Pease 1 im 5.7" Maksutov-Newton und im Vierzoll Refraktor

27. 8. 2016, Klement/Au und 28. 8. 2016, Niederleis

Nach meiner Steiermark Nacht inkl. Heimfahrt gleich der nächste Einsatz hier im Weinviertel, auf dem Gelände des Vereins Leiserberge Sternwarte. Wolfgang Wiesinger hatte zu einem kleinen Beobachtungstreffen eingeladen. Wir hatten schon was vor, ein Match  meines 5.7" f/6 Maksutov-Newton gegen seinen 140mm f/7 SD Refraktor. Leider wurde nichts daraus. Es kam Besuch, Wolfgang war schwer beschäftigt, somit beobachtete ich vorwiegend an meinem Teleskop, nach Abreise der Gäste konnte ich auch ein bissl durch den 140er Refraktor gucken. Es war eine relativ warme, windige Nacht. Im Windschatten der Baumgruppe im Süden wurde es ein geringfügig feucht. Dort wo der Wind hin kam, rüttelte er an den Teleskopen, jedoch erlebten diese Beobachter die Nacht als trocken. So kleinräumige Unterschiede kann es geben. Der Himmel war durch flachen Dunst, in dem wir halt im Weinviertel einmal stehen, ein bissl hell für unseren Geschmack. Dennoch konnte ich mit dem SQML 21,20 mag/arcsec2 messen, das entspricht 6 mag, aber halt wirklich nur im engsten Zenitraum. Immerhin, die Milchstraße war überkopf schön strukturiert zu sehen.

Mein 5,7" Maksutov-Newton durfte wieder mal Goto Luft schnuppern, auf der iOptron ieq45. Ich hatte zumindest ein Ziel für heute: Den Planetatrischen Nebel Pease 1 im Kugelsternhaufen M15 rauszupicken. Nach der Sichtung mit einem Sechszollrefraktor nun also die nächste Nummer. Für mich besteht die Frage, wie weit runter geht's? Gewissen Zweifel hatte ich für diese Nacht mit meinen durch die gestrige Beobachtung und die lange Nachtfahrt belasteten Augen. Geht da überhaupt so ein anspruchsvolles Objekt? 

Ich delektierte mich kurz an M71 und M27, dann taxierte ich den Himmel mit freiem Auge. M15 würde zwar noch an Höhe gewinnen, doch noch stand er nicht im durch die Wiener Lichtglocke stark aufgehellten Bereich. Also ging ich gleich drauf. Bei 40x war M15 eher nur ein heller Nebelfleck mit einem helleren Zentrum. Ich griff zum 4mm Okular, 217x. Das war schon besser, aber noch ein bissl zu wenig. Mit dem 7,5mm Okular und 2x Barlow war ich dann bei 232x. Da konnte ich das zur Orientierung wichtige "Trapez" erspähen, hatte flugs die Referenzsterne, und konnte den "Lichtzapfen", der aus dem sehr hellen Kern heraus ragt, schon orten. Alsdann, UHC Filter, neu fokussieren. Außer ein paar helleren Sternen die durch den Nebelfilter drangen, war im Wesentlichen nur das helle Zentrum und dieser Lichtzapfen sichtbar. Ich kenne ja die Position des Pease 1, hatte vorher noch eine Aufsuchkarte angeschaut, also war ich mir sicher, wo ich fündig werden sollte. Ich nahm das Ende des Lichtzapfens indirekt ins Visier, und es hat nicht lang gedauert - Pling! Da stach ein sternförmiges Objekt an der korrekten Position heraus, ziemlich hart sogar. Und noch ein Versuch, und noch einer, und noch einer, immer wieder an der selben Stelle! Kein Zweifel, dort gibt es keinen so hellen Stern, der "indirekt goldrichtig angespitzt" so hell aufleuchten würde. Das kann nur ein Emissionslinien Objekt sein. Und: Da ich diesen Lichtzapfen auch mit Nebelfilter noch ausnehmen konnte: Der Pease 1 sitzt etwas asymmetrisch zur "Symmetrieachse". Und mein Objekt war auch auf der richtigen Seite laut Aufsuchkarte. Also, geschafft, und so schwierig war es nun doch nicht.

Die letzte Nacht forderte ihren Tribut, ich hatte schon ein bissl Schwierigkeiten, überhaupt richtig ins Okular zu blicken. Daher war für mich nun leichtere Kost angesagt, einfach so zum Genießen. Nebenbei konnte ich M15 in Wolfgangs 140er Refraktor bewundern, bei 300x sehr hübsch. Diesen Anblick habe ich etwas gefeiert, mehr war aber nicht zu wollen, da gerade etliche Beobachter die Heimfahrt antraten, und der Wind rüttelte immer wieder ungut am Teleskop. Nochmal Pease 1 war mir für diesen Abend zu viel. Wir nahmen dann etliche Objekte im Refraktor ins Visier, wie NGC 6905 und NGC 6891.

