Außer Spesen fast nichts gewesen

12. 2. 2015, Steyersberger Schwaig

Hochdruck, Nebelfelder in den Niederungen, Sonne auf den Bergen. So präsentierte sich das Wetter am 11. Februar.  Laut Prognose sollte sich an dieser Situation wenig ändern, so plante ich für den 12. Februar eine Fahrt auf die Steyersberger Schwaig - in der Hoffnung auf einen ähnlich guten Himmel wie bei meinem letzten Besucht dort. Allein, das Wetter hält sich nicht an Prognosen. Am 12. gab es sogar hier im Weinviertel bereits am Vormittag blitzblauen Himmel, im ganzen Osten Österreichs hatte sich der Nebel aufgelöst. Nun ja, der Nebel kann aber genauso schnell am Abend wieder einfallen. Das ist halt unkalkulierbar. Egal wie, wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Als ich von daheim aufbrach, war hier tatsächlich so etwas wie eine hochnebelartige Bewölkung eingefallen, ich hoffte, das würde sich speziell im Wiener Becken ebenso gestalten. Schon aus Mistelbach raus war es zäh vom Verkehr her, und bevor ich noch die Südosttangente erreichte, stand ich schon im Stau, Grund unersichtlich. Es ist langsam, stockend, dann doch ein bissl besser und auf einmal wieder normal dahin gegangen. Aber gut 10 Minuten waren futsch. Die Auffahrt auf die Schwaig dauert unter winterlichen Bedingungen (ab den letzten Höfen Schneefahrbahn) auch länger. Obwohl ich da rauf gezogen bin was der Reifen-Grip hergibt, habe ich dennoch geschlagene zwei Stunden für die Anreise gebraucht. Und Nebel gab es nirgends, überall waren auf der Fahrt Sterne am Himmel zu sehen...

Dass es windig sein würde auf der Schwaig war mir bewusst, aber wieviel und aus welcher Richtung ist halt immer so eine Sache. Man muss schauen, wie man sich aufstellt. Im Berggasthof war noch Licht, daher war ein Aufbau gleich unten am Parkplatz nicht möglich. Ich fuhr sofort auf den oberen Parkplatz, der ist für die Liftbenützer und Wintersportler, und daher immer gut geräumt. Hinter dem Kassengebäude des Lifts ist man auch vor dem Licht aus dem Gasthof geschützt, also da habe ich aufgebaut. Der Wind kam von WSW, ich baute neben meinem Auto auf, so daß ich ein wenig Windschutz haben würde. Zu meinem Glück war der Wind kaum spürbar, er rührte zwar merklich in den Baumwipfeln um, aber ich bekam nur dann und wann ein bissl was ab. Es war mit +2° C eigentlich mild, und trocken.

Der Aufbau des 102/1100 Refraktors auf meiner iOptron ieq45 gestaltete sich langwierig. Das Polsucher Beleuchtungskabel wird in den Polsucher auf Höhe der Strichplatte eingeschraubt, und das andere Ende in eine Klinkenbuchse am Montierungskörper gesteckt. Eine ziemlich suboptimale Lösung, anfällig für Defekt. Genau den habe ich, Litzenbruch direkt an der Schraubverbindung. Ich hatte das irgendwie notdürftig repariert, jedoch war meine Brücke nun auch gebrochen. So musste ich mit einer Rotlicht Lampe selbst von oben her in den Polsucher rein leuchten und mit der anderen Hand die notwendigen Einstellungen vornehmen. Das kostete viel Zeit.

Irgendwann war es doch geschafft, ich ging mein erstes Objekt an: Den Pferdekopfnebel. Schon eine Ansage, mit einem Vierzoll Refraktor. Mal schauen was geht, ob überhaupt. Der Himmel war leider nicht ganz das worauf ich gehofft hatte. 6.2 mag im Zenit ist hier normal, ich hätte gern einen überdurchschnittlichen Himmel gehabt... Das Seeing war nicht wirklich gut, aber so schlecht auch nicht, ich konnte schon scharfe Sterne sehen. 

