Was mich hinaustrieb in die Pollen geschwängerte Nachtluft (Hatschi!), war eigentlich die Supernova 2018aoq (hier ein eigener Bericht). Die wollte ich nachbeobachten, mit größerer Öffnung, bei besseren Bedingungen. Also was liegt näher, als das C11 zu schnappen, Gerümpel in den Kofferraum rein, Abfahrt. Auf dem Weg gabelte ich Andi auf, und wir fuhren auf den Höhenrücken östlich von Niederleis. Dieser Beobachtungsplatz hat zwar gegen längst vergangene Zeiten stark an Himmelsqualität verloren, ist aber immer noch eine Option um deutlich bessere Bedingungen zu finden, als ich daheim bei mir haben könnte. Nun, wenn man schon raus fährt, den ganzen Zirkus wegen einer Supernova Beobachtung, das wäre zu viel des Aufwands. Man nimmt halt noch was mit. Der Frühlingshimmel bietet eine Fülle, aber relativ eintönige Kost: ein paar Kugelhaufen, ein paar planetarische Nebel, und sonst - Galaxien, Galaxien, Galaxien.
In der Dämmerung gab es noch einige dünne Wolkenschleier, sonst war der Himmel klar, den ganzen Tag über war ja kaum ein Wölkchen wo. Wir kamen in der zu Ende gehenden blauen Stunde am Beobachtungsort an, und gingen unverzüglich an den Aufbau. Zumindest keine große Wartezeit auf irgendetwas, und ein wenig Abendlicht gab es noch, es war kein Aufbau in völliger Dunkelheit (ahem, die gibt es dort am Standort eh nicht wirklich).
Das C11 im Beobachtungseinsatz, auf der iOptron ieq45, hier auf den Feldern östlich von Niederleis
Die schmale Mondsichel stand am Westhimmel, schöner Anblick zusammen mit Venus, auch das Erdlicht, oder aschgraue Mondlicht, wie immer man es nennen mag, war deutlich sichtbar. Nach Dämmerungsende war durch den Mond dennoch eine gewisse Himmelsaufhellung gegeben. Wir begannen daher mit etwas leichterer Kost. Es war anfänglich fast windstill, nur ein schwacher Lufthauch aus Richtung Nordwest. Gegen Ende der Beobachtung kam leichter Wind aus eben dieser Richtung auf. Keine Tau, es blieb alles trocken, selbst das Autodach. Nur meine Beobachtungsliste, ein schlichter Zettel, wurde mit der Zeit etwas zäh.
Weit nach Monduntergang war es so dunkel, wie es eben in dieser Nacht werden konnte, da hielt ich mit dem SQM-L mal rauf in den Zenitraum, leicht nach Norden hin. Der Messwert von 21,3 mag/arcsec2 schmeichelt wohl etwas. Nach unserer Einschätzung gab es im nördlichen Zenitraum vielleicht 6 mag. Jedenfalls, 5,8 mag in UMi waren relativ leicht zu sehen.
M3 bot bei 103x einen netten Anblick, wirkte bei 127x noch etwas spektakulärer. Keine Spur von thermischen Problemen des C11. Saubere Abbildung, feine Sterne, ein Genuss!
Prüfender Blick zum Himmel - oh, schnell das Leo Triplet, bevor es in den direkten Bereich der Wiener Lichtglocke kommt. M65 und M66 waren klar von den Details her zu unterscheiden. M65 zeigte ein sternförmig wirkendes Zentralgebiet, während bei M66 neben dem helleren Zentrum der Balken auffiel. An NGC 3628 konnten wir das Staubband deutlich erkennen. Alle Galaxien des Leo Triplet bei 127x.
Nun waren wir nicht mehr zu halten, was ist los mit der Supernova 2018aoq? Also drauf, auf die Galaxie NGC 4151. Zwecks besserer Orientierung im Feld um die Galaxie gingen wir auf 103x zurück. Der Mond zwar noch tief am Westhimmel, aber egal. Gleich aus dem Augenwinkel konnte ich die Galaxie erkennen, der Kern war sogar sehr hell. Und kaum visierte ich die Position der Supernova mit indirektem Blick an, war da auch schon ein Sterndl. Eine sehr schöne Beobachtung und Bestätigung für mich. Auch Andi war beeindruckt. Was ein besserer Himmel und deutlich mehr Öffnung halt ausmacht...