Dann begab ich mich wieder zu meinem Teleskop, das sich selbst noch M15 und Ps 1 die ganze Zeit angeschaut hat ;-) Schnell noch einen Blick, erst mal an die Dunkelheit im Okular gewöhnen, es war fast wie das Schlüsselloch zur Hölle, und nochmals dran - Pling! Ah, geht doch. Da war Pease 1 nochmals. Es war ja alles passend hergerichtet. Bis man das so hat, das dauert in aller Regel, da muss man probieren, bis man die im Okular sichtbaren Details soweit "reduziert" hat. Klingt irgendwie blöd, ist aber so.

Dann zum Abspann ein paar nette Dinge. NGC 6905, der "Blue Flash Nebula", offenbarte sich erstmal für mich als "Blue Flash". Ich hatte das 22mm Panoptic Okular im Fokussierer, 40x, ohne Nebelflter. Bei direktem Blick nur die umgebenden Sterne, bei indirektem Blick leuchtet der Planetarische Nebel auf. Im Gegensatz zu einem gelblichen Stern in der Nähe war der "kühlere Ton" des Nebels, etwa bläulich-türkis, irgendwie auffällig, also passt so: "Flash", und "blue".

Als letztes Objekt noch den Haufen NGC 1502 und die Sternenkette Kemble's Cascade abfahren. Für mich war es Zeit, einzupacken und heim zu fahren. Trotz Energy Drink zwischendurch drückte die Müdigkeit.

28. August 2016, Niederleis

Noch eine klare Nacht, bevor eine herannahende Front Wolken und Regenschauer und Gewitter bringen würde. Ich vereinbarte mit Andi raus zu fahren. Ich wollte versuchen, ob Pease 1 auch in einem Vierzoll Refraktor möglich wäre. Andi hatte die - wie sich herausstellen sollte - gute Idee, sein C8 mitzunehmen. Wohin? Hm, östlich von Niederleis, die "alten" Beobachtungsplätze sollten es tun. Wind könnte problematisch sein, dann halt statt oben am Höhenrücken unten in der Senke.

Bei der Auffahrt stoppten wir vor der Weg Gabelung. Es war schwach windig, aber fallweise gab es doch stärkere Böen. So beschlossen wir, runter in die Senke. Wir würden uns halt strategisch aufstellen müssen, weil da ein mächtiger Baum einen Teil des Süd- und Zenithimmels verstellt. Auf der anderen Seite kann dieser Baum wiederum Windschutz bieten, wobei, hier kommt nur das gemäßigt an, was oben am Höhenrücken garstigere Böen sind. Also den Osthimmel bis zum Meridian hatten wir frei, das sollte auch reichen. Ich hatte nicht allzuviel vor, und wollte um Mitternacht schon wieder daheim sein.

Ich hatte also den 102/1100 Achromat mit, als Montierung diente wie üblich die iOptron ieq45. Andi hatte - wie gesagt - sein C8 mit, auf seiner alten Vixen SP Montierung. Beim Aufbau stellte ich fest, ah, Sucher daheim vergessen. Jaja, die Schachtel hatte ich mehrmals angeschaut, die hat aber nicht gerufen "hallo, ich soll auch mit"... Das hatte ich schon mal, und auch damals ist mit der Sucher eigentlich nicht abgegangen. Der ist eher nur Ballast, wirklich notwendig nicht. So zeigte sich auch der Alignment Stern gleich im Okular, einfach zentrieren, fertig. 

Im Vordergrund Andis C8 auf Vixen SP, und hinten der 102/1100 Achromat auf iOptron ieq45

Zum "Einspechteln" wieder M71 und M27, dann gleich auf M15, da wollte ich mal sehen was geht. Bei 50x sicher nichts. Das war nur zum Zentrieren des Objekts. Dann mal rein mit dem 4mm Okular, 275x. Uijuijui, da geht mir das Licht aus, dachte ich. Die Vergrößerung braucht es prinzipiell, um das Trapez und die Referenzsterne finden zu können. Aber da war wirklich nichts zu wollen. Es geht um urschwache Sterne, die man wohl noch sehen kann, wenn man weiß wo, und sie versucht zu erspähen. Aber irgendwo diese Sterne finden, wo sie sind? Nein, das geht nimmer. Nun, wenn es nicht geht im Vierzöller, bin ich auch weiser. Also kein Beinbruch. Andi hatte mittlerweile auch M15 bei 200x drin, und meinte, ich könne mal bei ihm gucken. Also ja, da konnte ich das Trapez ausnehmen, und fand auch die Referenzsterne, somit wusste ich, der Lichtzapfen geht im Okular genau nach unten. Ich hatte die gleich Einblickrichtung und die gleich Orientierung des Zenitspiegels, somit war klar, auch im Okular am Refraktor wäre der Lichtzapfen senkrecht nach unten zu finden. Das konnte ich zumindest mal so verifizieren. Aber mit Filter dran, da geht nochmals Licht verloren, somit runter mit der Vergrößerung. 2x Barlow + 10mm Okular, ergibt 220x, und UHC Filter. Das passte prinzipiell so. Wenn ich das Seitenlicht gut abschirmte, und länger am Okular blieb, war genau noch das dichte Kerngebiet und dieser Lichtzapfen zu erkennen. So ist es richtig, so braucht man es. Und dann halt, das Ende des Lichtzapfens anvisieren. Ein Weilchen nichts, doch dann auf einmal "Pling" und da war das Ding, Pease 1, stach hart heraus. Die Position passte auch, natürlich spiegelverkehrt zu meiner letzten Sichtung im 5,7" Maksutov-Newton. 

