Weinviertel Teleskoptreffen 2016

6. und 7. Mai 2016, Klement/Au

Versunken in Arbeit, mehrere "Baustellen" die das Hirn beanspruchen, bekomme ich nicht mal mehr die Mondphasen mit. Was soll's auch, Zeit für eigene Beobachtungen habe ich kaum noch, wenn ich draußen bin in klaren Nächten, dann mit einem Kundenteleskop, mit dem ich aber neben den Tests auch ein bissl schaue, das muss sogar sein, um einen runden Eindruck zu bekommen. So erreichte mit ein Anruf von Wolfgang Wiesinger, der mich einlud zum Teleskoptreffen auf dem neuen Vereinsgelände. Das Wetter war, eine Woche voraus, noch nicht ganz absehbar, die Zeichen standen aber auf "sollte passen". So war es dann auch.

Wie die Sache näher rückte, nahm ich Kontakt mit Andi Berthold auf, ob er Zeit und Lust hätte, mich zu begleiten. Zwei Montierungen, zwei Teleskope, das war mein Ansinnen. Andi hätte nur Montierung und visuelles Zubehör beizusteuern, ich würde die Teleskope stellen. Andi sagte zu, wir besprachen, welche Teleskope wir nehmen wollten, und so kamen in beiden Nächten insgesamt rein durch uns vier Teleskope zum Einsatz.

Für die erste Nacht wollte ich meinen alt-ehrwürdigen Ceravolo HD 145 (145/870mm Maksutov-Newton) wieder einmal einsetzen, und Andi vertraute ich ein Vorführteleskop an, den 102/1100mm Refraktor - ein ebenfalls von mir sehr geschätztes Teleskop. In der zweiten Nacht hatte ich auf meiner iOptron ieq45 einen Vixen VMC 260L, ein Kundenteleskop, und für Andis Vixen SP Montierunng nahm ich neuerlich ein Vorführteleskop mit, einen 102/714mm ED Refraktor - der anlässlich dieser Veranstaltung sein First Light hatte. Vorweg: keines dieser Teleskope hat uns enttäuscht.

Wie bei den meisten Teleskoptreffen bislang im Weinviertel, vormals am Oberleiser Berg, war in der ersten Nacht mehr Betrieb, in der zweiten Nacht war es fast "familiär". Manchmal jedoch war bei Teleskoptreffen in der Vergangenheit die Besucherzahl gegenläufig. Es hängt sicher vom Wetter und den Begleitumständen ab - Samstag war dieses mal der Tag vor dem Muttertag...

Einen für mich unbekannten Beobachtungsplatz fahre ich sicher noch bei Tageslicht an, um die örtlichen Gegebenheiten zu erkunden. So traf ich am Freitag knapp nach Sonnenuntergang ein. Auf dem Vereinsgelände war bereits einiges los. Andi war auch schon da. Nach kurzer Umschau bezogen wir unseren Stellplatz.Es war noch heller Abend, und mehr als ausreichend Zeit zum Aufbau. Jedoch, wo ist hier genau Nord? Kompass vergessen, klar. Raten, grobe Orientierung an der Oberleiser Kirche, die man von hier aus sieht (ein paar Kilometer Luftlinie entfernt), und an Jupiter, der zu dieser Zeit ungefähr kulminierte. Wolfgangs Smartphone Kompass bestätigte meine Aufstellung, die aber noch immer ein bissl daneben war, wie es sich zeigte, nachdem der Polarstern wenigstens schon im Polsucher sichtbar war. Das Warten auf den Polarstern war schon fad. Selbst mit den dann aufgebauten Teleskopen hieß es noch warten. Es ist so, finster wird es im ersten Mai Drittel erst gegen 22 Uhr Sommerzeit. Und nur in einem Monat dürfen wir dann noch eine Stündchen länger auf die Nacht warten, die dann auch sehr kurz ausfällt.

Hier tut sich schon was, aber es ist noch sehr hell...

... warten auf den Polarstern. Die Dämmerung zieht sich, in ein paar Wochen ist Sonnenwende...

