Exoplanet Transit-Photometrie
TrES-5 b und Qatar-1 b

2./3. und 7./8. 6. 2019, Mistelbach

Wie bereits in meinem Bericht vom 2. Juni dieses Jahres erwähnt, lief in meiner Sternwarte eine Aufnameserie, während wir vor dem Haus in der Einfahrt die Supernova 2019fck ablichteten. Wir haben ein erstes Mal den Parallelbetrieb getestet: Arbeit in der Sternwarte und nebenbei mit "mobilem" Aufbau, wenn auch nur ein paar Meter Luftlinie entfernt. Der Zweck dieser Aufnahmeserie in der Sternwarte war die Transit-Photometrie von TrES-5 b.

Zum Start der Serie waren wir mit etwas Vorlaufzeit in der Sternwarte. Alles war schon längst vorbereitet, Kamera installiert, verbunden, Stern Aligment, Guiding Versuch - wir waren nun auf unserem Himmelsgebiet drauf. Routine Tätigkeit, einfach den Guider anwertfen und los mit der Aufnahmeserie. Doch halt, erst muss der Guider noch einen Leitstern finden, und kalibrieren. Das hat uns reingefuchst. Immer wieder hat PHD2 mit Fehler abgebrochen. Neuer Versuch, wieder Abbruch. Irgendwann, nach zig Abbrüchen, die Zeit lief uns auch schon langsam davon, zupfte ich mal das Guiderkabel an der Montierung und steckte es wieder an. Oh, auf einmal kalibrierte PHD2 und ging ins Guiding. Ich hatte den Eindruck, da steht noch wer in der Sternwarte rum, der hier nichts zu suchen hat. Man kennt diesen Herrn in unseren Kreisen doch, und ich habe ihn höflich, aber bestimmt aus der Sternwarte hinausgebeten ;-) Ha, dann hat auf einmal alles funktioniert. Siehe da. Fast alles. Der Fokus ist uns über die lange Zeit doch davon gelaufen, die Bilder waren also leicht unscharf. Die Fits Files waren mit 2 Stunden UTC Offset Zeitstempel, Sommerzeit Einstellung des Notebooks, abgespeichert. Das sollte sich bei der Auswertung und Aufbereitung der Daten rächen. Aber ja, irgendwie hat Andi es geschafft, und konnte die Daten auf den TRESCA Server rauf laden, und siehe, wir haben eine Lichtkurve des TrES-5 b! Nachfolgend die Auswertung auf dem TRESCA Server:

TrES-5 b Lichtkurve. Instrumentarium: 200mm f/5 Fotonewton @ f/4.75, SBIG ST2000 CCD Kamera, kein Filter vorgeschaltet

DQ=4. Ganz zufrieden sind wir sicher nicht. Warum es vor dem eigentlichen Transit einen markanten Helligkeitseinbruch gegeben hat, schmecks. Dünnste Wolkenschleier sind niemals auszuschließen, man sieht solche mit freiem Auge ja nicht einmal. Im weiteren Verlauf streuen die Werte halbwegs "normal". Oder haben wir soviel "lokales Seeing" in der Sternwarte verursacht, und sich die Sache eingekriegt, wie wir draussen waren? Lassen wir das, wir werden es nachträglich nicht mehr herausfinden.

