idee gewesen.

M51: Das Himmelsgebiet stand nun schon hoch genug, da konnte ich es mir nicht verkneifen, auf die Whirlpool Galaxie drauf zu halten. Bei 68x, ich musste aber schon mit beiden Händen das Himmelslicht abschirmen, war die Spiralstruktur da, erstaunlich für einen Sechszöller! Auch die "Brücke" rüber zum "Anhängsel", der Galaxie NGC 5195. Bei 105x dann einige Knoten in den Spiralarmen, und ein drüber gestreutes Vordergrund Sterndl. Andi war ebenfalls erstaunt, was sich da zeigte.

M97, bei 105x. Nicht ganz zu meinem Erstaunen waren die Augen da. Den Verdacht drauf hatte ich schon, bei weniger gutem Himmel, dem ersten Abtasten mit diesem Teleskop. Aber so wie sie jetzt da waren, gar nicht schwierig. Hat auch Andi festgestellt. Der Zentralstern vorhanden, auch nicht schwieig. Tolle Ausbeute!

M108, eine recht lichtschwache Galaxie in nahezu Kantenlage, etliche Strukturen, einige Sterne drüber gestreut. indirekt richtig erwischt, ein beachtliches Ding im Okula, beeindruckend!

Ja, was soll ich sagen, der 6" f/12 Cassegrain hat ordentlich abgeliefert, und die Morpheus Okulare waren wiederum ein Träumchen damit. Randscharf, das gibt was her. Auch mein 27 mm Panoptic hat sich dran wohlgefühlt, das heißt, wir haben ein recht flaches Feld.

 

Am Tag darauf, 7. März, hat mich Andi angerufen, und gemeint, er würde gerne noch einmal raus fahren. Gut, ich war dem nicht abgeneigt. Nach der dienstlichen Testbeobachtung mit dem neuen Teleleskop konnte ich ja tun was ich wollte. Und da lag mir ein Teleskop am Herzen, das sowieso in letzter Zeit nicht so viel Himmel bekommen hat. Es, geht um meinen, manche aus der p. t. Leserschaft werden's erraten haben, 5.7" f/6 Maksutov-Newton. Letztlich freue ich mich immer, wenn ich wieder mal durchschaue. Andi wollte neuerlich fotografieren, hatte nun seinen 70 mm Achromat auf der Montierung, die Kamera durfte Huckepack mitfahren. Viel sollte nicht draus werden, siehe unten.

Selbe Zeit, selber Ort. Als Montierung diente mir neuerlich die iOptron ieq45, nur hatte ich das originale Stahlrohrstativ dabei, weil, man muss für den Anwendungszweck die Beine eh fast nicht ausziehen. Das ist stabil genug, und das Teleskop ist ja auch kein Schwergewicht. Der Himmel präsentierte sich am Anfang wieder sehr gut, Sterne bis tief zum Horizont hinunter. Einziger Unterschied, über Wien ein "Deckel", darüber der Himmel dunkler als am Vortag. Ansonsten windstill, aber etwas feuchter. Mein Astrostuhl ist ja nutzlos herumgestanden, und war letztlich schon merklich feucht. Aber, weder Optiken noch Autoscheiben beschlugen. Das Seeing war am Anfang auch recht gut, fuhr aber schneller ein, es war ein milderer Tag und auch jetzt hatten wir noch knapp über 0° C.

Zuerst hatte ich etwas zu tun. Mir war aufgefallen, dass ich mit dem Morpheus Okularen am Ende des Fokussierwegs bin, nach außen hin. Deswegen hatte ich eine Verlängerungshülse mit. Aber nein, passt wieder nicht, zu lang. Dann wie? Ich konnte doch noch einen Weg finden, wie es geht. Den "Snap-Action" Tubus fast ganz raus ziehen, dann ist man mit dem Morpheus mit dem Helical Focuser noch nicht ganz am Ende. Es klappt so, gerade noch. Aber, immerhin kann ich so die Morpheus Okulare auch an meinem alten "Spechteleisen" verwenden, und das hebt die Beobachtung damit doch wieder auf eine andere Ebene. Alsdann, los geht's!

