Ein stabiles Hochdruckgebiet, "klare" Nächte am, Stück. Nicht wirklich. Eine einzige war es, die wirklich wolkenlos war, zumindest bis Mitternacht. All die anderen Nächte war der Himmel mehr oder weniger von Wolkenschleiern verunziert. Dazu noch Mondlicht, man sieht mit Mühe Sterne bis 2. Größe, oder nicht einmal mehr diese. Jedenfalls, der 17. Februar brachte blauen Himmel, kein Wölkchen den ganzen Tag über. Flacher Horizontdunst war wohl sichtbar. Aber es war diese Nacht, in der wir, Andi und der Autor dieser Zeilen, wieder mal in meiner Sternwarte angreifen wollten, mit den Tests weiter zu kommen.
Das C11 auf der AOK WAM 450 move. Auf dieser Montierung wirkt das C11 allein relativ zierlich, mit Taukappe etwas monströser.
Wie geht es, wenn man mit voller Brennweite des C11 arbeiten will, bezüglich Guiding? Man geht hier schon an die Grenzen des Machbaren. War irgendwie zu erwarten, und hat sich auch so erwiesen. Es ist im Prinzip ein Kampf mit dem Seeing. Die Montierung allein, unguided, läuft ja nicht so schlecht. Wenn man nun zwar langsames Seeing hat, aber nur einen schwachen Leitstern, wird es schwierig. Der Leitstern wird doch manchmal stark verdepscht. Wir sind im verbauten Gebiet, und in den noch immer kalten Nächten laufen die Gasheizungen, die Kachelöfen geben auch noch Wärme ab. Damit gibt es Warmluftschlieren die bei Windstille etwas "planlos" durch die Gegend vagabundieren. Ich habe fallweise die Drift Anzeige beobachtet, fallweise den Stern selbst im Guider Fensterl, und da war schon zu sehen, was eben war. In den guten Phasen, wo der Stern relativ ruhig gestanden ist, mit ein bisschen Ondulierung am Außenumfang, da bleibt auch der Centroid relativ stabil. Wenn der Stern zu einem "halben Aspirin" verdepscht wird, und das Sekunden lang, wandert der Centroid des verbleibenden Stern Abbilds halt ein paar Pixel aus. Und damit bringt man diese Ausreißer mit ins Bild. Das kann nicht gut laufen. Es war etwas ernüchternd. Will ich doch ein Teleskop mit noch längerer Brennweite dort hinein pflanzen.
Nun gut, es sind nicht nur Guiding Versuche, man hält halt gleich auch auf ein Objekt drauf. Der Planetary Nebula IC 2149 ist bisher meiner Aufmerksamkeit entgangen. Und auf was soll man bei Mondlicht schon großartig drauf halten, als vielleicht so kleine Fuzln. Also gingen wir es nach ersten Spielereien an. Da war nach einiger Zeit gleich mal das Kippen des Hauptspiegels merkbar. Die komatische Abbildung des C11 ohne Korrektor sowieso. Der externe Guider hielt wohl seinen Stern innerhalb ein paar Pixel, jedoch das Objekt wanderte von Bild zu Bild mehr und mehr ab. Bis es wieder stabil blieb. Wir zentrierten es dann zurück. Zogen mal eine Bildserie unguided, jeweils 15 Sekunden, wir probierten auch mit 20 Sekunden. Ja, unguided lief es gar nicht so schlecht. Das war fast besser als mit Guiding. Wir versuchten auch mal eine Minute drauf zu halten, aber das ist eh zu viel, da ist nur mehr ein ovaler heller Fleck zu sehen, keine Details mehr. Somit zurück auf 15 Sekunden Belichtungszeit, bei ISO 1600. Die Canon 1000D war es, die hinten am C11 dran steckte. Es folgten weitere Guidingversuche, mit divers leicht veränderten Settings, und auch neuer Balance des Teleskops. Je später die Stunde, je tiefer das Objekt sank, je mehr das Teleskop über die nachbarlichen Hausdächer schaute, desto schlimmer wurde es. Gegen Mitternacht sahen wir ein, das wird so nichts.
Wir versuchten noch visuell etwas von den zwei Kometen zu erhaschen, die derzeit etwas heller sind: 46P/Wirtanen war gerade noch bei 103x als schwaches Bemmerl zu erkennen. C/2018 Y1 (Iwamoto) konnten wir beim besten Willen nicht erspähen. Das Himmelsgebiet war zu nahe am Mond dran. Wir bekamen schon Mondlicht in die Taukappe, das Feld war zu stark aufgehellt. Man konnte da gar nichts mehr ausnehmen außer ein paar Sterndl. Und, wir bemerkten, dass dünne Wolkenschleier hereinzogen. Auch das "Kometengebiet" nahe Castor und Pollux war schon betroffen. Also, Zeit, das Fernrohr in Parkstellung zu schicken, alles in Ordnung zu bringen und das Dach der Sternwarte zu schließen.
