Beobachtungen mit dem Vixen VMC 260L und dem Celestron C11

23. 4. 2020, Ratten

Neuerlich Rückseitenwetter, und klare Nächte waren absehbar. Eine weitere Gelegenheit zu einer Beobachtung. Jetzt aber doch unter dunklerem Himmel als im Weinviertel. Es sollte in die Steiermark gehen. Ich muss hier ein bisschen ausholen. Den Vixen VMC 260L Field-Maksutov hatte ich schon öfters in der Reissn, sozusagen. Da dieses Teleskop oft als Alternative zu einem C11 genannt wird, wäre es doch interessant, diese beide Instrumente direkt nebeneinander zu sehen, um einen Eindruck zu gewinnen. Match möchte ich es nicht nennen, mir war schon klar, welches dieser beiden Instrumente am Ende die Nase vorn haben würde. Stehen doch rein von den Daten her 280mm Öffnung gegen 260mm.

Die erste verwertbare Nacht wäre Dienstag, 21. April gewesen. Nur, ich darf nicht von den Bedingungen hier im Weinviertel ausgehen, ich muss mich nach dem Beobachtungsstandort in der Steiermark richten, das Wetter dort ist entscheidend. Da wäre auf jeden Fall der Mittwoch und Donnerstag gewesen. Wir einigten uns letztlich auf Donnerstag, weil es etwas milder sein sollte, und zu 100% eine klare Nacht zu erwarten war. Tatsächlich, Dienstag wie Mittwoch sah ich bei meinem Ausgang mit Canis Maior am Südhorizont starken Dunst, der am Donnerstag auch da war, aber erheblich geringer. Meine Hoffnung, dass wir den Termin richtig gewählt haben, war groß.

Also packte ich das C11 samt Montierung, Stativ und anderen Utensilien ein, dieses mal kam auch der Astrostuhl mit. Ein paar Minuten nach 19 Uhr MESZ war ich dort. Noch Zeit genug, ein paar Worte zu reden. Das Stativ wurde mal aufgestellt, grob nach Norden. Ich kenne diesen Beobachtungsplatz zwar schon, aber ganz so genau wo Norden raus ist, weiß ich nicht. Ich musste schon warten, bis ich in der Dämmerung des Polarsterns freisichtig habhaft wurde. Dann ging es bei mir zack-zack. Nicht so beim VMC. Mein Gastgeber war nach einem stressigen Tag sichtliche neben der Spur. Daher dauerte es länger, bis wir den VMC 206L auf seiner CGEM hatten und richtig loslegen konnten. Es ist so wertvolle Beobachtungszeit draufgegangen. Egal wie, die Eindrücke zählen. Und diese Nacht war wirklich top. Der beste Himmel, den ich an diesem Standort jemals gesehen hatte. Sonst noch? Wind? Gar nichts. Trocken, keine Probleme mit Taubeschlag. Und auch das Seeing war nicht schlecht. Klar, zum Horizont runter wird es immer unruhiger. So, nun aber zu den Beobachtungen.

M65, 160x im C11, 143x im VMC, d. h. im VMC mit etwas größerer Austrittspupille (1.8mm vs. 1.75mm). Meine Eindruck im C11: In dem hellen Zentrum der Galaxie ein nahezu sternförmiger heller Kern, graduell aber doch recht steil abfallende Helligkeit des Zentrums in die als schlanke Ellipse erscheindene Scheibe, die Scheibe der Spiralarme erschien gleichmäßig ausgeleuchtet, ohne Struktur. All dies war auch im VMC so sichtbar, dennoch im C11 merklich heller. Ich wollte nun die beiden nächsten Galaxien des Leo Triplets, doch da wir schon mit M65 in das Meridian Limit der Montierung gelaufen waren, entschied, ich: weiter im Programm.

M64, Vergrößerung in beiden Teleskopen wie oben. C11: Wui, das Ding ist groß im Okular, ich sah es deutlich weiter in der Ausdehnung als bei meiner Beobachtung mit dem C11 unter Weinviertel Himmel am 15. April. Auch hier ein fast sternförmig wirkenden Kern im hellen Zentrum. Deutlich das namengebende charakteristische Staubgebiet, sozusagen das dunkle Auge. Und in dem helleren, inneren Teil, andeutungsweise Spiralstruktur, eng gewunden. Im VMC auch so zu sehen, aber wiederum im C11 substantiell heller, was sich eben in sichtbar größerer Ausdehnung des Objekts manifestierte.