M42, bei 62x mit dem 14 mm Morpheus. Dieses Okular ist in dieser Nacht mein "Standard Okular" gewesen. Der Orion Nebel schön da, mit Trapez, die Dunkelwolke und mehr Strukturen, als ich in der Nacht zuvor im 6" Cassegrain gesehen hatte. Nun, freilich spielt mein 5.7" Maksutov-Newton in einer andere Liga, er ist super scharf und auf hohe Kontrastleistung getrimmt. Doch muss man sagen, durch den Dunstdeckel über Wien war der Himmel oben im Orion Schwertgehänge auch etwas dunkler als gestern. Dennoch, was mir gleich auffiel, das Bild im Cassegrain war heller, merklich heller. Dabei haben wir im Maksutov-Newton eine Austrittspupille von 2.33 mm, im Cassegrain dagegen war es nur 2.13 mm. Aber, wir haben statt 154 mm Öffnung gestern nun nur 145 mm, 9 mm weniger.

NGC 1977, ebenfalls bei 62x. Den halbrunden Dunkelnebel konnte ich ausmachen. Aber zwischen den Sternen irgendwas vom Running Man? Bei bestem Willen und viel Phantasie, das war nicht zu wollen. Beim Cassegrain hat dieses Bisserl mehr Licht geholfen, sicher auch die etwas höhere Vergrößerung. Sagen wir so, in guten Nächten auf der Ebenwaldhöhe, da gab es einen dunklen Südhimmel, war der Running Man nie ein großes Problem. Aber hier im Weinviertel, es ist wie es ist. 

M78, ebenfalls bei 62x. Erster Blick ins Okular, zog ein Satellit durchs Feld. Schon wieder? Ist das Linienverkehr? Sonst, der Eindruck wie gestern. Doch dann kam noch, etwas abgesetzt, ein weiterer, kleinerer Nebelfleck zum Vorschein. Aha? Weniger Licht und dann so was? Ja, dunklerer Himmel im Zielgebiet als gestern und sicher die hohe Kontrastleistung des Maksutov-Newton, kann man hier anführen. Etwas mehr Feld auch. Wenn dieser Nebelteil bei der Beobachtung mit dem Cassegrain mehr am Feldrand war, ist er mir vielleicht nicht aufgefallen, obwohl er eventuell sichtbar gewesen wäre. Da haben wir es, jedes Teleskop hat seinen Himmel.

NGC 2169, der "37"-er Haufen, bei 62x. Nun nur kopfstehend, nicht mehr spiegelverkehrt. Ich hätte den Tubus auch drehen können und von der anderen Seite rein schauen, dann wäre die "37" richtig da gestanden. Ein nettes Ding ist dieser Haufen, allemal.

M1, erst bei 62x, dann bin ich mit dem 12.5 mm Morpheus drauf gegangen, bei 70x. Ähnlicher Eindruck wie in der Nacht zuvor, aber schwieriger zu sehen. Ich musste mich mehr anstrengen, um halbwegs an die Beobachtung im Cassegrain ran zu kommen.

IC 349, Barnard's Merope Nebel, nahm ich gleich bei 70x. Diesen Knoten im Nebel um Merope zu finden war nun etwas einfacher. Keine Spikes, und die bessere Kontrastleistung des Maksutov-Newtons half.

M37, bei 62x. Der rötliche Stern relativ in der Mitte des Haufens war für mich intensiver in der Farbe als bei der Beobachtung am Vortag mit dem 6" Cassegrain.

M36, selbe Vergrößerung, mehr ist dazu nicht zu sagen, kein besonders spektakuläres Objekt.

NGC 1931, bei 96x, bot einen mir sehr vertrauten Anblick. So habe ich diese "Miniausgabe des Orionnebels" in guter Erinnerung, zigmal so gesehen mit diesem Teleskop. Ein nebeliges kleines Ding, zwei schwache Sterne.

