Der Komet C/2020 F3 (NEOWISE) hat uns schon auf Trab gehalten, nun geht es dem Ende der Beobachtungszeit entgegen. In diesem Bericht alles, was wir tun konnten, den Komet am Abendhimmel noch ohne Mondlicht zu erwischen. Doch alles der Reihe nach, chronologisch.
Am 17. 7. 2020 gab es heftige Regenschauer, aber auch sonnige Abschnitte. Niemand hätte einen Pfifferling auf eine klare Nacht gegeben. Doch es klarte gegen Abend überraschend auf. Es war zu unsicher, ob es halten würde, daher erschien es zu viel Aufwand, ein Teleskop raus zu stellen. Ich packte also die Ferngläser ein, den 7x50 und den 20x80, das geht schnell, und rauf auf den Hügel östlich von Mistelbach. Ich fuhr meinen gewohnten Standplatz an, und wartete in der noch hellen Dämmerung auf die beginnende Nacht.
In der zu Ende gehenden Blauen Stunde war der Komet bereits gut zu sehen. Er stand deutlich höher am Himmel als zuletzt, vor den Vordertatzen der Großen Bärin. Mit freiem Auge reichte der Gasschweif bis zur Schnauze der Bärin, etwa 20°, der Staubschweif war etwa 12° weit auszunehmen. Im 20x80 konnte ich einen Hauch vom Gasschweif, dort wo er sich vom Staubschweif separiert, erkennen. Im 7x50 Fujinon ergab sich ein schöner Gesamteindruck mit mehr Schweiflänge.
Als ich um 23 Uhr nach Hause kam, mich vor der Haustür noch einmal umdrehte, stand der Komet gut sichtbar im Norden. Hätte ich sehr einfach haben können, aber ja, außerhalb und hoch über der Stadt ist die Sicht schon besser. Wieder am Computer, fand ich Post von Andi. Er hatte den Kometen in Ladendorf fotografiert.
Der Komet am 17. 7. 2020, 22:31 Uhr. Canon 450 D, 200 mm Objektiv, 4 Sekunden, ISO 1600
Der 20. 7. 2020 versprach eine klare Nacht. Es war schon absehbar, dass tief im Norden vielleicht ein paar Wolken durchziehen würden. Aber der Komet steht ja schon hoch genug, man muss nicht mehr knapp über dem Horizont herumkratzen. Wir standen oben auf dem Hügel an unserem üblichen Platz. Andi hatte seine Vixen SP Montierung mit, oben drauf seinen 102/500 Achromat, und auf diesem aufgesattelt, die Canon 450 D mit einem billigst erstandenem 135 mm Tele. Ich hatte die iOptron CEM60 mit, drauf das feine C8.
Ich wollte mit dem C8 den Kometen näher in Augenschein nehmen, und wir hatten auch fotografisch einiges vor. Nach Betrachtung der ersten Aufnahmen durch das 135 mm Tele kam schon Ernüchterung. Sch... Sternabbildung, das wird kein tolles Foto. Dennoch, Andi knipste etliche Serien. Man wird sehen, ob und was man draus machen kann. Im Norden flammte derweilen ein Gewitter auf, wir hatten Wetterleuchten, sahen teilweise Blitze, und der Himmel wurde immer wieder stark aufgehellt. Sowieso keine so tollen Voraussetzungen für's Fotografieren. Das Gewitter zog relativ langsam nach Osten weiter Wir bekamen derweilen auch Besuch. Zwei Burschen sind zu uns gekommen, auch ein bisserl durchs Fernrohr gucken. Und als ich so in meine Arbeit vertieft war, blieb ein Auto direkt neben uns stehen. "Do san de Profis!" Es war ein Streifenwagen. Auch sonst war einiger Rummel oben, der Komet hat schon viele Leute animiert.
