Partielle Mondfinsternis

16. 7. 2019, Mistelbach

Mit einiger Verzögerung doch noch ein Bericht. Die partielle Mondfinsternis hat mich irgendwie, könnte man sagen, auf dem falschen Fuß erwischt. Ich hatte nicht wirklich mit einer Beobachtung gerechnet. Sie hat sich aber halt ergeben. Die Ereignisse des Tages hatten mich geistig sehr in Anspruch genommen, und irgendwie ist mein Hirn noch an diesem Themengebiet hängen geblieben. Ich war also schlicht gesagt neben der Spur, und habe vielleicht auch Andi damit angesteckt. Es lief, um es sarkastisch zu sagen, alles ganz nach Plan.

Weit gefahren sind wir nicht, einfach auf die Anhöhe östlich von Mistelbach. Einen flachen Horizont würden wir brauchen, war klar, der Mond stand zu Beginn der Finsternis noch nicht sehr hoch. Beim Aufbau war es noch zu hell, also mal grob die Nordrichtung abschätzen. Mit der Zeit konnte ich den Polarstern doch schon freisichtig am noch hellen Himmel erwischen, und klar, wir waren ein Stück daneben. Also das ganze Gerümpel etwas verdrehen, und siehe da, nun bekamen wir doch tatsächlich den Polarstern in den Polsucher. Als Teleskop hatten wir den 4" Triplet APO mit. Als ich den Reducer auspackte, oh Schreck, der T2 Ring für die Kamera ist daheim geblieben. Eigentlich wollte ich die ganze Schachtel mistsamt der Kamera schnappen, hätte damit alles dabei gehabt, was man braucht. Es war halt noch etwas zu Trinken mit zu nehmen, und etwas zum Drüberziehen, speziell mit etwas Wind könnte es ungemütlich kühl werden, das war absehbar. Und so war ich abgelenkt, nicht ganz bei der Sache.

Andi hatte seine Kamera auch mit, also ja, wir hätten auch diese verwenden können, aber eben keinen T2 Ring dabei. Schlecht, sehr schlecht. Wenigstens nur fünf Minuten bis heim. Andi ist nochmal runter gezischt, das Zeug holen. So, bei der Balance kommt der nächste Schwank: Sucher ist auch daheim geblieben. Na so was. Aber kein Beinbruch, den Mond werden wir grad noch finden, ich musste halt das Teleskop etwas in den Rohrschellen verschieben, damit wir balancieren konnten.

So, eigentlich wäre alles so weit geschafft, Teleskop steht da, ist auf den Mond gerichtet, DSLR Kamera ist dran. Andi spielt mit den Belichtungszeiten im APT. Zu hell. Wir sind letztlich auf ISO 100 gekommen, und irgendwie wollte die Software keine kurzen Belichtungszeiten annehmen. Das Bild blieb einfach etwas zu hell. Wir hatten im Augenblick nicht wirklich gewusst, mit welcher Belichtungszeit wir wirklich fahren. Hm, hintennach hat man immer die guten Ideen, was man machen hätte können, es war halt nicht. So sind eben alle Aufnahmen mit 1/30 Sekunde Belichtungszeit runtergeraspelt worden. So sagt es die EXIF Bildinfo. 

Durch die Verzögerungen haben wir den Beginn der Finsternis schon mal verpasst. Genau deswegen sind wir ja rechtzeitig rauf gefahren zu unseren Beobachtungsplatz. Aber jetzt waren wir dran, und man will meinen, eigentlich kann nichts mehr schief gehen. Andi hat nach der anfänglichen Knipserei eine Serie einprogrammiert, alle 10 Minuten eine Aufnahme. Der Mond ist von Aufnahme zu Aufnahme im Bildfeld verrutscht. Über den Kamerasucher hat Andi den Mond immer wieder zurückzentriert. Irgendwann meinte er, der Mond wandere immer in RA aus. Ich bin dann auf die Idee gekommen, dass die Steuerung vielleicht nicht auf Lunar Speed läuft, und so war es auch. Ich habe letztlich die Tracking Speed umgestellt, und siehe da, für die letzten drei Aufnahmen ist der Mond dort geblieben wo er sein sollte, in der Bildmitte.

Die etwas missglückte Belichtungsreihe ist nun mal da, und es war ein bisserl mühsam, aus dem Material irgendwas zu schnitzen. Zumindest der Verlauf der Finsternis ist dokumentiert. Das sei eigentlich der Hauptzweck. Freilich haben wir Zeit genug gehabt, auch visuell die Finsternis zu beobachten. Mit freiem Auge, weil das Teleskop von der Kamera besetzt war. Ich kann berichten, zum Maximum der partiellen Finsternis war nur mehr eine breitere Sichel des Mondes hell, aber eben vom Halbschatten etwas abgedunkelt, und der Teil im Kernschatten wies die typische rot-braune Färbung auf, die wir von totalen Mondfinsternissen her kennen. Aus den Fotos konnte ich dies nicht herleiten und zeigen, höchstens hoch vergraust.

Zu den Bildern, der Reihe nach: sie sind mit der Aufnahmezeit versehen. Die Ausrüstung kurz noch beschrieben: 102/700 Triplet APO auf iOptron CEM60, Canon 1000D, astromodifiziert. Alle Mond Aufnahmen bei ISO 100, 1/30 Sekunde. Alle Zeiten in MESZ.

Unser Setup: Der 4" Triplet APO auf der CEM60, zum Ende der Mondfinsternis - ist gerade noch vor dem Meridanflip ausgegangen.

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Eine Glanzleistung war dieser Einsatz sicher nicht. Wir sind auch nur Menschen, und manchmal geht's halt so, dass man erst nachher kapiert was schiefgelaufen ist. Dennoch, es war ein bisschen erlebte Astronomie, ist über mich so drübergetröpfelt, und es schien, es wollte es mich gar nicht nassmachen. Gerade zum Maximum der Finsternis, dieses Bild ist etwas im Gedächtnis hängen geblieben. Es war sicher auch das Eindrucksvollste an dieser partiellen Mondfinsternis.

Es war dies die letzte Finsternis bis auf Weiteres. Deswegen hat Andi so drauf gedrängt, dass wir etwas machen. Erst 2024 und 2025 wird es für uns hier wieder Monfinsternis Ereignisse  geben. Und dann muss noch das Wetter mitspielen für eine Beobachtung.

Howdii