Nach der Brunnalm im Weinviertel

15. 9. 2020, Niederleis

Wir sind ja von der Brunnalm spät heim gekommen, und sehr viel hatte ich nicht geschlafen. Zwei aufeinander folgende Nächte unterm Sternenhimmel, das war einmal gut drinnen. Schon seit, hm, Jahrzehnten, weiß ich, dass ich in einer weiteren Nacht nicht mehr viel drauf hab. Aber ja, noch eine klare Nacht in Aussicht, ich wollte sie nicht einfach gehen lassen. So verabredete ich mich mit Andi, dass wir irgendwas auf dem Höhenrücken östlich von Niederleis anstellen würden. Was? Programm hatte ich keines. Mir würde schon etwas einfallen. So ganz ohne Kenntnisse des Sternenhimmels bin ja doch nicht.

Ich nahm kurzerhand nochmals das C8 auf der ieq45 mit, Andi wollte etwas fotografisch machen, und lieh sich dafür von mir den 4" Triplet APO. Als Montierung diente seine EQ5. Andi stellte den Bildschirm des Computers so auf, dass ich daneben noch beobachten konnte, ohne zu viel Lichtbelästigung zu haben. Nebenbei ristkierte er auch mal einen Blick ins Okular.

Für den Standort war der Himmel recht gut. Sagen wir so, der Zenitraum. Horizontnah war es schon recht dunstig. So stand die Milchstraße ja schön da, südlich der Schildwolke war aber schon wieder Schluss. Es ist halt so hier, nur in Ausnahmenächten kann es besser sein. Meine SQML Messung ergab immerhin 21.23 mag/arcsec2, ein respektabler Wert im Zenit.

Lockerer Beginn: M27, der Hantelnebel, bei 74x, ohne Nebelfilter. Mit 2.7mm Austrittspupille war genug Licht vorhanden, um auch die Ohren zu zeigen, "fett" sogar.

M13, bei 114x ein Hochgenuss, jaja, Morpheus im Spiel...

Den Cirrusnebel habe ich eigentlich noch nicht im C8 probiert. Bei 74x mit [OIII] Filter ging ich erst auf den "Hexenbesen", NGC 6960, bei dem hellen Stern 52 Cygni. Der "Besenstiel" war da, mit Knick und zu einem dünnen Ende auslaufend. Auf der anderen Seite des Sterns der "Besen" selbst, in zwei Linien auseinander laufend. Schwächer als der "Stiel", doch durchaus gut erkennbar. Weiter nach Osten, und da kam die "Knochenhand" ins Blickfeld (NGC 6992). Wiederum war der Bogen abzufahren, klar, bei 74x ist die Vergrößerung zu hoch, man sieht nur mehr einen Ausschnitt. Schöne Details, prächtig.

NGC 7293. Ui, das Teleskop ist recht tief auf den Südosthimmel hin gefahren. Geht was? Ich war bei 74x drauf, ohne Nebelfilter. Ein Hauch von einem Bogen war da. Mit [OIII] Filter etwas kräftiger im Kontrast, zwei Bögen. Ein Ring, was man erwarten würde, war nicht zu erkennen. Das war einfach zu tief am Himmel.

Dann halt wieder ein Objekt hoch am Himmel, NGC 6826, "Blinking Planetary". Ich bin mit 222x drauf gegangen. Ohne Filter. Da blinkt nichts mehr. Aber deutlich der Zentralstern, drum herum eine enge hellere Schale, umgeben von einem schwächeren Halo, aber alles gut zu sehen. Ein wirklich feiner Anblick.

NGC 7662, "Blue Snowball", ebenfalls bei 222x, zeigte einen türkisblauen hellen Knödel, etwas unruhige Struktur, keine weiteren Details.

M76, den "Litte Dumbell Nebula", nahm ich erst bei 222x. Ein "Korken", mit etwas flockiger Struktur. Ich senkte nun sukzessiv die Vergrößerung, bis ich bei 74x ankam. Zwischendurch hatte ich die bogenförmigen Ausläufer erkannt. Nun war irgendwie der Eindruck einer Schmetterlingsfigur gegeben. Mit [OIII] Filter war es nicht wirklich besser.

Einen hab ich noch: NGC 6543, "Cat's Eye Nebula". Da erweckte bei 222x (ohne Filter) der schwache Halo um den hellen türkisfarbenen Knödel meine Aufmerksamkeit. Der Halo erschien scharf begrenzt nach außen hin, wenn man nicht sogar von einem helleren Rand sprechen möchte. Und ja, es war ein hellerer Fleck erkennbar, der sogar eine eigene Katalognummer hat: IC 4677. Ich merkte mir die Position relativ zum nächst helleren Stern und überprüfte anhand eines Fotos daheim. Passt. Richtig gesehen. Allerhand. Ich kann mich dunkel erinnern, ich war schon an dem IC 4677 einmal dran, daheim, mit einem 8" f/6 GSO Dobson, vor etwa 10 Jahren. Ob ich damals den Halo auch gesehen habe, kann ich mich nicht erinnern. Leider finde ich von dieser Beobachtung keine Aufzeichnung, es war ja "nur" eine Testbeobachtung mit dem 8" f/6 GSO auf der damals neu erbauten Birkensperrholz Rockerbox.

Mars stand nun doch schon höher am Himmel, ich war zwischendurch bei 160x drauf, das Bild war aber zu unruhig. Nun konnte ich mit 222x an die Sache ran gehen. Freilich, Seeing Gezappel, die orange-rötliche Farbe, gleißende Polkappe, am Gegenpol die leicht bläuliche Polhaube, subtil, und etwas "Dreck" drauf. Langsam kristallisierte sich dennoch eine bekannte Albedo Struktur heraus. Das große Gebiet, wo der Grabenbruch Valles Marineris drin ist. Ares Vallis und Terra Meridiani waren als separierte Knödel fallweise erkennbar, ersterer kleiner, zweiterer größer. 

Ein schöner Abschluss einer eher lockeren Beobachtung. Andi hat derweilen mit PHD2 Guiding und seiner EQ5 experimentiert, letztlich auf M11 drauf gehalten. Was daraus zu machen war, nachfolgend.

102/700 Triplet APO, Canon 600Da, 10 x 120 sec. bei ISO 800

Mit dem Wetter haben wir es auf den Punkt erwischt, in beiden Nächten. Während wir auf der Brunnalm waren, hat es im Weinviertel Wolkenschleier gegeben, und in der folgenden Nacht hatten wir hier im Weinviertel klaren Himmel, hingegen im Süden hingen Wolken. Perfekte Verwertung, was will man mehr.

Howdii