Die ersten Blicke, noch in der  Dämmerung, galten Jupiter. Der 102/1100 Refraktor war, wie zu erwarten, gleich mit einer ansprechenden Abbildung da. Mein 5.7" f/6 Maksutov-Newton nahm sich ein gutes Stündchen zum Austemperieren, bis er saubere Abbildung lieferte. Das Seeing war nicht schlecht. Es gab immer wieder bessere Momente, manchmal sogar am Stück. Immerhin, mit meinem MN konnte ich Jupiter bis 220x vergrößern, das ist doch eher selten so der Fall. In Summe war es so, wie Planetenbobachtung meist ist: Man setzt sich geduldig hin und wartet auf die besten Momente, summiert im Kopf alles Gesehen auf. Auch das 14" SC Vereinsteleskop zeigte einen durchaus ansprechenden Jupiter.

Planeten, schön und gut, meine Welt ist halt die des Deepsky Bereichs. Daher nahm ich mir ein paar hellere Galaxien vor. Galaxien sind eigentlich so etwa die undankbarsten Beobachtungsobjekte gemeinhin. Hier hilft kein Filter oder irgendwas, nur dunkler Himmel und Öffnung. Für mich gab es beides nicht so recht. Auch wenn die Zenitqualität einen 6 mag Himmel zeigt, außerhalb des Zenitbereichs ist der Himmel halt mehr und mehr aufgehellt, die Wiener Lichtglocke reicht in manchen Nächten fast bis an den Zenitbereich heran... So begann ich mit dem Leo Triplet (M65, M66, NGC 3628), als diese dem aufgehelltesten Bereich ein wenig entrückt waren. Dennoch, im Okular war der Himmel heller als es mir lieb war. Und wenn mehrere Leute bei mir mitbeobachten, kann ich halt nicht so weit gehen, das "Eingemachte" aus dem Okular zu kratzen. Teleskoptreffen und selbst intensiv Beobachten sind halt zweierlei - das eine ein gesellschaftliches Ereignis, das andere eher Meditation. M65 und M66 passten gerade noch in das Okularfeld, die Form der Galaxien waren durchaus erkennbar, so dass man sie verwechslungsfrei auseinander halten konnte. NGC 3628 war außerhalb des Feldes, diese Galaxie musste ich extra ins Okular holen. Schwach, aber dennoch sicher erkennbar.

Weiter ging es mit der M105 Galaxiengruppe. M105 und NGC 3384 sind relativ hell und waren gut zu sehen, NGC 3389 war im 5.7" MN sehr schwach, für mich zwar evident, für Mitbeobachter vage. Aber da zeigte sich was Öffnung ausmacht: im 14" SC gab es überhaupt keine Zweifel diesbezüglich. M63, die Sunflower Galaxy war auch recht gut zu sehen, etwas flockige Struktur im schwachen Halo. M64 zeigte das "schwarze Auge" blickweise, aber deutlich. Man musste dazu die Stelle indirekt richtig erwischen. M104 (Sombrero Galaxy) gab nicht viel her in der aufgehellten Suppe am Südhimmel. Das Staubband war gerade noch erkennbar. Mehr Spaß gab es wieder bei den Kugelhaufen M3 und M13. Einige dieser Objekte stellte Andi auch im Vierzoll Refraktor ein, ich kam aber nur hin und wieder dazu, einen Blick dort ins Okular zu werfen. Mitternacht (gemäß Sommerzeit) nahte und das Feld der Beobachter lichtete sich. Wir waren nicht die letzten, die den Platz verließen, ein paar Unentwegte blieben noch.

Am Samstag traf ich etwa um die selbe Zeit ein, da war nur ein kleines Grüppchen vor Ort anzutreffen, Andi inklusive. Um dem Nordostwind auszuweichen, suchte ich ein geschütztes Plätzchen. Andi kam nach und baute neben mir auf. Ich hatte für diese Nacht. wie schon erwähnt, den Vixen VMC 260L auf meiner iOptron ieq45, Andi nahm den 102mm f/7 ED Refraktor auf seine Vixen SP Montierung - zum First Light. Mit dem VMC hatte ich erst mal zu kämpfen. Stell einmal scharf, wenn du keine Sterne siehst, weil es noch zu hell ist, und der Sucher dejustiert ist und nicht mal scharf gestellt ist. Zur Strafverschärfung 3 Meter Brennweite. Irgendwann habe ich doch Jupiter ins Feld gebracht, und den Sucher eingestellt. Die Optik war zwar schon seit meiner Ankunft im Freien gewesen, aber thermisch noch an der Arbeit. Wir begannen mit Jupiter in der späten Dämmerung. Bis es wirklich dunkel wird, kann man sowieso nichts anderes machen. In dieser Zeit fand der VMC auch durchaus zu seiner Form. Wir bekamen bei ähnlichem Seeing wie in der vergangenen Nacht, vielleicht mit weniger guten Phasen, dennoch einen durchaus ansprechenden Jupiter zu sehen. Es ist halt etwas ungewohnt für mich, wenn ich mit einem 15mm Okular Planeten beobachte. Auch der Vierzoll ED Refraktor zeigte einen durchaus schönen Jupiter, ein wenig Farbfehler war zu sehen. Was soll's, es geht um die Details auf Jupiter, nicht wirklich um den Farbfehler.