Schon am 14. Juli, bei der Beobachtung mit meinem 100/800 Fluorit Triplet APO ist mir aufgefallen, dass nun kein dunkler Streifen mehr im Schweif hinter der Koma war. Im Gegenteil, hier war nun ein heller Strahl auszunehmen. Bei 222x im C8 sah ich in der Koma einen nahezu punktförmigen "Kern", direkt rundherum war es sehr diffus, mit gradiellem, doch recht steilem Abfall in die äußere Koma. In der direkten Umgebung des Kerns schien es mir, als wenn da zwei Verdichtungen in dem diffusen Nebel wären, mit dem nach hinten gerichteten Jet in etwa 120° Aufteilung.
Andi kam noch auf die Idee, das Spektrum des Kometen mittels Blazegitter aufzunehmen, durch seinen 102/500 Achromat. Freilich braucht es da auch eine kleine Versuchsreihe, bis man das Spektrum eingefangen hat, und auch die Belichtungszeit so, dass man was drauf hat. Nun zu den fotografischen Ergebnissen...
20. 7. 2020, 21:04 bis 23:11 Uhr.Canon 450 D, auf Vixen SP mit Nachführung, 135 mm Tele. 58 x 45 Sekunden, ISO 1600
Bei der Inspektion der Einzelbilder für den Stack kam mir das Grauen. Komatische Sternabbildung, quer über das Feld, stark ansteigend. Also von eh schon schlecht zu grauenhaft. Die Ursache war auch bald gefunden. Man sieht an dem Objektiv vorne am Filtergewinde eine Verformung. Also dürfte dieses Objektiv mal unsanft den Boden geküsst haben, wobei sich wohl eine Linse bzw. Linsengruppe verkantet hat. Das Objektiv selbst sollte ja gar nicht so schlecht sein. Jetzt war klar, warum Andi nicht mal 20 Euro dafür ausgegeben hat. Aber ja, Stack auf den Kometen, klassische Kometenfotografie, und eine Menge Schweif ist drauf. Ein paar Bilder aus der Serie musste ich aussortieren, den Rest habe ich einfach verwurstet. Auffallend, was wir eh auch schon visuell gesehen hatten: Die Koma ist nun grün im Farbton, und wie schon erwähnt, kein dunkler Streifen mehr im Schweif, im Gegenteil.
Beim Bearbeiten dieses Bildes fand ich Details so wie ich es andeutungsweise im C8 bei 222x gesehen hatte. Also ja, wundern sollte es mich nicht. Auf dem Bild sieht man einen tropfenförmigen "Kern", erinnert so an den Kometen Hyakutake.
Kerngebiet mit der inneren Koma, in Farbe.C8 @ f/10, ZWO ASI 385 MC-C, 500 x 2 Sekunden, Larson-Sekanina Filter
Keine neuen Erkenntnisse von den Details im Farbbild, aber interessant von den Farben her allemal. Zur Klarstellung, es sind die selben Rohdaten, mal mono, und dann in Farbe verarbeitet. Und nun zum Kometenspektrum mit Blazegitter.
20. 7. 20202. Das Spektrum des Kometen. 102/500 Achromat, Canon 450 D, 90 Sekunden, ISO 800, Blazegitter
Allemal lehrreich, dieses Bild! Links unten haben wir das Spektrum eines Sternes, der sich außerhalb des Bildfeldes befindet. In der rechten Bildhälfte sehen wir das Spektrum des Kometen. Es unterscheidet sich deutlich von einem Sternspektrum. Wir sehen Maxima im Hellblau, Türkis, Gelbgrün, wenig in gelb zu rot, und im Roten verliert es sich. No na, was der Kern emittiert, findet sich auch im Schweif, deswegen ist auch der Schweif hier spektroskopisch aufgespalten. Den Kometen selbst sehen wir links unten im Bild, ganz am Rand, wo die Vignettierung schon zuschlägt.
Meine freisichtigen Eindrücke vom Komet in dieser Nacht: Man sieht schon, der Komet wird schwächer. Noch ist er relativ gut zu mit freiem Auge zu sehen, vor allem wenn man weiß, wo man suchen soll. Die Position des Kometen heute keine 20° unter Dubhe. Der Gasschweif reicht bis etwa Dubhe, keine 20° mehr, der Staubschweif etwa 12° weit. Das ist ganz ähnlich zur Beobachtung am 17. Juli.