M63, Vergrößerung in beiden Teleskopen wie gehabt. C11: Wiederum größer in der Ausdehnung als bei meiner Beobachtung am 15. April. Auch hier ein nahezu sternförmiger Kern im helleren Zentrum der Galaxie, flockige Struktur in der Scheibe. So auch im VMC, und wie gehabt, im C11 eben merklich heller und größer in der Ausdehnung.

NGC 4565, 127x im C11, 143x im VMC. Beeindruckend im C11. Auch hier ein praktisch sternförmiger Kern im Bulge, Die Arme der "Needle Galaxy" auf einer Seite leichter weit hinaus verfolgbar als auf der gegenüberliegenden Seite. Das Staubband war da, nicht nur direkt vor dem Bulge. Im VMC war das Bild bei der nun weit höheren Vergrößerung deutlich weniger hell, aber die Details waren auch da, ein schöner Anblick. Man muss halt, wenn das Objekt so groß im Okular erscheint, mehr aus dem Augenwinkel arbeiten, oder den indirekten Blick schweifen lassen.

Eigentlich hätte ich nun gern mit Hockeystick- und Walgalaxie weiter gemacht. Was mich aufschreckte, und von diesem Plan abweichen ließ: Das Sternbild Corvus stand schon fast im Meridian, und was an diesem Standort mal über den Meridian geht, so tief am Himmel auch noch, ist dann schnell hinter den recht nahen Bäumen verschwunden. Also war mal Eile angesagt für die folgenden zwei Objekte.

M104, 160x im C11, 143x im VMC. Also im C11 war ich überwältigt von dem Anblick. Da war wohl die recht hell und scharf abgegrenzte Scheibe mit dem Staubband, wie ich es auch am 15. April gesehen hatte. Aber der dunkle Himmel hier war entscheidend, nun war auch das große und sanft leuchtende Zentralgebiet sichtbar, mit einem fast sternförmig wirkenden Kern drin. Das war ein richtiger Sombrero! Ja, kenn ich, von meinem früheren 18" Dob her. Das war natürlich ein Fest, aber immerhin, 11" Öffnung nehmen sich daneben doch noch eher bescheiden aus. Im VMC war alles eben weniger hell und damit der "Sombrero" etwas schwieriger zu sehen.

NGC 4361, im C11 bei 160x. Bei meiner letzten Beobachtung habe ich an der Gestalt dieses planetarischen Nebels rumgerätselt. Nicht wirklich Scheibe, irgendwie verzipfelt. So recht klug bin ich nicht daraus geworden. Nun, der Zentralstern war da, ohne Nebelfilter, versteht sich. Nun hatte ich doch eher den Eindruck einer Scheibe, allerdings auf einer Seite eine Ausläufer, als das was ich wohl als Zipfel gedeutet hatte. Auf der anderen Seite war eben quasi ein Zipfel, hier konnte ich den Ausläufer, der wohl da sein sollte, nicht erkennen. Na, wie nennen wir das Aussehen dann: Brathendl? Im VMC habe ich dieses Ding keines Blickes gewürdigt, mehr Erkenntnis hätte ich nicht gehabt. Mein Gastgeber rätselte auch herum, was ich so gehört habe.

Nun wieder in höhere Gefielde. M53, im C11 bei 160x bzw. 127x, und 143x im VMC. An diesem Kugelhaufen war ich erst mit 160x dran, bin aber auf 127x zurück gegangen, weil mir der Anblick insgesamt besser gefiel. Ein wirklich nettes Objekt. Etliche hellere Sterne, der Haufen ist auch quer drüber aufzulösen gewesen, mit einem feinen Grieß im Hintergrund. Im VMC war der Anblick bei 143x etwa so wie im C11 bei 160x, da war nicht viel um. Sterne zählen wird man ja nicht gerade bei einem Kugelhaufen.

NGC 5053, 104x im C11, 96x im VMC. Praktisch gleiche Austrittspupille. Dieser Kugelhaufen ist halt von einer anderen Art. Relativ wenige Sterne auf einer größeren Fläche verteilt. Wie schon bei meiner letzten Beobachtung am 15. April, im Okular eine relativ große Aufhellung. Geht man indirekt dran, kann man die hellsten Sterne abklappern. So auf ein Dutzend hin würde man schon kommen, würde man sie zählen wollen. Es ergibt sich so eben der Eindruck eines weit verstreuten Haufens. Ehrlich gesagt eher der eines offenen Haufens. Da es doch tausende Sterne sind, ergeben sie halt in Summe eine Aufhellung. Im VMC war gerade diese Aufhellung gegeben, schwach, an Einzelsterne ran zu kommen war deutlich schwieriger. Hier offenbarte sich also, dass das C11 doch merklich hellere Bilder liefert. Weil, die hellsten Sterne abklappern, das war im C11 easy.