Im Vordergrund der VMC 260L, das weiße Ding ist kein aufgesatteltes Leitrohr, es ist der 4" ED Refraktor im Hintergrund.
Beide Teleskope sind auf Jupiter gerichtet.

Ich wollte einige Objekte vom gestrigen Abend nachbeobachten. Daher, sobald es der Nachthimmel erlaubte, auf das Leo Triplet. Natürlich bringt der 260er Field Maksutov mehr als es mein 145mm Maksutov-Newton vermag. Man kann mehr vergrößern (136x vs 60x), aber hm, immer noch war der Himmel im Okular für meinen Geschmack zu hell Wohl, der VMC zeigt schöne Bilder, man würde ihm einen wirklich dunklen Himmel vergönnen, den braucht er. No na, bei dunklem Himmel geht jedes Teleskop besser. Auch M63 und M64 gefielen, viel mehr als in meinem Ceravolo in der vorigen Nacht habe ich dennoch nicht gesehen. Ein wenig heller und größer, und damit halt "schöner". Dass es nicht mehr an Details war, mag auch an der Natur der Objekte liegen. Galaxien sind wirklich etwas für große Öffnungen, ich meine damit von 16" aufwärts... Dann kommt bei den helleren, die Struktur zeigen können, auch was raus. M51 dagegen gab durchaus was her, erinnerte mich an einen Anblick in einem 12" SC dereinst. Aber der VMC, wenn auch nicht so hell, zeigte ein wirklich nettes Bild. Die Spirale deutlich, die Brücke, und auch die charakteristische Form des "Anhängsels", NGC 5195. M101 dagegen war eine wirkliche Herausforderung. Ich musste auf 110x zurück gehen. Das Kerngebiet war recht einfach zu sehen, die Spiralarme waren äußerst schwach, die Galaxie ziemlich formatfüllend. Man musste sich das Bild förmlich zusammenklauben. Die Vergrößerung noch weiter verringern hätte nichts gebracht, dann wäre die Galaxie in der Himmelshelligkeit abgesoffen. Besser gefallen hat uns M97, der Eulennebel. Mit Augen und Zentralstern. Die Galaxie M108 zeigte etliche Knoten. M13 und M92 waren unsere Abschlussobjekte. Hier gab es eine saubere Sternabbildung zu bewundern, durchaus sehenswert, diese beiden Kugelhaufen.

In der zweiten Nacht spielte das Wetter nicht so ganz mit. Außer dem lästigen Nordostwind, von dem wir an dem von mir gewählten Platz fast nichts abbekamen, trieben von Süden Wolken herauf. Sie lösten sich gegen den Zenitraum meist auf, verunzierten mit der Zeit aber den Westhimmel. Dann war nur mehr der Zenitraum und ein bissl in den Osten hinein an brauchbarem Himmel übrig. Weiter beobachten hätte keinen Sinn gehabt, wir haben schon rein aufgrund der Bedingungen Schluss gemacht. Und dieses mal waren wir die letzten, die den Platz verließen.

Was soll's, Astronomie ist ein Freiluftsport. Die Nächte sind so wie sie sind. Für mich waren es die ersten Nächte im Jahr, mit ein bissl belanglosem Spechtln, oder auch nicht, weil immerhin nebenbei in der zweiten Nacht der Vierzoll ED Refraktor einer ersten Beurteilung zu unterziehen war, und der VMC 260L ebenfalls zur Beurteilung anstand. Jedoch, es war mir ein Vergnügen, mit beiden Teleskopen. So wie in der ersten Nacht mit meinem Ceravolo und dem 102/1100 Achromat.

Howdii