Die dritte klare Nacht in Folge. Wenn man schon zwei Nächte von Dämmerung bis Dämmerung durch gedreht hat, ist in der dritten dann die Luft schon ein bissl draußen. Es gab ein neues C11 zu testen, und dabei wollten wir es belassen. Somit beginnen wir am 4. Juni 2019. Tagsüber gab es rundum im weiteren Bereich Gewittertätigkeit, hier nur ein paar Wolken am Himmel. Es war nicht ganz klar, würden die Gewittertürme zusammenfallen, oder würden Restwolken stören. Ein Blick auf das Satbild verschaffte Erleichterung. Alles ok. Somit begann ich schon mit dem Aufbau. Andi stieß zu mir, als ich schon die Montierung auf dem Stativ hatte. Den Rest des Aufbaus erledigten wir in gewohnter Weise in Zusammenarbeit. Es läuft alles Hand in Hand, geht flotter.
Die iOptron CEM60 diente uns als Montierung. Wir fuhren Arktur als Alignment Stern an, und ich nützte die Gelegenheit für einen ersten schnellen Check der Optik. Sah alles erfreulich aus. Dann gleich weiter auf M3. Fein, zuckersüßer Anblick im 27 mm Panoptic. Dabei war es nicht mal noch richtig dunkel. Wir befanden, wir könnten nun noch die zwei Supnernovae visuell beobachten, die wir in den letzten Nächten fotografiert hatten.
Wir starteten diese kleine Reise bei der Galxie NGC 5353 und der Supernova 2019ein. Das 27 mm Panoptic war drin, knapp mehr als 100x. Die beiden Galaxien NGC 5353 und NGC 5354 waren leicht zu erkennen. Nun galt es, sich in der gespiegelten Abbildung des SC (durch Verwendung eines Zenitspiegels) zu orientieren. Mir war die Sachlage bald klar, wo ich den indirekten Blick auf Suche nach der Supernova 2019ein hin richten sollte. Und da stach auch alsbald ein Sterndl heraus. Andi konnte die Galaxien ebenfalls leicht orten, die Supernova vorerst nicht. Also das 22 mm Panoptic her, wir halten damit bei einer Vergrößerung von knapp 130x. Nun war es für Andi leichter, auch ich nahm mir nochmals die Sache bei dieser Vergrößerung vor. Klar erkennbar. Gut, das hätten wir eh schon auch im 8" Newton erledigt, gleich nach dem Foto.
Die Galaxie NGC 5243 ist nochmals eine andere Hausnummer, weil sie so ein kleines Fuzerl ist. Grad mal eine Bogenminute in der Längsachse. Andi nahm das Feld mit dem 27 mm Panoptic in Augenschein, meinte aber, außer ein paar Sterndln wäre da nix. Keine Galaxie. So versuchte ich mein Glück. Ich musterte das Feld aus dem Augenwinkel heraus, und da kam der Verdacht auf ein kleines Nebelfleckerl, eh fast mitten im Bildfeld. Kurze Orientierung, wo ich nach der Supernova 2019fck Ausschau halten sollte, und da war sie auch. Erst einmal, dann noch zweimal direkt hintereinander aufgeblinkt. Dennoch, wir holten das 15 mm Eudiascopic, knapp 190x. Die Galaxie war für mich nun besser zu erkennen. Die Supernova war dann nicht allzu schwierig, auch Andi hat sie geknackt. Sagen wir mal so, das war keine ganz einfache Geschichte, schon etwas fordernd. Gute C11 Optik freilich, aber unter dunklerem Himmel, als wir hier in der Stadt eben haben, wäre es viel leichter gewesen.
Nun kurz noch zurück zum 3. Juni 2019, in die sehr frühen Morgenstunden. Die CEM60 mit dem 4" APO drauf war noch aufgebaut. Andi hatte die Schnapsidee, auf den Doppelquasar Q0957+561 in Ursa Major drauf zu halten. Man fährt dazu zweckmäßigerweise die Galaxie NGC 3079 an. Der Quasar liegt rund 10 Bogenminuten nördlich der Galaxie. Was so Schnaps an der Idee war: Es war schon spät, das betreffende Himmelsgebiet schon tief im Nordnordwesten. Als wir das erste Bild zogen, war es schon 01:10 MESZ, das letzte Bild startete um 01:54 MESZ. 11 Bilder insgesamt.
