Juni Nächte sind wie sie sind. In erster Linie kurz. Die Dämmerung zieht sich. Und so richtig dunkel wird es nicht. Egal wie, man hat auch Arbeit. Es stand ein Skywatcher 120/1000 Achromat zum Test an. Wir schreiben den 10.Juni. Es hatte kräftig geregnet. Bis in den frühen Nachmittag hinein. Und es hat überraschend aufgeklart. Als es so weit war, dass ich ans Aufbauen denken konnte, ging ich mal vor die Haustüre. Oh, Sterne. Hat also gehalten. Na dann raus mit den Sachen. Kaum hatte ich die EQ5 Montierung auf dem Stativ, wollte ich schnell eine LED Leuchte holen, um die Libelle sehen zu können, damit ich das Stativ nivellieren kann. Man dreht sich nur um, geht ein paar Schritte, kommt zurück, und der Himmel ist zu. Ah, so schnell? Das kennen wir doch. Also kurzerhand das Stativ samt Montierung wieder rein getragen, aber griffbereit stehen gelassen.
Eine halbe Stunde später erneut ein Blick hinaus, na, wie erwartet, wieder klar. Also schnell raus mit Stativ und Montierung. Nivellierung, Poljustierung, drauf mit dem Teleskop, Sucher dran, Zenitspiegel und Okular auch noch, Balancieren, Home Position, und das 3-Stern Alignment. Erster Stern: Arktur. Schon im Okular, Sucher nur "Ballast". Ich sah im Norden eine Nebelwand. Hm. Zweiter Stern: Dubhe. Ups, die Nebelwand ist höher gestiegen, der Große Wagen war weg. Ich schickte das Teleskop dennoch zu Dubhe, und konnte den Stern sogar im Okular sehen und zentrieren. Dritter Stern: Wega. Da war der Himmel klar. Ready. Also dann schnell mal zu M57. Und da auch der Bootes Bereich noch klar war, zu M3. Nur leider, bis die Montierung das Teleskop herumgeschwenkt hat, war M3 auch schon leicht vernebelt. Ich sah ihn zwar, konnte bei höherer Vergrößerung aber nicht mehr fokussieren. Zu wenig Licht. Dann nochmals auf Arktur, zum Startest. Ich konnte mich überzeugen, alles bilderbuchmäßig, es sollte soweit passen mit diesem Refraktor.
Ich blickte kurz auf, und fand mich im Bodennebel sitzend. Oh, nein, schnell weg mit den Sachen, bevor alles patschnass ist. Anschließend dreht ich mit Canis Maior noch eine Nachtrunde. Oben auf dem Bergerl, wo wir die Felder anstreifen, war die Suppe sehr dick. Überkopf konnte ich jedoch Sterne sehen, nur die hellsten, klar. Der Bodennebel war so dicht, ich hätte den ausgetretenen Pfad über die Wiese zurück in die Siedlung verpasst. Zum Glück sind Hunde unter solchen Bedingungen besser in der Orientierung. Canis Maior hat erst gestutzt über meine Unsicherheit, dann entschieden die Richtung eingeschlagen. Braves Mädel! Ansonsten hätte es wohl durchweichte Schuhe und nasse Hosenbeine gegeben, wenn ich irgendwo quer über die Wiese gelatscht wäre.
Was diesen 120-er Achromat betrifft, ich hatte gesehen was ich sehen muss, was ich sehen wollte. Man weiß nie, kriegt man noch eine Chance, wenn das Wetter so wechselhaft ist. Gut, der 11. Juni war sogar mit klarer Nacht angesagt. Aber, es könnte sich ein ähnliches Spielchen zutragen. Ich war skeptisch. Jedoch, es hielt soweit. Ich konnte den Test routinemäßig beginnen und hatte noch ein paar sehr schöne Eindrücke. Es ist ein ausnehmend scharfes Exemplar, obwohl ich noch keinen schlechten 120/1000 Achromat in der Hand hatte, die waren alle gut. Aber wie mir M3, M13, ε Lyrae, NGC 6826 ("Blinking Planetary"), M82, M51 und NGC 6543 ("Cat's Eye Nebula") präsentiert wurden, das war schon beeindruckend.
Speziell dort, wo man kletzeln kann, beim Blinking Planetary und Cat's Eye Nebula, zeigte sich die Schärfe der Optik. Bei ersterem war mit dem 6 mm Zeiss Abbe Okular (167x) kein typischer Blinkeffekt gegeben. Direkte Sicht zeigte den Zentralstern sowie den innersten hellen Teil des Nebels. Indirekter Blick offenbarte einen schwächeren äußeren Halo. Bei letzterem war der Zentralstern rauszupicken, und ein hellerer innerer Teil in einen äußeren schwächeren Teil eingeschrieben. Insgesamt erscheint bei dieser Vergrößerung der Cat's Eye Nebel noch recht klein im Okular, die Beobachtung war daher wohl sportlich. Doch das Werkzeug muss mitspielen, die Beobachtungsbedingungen auch, damit ich solch kleine und subtile Details überhaupt erspähen kann. Jedenfalls, kam mit einem Lächeln im Gesicht wieder rein in die Stube. Die schönen Eindrücke als Absicherung des Tests waren ein Träumchen.