Während unserer Beobachtungzeit rückte tief im Norden von Westen her ein weiteres Gewitter heran, es wurde immer dunstiger und wolkig, der Komet soff direkt ab. Mir deuchte, ich könne oberhalb der Wolken noch den Gasschweif Richtung Dubhe ausnehmen. Als ich daheim ankam, hatte der Wind böig aufgefrischt. Das Gewitter, das nördlich vorbeiziehen würde, "saugte" gerade Luft an. Es war also keine ungestörte Beobachtung, dennoch interessante Ergebnisse.
Am 21. 7. 2020 zog Untertags ein Gewitter durch. Sagen wir so, es streifte Mistelbach. Ein bisserl Grummeln, geregnet hat es aber doch heftiger. Nach Abzug des Gewitters kam die Sonne wieder hervor, es sah freundlich aus. Das Sat-Bild zeigte, von Westen rücken Wolken heran. Und aufgrund der Feuchte musste man auch mit lokaler Wolkenbildung rechnen. Keine Einladung, ein Teleskop aufzustellen. Ich packte daher die beiden Ferngläser, und fuhr auf den Hügel im Osten.
Etwa um 22:15 Uhr war der Komet schon am Dämmerungshimmel mit freiem Auge erkennbar. Später, am dunkler werdenden Himmel ein erster Blick mit dem 7x50 Fujinon. Ein deutlich grünlicher Knödel, die Koma, und hinten raus aus der Koma in den Schweif ein heller, kräftiger Strahl. Der Schweif dann breiter auffächernd, mit einigen Strahlen drin. Auch im 20x80 war der Komet schön zu sehen, die grünliche Farbe halt weniger, mit 4 mm Austrittspupille ist das Bild weniger hell als im 7x50 Glas.Die freisichtige Schweiflänge konnte ich nicht wirklich bestimmen. Es sind immer wieder dünne Wolken durchgezogen. Freien Blick gab es kaum. Immerhin, mit dem 7x50 Glas konnte ich den Schweif etwa 10° weit verfolgen, bzw. wenn ich von Merak runter schwenkte, gabelte ich den Schweif schon auf, brauchte ihm nur zu folgen, bis zur Koma. Der Kopf des Kometen und ein Teil des Schweifes war die meiste Zeit sichtbar, der obere Teil des Schweifes meist hinter Wolken verborgen. Die beste Zeit war etwa 22:30 bis 22:40 Uhr.
Wieder daheim angekommen, um 23:40 Uhr, konnte ich den Kometen von der Haustür aus tief im Norden sehen. Die Wolken hatten sich wohl aufgelöst, und von Westen ist auch nichts nachgekommen, sonst hätte ich sehr schnell Feierabend gehabt.
Der 22. 7. 2020 zeigte freundliches, sonniges Wetter, mit nur ein paar harmlosen Quellwolken. Es muss doch in der Nacht heftiger geregnet haben, weil beim Ausgang mit Canis Maior fand ich auf dem Feldweg Pfützen. Diese Mulden füllen sich nur mit Wasser, wenn es eine Menge davon gibt. Ein paar Tropfen reichen wirklich nicht. So wie es aussah, sollte es doch am Abend klar werden? Meteoblue versprach nichts. Aber da, wo wir schon kaum eine Wolke mehr am Himmel hatten, zeigte Meteoblue halt auch bedeckt an. Also ja. Mit lokaler Wolkenbildung wäre schon zu rechnen. Aber, es kam der spätere Nachmittag. Über Bayern bildete sich eine Gewitterzone, die Wolken zogen ostwärts. Würden uns diese Wolken erreichen, oder sich vorher auflösen? Risiko hin oder her, ich konnte Andi zu einem Einsatz überreden.
Wir standen wieder auf dem Hügel östlich von Mistelbach, an unserem üblichen Platz. Andi hatte nur die Montierung mit, Kamera mit Objektiv, für nachgeführte Aufnahmen, damit man länger belichten kann als mit stehender Kamera. Ich hatte die iOptron ieq45 mit, und meinen alten 5.7" f/6 Maksutov-Newton.
