Beobachtung auf der Brunnalm

14. 9. 2020, Großveitsch

Mit einem Sternfreund aus Kindberg war schon seit einiger Zeit verabredet, dass wir einmal miteinander beobachten. Geplant war es wo anders und auch zu einem anderen Tag, doch das Wetter spielte nicht so toll mit, wie es vor dem Wochenende geklungen hat. So vereinbarten wir kurzfristig den 14. September auf der Brunnalm. Da wir dort guten Himmel erwarteten, war es auch eine Gelegenheit, den neuen 102/1100 ED Refraktor mit zu nehmen. Aber nicht nur. So packte ich das C8 ein, dafür die ieq45 und das Baader Hartholzstativ. Andi nahm seine EQ5 für den Vierzöller mit. Unser Mitbeobachter aus Kindberg hatte seinen Omegon 150/1000Triplet APO mit Carbon Tubus angekündigt, auf der CEM60 mit Berlebach Stativ als Unterbau.

Freilich, von Kindberg aus ist es eher gemütlich auf die Brunnalm zu fahren. Wir mussten uns just zur verkehrsstarken Zeit durch den Stau auf der Tangente kämpfen. Für 19 Uhr war der Treffpunkt angesetzt, wir kamen etwa 10 Minuten später an. Angesichts der Verkehrslage, die wir strategisch auch ein wenig ausgetrickst hatten, gar nicht so schlecht. Es war sowieso noch Zeit genug, den Stellplatz bei Tageslicht zu wählen. Der Kompass war dazu eine große Hilfe. Laut Google Earth standen wir auf 1066m Seehöhe.

Wir begannen umgehend mit dem Aufbau der Teleskope, und erledigten die Poljustierung, sobald der Polarstern im Polsucher sichtbar wurde. Da war noch viel Zeit bis es richtig dunkel werden sollte, so hielten wir mal auf die Planeten drauf, Jupiter und Saturn. Das Seeing war nicht besonders gut, und das C8 hatte noch etwas Thermik zu verdauen. Mit der Zeit wurde das Bild etwas ruhiger, ich bekam fallweise für kurze Augenblicke scharfe Details zu sehen, und so entdeckten ich den GRF, was dann auch von meinen Mitbeobachtern bestätigt wurde. Saturn gibt meist etwas mehr her, ist nicht gar so betroffen vom Seeing, ein paar schöne Eindrücke. Jedenfalls, das C8 hat erneut angedeutet, bei gutem Seeing auch tolle Planetenbilder zeigen zu können.

Die Luftfeuchtigkeit könnte ein Problem werden. Zumindest waren meine beiden Okularkoffer an der Oberseite schon taunass, bald nachdem ich sie auf den Boden gelegt hatte. Man sieht sie im unteren Bild. Auch die Sitzfläche meines Astrostuhls war pitschnass, bevor ich Verwendung dafür gefunden hätte. Ich habe halt versucht, mit der Hand so viel von der Feuchtigkeit weg zu wischen wie nur geht. Es gab dennoch einen leicht feuchten Hosenboden. Mit der Körperwärme war das aber kein Thema, bald wieder trocken. Sollten Optiken "absaufen", hätte ich einen 12V Fön mit gehabt, und auch einen extra Akku dafür.

Unser Setup: Links der 102/1100 ED Refraktor auf EQ5, in der Mitte das C8 mit langer Taukappe auf der ieq45, rechts der Omegon Carbon 150/1000 Triplet APO auf der CEM60

Ein Wort noch zum Omegon Triplet APO. Hier sitzt eine Kurzsäule auf dem Berlebach Stativ. Das Triplet Objektiv macht den Refraktor speziell mit Carbon Tubus nochmals kopflastiger, somit steht der Tubus hinten weit über. Um Kontakt mit den Stativbeinen in Zenit Positionen zu vermeiden, ist die Kurzsäule fast unerlässlich. Nachteil: die Stabilität wird dadurch verringert, es schwingt ein bisserl. Kein Vorteil ohne Nachteil. Ich kenne diesen Refraktor prinzipiell, habe schon einmal durch gucken dürfen, es ist eine feine Optik! Wie sinnvoll jedoch ein Carbon Tubus bei einem Refraktor ist, darf man schon hinterfragen... Aber eines ist klar, hier steht kein G'lumpert, hier stehen hochkarätige Optiken nebeneinander. Es ist angerichtet, für ein Spechtlfestl.

In der zu Ende gehenden Dämmerung kam die Milchstraße immer eindrucksvoller zur Geltung. Die Nacht entwickelte sich prächtig. Der Süden ist an diesem Standort etwas hell, aber, ich war schon öfter auf der Brunnalm, dies war sicher der beste Himmel, den ich dort je erlebt habe.  Die Milchstraße war trotzt des merklich aufgehellten Südhimmels bis zum Horizont sichtbar. Die Aufhellung am Horizont hielt sich auch in Grenzen. Andi knipste mit stehender Kamera, um die Bedingungen zu dokumentieren.

Die Milchstraße auf der Brunnalm. Jupiter und Saturn im Ostbereich des Sternbilds Schütze
Canon 600Da, 16mm Kit Objektiv @ f/5. 21 x 8 sec, ISO 6400. Aufnahmestart: 21:07 Uhr

Im Norden hing zwar noch ein Rest von Dämmerung, ich starte meine Beobachtung am Südhimmel. Der war schon so dunkel wie er hier nur werden kann.

