"Unter Donner und Blitz"

Totale Mondfinsternis

27. 7. 2018, Niederleis/Mistelbach

Astronomische Großereignisse und das Wetter, ein ganz spezielles Thema... Die längerfristige Prognose hat verheißungsvoll ausgeschaut, nach "g'mahter Wies'n". Doch am Tag des Ereignisses zeigten sich die Prognosen mehr oder weniger zuversichtlich, also labiles Wetter. Auf dem Satbild verfolgten wir schon die Gewitterzellen, die sich zwar in weiterer Ferne im Südosten entwickelten. Das Zeug könnte zu uns ins Weinviertel ziehen. 

Als es Zeit war, einzupacken, man will ja schließlich in Ruhe aufbauen und von Anfang an loslegen können, sah der Himmel wenig erfreulich aus. Die Wolken türmten sich ganz schön auf, und von Südosten her zog diffuses Zeug nach. Gut, nach Sonnenuntergang würden die Wolken schon zusammenfallen, es könnte aber zäh werden. Das war uns letztlich klar.

Andi und ich trafen gegen 20 Uhr auf unserem geplanten Beobachtungsplatz ein, auf dem Höhenrücken östlich von Niederleis. Wir gingen unverzüglich an den Aufbau unseres Instrumentariums, da kam auch Walter, der zu uns stoßen wollte. Auch er baute seine "Geschütze" auf. Im Westen war die Sonne hinter einem Wolkenturm verschwunden. Mit der Zeit wurde der Himmel klarer. Tief im Südosten hing jedoch eine diffuse Wolkenschicht. Den Mondaufgang würden wir nicht sehen können. Was uns gewisse Sorgen bereitete: Im Norden hatte sich eine schwarze Wolkenwand gebildet, und wir sahen direkt Blitze, hörten Donner. Ein Blick aufs Satbild: Eigentlich zieht die Strömung von Südost rein, also dieses Gewitter im Norden sollte uns nicht betreffen.

Stillleben mit Hund - Walter, mein APO auf den nicht sichtbaren Mond gerichtet, meine Wenigkeit am Telefon.
Im Norden die dunklen Wolken, aus denen letztlich eine veritable Gewitterzelle wurde. Richtung Süden und im Zenit sah es erfreulicher aus, sonst hätte wohl niemand von uns ein Teleskop raus gestellt.

Foto: Andreas Berthold

Die Teleskope zeigten schon nach Südosten, auf den Mond gerichtet, da kam plötzlich Wind auf. Erst von Westen, dann drehte der Wind auf Nordwest bis Nord und frischte stürmisch auf. Die schwarzen Wolken im Norden breiteten sich auf einmal rasend schnell nach Süden aus, der Himmel war schneller zu als wir schauen konnten. Nun war bei teils extrem stürmischen Wind ein Schnellabbau angesagt. Ein paar feine Tropfen bekamen wir schon ab. Wir zogen unverrichteter Ding wieder ab. Auf der Heimfahrt gegen Mistelbach zu kam ich in Regen, es waren dicke Tropfen, aber nicht sehr viel.

Daheim angekommen wollte ich gar nicht ausladen, weil wir hier gerade ein Gewitter hatten. Etwas später, während ich per Telefon anfragte, wie die Lage im südlichen Niederösterreich war, kam dort auf einmal der Mond raus. Vielleicht hier auch? Ich lief auf die Straße, sah nichts. Es war schon wieder trocken, so viel Regen war es gar nicht. Ein Blick aus einem südlich gelegenen Fenster: Oh, auf einmal ist der Mond da, auch Mars! Wui, ist das eine dunkle Finsternis, oder sind es Wolken? Deren gab es, genug. Mars war gleich wieder weg, und bald auch der Mond. Dann kam der Mond wieder zum Vorschein. Ich lief schnell, schnappte die Sony und Olympus Kamera und ja, schauen wir mal, ob wir damit irgendwas einfangen könnten. Da es immer wieder Wolken gab, war ein Einsatz mit Stativ kaum zu denken. Ich versuchte einfach, abgestützt im Fensterrahmen, so drauf zu halten. Mit der Sony DSC V1 musste ich manuell 5 Sekunden belichten, mit 3 war praktisch nichts drauf. Die Olympus mit Tele drauf konnte gar nicht fokussieren, die schnappte bei Wetterleuchten wohl den Vordergrund. Richtig scharf sind diese Fotos nicht, die von der Sony dafür wunziklein.