M64, die "Black Eye" Galaxie war wunderschön im Okular, der namensgebende dunkle Fleck war eindeutig sichtbar (127x).
M63, die "Sunflower" Galaxie, zeigte neben dem hellen Zentrum in den Spiralarmen eine gesprenkelte Struktur (127x).
M53 ist ein Kugelhaufen im Sternbild Coma Berenices, am Himmel nicht allzuweit von M64 entfernt. Wir betrachteten dieses Objekt bei 127x. Auffallend die unterschiedlichen Sternhelligkeiten, einige etwas hellere Sterne stechen heraus. Es ist ein reizender Anblick, etwas anders als vergleichbare Haufen, wie z. B. M10.
NGC 5053 liegt am Himmel nur unweit von M53 entfernt. Schaut aus wie ein lockerer offener Haufen, da gibt es sogar dichter besetzte davon. Dennoch, es ist ein Kugelhaufen. Ein schwaches Gesprenkel von Sternen, locker verstreut (127x).
NGC 4565, als "Needle" Galaxie bekannt, zeigte bei 127x den Bulge, weit ausladende Spiralarme, halt ziemlich von der Kante gesehen, wie es so ist, und das Staubband. Ein sehr netter Anblick!
NGC 4656/57, "Hockey Stick" Galaxie genannt, ist eigentlich ein einziges Objekt, in ehemaliger Wechselwirkung mit NGC 4631. Den abgeknickten Teil würde man wohl aber auch nach einer Beobachtung im C11 als separates Objekt sehen, da darf man Herrn Herschel keinen Vorwurf machen. Bei 127x waren etliche Strukturen zu erkennen, neben dem Teil, der als NGC 4657 im New General Catalogue verzeichnet ist.
NGC 4631, die "Whale" Galaxie, war unser nächstes Ziel. Bei 127x konnten wir die knotige Strukturierung erkennen. Wenn NGC 4631 der Wal ist, dann ist vielleicht NGC 4627 das Wal Baby. Diesen kleinen Nebeltupf mussten wir erst mal suchen, wenn man ihn aber hatte, war er nicht zu übersehen.
M51, die "Whirlpool" Galaxie war ein Fest. Wir hatten 127x als Vergrößerung, und dabei zeigte sich die Spiralstruktur wunderschön. Speziell der Spiralarm, der sich aus dem Kerngebiet herauswindet, hat es uns angetan, er war voller Knötchen. Die Brücke rüber zu NGC 5195 wird im Übergangsbereich schwächer, auch das war deutlich zu erkennen, wie die typische Struktur des "Anhängsels" NGC 5195 selbst. Sicher, wir hätten noch höher vergrößern können, waren aber schon etwas müde, und wollten einfach nur genießen.
Wenn auch der Zenithimmel noch das Beste ist, was unser Beobachtungsstandort bieten kann, für M101, die "Pinwheel" Galaxie, war er nicht gut genug. Es war demnach bei 127x schwierig die "Haxen" der Galaxie einigermaßen zusammenzuklauben. Am ehesten haben sie sich durch hellere Knoten verraten. M101 sollte unter besserem Himmel im C11 schon etwas mehr hergeben.
M97, der "Eulennebel", präsentierte sich bei 127x (ohne Nebelfilter) durchaus fein. Beide Augen sichtbar, der Zentralstern sowieso, und mein Auge streifte einmal einen zweiten Stern im Nebel. Ein sehr netter Anblick!
M108, unser "Betthupferl", zeigte ebenfalls knotige Strukturen bei 127x. Schöner Abschluss eines netten Beobachtungsabends!
Die Umgebungshelligkeit an unserem Beobachtungsort ist mittlerweile mehr als einem lieb sein kann. Daher half es sehr, mit beiden Händen das Seitenlicht beim Blick ins Okular abzuschirmen, und dann drauf zu bleiben, am Objekt. So konnte man schön erleben, wie das Auge sich an den dunkleren Himmel im Okular adaptiert, das Objekt heller und heller erscheint, und mehr an Strukturen sichtbar wurde.
Keine harten Nüsse, was ist los? Muss nicht immer sein. Aber es gilt immer, aus dem Gebotenen möglichst viel zu erkennen. Eigentlich sind wir ausgezogen, die Supernova in NGC 4151 zu beobachten, und wollten nebenbei ein bissl schauen, genießen. Die Eindrücke waren wirklich schön, wir haben am nächsten Tag noch davon geträumt.
Howdii