NGC
3079. Die Sterngruppe mit dem Doppelquasar Q0957+561 liegt etwas
rechts der Mitte, gegen den oberen Bildrand zu. 11x 3 Minuten, ISO
1600. 4" f/7 Triplet APO. Keine Darks, keine
Flats.
Es sind noch zwei weitere Galaxien auffällig im obigen Bild: die
hellere weiter rechts ist NGC 3073, die schwächere, weiter oben
mittig dazwischen, ist PGC 28990. Der Doppelquasar ist auf obigem Bild
schwach erkennbar.
Hier ein Ausschnitt, auf den Doppelquasar zentriert, 500% der Originalauflösung
Schwach ist er drauf, der Doppelquasar, aber klar als Acht zu erkennen. Die untere Komponente (B) etwas heller, A (die nördliche Komponente) etwas schwächer. Die Helligkeiten im V-Band: A:16.7 mag, B: 16.5 mag . Man merkt bei dieser niedrigen Höhe, weniger als 30° am Nordhimmel, schon die Refraktion, speziell in dieser stark vergrößerten Darstellung. Eines ist sicher, höher am Himmel, mit einer größeren Tüte von Teleskop, könnte man diesen Doppelquasar wohl aufgelöst darstellen. Wir haben unsere Ausrüstung da schon ans Limit getrieben. Was uns sicher zugute kommt: Die scharfe Optik des Vierzöllers, und die exzellent passende Auflösung zusammen mit der Canon 1000D.
Wir wechseln wieder zurück in die Nacht des 4. Juni, selber Schauplatz, selbe Montierung, anderes Teleskop drauf, eben das im Test befindliche C11. Nach den beiden Supernovae waren wir halt so lustig drauf, auch den Doppelquasar visuell probieren zu wollen. Andi meinte zwar, da wird nix sein, die haben fast 17 mag, aber was kümmert mich das in einem C11, wo ich mit wesentlich kleineren Tüten schon an die 16 mag ran komme. So fuhren wir als "Anker" mal die Galaxie NGC 3079 an. Die Orientierung war schnell gefunden, die Sterngruppe auch. Dass wir mit dem 27 mm Panoptic nicht weit kommen würden, war klar. Daher weiter mit dem 22 mm. Die Galaxie selbst, wäre unter dunklerem Himmel mit diesem C11 ein Fest. Wir haben sie als interessantes Beobachtungsobjekt befunden. Nun galt es Ausschau halten nach dem Quasar. Ich suchte mir die Sternengruppe, und die Orientierung, wo der Quasar sein sollte. Diese Stelle indirekt angespitzt, kam auch nach einigem Herumschielen dort ein Lichtreiz. Mehrmals. Während Andi sein Glück versuchte, und meinte, da wäre nichts, ging ich schnell ins Haus an meinen Schreibtisch, um das selbst gewonnene Foto nochmals zu studieren. Man will schließlich keinem Irrtum aufsitzen, und an der falschen Stelle irgendwas als Quasar feiern, was es nicht ist. Aber ich war da schon richtig dran. Nun hatte ich etwas an Dunkeladaption eingebüßt. Nach einem Weilchen probierte ich nochmals mit dem 15 mm Okular, um noch besser ran zu kommen. Ich holte mir das Objekt so ins Feld, dass ich optimal indirekt beobachten konnte. Und an der betreffenden Stelle war definitv etwas. Bei dieser Vergrößerung gelang es auch Andi, an der betreffenden Stelle etwas zu sehen.Das kombinierte Licht der beiden Komponenten. Um dieses Ding auflösen zu können, visuell, ist schon ein wesentlich größerer Topf notwendig, und auch ordentlich Vergrößerung.
In beiden Nächten war der Himmel so gut wie in der vorangegangenen, die wir ja auch nützten. Das Seeing war mal besser oder schlechter. Und in der Nacht vom 3. auf den 4. Juni gab es ein wenig Störung durch Restwolken von Gewitterherden, die vom Osten herein kamen. Die Wolken betrafen aber nur bestimmte Himmelsgebiete, und lösten sich letztlich auf, bevor sie weiter ziehen hätten können.
Schlusswort: Der Doppelquasar in UMa wird uns schon noch weiter beschäftigen. Visuell wie fotografisch.Howdii