Der verfinsterte Mond mit der Sony DSC V1, 5 Sekunden bei f/4. Wolken? Oder war die Finsternis wirklich so dunkel?

Und mit der Olympus E-PL1, im Night Scenery Modus. Die Kamera klappert ein paar kurz belichtete Aufnahmen zusammen, offenbar werden Darks in der Bearbeitung genützt. Der Autofocus hatte so seine liebe Not, scharf ist das nicht. Manuell hätte ich es aber via Display kaum besser getroffen. Der Mond war verdammt dunkel. Und es ist hektisch her gegangen, wenigstens so viel an Fotos zu erhaschen...

Letztlich war der Mond weg, es begann wieder zu regnen. Also das war's wohl, dachte ich. Der Regenschauer war keiner, wieder nur ein paar dickere Tropfen. Es trocknete rasch auf. Da lokal kein Gewitter mehr war, wollte ich das Auto ausräumen, das ganze Astrozeug wieder daheim verstauen. Und, oh Wunder, der Mond ist wieder sichtbar, aber leider die totale Phase auch schon wieder vorbei. Schnell lief ich rein, holte die Olympus, das Fotostativ, und stellte es auf dem Gehsteig jenseits der Straße auf. 

Austritt aus dem Kernschatten. Man sieht, tief drin im Kernschatten ist der Mond aber wirklich sehr dunkel.
Mit dem Fuzerl von hellem Mondlicht hat der Autofokus dann leichteres Spiel gehabt, und auch dieses Foto ist mit der Olympus im Night Scenery Modus entstanden.

Wolken gab es immer noch genug. Ich rechnete nicht mehr, dass ich nochmal etwas vom Mond sehen würde. Doch später, beim Nachtausgang mit Canis Maior, war der Himmel auf einmal klar, nur ein paar kleine Wölkchen. Jedoch dunstig. Der Mond schwamm in einer Lichtsuppe. Kaum wieder daheim, schnappte ich nochmals die Kamera und das Fotostativ, und konnte so noch ein Bild von Mond und Mars gewinnen, knapp vor Ende der Finsternis. Die Halbschattenphase interessiert ha sowieso niemanden, sie ist kaum merkbar.

Mond und Mars. Das Ende der Finsternis, ein kleines Stückerl Kernschatten ist noch vorhanden.

Für uns ja nicht das erste Mal, dass wir eine Auf- und Abbauübung hatten. Ich kann mich sogar an Ausfahrten erinnern, wo nicht einmal aufgebaut wurde, bis wir im einsetzenden Regen von dannen zogen. Manchmal verschätzt man sich halt mit dem Wetter, und so hatte es wohl auch kaum ein Wetterdienst gesehen. Oder doch? Nur, man denkt, wo, wird schon nicht bei uns sein mit den Gewittern... Canis Maior hatte aus den paar Stunden auf den Feldern sicher mehr gezogen. Ein bissl frei laufen dürfen, schnuppern dürfen, Walter begrüßen dürfen, etc. Es war aber sehr warm, und der Wassernapf wurde häufig aufgesucht.

Von uns drei, die wir uns auf freiem Felde getroffen hatten, war mir noch am ehesten das Glück hold. Ich rechnete eigentlich nicht mehr, irgend etwas von der Mondfinsternis zu sehen. Doch, in Wolkenlücken durfte ich den total verfinsterten Mond sehen. Mit dem Fotografieren war es so: Hopp oder Drop. Irgendein Foto oder vielleicht ein wesentlich besseres, wenn ich versucht hätte, Stativ aufzustellen, und die Olympus in manuellen Betriebsmodus zu setzen, selbst zu fokussieren, aber es bestand eben die Gefahr auch gar kein Foto zustande zu bringen. Immerhin, wenn nicht groß, nicht toll, nicht wirklich scharf, man kann die Farbe erahnen, und ja, ich habe den Eindruck, es war eine der dunkelsten Mondfinsternisse die ich je erlebt habe.

Howdii