Wenden wir uns der Nacht vom 7. auf den 8. Juni dieses Jahres zu. Selbiger Ort, meine Sternwarte, selbiges Instrumentarium. Diesesmal waren wir auf den Exoplaneten Transit Qatar-1 b aus. Wir waren rein auf diese Tätigkeit fixiert, und blieben mehr oder weniger die ganze Zeit in der Sternwarte. Ich hatte schon recht früh in der Sternwarte begonnen. Optik justiert, Kamera mit Komakorrektor aufgesetzt, die Kabel vorbereitet. Um Fokusdrift hintanzuhalten, könnte man doch einfach auch den Newton hinten zustoppeln, dann bleibt der Spiegel wärmer und es gibt weniger Fokusdrift. So musste ich noch ein klein wenig nachbalancieren, dazu den ganzen Tubus im Sattel der Montierung etwas nach oben schieben. Beim Fokussieren dann zeigte sich ein Justierfehler. Hm. Offensichtlich beim Verschieben des Teleskops, ich musste schon gewaltig antauchen, nach oben mit der Schiene im Sattel, da kommen auch Kräfte auf die Rohrschellen, und so wird's wohl passiert sein. Egal wie, wir hatten nun halt irgendwie verzogene Sterne, aber da wir keine Pretty Pictures machen, auch schon egal, wir trachteten, wenigstens die Serie rechtzeitig aufsetzten zu können. Daher, Guider kalibrieren und anwerfen. Damit es PHD2 so nördlich, wie wir da von der Position her sind, leichter haben möge. habe ich beim Kalibrieren eine höhere Guidingspeed gewählt. und bin am Beginn des Guidings wieder auf die normale Guidingspeed gegangen. PHD2 hat ein Weilchen gebraucht, sich aber fein drauf eingestellt, das Guiding ist schön gelaufen. Die Sterne halt anderweitig verzogen. Vielleicht eine Mischung aus Thermik, dem Spiegel nun zu warm, und Dejustierung? Egal wie, auch da ist das Optimum noch nicht gefunden. Wir sind daran, weiter zu optimieren. Immerhin, das Notebook ist auf UTC gelaufen, und damit waren die Zeitstempel richtig. Andi hatte damit keine so großen Probleme in der Aufbreitung der Daten. Nun zur Auswertung unserer Qatar-1 b Beobachtung auf dem TRESCA Server:

Qatar-1 b Lichtkurve. Instrumentarium: 200mm f/5 Fotonewton @ f/4.75, SBIG ST2000 CCD Kamera, kein Filter vorgeschaltet

Diesen Transit haben wir schön erwischt, mit Vorlaufzeit und Nachlaufzeit. Die Datenqualität ist mit 3 gleich wie bei unserem allerersten Versuch, TrES-3 b, den wir mit dem 4" Triplet APO am 10.10. 2018 beobachtet hatten. Wir sind eben unter den Bedingungen hier in der Stadt wie sie mal sind. Prinzipiell sind wir nun drauf aus, meine Sternwarte für derartige Beobachtungen zu nützen. Geht doch. Und fallweise werden wir dazu auch ausrücken müssen, wenn hier der Himmel nicht ausreicht - es ist verbautes Gebiet, und es stehen Häuser und Bäume irgendwo mal im Weg.

Andi wählt die Transitkandidaten aus, in Bezug auf das optimale Himmelsgebiet und Transit Länge, damit wir vor Erreichen des Meridian fertig werden. Meridianflip wäre prinzipiell möglich, ein paar Datenpunkte muss man dafür aber sicher sausen lassen. So es sich vermeiden lässt, wird man es auch vermeiden. Die Auswertung der Daten liegt auch bei Andi. Die Arbeit in der Sternwarte teilen wir uns wie gewohnt. Wir werden sichzer noch ein paar Routinetests durchführen und den ganzen Prozess der Rohdatengewinnung weiter optimieren. Dass wir im Fall des Falles mit einem nur sehr schwachen Leitstern da stehen, und beim Guiding den Rahmen ünerspannen müssen, kann vorkommen. Es sollte aber ein Ergebnis für Auswertungen nicht komplett verunmöglichen, selbst wenn Guidingfehler vorliegen. Weitere Transit Beobachtungen werden folgen. Das haben wir fix vor. Wir müssen unsere Fühler noch ausstrecken, wo die Limits sind, und sicher sind Nachbeobachtungen der bereits gelungenen Transits notwendig. Wir sind erst am Anfang unseres Weges, es liegt noch viel Arbeit vor uns.

Howdii