Für den 12. Juni war eigentlich keine klare Nacht angesagt. Der Beginn der Nacht könnte klar werden, spekulierte ich. Das Sat-Bild zeigte allerdings Wolken, die von Osten näher rückten. Was weiß man, kommen die oder nicht, ich wollte nicht viel riskieren, fuhr daher kurzerhand nur auf den östlich von Mistelbach gelegenen Hügel. Ich hatte nun die alte iOptron ieq45 mit und ein altes Super Polaris C8, der Tubus stammt aus den mittleren 80-er Jahren, einem Set mit der Vixen Superpolaris Montierung. Wohl, ich hatte dieses Ding schon mal vor der Nase, konnte mich aber nur erinnern, dass die Optik gut ist. Ich wollte es noch einmal sehen, vor allem wo die Erinnerung noch frisch war von einer ansprechenden Beobachtung mit einem anderen alten C8 (siehe letzter Bericht vom Mai dieses Jahres. Dieses andere alte C8 ist übrigens etwa aus der gleichen Zeit, es war ein Super C8 Plus mit Byers Gear, bei dem die Basis der Gabel sogar ein kleines Fensterchen hat, durch das man die Schnecke sehen kann. Aber wer will heute noch mit einer alten Gabel arbeiten, vor allem mit einem AC betriebenen Antriebsmotor...)
Nun stand also das Super Polaris C8 zum Test an, natürlich nur die Optik. Ich ging in der gleichen Konfiguration vor wie letztens. 2" Anschluss, 2" Zenitspiegel und halt die entsprechenden Okulare. Mein Vorteil: dieses mal kein Mondlicht, aber dunkler als letztens war der Himmel auch nicht wirklich. Somit, so viel besser hatte es das Super Polaris C8 nun nicht. Ich war etwa um 23 Uhr fertig mit dem Aufbau, fuhr Wega als Alignmentstern an, und brauchte nichtmal den Sucher. Wega war schon im 27 mm Panoptic (74x) zu sehen. Nach ein paar ersten Eindrücken war es 23:30 Uhr geworden, der Himmel merklich dunkler, wenn auch nicht wirklich dunkel. Nun ging es richtig los.
M13, erst mit dem 17.5 mm Morpheus, bei 114x. Das war schon nett, aber ich steckte noch das 12.5 mm Morpheus rein, 160x. Whow! Traumhaft! Wenn man das richtige Okular an ein gutes Teleskop bringt, das hat schon was.
M92 bei 160x war auch sehr schön dargestellt, allerdings, da ginge mehr Vergrößerung. Jaja, es gäbe auch ein 9 mm Morpheus... Das wär's dann. Diese C8 Optik kann's sicher.
ε Lyrae war bei 160x fein aufgelöst, sogar ohne großes Seeing Gezappel, beeindruckend! Ich habe noch ein paar andere Doppelsterne in der Leier angeschaut, aber das waren alle keine Herausforderungen. Schön dennoch.
NGC 6826, der "Blinking Planetary", gab bei 74x den typischen Blinkeffekt her. Bei 160x nicht mehr. Es war direkt der Zentralstern und der innerste, helle Teil des Nebels zu sehen. Indirekt dann noch ein äußerer Halo dazu. Ja, habe ich so auch im 120 mm Achromat gesehen, siehe oben. Doch, in erster Linie durch meine Beobachtungserfahrung. Hier im C8 ist das ganz offensichtlich gewesen, leicht zu sehen.
M71 war eine Freude bei 114x. Wirklich sehr schön gezeigt. Ich war beeindruckt.
M27, erst bei 114x, dann bei 160x: Strukturen im Nebel, etliche Sterne im Nebel, inklusive Zentralstern, als ganz feine Spitzen. Der Nebel selbst sehr hell dabei, also Sterne drin zu finden schon sportlich...
Ein Blick zum Himmel, aha, da kommen also die Wolken von Osten. Noch schnell ein Objekt, M11 geht noch, dort ist der Himmel klar. Hier war 114x die richtige Vergrößerung für einen netten Anblick.
Die Wolken beendeten also mein Treiben. Es war ein schönes Stündchen, ich habe es sehr genossen, ein Träumchen. Morpheus, schau owa!.
Mir bleibt nur eines zu sagen: Oh, mein Gott der Träume, hätte ich einst solche Anblicke erleben dürfen, ich hätte nie diese Abneigung gegen SC Teleskope entwickelt. Es haben Jahre vergehen müssen, und ich so manches alte C8 in die Hände bekommen. Eines ist mir dabei besonderes aufgefallen, es war das Ultima C8 in der schweren Gabel. Dem hatte ich den Preis der besten C8 Optik bislang gegeben. Ich denke, mit dem Super Polaris C8 muss es sich diesen Platz nun teilen.
Howdii