Diese Nacht entwickelte sich ähnlich wie die vorige. Lokale Wolken machten uns zu schaffen. Was aus Westen heranzog, ging südlich an uns vorbei. Wiederum war der Kopf des Kometen meist frei, oberhalb, wo der Schweif hin geht, hingen meist mehr oder minder dünne Wolken. Es gab nur zweimal eine Lücke, wo der Komet und auch sein Schweif voll sichtbar war. Beim zweiten Wolkenloch hielt Andi mal mit drei Minuten drauf. Es war ja auch schon später geworden.
Was meine teleskopische Beobachtung betrifft, ich hatte den Kometenkopf immer klar im Okular. Die Koma war deutlich grün gefärbt, Strahlen nach hinten zu im Schweif, in der Mitte ein deutlich hellerer. Der Schweif setzte hinter der recht groß erscheinenenden Koma schmäler an und fächerte dann breiter auf. Freisichtig zog der Staubschweif Richtung Merak, erreichte den Stern aber nicht. Mich juckte noch, das Blazegitter einzuschrauben, um mal zu sehen, was das Spektrum visuell her gibt. Nun ja, die hellste Sache ist die C2 Emission im Türkisen, sonst war nichts zu finden.
22. 7. 2020, 22:23 Uhr, Canon 450 D, auf Vixen SP mit Nachführung, 30 mm Weitwinkel, 3 Minuten Einzelbild, ISO 1600
Obiges Bild zeigt die schwierigen Verhältnisse. Oben links haben wir die Kastensterne des Großen Wagens: Dubhe, Merka und Phekda mit drauf. Es war das Maximum, was draus zu machen war. Man sieht auch den Gasschweif schwach drauf, er zieht etwa in Richtung Phekda, vor allem merkbar an dem dunklen Keil, der zwischen Gas- und Staubschweif entsteht. Immerhin, selbst in diesem kleinen Bild erscheint der Kopf des Kometen grünlich.
Wieder daheim, habe ich von der Haustür aus nochmals nach Norden geschaut. Der untere Teil des Kometen mit Kopf war schwach sichtbar, drüber wieder eine Wolke. Diese Nacht war also von den Bedingungen her fast noch zäher als die letzte.
Der 23. 7. 2020 sollte eine weitgehend klare Nacht bringen, nach Prognose zu gehen. Wie gestern bildete sich wieder über Bayern eine größere Gewitterzone, und die Wolken zogen auch wieder nach Osten weiter. Aber, es war absehbar, das Zeug kommt südlicher rein, sollte uns nicht direkt tangieren. Wir fuhren wieder raus, um unser Glück zu versuchen, vielleicht geht ja mehr. Andi hatte neuerlich nur die Montierung mit, Kamera, und wir wollten mal ein Walimex 85 mm ausprobieren. Ich hatte neuerlich die iOptron ieq45, und den neuen 102/1100 ED Refraktor mit. Auch die ZWO ASI 385 MC-C, wir wollten neben den Fotos mit Tele auch nochmals auf die Koma genauer drauf.
Bei Andi ging der Aufbau glatt. Bei mir lief es nicht so. Ich fuhr mal Dubhe als Alignmentstern an, und dann hatte ich die Koordinaten des Kometen auf einem Zettel. Aber das Teleskop fuhr meilenweit daneben. Na gut, den Kometen sah ich grad noch so, also konnte ich ihn einfangen. Und was zum Teufel, der Komet driftete relativ rasch aus dem Bildfeld, Tracking lief aber. Also was da los war? Ich fuhr das Teleskop zurück auf die Homeposition, checkte nochmals die Poljustierung, und startete neu durch. Holte mir von Andi die Koordinaten des Kometen. Ups, was ich auf meinem Zettel hatte, waren die Koordinaten für den nächsten Tag. Kann passieren. Nun lief es bessr. Der Komet blieb im Feld, eine leichte Drift war erst über längere Zeit merkbar.
Was die Wolken betrifft, es gab welche, wir konnten aber später doch unsere Arbeit nach Wunsch erledigen. Der Himmel war auch etwas besser. Leichter Wind, dafür keine Tau Probleme, und auch kein Gelsenflug. Die Biester können schon lästig sein. Diesen "Spaß" haben wir in den vergangenen Nächten gehabt.