Ich ging nun zum C8, und da war die Sichtung von Pease 1 nicht wirklich schwierig. Die Position wurde für mich hier nur bestätigt. Nun konnte ich auch Andi genau anweisen, dass er auch dieses Objekt sehen konnte. Andi hat dann auch im Vierzoll Refraktor probiert, war erstaunt, dass auch er da ein sternförmiges Objekt heausstechen sah. Somit, so schwer zu sehen ist es nicht, wenn man genau weiß wo. 15,5 mag sind durchaus im Bereich, was man mit einem Vierzoll Refraktor machen kann. Dort war ich auch schon oft damit. Eher noch "Komfort" Bereich für mich, aber eben unter der Prämisse, dass man die Stelle kennt, wo man seinen Blick hin dirigieren soll. 

Um es auf den Punkt zu bringen: Allein auf mich gestellt, hätte ich kaum den Pease 1 im Vierzoll Refraktor sicher herausarbeiten können. Mit der Orientierung im C8 war es leichter, die Orientierung im Vierzöller zu finden, und damit war es auch möglich. Es ist m. E. die Schwiergkeit am Pease 1 das korrekte Auffinden, das Lokalisieren der richtigen Position. Das Sehen selbst, wenn alles angerichtet ist, wenn alles im Okular entsprechend hergerichtet ist, "reduziert" auf das helle Kerngebiet und den Lichtzapfen, das ist dann weniger schwierig. Ich habe ja nun einige Erfahrung mit diesem Objekt, von meiner ersten Sichtung mit meinem 8" f/6 Maksutov-Newton, der Bestätigung im 18" Dob, dann weiter in einem 8" Meade ACF, einem Bresser 6" f/8 Achromat, nun auch in meinem 5,7" MN. Und heute eben im Vierzoll Achromat. Die Grenze, wo man noch genug Licht hat, dass man selbst im Okular noch die Dinge zusammenfindet, ist vielleicht bei einem 120mm Zweilinser ED Refraktor.

Kurios war es für mich, wie ich die Barlow Linse raus genommen habe, und bei 110x mit Nebelfilter nochmals das Feld inspziert habe. Nun konnte ich nur das Zentrum des Haufens sehen, da und dort Sterngesprenkel, diesen Lichtzapfen konnte ich nicht mehr auflösen. Aber ich klemmte mich mal dran, und da stach ein helles Punkterl quasi aus dem Nichts heraus. Das war irgendwie erheiternd. Die Position war schon ok, so hart kann auch nur ein Emissionslinien Objekt durch den UHC Filter kommen.

Als Abspann gab es dann noch NGC 6905, den Blue Flash Nebel - zumindest "geflasht" hat er bei 50x, NGC 1502 sowie Kemble's Cascade, und ein gutes Betthupferl ist immer der Doppelhaufen h+χ Persei. Mit diesen schönen Anblicken war es genug, Abbau, Heimfahrt. Drei Nächte am Stück, da muss man sowieso etwas leiser treten am Ende.

Vor der Abfahrt hielt ich noch das SQML gegen den Himmel, 21,20 mag/arc2 waren es wieder, also nicht besser, nicht schlechter als in der Nacht davor.

Anmerkung: Geht Pease 1 in kleinen Instrumenten mit der "Brechstange"? Ich meine, ohne groß die Orientierung zu suchen, einigermaßen hohe Vergrößerung und Nebelfilter, und gucken, ob da indirekt ein "Sterndl" ganz arg raussticht? Ein Experiment dieser Art habe ich durchgeführt, ein paar Tage später, als ich einen neuen 102/1100 Achromat im Test hatte, bei mir daheim, in der Einfahrt. Also nicht gerade die besten Beobachtungsbedingungen, schon von der Umgebung her. Da steckte ich das 7,5mm Okular (147x) rein, mit UHC Filter, und versuchte das Feld, M15 ist eh noch recht klein im Okular und sozusagen "geballt", mit indirektem Blick abzusuchen.  Nun ja, wenn man so einen Stern, einen schwachen normalen Stern, indirekt goldrichtig trifft, leuchtet der natürlich auch heller auf. Aber da streifte mein Blick auch über die Position von Pease 1, und das ist kein Vergleich, wie hell dieses Objekt dann aufleuchtet. Die Position, ich wusste natürlich wo dieses Objekt sein sollte, eben von meiner letzten Beobachtung, war ok. Und noch lustiger, dieses Ding blinkte nicht nur kurz auf, ich konnte es über eine Sekunde lang indirekt halten. Eine ganz neue Erkenntnis für mich. Aber ja, wenn man gar nix weiß, wird es so wohl nicht funktionieren. Rein dazu braucht es immer noch ein gerüttelt Maß an Beobachtungstechnik und Erfahrung.

Howdii