Neues Fernrohr (APM 140 mm f/7 SD Doublet APO), und gleich eine klare Nacht! Das ist was ganz Besonderes. Zudem noch mondloser Himmel, und Rückseitenwetter. Es war eine feine Nacht am Oberleiser Berg. Im Zenitraum war für hiesige Verhältnisse der Himmel sehr dunkel. Die Milchstraße war eindrucksvoll strukturiert zu sehen. Leider über Wien kein "Deckel", daher streute die Lichtglocke weit höher als bei meiner letzten Beobachtung hier, Anfang Juli 2016. Das Seeing war nicht grad besonders gut. Wie es halt ziemlich typisch für Rückseitenwetter ist.
Der Beginn der Nacht gestaltete sich etwas zäh. Wie schon oft erlebt, bildeten sich in der Abendthermik noch zahlreiche Wolken. Mit etwas Glück brachte ich wenigstens die Poljustierung durch. Bis es wirklich dunkel wurde, hatten sich die Wolken jedoch aufgelöst, somit konnte die Beobachtung eigentlich planmäßig starten. Tief im Süden gab es jedoch lange noch Wetterleuchten und manchmal waren sogar Blitze zu sehen. Aber was, die ersten Blicke durchs Okular nach dem Aufbau - wenn sich grad ein Stück klaren Himmels zeigte - pipifeine Sterne! So erwarte ich es, so will ich es sehen!
Der 140 mm SD Refraktor im Beobachtungseinsatz. Das Stativ hätte ich durchaus höher ausfahren können, bei Beobachtungen im Zenitraum bin ich verdamm tief gesessen, um noch bequem ins Okular blicken zu können. Besonders schwer ist dieser Wuzl nicht (ca. 9,5 kg im Beobachtungssetup), die beiden 5 kg Gewichte sitzen zwar auf Anschlag, aber die Verlängerung der Gegengewichtsstange brauchte ich nicht. Montierung ist meine iOptron ieq45 auf Baader Hartholzstativ.
Ich wollte einige der Objekte meiner letzten Beobachtungen noch einmal sehen, ist ja schließlich ein anderes Teleskop, und wie geht's mit diesem, das ist die Frage. So startete ich in der zu Ende gehenden Dämmerung mit Lalande 21185. Wohl ist mein Auge recht schnell auf diesen rötlichen Stern "angesprungen", jedoch, ich hätte mir etwas mehr Farbintensität erwartet. Mein Farbempfinden war nicht wirklich besser als bei der Beobachtung dieses Sterns mit dem scharfen TS 102mm f/7 Triplet APO. Ich muss da nochmals mit meinem eigenen APM 100/800 Triplet ran, den ich u. a. wegen der schönen Sterneigenfarben, die er zeigt, schätze. Das würde mich schon noch interessieren, wie dieser hoch farbreine Vierzöller sich da macht.
Weiter mit Campbell's Hydrogen Star (PK 64+5.1): auch hier geht es mal um einen "rötlichen Stern" im Okular. Lustigerweise wirkte hier das Rot auf mich intensiver als beim vorigen Objekt. Blinken mit H-Beta Filter bestätigte das gesuchte Objekt. Nun mit 163-facher Vergrößerung drauf. Mit H-Beta Filter war ein dickerer Knödel zu sehen, deutlich zu unterscheiden von den wenigen Sternen. die noch durch den Nebelfilter drangen. Filterwechsel, UHC: Etwas mehr Feldsterne sichtbar, der Eindruck des dickeren Bemmerls blieb, und indirekt kam mir manchmal vor, als wenn da ein schwächerer Halo wäre. Diesen Halo gibt es tatsächlich, also nicht schlecht!
Der Kugelhaufen NGC 6760 war bei 45x ein nicht zu übersehender runder, heller Nebelfleck. Indirekt, bei 130x, erschien der Haufen leicht grießlig, d.h. man konnte immer wieder ein paar der hellsten Sterne "anstreifen".
NGC 6749 ist ja von einer anderen Sorte, hier ging es drum, den Kugelhaufen überhaupt zu sehen. War für mich nicht allzu schwierig, aber auf den ersten Blick hab ich ihn nicht erwischt. Ich musste mich schon im Gesichtsfeld an die Stelle herantasten. Da war wohl dieses Gesprenkel von ein paar schwachen Sternchen zu finden, und leicht asymmetrisch dazu ein schwacher Nebeltupf, nur indirekt zu erhaschen. Schwach, aber dennoch sicher zu erkennen.
Den Planetarischen Nebel NGC 6772 hätte ich etwas weniger schwierig erwartet. Das war wohl eine Sache des doch weiter rauf zu aufgehellten Südhimmels. Letztlich war der Nebel bei 100x mit [O III] Filter noch am ehesten als Scheibchen gut auszumachen.