Es waren nahe unserem Standplatz auch andere, die versuchten den Kometen zu beobachten, mit freiem Auge, bestenfalls mit Ferngläsern. Ein Kommen und Gehen, könnte man fast sagen. In den Medien war wohl noch mal Aufruhr verursacht worden, mit eher falschen Angaben. So sind manche schon wieder gefahren, bevor der Komet überhaupt erst sichtbar geworden wäre. Wir bekamen auch direkt Besuch, zweimal, es waren aber liebe Leute. Ich brauche da nur darauf achten, wie Canis Maior reagiert. Meine Hündin hat ein äußerst feines Empfinden. Ich kann mich drauf verlassen. Freilich, wenn man exponiert steht, und das ist unser Platz, muss man vielleicht auch mal volksbildnerisch her halten.
Was noch los war in unserer Beobachtungszeit. Es war schon dunkel, kommt ein Mähdrescher vom Trausnitzer runter. Wir haben schon gedacht, dass wir etwas Platz machen müssten, damit der bei uns vorbei kann. Doch der Mähdrescher begann an der Trausnitzer Flanke mit Mäharbeit, ein ganzes Feld. Später ist er dann von unten den Weg rauf gekommen, dafür ein Traktor bei uns direkt vorbei. Wenigstens hat es nicht zu uns her gestaubt. Nun aber zu den Ergebnissen.
23. 7. 2020, 22:50 Uhr, Vixen SP mit Nachführung, Canon 450 D, Walimex 85 mm Objektiv, 6 x 45 Sekunden, ISO 800
Wie gesagt, der Himmel war auch diesen Abend nicht wolkenfrei. Manchmal sieht man die Wolken mit freiem Auge gar nicht, sie manifestieren sich erst auf der Kamera. So ist der rötliche Schein in der linken unteren Bildecke auf dünne Wolken zurückzuführen. Immerhin, der Gasschweif ist doch recht schön raus gekommen.
Koma und Schweifansatz, 102/1100 mm ED Refraktor, ZWO ASI 385 MC-C, 100 x 8 Sekunden, Larson-Sekanina Filter
Halbe Öffnung, halbe Brennweite. Auf die Detailauflösung des C8 kommen wir nicht ran, das war uns klar, dennoch, wir haben etwas vom Schweifansatz mit drauf. Der helle Strahl nach hinten aus der inneren Koma, und der schmäler ansetzende, breiter auffächernde Schweif mit etlichen Strahlen. Der tropfenförmige "Kern" ist auch hier zu finden. Die Koma ist auffällig einseitig.
Nun noch zu meinen Eindrücken. Im 102/1100 ED, bei 40x, war die Koma deutlich grün gefärbt, ein heller Punkt, drum herum sehr hell und diffus, der Schweifansatz von der Koma weg schmal, breiter auffächernd. Ganz ähnlich auch der Eindruck im 7x50 Glas. Also ja, im Teleskop war der Eindruck nicht unähnlich dem, was wir mit der ASI 385 eingefangen haben. Mit freiem Auge ging der Staubschweif fast bis Phekda, aber gut, der Komet stand nur etwa 15° unter diesem Stern. Vom Gasschweif konnte ich nichts mehr ausnehmen. Generell, mit freiem Auge, wenn man wusste wo, war der Komet durchaus noch zu sehen. Aber weit von einem auffälligen Objekt. Es geht dem Abgesang entgegen, das wurde schon klar.
Am 25. 7. 2020 sah es um die Mittagszeit trostlos aus. Bedeckter Himmel. Ob das noch was wird? Sollte eigentlich. Doch am späteren Nachmittag schon freundlicher, nur dünne Wolken. Und gegen Abend war der Himmel fast wolkenlos. Wir fragten uns, wo aufbauen. Im ganzen Weinviertel ist man eigentlich nirgendwo sicher, die Getreideernte läuft auf Hochtouren. Also, den Kometen bekommen wir auch von meiner Einfahrt aus. Somit beschlossen wir, wir bleiben in Mistelbach. Als Andi kam, waren jedoch wieder ein Haufen Wolken am Himmel. Man kennt das, Abendthermik. Hoffentlich würden sich die Wolken auflösen, bevor der Komet zu tief sänke.