Es ist wie es ist, ich sah mir dennoch die Daten an. Und ja, aus den unzähligen Aufnahmen, mit und ohne Guiding, konnte ich 13 der Aufnahmen ohne Guiding, und doch 8 derer mit Guiding finden, wo die Sterne und das Objekt brauchbar gut drauf war. Hm, man sah schon beim Durchgehen der Aufnahmen, dass selbst das Objekt vom Seeing mehr oder weniger zerzaust war. Ein kleiner Hinweis, in welche Richtung die Aufnahme und Bearbeitungstechnik da gehen wird...
IC 2149 ist ein recht kleines Objekt. Nach Simbad beträgt die Ausdehnung 0,433 x 0,347 Bogenminuten. Grob 25 x 20 Bogensekunden. Und meist beruhen diese Angaben auf länger belichtete Aufnahmen, wo schwache Ausläufer mit genommen werden. Visuell sind es eher 15 x 10 Bogensekunden, und viel mehr haben wir sicher nicht drauf. Die V-Helligkeit liegt bei 11.35 mag. Es gibt eine recht hellen Zentralstern. Hm, visuell muss ich da auch noch mal ran.
Also, was ist rausgekommen, aus den verwertbaren Einzelaufnahmen? Ich habe diese 21 Rohbilder in den Deepsky Stacker geschmissen, das Median gestackte Bild mal in Fitswork in die Mangel genommen, die Farbkanäle ausgerichtet, und etwas Histo Stretch, in Form einer S-Kurve. Also die schwachen Partien anheben, die hellen etwas drücken. Damit ist ein schwächerer Halo um den vermeintlichen "Saturn" rausgekommen. Der Halo sollte eigentlich blau sein. Hm, ja, wir hatten Mondlicht, also blauen Himmel, wenn ich den so blau lasse, wird auch das Objekt mehr blau. So ist die Farbe nur schwach angedeutet. Dann bin ich mit dem Bild aus Fitswork ins Registax rein, habe noch versucht, etwas mit dem Wavelet Filter zu holen, was bedingt gelang. Darauf folgend nochmals Histo Stretch via S-Kurve, und auf 200% vergrößert, damit man dieses Zwutschkerl besser sieht. Nun aber zum Bild...
IC 2149: 21 Einzelaufnahmen, Median Stack, Gesamtbelichtungszeit 6 Minuten und 5 Sekunden, sagt Deepsky Stacker. Canon 1000D bei ISO 1600. C11 @ f/10
Die roten Auswüchse links und rechts des Sterns sind hübsch im Farbkontrast. Was wir hier sehen ist nicht ganz klar. Ist es ein Jet (östlich mehr fokussiert, westlich diffuser) oder ein Ring, von der Kante gesehen? Der Umriss ist auch nicht ganz regelmäßig oval, es sind da und dort Eindellungen, Abflachungen erkennbar. Im Hubble Bild natürlich eine zerrissene Struktur, eh klar. Filzt man ein paar Aufnahmen in diversen Wellenlängen, schaut es eher nach Jet aus. Spektrale Untersuchungen ergaben, dass es eher ein Edge-On Ring sein müsste (http://www.astrosmo.unam.mx/rmaa/RMxAC..12/PDF/RMxAC..12_vazquez.pdf). Allemal ein interessantes Ding.
Was uns natürlich noch gewundert hat, wie viele schwache Sterne auf einmal aufgetaucht sind, in der Umgebung des Objekts. Andi hat sich auf die Suche begeben, und den schwächsten Stern auf diesem Bildausschnitt mit knapp jenseits von 17 mag befunden. Nun ja, nicht ganz so übel für den spendierten "Aufwand". Die Sterne sind natürlich weiche Tupfen, eh klar, das Seeing geht auch an denen nicht spurlos vorüber. Und nicht vergessen, das Bild ist vergrößert dargestellt.
So ist aus einem Test sogar ein bisschen Astronomie raus gekommen. Aber so soll es sein, darauf wollen wir ja hin. Es werden weitere "Blödheiten" dieser Art folgen, wo wir uns an solchen Fuzerln abarbeiten wollen. Und wir werden auch noch an der Aufnahme und Bearbeitung zu lernen haben. Es schaut stark so aus, es geht Richtung hochauflösende Fotografie, und damit ans "lucky imaging". Da hätten wir ja schon grundlegende Erfahrung. Man wird sehen, was sich in Zukunft so ergibt.
Howdii