Abell 1656 - Coma Galaxienhaufen. Man fährt dazu bequem NGC 4889 bzw. NGC 4874 an. Es sind die hellsten Galaxien im Zentrum des Coma Haufens. Ich wollte da mal unter dunklem Himmel mit dem C11 rein stechen. Bei 104x waren beide Galaxien im Feld, beim Blick aus dem Augenwinkel sprangen mir gleich etliche weitere Nebeltupfen ins Auge. Ich schwenkte das Teleskop langsam in RA etwas hin und her, beiderseits zu diesem Feld, und hörte bald zu zählen auf. Das wäre ein Projekt, das allein etliche Beobachtungszeit verschlingen würde. Im VMC haben wir den Coma Galaxienhaufen nicht angefahren.

Es war mittlerweile recht spät geworden. Ich dachte, vielleicht probiere ich mit dem C11, ob ich an den M87 Jet ran komme. Das VMC zeigte eine Galaxie, die ich als M87 identifizierte. Im C11 bekam ich was anderes zu sehen, ein Feld, das ich auch gut kenne - M84 und M86. Ups. Deja vu? Die Spiegelkipperei. Aber, mir deucht, da ist System dahinter. Betrachtet man nur, wo der Fokussierknopf relativ zur Spiegelmitte sitzt, bekommt man eine Achse, um die der Spiegel kippen kann. Und nimmt man nun den Offset von dem Gebiet, wo ich gelandet bin, und wo ich hin wollte, ergibt das in Dec und RA just eine ganz ähnlichen Versatz im Verhältnis. 

Also ja, ich war ein bisserl entnervt, vor allem, weil ich erkannte, mein Zielgebiet ist grad so um den Meridian, ein paar Objekte knapp diesseits, die anderen schon jenseits. Nicht wirklich toll mit einer parallaktischen Montierung, hin und her zu wollen, abgesehen vom Spiegelkippen des C11, wofür das Goto nichts kann. Deshalb, und schon wegen der fortgeschrittenen Stunde, ging es improvisiert in Richtung Abspann. Die folgenden Objekte habe ich nur mehr im C11 gesehen, vielleicht noch kurz mal einen Blick durchs VMC 260L geworfen.

M5, 104x. Ein schöner Kugelhaufen, gut auflösbar. Zu hoch sollte man da gar nicht vergrößern. Ein bissl was wäre gegangen, aber es war halt schon Abspann. Der Ophiuchus stand schon über dem Horizont, also mal ran an die hellsten Kugelhaufen. M10, M12. Beide hübsch, wobei M10 kompakter wirkt als M12. Und noch M14. Dieser stand aber noch sehr tief über dem Landschaftshorizont. Bei 104x konnte ich ansatzweise so etwas wie feinen Grieß sehen. 127x brachte aber nicht den erwünschten Effekt, es war nur mehr ein strukturloser Nebel zu erkennen. Das Seeing hat also die Sterne einfach zu einem Brei verrührt. Ok, wenn M14 hoch genug steht, geht sicher was im C11.

Den Abschluss bildete M3, ich nahm den auch gleich bei 104x, im VMC 143x - ein Zuckerstück. Als "Betthupferl", quasi. Für meinen Gastgeber wohl, für mich stand noch die weite Heimfahrt an.

Bevor ich meine Sachen zusammenpackte, holte ich noch schnell das SQM-L aus der Tasche. 21.90 mag/arcsec2 - einen solchen Wert habe ich erst einmal wo gemessen, am Hochbärneck. Also das kann man hier an diesem Standort schon auf 6.5 mag übersetzen.

Was noch zu sagen ist: ich habe es schon in einem meiner Beobachtungsberichte erwähnt, ich sehe das C9.25 als "Sparringpartner" für den VMC 260L. Das C11 liegt, das war schon meine Einschätzung vorher, merkbar drüber. Es zählt dann, wenn es eben härter wird, und man auf dieses "bisserl" mehr Licht angewiesen ist. Deswegen ist der VMC 260L kein schlechtes Teleskop. Was daran wirklich bemerkenswert ist: Das für die Öffnung von 260mm geringe Gewicht. Und wie ich es immer schon gesagt habe: Das, was der VMC 260L zeigt, zeigt er schön. Beeindruckend waren die feinen Nadelspitzen von Sternen. Das C11 kann aber auch.

Howdii