Am 24. Mai telefonierte ich nach einer längeren Zeit wieder mal mit Andi. Er teilte mir mit, es gäbe eine neue Supernova, relativ hell, also vielleicht auch visuell interessant. Hoch oben über dem Sternbild Bärenhüter. Ich meinte nur, heute sollte es eine klare Nacht geben. Gut, vereinbart. Wir gehen in meine Sternwarte, und Andi weiß, was wir fotografieren wollen. Ein bisserl nosern kann ich schon auch, und war bis zum Abend bereits informiert, dass es sich um die Supernova 2019ein in der Galaxie NGC 5353 im Sternbild Canes Venatici handeln müsste. So war es auch. Laut der Spezialseite für die Supernova 2019ein auf rochesterastronomy.org ist diese SN als Typ 1a-pec klassifiziert.
In meiner Sternwarte hatten wir den 8" Fotonewton zur Verfügung. Wir wollten mit der Canon 1000D DSLR zu Werke gehen. Um 22:48 Uhr MESZ hatten wir die Galaxie NGC 5353 und die Supernova schon auf einem 15 Sekunden belichteten Bild, bei ISO 1600. Job done, meinte ich, scherzhaft. Freilich wollten wir ein bisserl mehr. Also bereiteten wir eine 15er Serie vor. Falls nicht alles gut geht, das tut es auch selten, wollte ich noch eine weitere 15er Serie haben. Wie erwartet, teils sind Satelliten Spuren drauf, und PHD2 Guiding braucht auch ein Weilchen, bis es sich so richtig einkriegt. Die Wartezeit ist halt fad, während die Aufnahmeserien laufen. So bin mal ich aus der Sternwarte raus, Andi dann ebenfalls. Wie er seinen Sitzplatz wieder einnehmen wollte, ist er unabsichtlich am Teleskop leicht angestreift. Ok, eine Aufnahme, aber PHD2 war wieder etwas außer Tritt, und die nächsten paar Aufnahmen waren damit auch unbrauchbar. So konnte ich am Ende 25 Subshots für das endgültige Bild verwenden.
Begonnen hatten wir schon früh in der nautischen Dämmerung, doch erstens mussten wir warten, bis es wirklich dunkel war, und zweitens gab es ein paar Probleme. Eselei, genau gesagt, wir sollten es schon besser wissen. Gut, jetzt sind wir vielleicht wirklich gescheiter geworden, was Setup Wechsel betrifft. Der Unterschied zwischen DSLR und CCD ist so gewaltig, man muss neu balancieren. Die Montierungssteuerung hat uns auch recht geschimpft, es schien überhaupt, als ob Dr. Murphy zu Gast gewesen wäre. Fast sämtliche Software mussten wir fallweise neu starten, ich musste sogar einmal die Montierung überhaupt abschalten und neu einschalten, weil sich offenbar die Steuerung in Endlosschleife mit Fehlermeldungen aufgehängt hat. Mei jo, die Steuerungssoftware ist immer noch ein Beta Stand und so sicher nicht frei von Flausen. Etwas Neues an Erkenntnis gibt es auch. Mit dem aktuellen Firmwarestand hat sich offensichtlich etwas an dem Meridian Limit Verthalten geändert. Wir waren ziemlich erstaunt, als die Montierung nach neu balancieren des Teleskops, nochmals Sync auf Arktur, die Galaxie NGC 5353 im Ost-Überhang angefahren hat. Bislang musste ich so etwas manuell vornehmen. Ok, auch nicht schlecht, so kann man wenigstens ungestört weiter arbeiten, vor allem, wenn der Meridan wirklich überschritten ist, das Teleskop aus dem Überhang im regulären Tracking ist. Die Aufnahmen sind allesamt nach Meridian Durchgang entstanden. Die erste Bild der zwei Serien um 23:02 MESZ, das letzte um 23:38 MESZ. Nachfolgend das Ergebnis:
Galaxien der NGC 5353 Gruppe (Hickson 68) mit der Supernova 2019ein. 25x 1 Minute, Canon 1000D, ISO 1600. 8" f/5 Newton @ f/4.75. Keine Darks, keine Flats
Kurze Erklärung zum Bild: NGC 5353 ist die lentikuläre Galaxie links unterhalb der Bildmitte. Direkt darüber die Galaxie NGC 5354 (ebenfalls vom lentikuären Typ). Diese zwei Galaxien stehen in Wechselwirkung. Die Supernova ist das schwache Sterndl links unterhalb der Galaxie NGC 5353, etwas aus der Längsachse versetzt. Am 21. Mai soll die SN 2019ein 14 mag gehabt haben, offenbar schon auf dem Weg des Helligkeitsabfalls.
In diesem Ausschnitt sind wohl alle Zweifel ausgeschlossen. Das Galaxienpaar ist erkennbar, der einzige Stern hier ist die Supernova
Nach den Aufnahme Serien hatte Andi gemeint, die Supernova könnten wir auch visuell probieren. Dem war ich nicht abgeneigt, wenn schon, Leiter her, damit kommen wir in der Sternwarte schon ans Okular des Newton. Ich schob mal das 27 mm Panoptic in den Auszug 37x). Die Orientierung war schnell da, der rötliche Stern auffällig, die beiden Galaxien recht deutlich zu erkennen, und wie ich so an NGC 5353 vorbeischielte, klingeling, hatte ich auch die Supernova schon erwischt. Andi sah wohl die beiden Galaxien, die SN wollte ihm nicht ins Netz gehen. Also her mit einem anderen Okular, höhere Vergrößerung. Die beste Option war mit dem 15 mm Okular erreicht (67x). Das 10 mm (100x) war schon zu viel des Guten. Bei 67x waren die Galaxien noch gut ausnehmbar, zur Orientierung, und die Supernova war auch leichter zu erwischen, no na, dunklerer Himmel im Okular. Bei 37x war es schon eine sportliche Herausforderung. Ich hab's aber gern so kompakt beieinander, dass man es quasi mit einem Blick überschauen kann.
Der Himmel, Rückseitenwetter, war für Mistelbach recht gut, auch das Seeing nicht gar so übel. Im Kleinen Wagen locker alle Kastensterne sichtbar, also damit hatten wir wohl gegen 5.5 mag im Zenitraum. Eine der besseren Nächte hier in der Stadt. Und wieder mal durch ein Fernrohr zu gucken, nach dem verregneten und kühlen Mai bislang, war Balsam für die Seele.
Howdii