Dass wir beide, Andi Berthold und meine Wenigkeit, die Sonnenfinsternis gemeinsam "bestreiten" wollten, war von vornherein klar. Nur wo? Wir hätten uns irgendwo hin stellen können, in die Öffentlichkeit, oder dort hin fahren, wo eh schon andere die Sonnenfinsternis beobachten. Da aber mein Teleskop von der Kamera besetzt sein würde, und es so gesagt im Teleskop nichts zu sehen geben würde, zogen wir traute Zweisamkeit vor. Als Beobachtungsplatz wählten wir den Parkplatz beim Friedenskreuz hoch über Ladendorf. Dort hatten wir unsere Ruhe.
Wir waren schon weit vor 9 Uhr am Beobachtungsplatz. Schließlich muss man aufbauen, so gut es geht die Montierung nach Nord ausrichten, und die Sonne "einfangen". Dann will noch die Kamera fokussiert werden und die richtige Belichtungszeit gefunden werden. Das braucht alles seine Zeit.
Mein 100/800 Triplet APO mit Sonnenfilter auf der iOptron ieq45. Die Sonne wird gerade im Bildfeld zentriert. Die Ortschaft unten im Tal ist Ladendorf
Viel war nicht los, ein winziges Sonnenfleckchen. Für die Action würde schon der Mond sorgen müssen...
Um die Sonnenfinsternis dennoch mitverfolgen zu können, hatte ich ein Relikt aus dem Jahre 1999 mitgebracht. Eine Pappkartonröhre als Lochkamera. Dieses "Device" hat noch mein Vater auf meine Anleitung hin gebaut, damit haben meine Eltern (Gott habe sie selig) die Sonnenfinsternis, die in Mistelbach ja nicht total zu sehen war, mitverfolgt.
Die
Lochkameraröhre, oben ist das Rohr verschlossen, ein Schieber
bietet drei Löcher mit verschiedenem Durchmesser.
Unten ist das Rohr angeschnitten, am eingesetzten, mit weißem
Papier belegten Boden sieht man die Sonnenprojektion
Unsere Arbeitsteilung sah so aus: Andi bediente die Kamera am Teleskop, ich verfolgte den Verlauf der Finsternis mittels der Lochkameraröhre. Ein Auge musste ich auf meine Hündin haben, die die umliegenden Wiesen und Felder mit der Nase erkundete. Die Gegend ist dort recht unübersichtlich, daher war ich drauf erpicht, zu wissen wo meine Fellnase grad ist.
Canis Major auf der Pirsch -
nicht
wirklich, dieses flauschige Wolfsspitz Mädl hat keinen
Jagdtrieb. Ist nur interessant, wer wuffiger Herkunft aller schon hier
war.
Was wollte man auch von Hasen oder Rehen, die haben keine
Hundekeksi einstecken, wo man betteln könnte :-)
Mit der Lochkamera hat man natürlich ein relativ kleines und nicht wirklich sehr helles Bild. Den genauen ersten Kontakt konnte ich so nicht verfolgen, es dauerte knapp eine Minute, bis ich eine leichte Eindellung wahrnehmen konnte. Der weitere Verlauf war natürlich gut sichtbar. Es ist durchaus angenehm, wenn man mit dem Rücken zur Sonne stehen kann und die Finsternis beobachten kann. Am Ende der Finsternis ist der selbe Effekt gegeben: Für den Lochkamera Beobachter endet die Finsternis etwa eine Minute vor dem letzten Kontakt. Wer mit Finsternisbrille beobachtet, ist nicht wirklich besser dran. Erst im Teleskop bei höherer Vergrößerung sieht man den Beginn und das Ende der Finsternis deutlich.
Die
Sonnenfinsternis in der Lochkamera Projektion - die Finsternis kann so
tadellos verfolgt werden, ohne Gefahr. Man steht sogar mit dem
Rücken zur Sonne.
