Supernova 2018cow in CGCG 137-068

19. 6. 2018, Neunkirchen

Es war vielleicht der 17. Juni, als mir Andi bei einem Telefonat mitteilte, im Herkules gäbe es eine neue Supernova, 2018cow. Ich warf mal die Suchmaschine an, und fand auf www.rochesterastronomy.org die Bezeichnung AT2018cow und als Galaxie CGCG 137-068. (AT steht für ATLAS (USA), "Asteroid Terrestrial-impact Last Alert System", dem halt auch mal Kometen oder Supernovae unterkommen.) Dieses Objekt wurde am 16. Juni entdeckt, und wirbelte in der Fachwelt einigen Staub auf. Die Helligkeit bei der Entdeckung wurde mit 14,7 mag angegeben, die Galaxie CGCG 137-068 wird mit 15,6 mag gelistet, ein kleines schwaches Fuzerl am Himmel, rund 200 Mio. Lichtjahre entfernt. Wer sich über die Bezeichnung wundert, es ist vielleicht kurz als "Zwicky Katalog" zu benennen, "Catalogue of Galaxies and of Clusters of Galaxies". Nach einigem Hin und Her in der Fachwelt, was dieses mysteriöse Objekt sei, es hatte schon den Beinamen "The Cow", weil es 10 bis 100 mal heller als übliche Supernovae erschien, bekam es am 10. Juli dann die endgültige Bezeichnung SN 2018cow und wurde als Supernova vom Typ 1b eingestuft, allerdings mit bislang noch nie gesehenen Spektraleigenschaften.

Für mich sind Supernovae immer eine reizvolle Sache. Ein Foto war auf rochesterastronomy.org dabei, eine helles "Sterndl" neben einem schwachen Nebeltupf, den es fast völlig überstrahlt. Schön, so etwas fotografieren zu wollen, das ist halt die eine Sache - mit kleinen Amateurteleskopen wird man da nicht viel ausrichten. Visuell geht so etwas eher, weil das menschliche Auge solche Kontrastunterschiede verarbeiten kann. Ich schätzte wetterbedingt, und von meiner Zeit her, wird schon irgendwas sein, jedes SN muss ich ja auch nicht sehen. Es kann manchmal auch unverhofft eine Chance kommen.

Ich war gerade dienstlich unterwegs, besuchte einen Kunden in Neunkirchen, um ein C9.25 mit externem Fokussierer auszustatten und die Optik einem Test zu unterziehen. Also den Fokussierer dran schrauben ist nicht viel Aufwand. Die Koordinaten der Supernova hatte ich auf einem Zettel dabei, den ich aus meiner Hosentasche kramte. Dort sammeln sich manche Kometen und Supernova Daten... Nach einer kurzen Begutachtung der Optik via Startest, fragte ich, ob ich mal darf. Flugs waren die Koordinaten des Objekts in der Steuerung drin, und surrend setzte die Montierung das Teleskop in Bewegung. Ja, das geht in's Sternbild Herkules rein, soviel war abzusehen. Ich hatte ein bissl Vorbereitung, sicher, wenn schon, schau ich mal. Also kannte ich die Sternumgebung, ein paar markante Dinge sind hilfreich, wenn man auf die Suche nach einem nur schwierig zu erhaschenden Ding geht.

Erst mal musterte ich das Feld, versuchte mich zu orientieren. Sternkarten und das Bild im Okular an einem Zenitspiegel, das kann einen ganz schön fuchsen. Also sehen, welche Achse muss man spiegeln, damit es wieder passt. Die Orientierung gelang, ich verlangte nach mehr Vergrößerung, um ran zu kommen. Kurz hatte mich schon etwas gekitzelt, also was ist dort? Bei rund 160x, wenn ich es richtig in Erinnerung haben, war das Optimum gefunden. Wenn man die Galaxie indirekt optimal erwischte, war da dieses Nebelfleckerl und direkt dran stach ein Sterndl raus. Nicht ganz einfach, man musste sich schon rantasten. Aber mir ging auch ein anderer Stern in der Umgebung noch ins Auge, der dem Vernehmen nach 16.1 mag hat. Jedenfalls, von der Lage her war die Galaxie eindeutig identifiziert, dann kann dieses Punkterl hart dran nur die SN sein. Verwechslungsgefahr mit anderen Sternen ausgeschlossen, das habe ich hintennach nochmal recherchiert.

Somit, wenn eine Optik für so eine Beobachtung im Eingemachten brav herhält, dann kann sie nicht schlecht sein. Demnach darf ich diesem getesteten C9.25 ein gutes Zeugnis ausstellen. Mein Kunde konnte meinen Anweisungen folgen, und die Galaxie sowie die Supernova ebenfalls sehen. Das allein ist nicht unbedingt das große Problem an solchen Beobachtungen, es ist vielmehr sich die Sache so herzurichten, das Objekt eindeutig zu identifizieren - darin steckt die Arbeit des Beobachters, ohne die es kein Erfolgsergebnis geben kann.

Für mich halt schön, wenn ich Arbeit und "Vergnügen", und das sind solche Beobachtungen für mich, verbinden kann.

Howdii