Für derartige Ereignisse ist es immer ein Bangen um das Wetter. Die Prognose versprach mehr oder weniger Quellwolken, man würde sehen. Ursprünglich wollte ich schon um 11 Uhr aufbrechen, zum Beobachtungsplatz oben beim Friedenskreuz, aber Andi meinte, 12 Uhr würde reichen. Nicht ganz, wie wir letztlich feststellen mussten...
Als ich am Beobachtungsplatz ankam, war Andi schon dort und hatte bereits mit dem Aufbau begonnen. Ich machte mich auch unverzüglich an die Arbeit. Nur: Wie ich die Montierung auf das Stativ setzen wollte, fehlten die Verbindungsschrauben. Verflixt und zugenäht, die hatte ich beim Abbau des Teleskops am Samstag beim Teleskoptreffen in die Jackentasche gesteckt. Die Jacke war natürlich daheim. Was blieb mir über, als nochmals nach Hause düsen, um zu sehen, ob nicht mein Hirn auch noch wo zu finden wäre. Bis ich wieder am Beobachtungsplatz war, hatte ich nur mehr eine knappe Viertelstunde Zeit für den Aufbau. Andi war im Prinzip schon ready, und kämpfte gerade mit der richtigen Belichtungszeit für die Fotos durch seinen 4" f/10 Vixen Achromat. Bei mir dauerte alles einen Zacken zu lang, vor allem verlor ich noch einige Zeit bis ich die Sonne im Okular hatte. Da war der Eintritt bereits gelaufen, knapp zwei Minuten später sah ich Merkur als scharf definierten schwarzen Punkt bereits vom Rand abgesetzt vor. Andi knipste zu Beginn alle 10 Sekunden ein Bild. Ich griff aber auch gleich zu meiner altgedienten Sony DSC-V1 um afokal durch's Okular zu fotografieren.
Unsere
Gerätschaft:
vorne mein 100/800 Triplet APO, mit Zenitspiegel und Okular, auf meiner
iOptron ieq45,
hinten Andis 102/1000 Achromat auf seiner Vixen SP, mit der EOS 1000D
Kamera dran.
Andis
Foto vom 2. Kontakt, mit "Tropfeneffekt". Die Belichtungszeit war noch
nicht ganz ok, das Bild ist etwas überbelichtet.
Anmerkung: Ich habe Andis Foto nachbearbeitet, es zeigte
ursprünglich deutlich den Blausaum des 102/1000 Achromaten.
Foto
durch meinen 100/800 APO
in afokaler Projektion, mit meiner Sony DSC-V1.
Auch ich musste einige Probeschüsse machen, bis ich die
optimale Belichtungszeit hatte.
Durch den Einsatz des Zenitspiegels ist das Bild seitenverkehrt.
Jaja, wir hätten doch um 11 Uhr anpacken sollen. Dann wär' es bei mir selbst mit der Extrafahrt locker ausgegangen, und wir hätten schon die richtige Belichtungszeit ausprobiert gehabt. Was soll's. Den Anspruch auf professionelle Bilder erhebe ich ja nicht.
Im Okular bot sich ein netter Anblick, Merkur als sauber definiertes schwarzes Scheibchen, wie ausgestanzt. Dazu eine etwas größere und eine kleinere Fleckengruppe, die man auch als "Dreck" deuten hätte können. Nach und nach entdeckte ich etliche Fackelgebiete. Solange die Teleskope schön auf den Zenitbereich gerichtet waren, war das Bild stabil. Mit fortschreitender Dauer neigten sich die Teleskope, und das Seeing Gezappel begann ganz leicht. Ich konnte noch mit einem Grünfilter dagegenhalten, damit war das Bild wieder stabiler.
Andi an der Kamera
Andis
Foto von der Transit Mitte. Hier sieht man auch die beiden
Fleckengruppen, und rechts unten am Rand einen kleinen Fleck mit Fackel.
Je tiefer die Sonne sank, desto mehr wurde das Bild vom Seeing geplagt. Da half auch der Grünfilter nicht mehr weiter. Merkur wurde in hoher Frequenz vom Scheibchen zur Zwetschke, einem Ei, einem Vieleck, etc. Meine späteren Fotoversuche mit der afokalen Projektion scheiterten daran. Merkur sah schlicht wie ein unscharfer Sonnenfleck aus, total zerfleddert.
Bis etwa zur Mitte des Transits hatten wir wenig Sorgen mit den Wolken. Hin und wieder zog ein Wölkchen durch, behinderte uns aber nicht wirklich. Das änderte sich am späteren Nachmittag. Es bildeten sich mehr Wolken, die uns fallweise den Blick für einige Minuten gänzlich verwehrten. Im Osten stieg eine massive Wolkenfront immer höher. Es war abzusehen, diese Wolkenbank wird uns erreichen, noch bevor die Sonne den Horizont küssen würde.
So sah es zum Ende unserer Beobachtung aus (gegen 18 Uhr). Kaum eine Chance, die Sonne bis zum Horizont zu verfolgen.
Für uns war die Sache damit gelaufen. Nicht nur die Wolken, Gebüsch und Baum wären uns auch im Weg gewesen. Der Transit war sowieso nicht bis zum Ende beobachtbar, weil der Sonnenuntergang eher war. Angesichts der Lage bauten wir ab und trollten uns nach Hause. Dennoch, es war eine nette Beobachtung mit einigen Bildern zur Erinnerung. Man könnte den Nachmittag kurz fassen: heiter bis wolkig, am Ende stark bewölkt. Spät am Abend hat es komplett zugezogen, und in der Nacht gab es einen heftigen Regenschauer mit Blitz und Donner.
Howdii