Um
der Sonne zu folgen, rückt man einfach das untere Ende des
Rohres
immer ein wenig weiter. Aufgrund des groben Schotters musste ich hin
und
wieder ein paar Steine umschichten
Genau genommen lässt sich die Sonnenfinsternis auch komplett ohne technische Hilfsmittel verfolgen. Man nehme dazu seine beiden Hände. Mit der einen Hand formt man eine Lochblende, indem man den Zeigefinger zum Daumen hin einrollt, so dass sich eben ein kleines Loch ergibt, durch welches das Sonnenlicht gelangt. Mit der anderen Hand fängt man in rund 15 cm Entfernung das projizierte Sonnenbild auf. Je nach Entfernung von Lochblende zur Handfläche, die das Sonnenbild zeigt, hat man eine mehr oder weniger große Projektion, die insgesamt aber eher klein bleibt. Die Helligkeit und Schärfe kann man mit der Lochblende variieren. Es gehört etwas Übung dazu, fotografieren lässt sich so etwas schlecht, weil man halt wackelt, und nur für Sekundenbruchteile immer ein scharfes und ausreichend großes Bild zusammenbringt. Aber dennoch, das Maximum einer partiellen Finsternis, die sich auch so nennen darf, wird man auf dieses Weise nicht verpassen. Ich habe damit herumgespielt, Andi hat versucht es zu fotografieren, aber so recht ist nichts daraus geworden. Die Kamera braucht ja auch ein bissl Zeit zum Fokussieren, dann ist die optimale Sonnensichel schon wieder verwackelt.
Lange
Zeit war nichts ungewöhnlich. Jedoch, wie es gegen das Maximum
der
Finsternis ging, wurde das Licht merklich fahler und gelblicher. Auch
die Sonneneinstrahlung, die ich am Rücken spürte,
ging merkbar
zurück. Es wurde kühler. Das war alles deutlich zu
erleben.
Man erwartet das Maximum der Finsternis mit Spannung. Dann ist
allerdings die Luft draußen, die Phase nach dem Maximum
plätschert so dahin, irgendwann merkt man, dass das Licht
wieder
hell ist und die Strahlungswärme wieder spürbar ist,
und auf
einmal ist die Sache auch schon wieder fertig. Offensichtlich
geht es nicht nur mir so. Meine Erinnerung an die totale
Sonnenfinsternis 1999 am Brentenriegel: Wie ich ankam, war ich noch
fast allein. Vor dem Beginn der Finsternis füllte sich die
Szenerie, überall Leute. Nach der Totalität
ließ das
Interesse schnell nach, vielleicht auch wegen der aufziehenden Wolken.
Am Ende der Finsternis stand ich alleine dort, alle anderen
waren
längst schon weg.
Fotoserie Anfang bis Ende durch meinen 100/800 Triplet APO bestückt mit einem Baader AstroSolar Folienfilter, der mehr als 20 Jahre alt ist, aber es immer noch tut
Eine Sonnenfinsternis, wie wir sie auf der Erde erleben können, ist sicher als eine spezielle Laune der Natur einzustufen, eine temporäre sowieso. Einfach erklärt: Dass Mond und Sonne fast gleich groß erscheinen, ermöglicht ja erst dieses Ereignis. Als der Mond in einer früheren Zeit der Erde näher war, bedeckte er die Sonne "plump", so wie es vielerorts im All sicher geschieht. Irgendwann wird sich der Mond so weit von der Erde entfernt haben, dass es nur mehr ringförmige Sonnenfinsternisse gibt. Die annularen Finsternisse sind ja in unseren Tagen sehr selten und etwas Besonderes. Kurz gesagt: Sonnenfinsternisse, wie wir sie erleben können, sind ein Wunder, in dem Sinne, dass man sich darüber wundern kann, wie das alles so perfekt zusammenpasst.
Mein Wolfsspitz Hündin war nicht die ganze Zeit "unterwegs". Irgendwann war es genug, und sie lag im kargen Schatten der noch laublosen Sträucher am Rand des Parkplatzes. Hin und wieder ging sie nochmals kurz auf Wanderschaft, wohl eher die Beine vertreten. Ist ja auch fad mit so einem Schefi, der stundenlang wo pickt mit so komischen Röhren. Wie es aber ans Ende der Finsternis ging, bevor wir noch einpackten, war meine flauschige Freundin da, lag im Schatten neben meinem Auto. Woher ein Hund das alles so genau weiß, möcht ich auch gern mal wissen. Mein Wölfchen kann wohl Gedanken lesen, oder versteht es unser Geschwätz besser als wir vermuten? Es ist so: hast du einen Wolfsspitz, dann hast du keine Geheimnisse mehr - sieht alles, hört alles, weiß alles. Kann ich unterschreiben. Also kein Wunder ;-) Nun ja, die ersten Zecken des neuen Jahre haben wir auch eingefangen. Auch kein Wunder.
Howdii