Mein erstes Objekt sollte IC 1295 sein, ein planetarischer Nebel im Sternbild Scutum. Den hatte ich, richtig, erst vor geraumer Zeit im C11 und C14 gesehen. Jetzt wollte ich wissen, was richtet ein Achtzöller dran aus? Im Feld fand ich rechts am Bildrand (V = 70x) einen hellen Fleck. Ich zentrierte dieses Ding, um festzustellen, es ist der Kugelhaufen NGC 6712. Also doch wieder zurück und ein Stückerl weiter nach Osten. [OIII] Filter rein, und da war der planetarische Nebel. Ich steigerte die Vergrößerung auf 114x mit [OIII] Filter. Nun war deutlich ein Scheibchen mit hellerem Rand zu sehen. 

In den beiden Refraktoren gab es Albireo zu bewundern, und im Vierzöller durfte ich M11 sehen. Alles fein, schöne Sternfarben, ein Genuss!

Mein nächstes Objekt im C8 war der planetarische Nebel NGC 6781. Wieder bei 114x mit [OIII] Filter. Zu erkennen war ein Scheibchen, mit hellerem Rand, aber einseitig offen, d.h. kein durchgehender Ring.

Nun wieder etwas zum lockeren Schauen. M27, im C8 bei 160x - ohne Nebelfilter. Der Zentralstern war leicht zu erwischen. Die Strukturen im Nebel beeindruckend, und ein Ohr war für mich da, das andere angedeutet. Andi meinte, beide Ohren wären zu sehen. Ja eh.

Weiter mit NGC 6886, einem planetarischen Nebel. Ich blieb gleich bei 160x. Ohne Filter zeigte sich ein kleines Scheibchen mit Zentralstern. Sogar mit Blink-Effekt. Also direkt der Zentralstern, indirekt die Nebelhülle. Ein Check mit [OIII] Filter brachte keine neuen Erkenntnisse. Unserem Mitbeobachter fiel auf, dass ich offenbar irgendwas mit den planetarischen Nebeln habe. Da mag was dran sein...

Dann halt mal etwas anderes. NGC 7006, Kugelsternhaufen, einer der herben Sorte für uns Beobachter. Er ist halt ziemlich weit weg. Daher liegen die hellsten Sterne gerade mal bei 15.6 mag, die allermeisten bei 18.8 mag. Bei 160x war im C8 ein kleiner, runder Nebelfleck zu sehen, mit Helligkeitskonzentration zur Mitte hin. Indirekt konnte ich ganz wenige Sterne anspitzen, und den Haufen etwas angegrießelt sehen. An diesem Haufen tut man sich mit einem C11 leichter, aber gar so leicht auch wieder nicht.

"Freundlicher" ist NGC 6934. Bei diesem Kugelsternhaufen liegen die hellsten Sterne bei 14 mag, die allermeisten bei 16.8 mag. Ich steigerte die Vergrößerung im C8 auf 222x. Der Haufen gab mehr Sterne preis, also es entstand schon der Eindruck eines Kugelhaufens. Allerdings locker in der Konzentration. Im C11 jedenfalls ist dieser Haufen doch ein hübsches Ding, wie ich in Erinnerung habe.

NGC 6888, den Crescent Nebel nahm ich im C8 bei 70x mit [OIII] Filter ins Visier. Erst einmal erspähte ich den hellsten Teil des Bogens, dann nach und nach, mit weiterer Dunkeladaption am Okular den gesamten Bogen.

NGC 7354 ist wiederum ein planetarischer Nebel. Bei 160x zeigte sich im C8 ein klassisches Scheibchen. Der Nebel sprach zwar gut auf den [OIII] Filter an, es gab für mich aber keine weiteren Erkenntnisse.

NGC 404, Mirach's Ghost. Im C8 bei 140x ein wunderschöner Kontrast, der gelborange Stern β And mit dem sanften Nebeltupf der Galaxie.

Das letzte Objekt auf meiner Liste war Alamak, auch Almak oder Almaach, γ And - ein wunderschöner Doppelstern, goldgelb und blau, die beiden Komponenten, schön getrennt bei 140x. Überraschend war für mich, dass ich im C8 ein stabileres Bild vorgefunden habe als im 6" APO, da war mehr Flirren an den Sternen zu sehen. Die Vergrößerung war dabei sicher nicht höher als im C8. Carbon Tubus Thermik?

Müdigkeit machte sich langsam breit, und wir hatten den Eindruck, der Himmel hat etwas nachgelassen. Ich nahm dennoch das SQML zur Hand, und startete einige Messungen. 21.50 mag/arcsec2 ist schon mal ein guter Wert. Hätte ich früher gemessen, wir hätten wohl ein noch besseres Ergebnis gehabt.

Ein schöner Abschluss musste noch sein. Es war NGC  6905, der "Blue Flash" Nebel. Wie ein Osterei im Nest, meinte unser Mitbeobachter. Wirklich ein reizend schöner Anblick bei 140x im C8.

Während der Beobachtung war leichter Wind aufgekommen, dadurch wurde es zumindest nicht feuchter als es war. Am Ende blieben alle Optiken trocken, auch ein Okular, das lange Zeit auf der Stativablage stand, blieb trocken.

Warum der Himmel ein wenig nachgelassen hat, wurde klar, sobald ich wieder daheim war. Ich habe gleich das Satelliten Bild aktualisiert. Ein dünner Wolkenstreifen hatte sich von Süden her über halb Österreich gelegt, und uns auch noch erwischt. Egal wie, es war ein schöner Sternenabend in netter Gesellschaft. Und wir haben gesehen, das alte C8, auch wenn es nicht mit dem aktuellsten Coating aufwarten kann, zeigt dennoch merkbar hellere Bilder als der 6" Triplet APO. Die Morpheus Okulare haben uns am C8 wiederum verzaubert, mit ihrer zuckersüßen Abbildung.

Howdii