Andi hatte wieder seinen 102/500 Achchromat auf der Vixen SP, und ich baute nebenan die iOptron CEM60 auf, mit dem feinen C8 drauf. Es dauerte, bis die Wolken den Polarstern freigaben, dass wir die Poljustierung der Montierungen durchführen konnten. Doch dann lief alles an, die Wolken hatten sich aufgelöst.
Ich schaffte mit Dubhe, Wega und Arktur ein schönes Alignment Dreieck. Als ich den Komet anfuhr, war er im Feld. Ok, passt. Gleich mein visueller Eindruck im Teleskop, bei 74x: Grüne Koma, schmal ansetzender, und breiter auffächernder Schweif. In der Koma ein heller Punkt, drum herum sehr hell und difffus. Eigentlich alles wie gehabt. Freisichtig war der Komet noch auszunehmen, mit etwa 5° Staubschweif. Der Komet wird auffällig schwächer, das bekamen wir noch deutlicher serviert.
Andi wollte noch einmal ein Spektrum ziehen, mit Blazegitter durch seinen 102/500 Achromat. Und dann wollten wir nochmals mit dem C8 auf die Koma näher dran, mit der ZWO ASI 385 MC-C. Wir hatten bei 10 Sekunden praktisch nur den Kern drauf. Ob das was wird? Zudem zog der Komet doch schon tiefer, und streifte einen Baum in der Nachbarschaft oben an. So mussten wir die Aufnahmeserie immer wieder pausieren, weil das Bild plötzlich finster wurde. Zuletzt überlegten wir noch, ob wir eine kleine Fotoserie mit dem Walimex 85 mm Objektiv machen sollten. Da hätten wir womöglich den Baukran auch noch drauf gehabt - es wird weiter oben ein Wohnblock errichtet. Somit knipste Andi lieber durch seinen 102/500 Achromat. Nun zu den Ergebnissen: Die Serie mit dem C8 hat nichts ergeben. Es war nicht mehr drauf als der Kern, egal wie. Also habe ich die Daten gleich gekübelt. Das Spektrum ist geworden, und die Fotos durch den 102/500 auch noch.
25. 7. 20202. Das Spektrum des Kometen. 102/500 Achromat, Canon 450 D, 120 Sekunden, ISO 800, Blazegitter
Praktisch keine Änderung beim Spektrum. Es gleicht dem vom 20. 7. , nur dass länger belichtet wurde, und die Maxima heller und damit auch größer erscheinen. Hat Andi den Fokus nicht ganz perfekt getroffen, oder war es das Seeing? Die Sterne sind ein bissler dicker als es sein könnte. Ein paar Spektren von Sternen gibt es auch auf dem Bild. Nun ja, ich habe bei Andi auch zwischendurch rein geguckt, und trotz recht niedriger Vergrößerung haben die Sterne regelrecht geflirrt. Nicht wirklich die besten Bedingungen.
26. 7. 2020, 0:14 Uhr MESZ. 102/500 Achromat, Canon 450 D, 3 x 60 Sekunden, ISO 800
Ja, so ähnlich hat der Komet auch im C8 bei 74x ausgesehen, mit halt etwas mehr Kontrast in der Koma. Das menschliche Auge kann diese Kontrastunterschiede halt verarbeiten, ein digitaler Sensor kann es genauso wenig wie chemischer Film es konnte. Der Komet stand nun schon tief, man konnte den Kopf und Schweifansatz gerade noch freisichtig ausnehmen. Wir haben gesehen, der Komet nimmt nun rasch an Helligkeit ab, und wird recht schnell auch wieder zum Horizontkratzer am Nordwesthimmel, dazu noch Mondlicht. Kein lohnendes Ziel mehr. Obiges Bild ist unser Abschiedsbild. Das war's. The carnival is over.
Howdii