NGC 6804, ebenfalls ein Planetarischer Nebel, war dagegen schon ohne Filter im Okular zu entdecken. Letztlich ergab sich auch hier bei 100x mit [O III] Filter die beste Sichtbarkeit.
Nach dieser Kletzelei ein paar schöne Objekte, zum Genießen. Der Kugelsternhaufen M13 war bei 163x eine Wucht! Eine geballte Ladung an feinen Sternen, das hat schon an diverse Fotos erinnert, oder an den Anblick des M13 in einem 8" Newton! Detto M92! Sicher war der Himmel im Zenitraum sehr dunkel, doch muss die Optik schon das ihre dazu tun.
Auch M27 war eine Augenweide, Strukturen, die Ohren, etliche feine Sterne im Nebel, Zentralstern sowieso. Aber: Ein bissl schwierig war der Zentralstern. Das ist vielleicht dem nicht optimalen Seeing geschuldet. Die Optik zeigt ja prinzipiell feine Sterne. Wenn das Seeing die Sterne etwas "zerrührt", geht es gleich auf Kosten der Reichweite.
Ein Happen besonderer Güte war auch der Doppelhaufen h + χ im Perseus. Funkelnde Diamanten auf samtschwarzem Grund, so kann man es am ehesten beschreiben. Ein wirklich edler Anblick.
Albireo war nett anzusehen, schöner Farbkontrast, mir hat vor allem die bernsteinfarbene Komponente gut gefallen. Etwas defokussiert kommen die Sternfarben noch deutlicher zur Geltung.
Der Kugelhaufen M56 war gut aufgelöst bei 130x, aber in kleineren Teleskopen ist er nicht sehr sensationell. Für die vielen schwächeren Sterne braucht's mehr Öffnung.
NGC 404 - Mirach's Ghost war ein netter Anblick bei 45x. Ein tiefgelber Stern, β Andromedae, und dazu die Galaxie als Nebeltupf, ein netter Kontrast.
Zum Abschluss nahm ich den Cirrusnebel ins Visier. Ich fuhr einmal NGC 6960 an, da hat man den Stern 52 Cygni im Feld. Ohne Nebelfilter guckte ich ins Okular, bei 45x. Ah, da sieht man was vom Nebel! Naja, erst mal auf [O III] Filter umgerüstet, bei 49x. Wow! Da war der Hexenbesen, mit einem schön strukturierten "Stiel" und der in zwei Linien auffächernde Besen war gar nicht schwierig zu sehen. Den östlichen Bogen, die "Knochenhand", fuhr ich gar nicht per Goto an, sondern drückte einfach die Ost Taste auf der Handbox, bis der Nebelbogen NGC 6992 ins Feld kam. Es war ein Genuss, den Bogen abzufahren! Ich fuhr dann wieder zurück zum Stern 52 Cygni und nahm den Nebelfilter raus. Da war doch was ohne Filter zu sehen. Was geht da genau? Der hellere Teil des NGC 6960 war indirekt kein Problem. Schwach, aber doch, gelang mir bei aufmerksamer Beobachtung auch, diese auffächernden zwei Linien des Besens ansatzweise zu erhaschen! Dann weiter zum östlichen Teil. Die Knochenhand habe ich auch ohne Filter nicht verfehlt. Ich konnte den Bogen abfahren und auch ohne Filter gut erkennen, freilich indirekt, aus dem Augenwinkel heraus, bei einem so großflächigen Objekt. Nun, ohne Filter den Cirrusnebel beobachten, zeugt von sonderbarem Humor oder von gutem Himmel. Sicher habe ich den Stern 52 Cygni schon oft ohne Nebelfilter gesehen, doch vom Nebel nicht viel, so griff ich bislang sofort zum Filter. Das war irgendwie eine neue Erfahrung. Eines ist klar: der Himmel ist das Eine, der Beobachter das Andre, aber die Optik muss mitspielen, sonst wird so etwas nicht möglich sein.
Vor dem Einpacken noch ein heller Stern, Wega, bei 245x. Zu sehen bekam ich ein weißes Beuungsscheibchen mit konzentrischen Beungungsringen, im besten Schärfepunkt spielte etwas Farbe, blau bis rot, in den Beugungsringen. Ein klein wenig anders fokussiert, alles rein weiß, auch die Beugungsringe, nur: schwächere Sterne sind so nicht mehr perfekt scharf. Also die Farbkorrektur ist für einen Zweilinser dieser Öffnung und Brennweite sicher gut, der Farbfehler ist recht gut versteckt. Ansonsten: die vielzitierten nadelfeine Sternabbildung, die man von einem guten Refraktor erwartet.
Howdii