Im Südwesten zeigten sich Wolken, tief am Horizont. Andi, der sowieso fotografisch beschäftigt war, und keine Dunkeladaption zu verlieren hatte, checkte schnell das Satbild. Er meinte nur, auf der Ebenwaldhöhe hätten wir keine Freude gehabt, dort im Süden wären Wolken.

M38 und NGC 1907, bei 62x, ein feiner Anblick, gefällt mir immer wieder.

Die Wolken im Südwesten stiegen langsam höher. Nicht gut. Es sah nach einem vorzeitigen Ende aus. Aber was weiß man, abwarten, weiter, die Zeit nützen.

M35 und NGC 2158, bei 62x. Ein netter Anblick, vor allem NGC 2158 war leichter in Sterne aufzulösen. Wohl die scharfe Optik des Maksutov-Newton.

Castor, Doppelstern, bei 96x. Vom Seeing leicht flirrend, aber sonst beispielhaft. So soll das aussehen! Da kann die Eisenbahn durchfahren.

NGC 2261, Hubbles variabler Nebel. Bei 96x ein dreieckiges Ding mit einem hellen Punkt an der Spitze und mittendrin, in dem Dreieck, noch ein Punkt. Gleichstand zur Beobachtung mit dem Cassegrain.

Die Wolken waren weiter vorgedrungen, direkt im Westen kam nun auch ein Schleier daher. Der Südhimmel schon gut überzogen mit Schleiern. Abspann. Da der Osthimmel noch frei war, hielt ich schnell noch da drauf.

M51 bei 70x. Hmja, die Spiralstruktur erahnbar. Geht besser mit diesem Teleskop unter dunklerem Himmel. Es fehlte gegen den Cassegrain Licht, das muss man sagen.

M97 bei 96x. Die Augen waren vermutbar, mehr nicht. Irgendwas Dunkles quer drüber. Das war viel deutlicher im Cassegrain in der letzten Nacht.

M108 bei 96x. Ich muss erneut sagen, diese Galaxie war beeindruckender im Cassegrain, weil einfach heller.

Wolken nun am ganzen Himmel, im Norden, sogar schon im Osten. Das wird nichts mehr. Abbauen, einpacken und heimfahren.

Als Fazit zu dieser Vergleichsbeobachtung, die es ohne Absicht doch irgendwie geworden ist, bleibt eine Ambivlaenz zurück. Dass der 145 mm Maksutov-Newton ein weniger helles Bild hat, damit muss man leben. Fallweise konnte er seine hohe Kontrastleistung und Schärfe ausspielen. Generell bin ich als Beobachtet stärker gefordert, um auf das zu kommen, was im 154 mm Cassegrain relativ leicht zu haben ist. Und wenn es hart auf hart geht, dann gewinnt schlicht und einfach jenes Teleskop, das bei etwas höherer Vergrößerung das hellere Bild hat. Es ist wie es ist. Deswegen hatte ich nicht weniger Spaß bei der Beobachtung mit meinem alten Teleskop.

Was ich sonst noch gut hingekriegt habe, bei niedrigen Temperaturen - meine Hände warm zu halten. Kalte Hände, das kann schnell ungemütlich werden, war so im letzten Herbst bei einem dienstlichen Einsatz mit viel Geklapper auf der Handbox. Also ja, schon bei der Anfahrt zum Beobachtungsplatz, das Auto ist kalt, Lenkrad ist kalt - Handschuhe. Beim Aufbau soweit geht mit Handschuhen arbeiten. Nur wenn man Feingefühl für Schrauben braucht, kurz raus, dann wieder sofort rein. Und bei der Beobachtung dann vor allem, wenn man auf der Tastatur der Handbox herumdrückt. Das geht nicht mit Handschuhen. Und im Beobachtungsbetrieb schaut man mehr als man Knöpferl drückt. Beim Abbau und bei der Heimfahrt genauso, Handschuhe verwenden. Fein, daheim mit normal warmen Händen anzukommen. Auch meine alte Windbreaker Hose habe ich übergezogen, wie einst. Mir war nicht kalt. Es war gut auszuhalten, auch in der ersten Nacht, wo wir doch bei -2° C am Schluss lagen.

Howdii