Also ein Unterfangen wie den Pferdekopfnebel beobachten zu wollen geht mit so einem kleinen Teleskop schon irgendwie anders. Mit meinem 5.7" f/6 Maksutov-Newton, mit dem ich den Pferdekopfnebel schon mehrfach erfolgreich beobachtet hatte, konnte ich in brauchbar guten Nächten mittels H-Beta Filter doch diesen Nebelstrip IC 434 ausnehmen, und dann war die weitere Orientierung nicht all zu schwer. Jetzt aber musste ich alles mal so finden, anhand der Sterne, weil auf die Suche nach IC 434 würde ich erst gehen können, wenn ich die richtige Stelle gefunden hätte. Das hat sich auch gezogen. In zig Anläufen, wo ich neu von Alnitak aus gestartet bin, bin ich irgendwo gelandet. Aber langsam hatte ich doch die Gegend lokalisiert. Nach dem Sternmuster war klar, wo ich hin sollte. UHC Filter rein. Mhm, schwach, sehr schwach war diese Kante des Nebels IC 434 zu erkennen. Ob das reichen würde, den Dunkelnebel B33 zu entdecken? Immer wieder schien es mir vage, da könnte was sein, aber sicher war ich nicht. Der Orion neigte sich immer tiefer dem Horizont zu. Die Himmelsgegend dort ist zwar recht dunkel, aber der Extinktion entkommt man so oder so nicht. Ich konnte im Sitzen kaum mehr ins Okular rein schauen, da das Teleskop immer flacher lag, also drehte ich mal den ganzen Zenitspiegel auf die andere Seite und orientierte mich neu, wie die Sterne nun im Feld liegen. Für mein G'schau war es nun aber besser. Statt hinunter gegen den schneebedeckten Boden zu blicken, hatte ich jetzt den dunklen Wald im Osten, gegen den ich blickte. Und das war der entscheidende Unterschied. Ich konzentrierte mich erneut auf die Stelle, wo der Dunkelnebel diese Nebelkante schneidet. Und dann doch der erlösende, goldrichtige Moment, zack, da ist die dunkle Stelle! Natürlich kein Pferdekopf, wie auch. Aber der Nebelstreifen war unterbrochen, hatte eine Lücke. Erinnerte mich am ehesten an eine Beobachtung in einer sehr guten Ebenwald Nacht mit meinem 5.7" MN, ohne Nebelfilter. Da war auch nur die Kante des IC 434 zu sehen, und der Dunkelnebel als eine harte Unterbrechung dieses Nebelstreifens. Also, doch geknackt, aber schwierig. Über eine Stunde hatte ich damit zugebracht.

Als "Himmelsqualitätskontrolle" ging ich als nächstes den Konusnebel (NGC 2264) an. Naja, schon, aber nicht gar so easy wie in meiner letzten Nacht hier auf der Schwaig. Defintiv, würde sagen, der Konusnebel ist um etliches einfacher als der Pferdekopfnebel zu beobachten. Wenn man es richtig macht, und auf Nebelfilter verzichtet. Aber klar, auch der Konusebel zählt zu den lausigen Objekten, wo die Himmelsqualität den entscheidenden Unterschied ausmacht. Bei mir daheim im Weinviertel kriege ich den Konusnebel mit einem 8" Newton nicht gebacken, hier wär das doch ein Leichtes gewesen für einen Achtzöller.

Mittlerweile hatte der Wind auf West gedreht und zugelegt, begann auch am Teleskop zu rütteln. Zudem wurde auch das Seeing fast schlagartig schlechter. Bei meinem nächsten Objekt, dem Rosettennebel (NGC 2237 - 46), war es noch einigermaßen brauchbar. Ich hatte wieder das 27 mm Panoptic mit UHC Filter im Okularauszug. Die hellsten Partien des Rosettennebel im Norden und Westen waren definitiv gut da, auch ein paar dunkle Rüssel sind mir aufgefallen. Mit den schwächeren Partien des Nebels hatte ich so meine Probleme, nur im Südosten waren mir noch Nebelfetzen aufgefallen. Also von einem geschlossenen "Ring" um diese helle Sechsergruppe von Sternen keine Rede. Ich hätte noch mein 35 mm Panoptic hervorkramen können, oder auch das 40 mm Pentax XL (mit niedrigerer Vergößerung wäre eine größere Austrittspupille zu erzielen), aber der Wind setzte mir immer mehr zu, also ließ ich es bleiben.

Mein letztes Objekt im Teleskop war Hubble's Variable Nebula (NGC 2261). Bei diesem "Zwutschkerl" wollte ich etwas mehr vergrößern, doch scharfe Sterne waren nicht mehr zu wollen. Flirrende, dickliche Patzen, mehr Gezitter als ruhig, und fallweise zogen die Sterne Achterschleifen, wenn der Wind grad heftiger am Teleskop anpackte. Der Wind zermürbte mich regelrecht. Ich hatte genug. 

Mit dem 7x50 Fernglas wollte ich noch schnell den Komet C/2014 Q2 Lovejoy ins Visier nehmen. Ein Blick zum Nordhimmel: Oijoijoi, grauslich hell. Die Cassiopeia hat ja kaum besser ausgesehen als bei mir daheim vor der Haustür. In der Gegend wo der Komet grad war, ein bissl dunkler. Also, das könnt' doch mehr hergeben als daheim. Eile war aber angesagt, der Komet stand nur mehr knapp über den Bäumen, die den Landschaftshorizont dort bilden. Also schon, das was ich als letzte Beobachtung mit dem 7x50 daheim sah, war hier deutlicher: ein längerer Gasschweif, im V-Winkel dazu ein kürzerer Staubschweif.

Die Heimfahrt verlief nicht ganz so wie geplant. Beim Verlassen des oberen Parkplatz fand ich irgendwie nicht den rechten Weg. Erst rechts, ein paar Meter gerade und wieder rechts. Einen Moment unkonzentriert, und statt rechts bin ich ein bissl zu weit gerade aus gefahren. Wie ich meinen Irrtum bemerkte, stieg ich auf die Bremse und wollte zurücksetzen. Doch da sanken die Vorderräder in den tiefen Schnee ein. Die Kiste saß mit der Bodenplatte auf, kein Vor und kein Zurück. Festgefahren. Mir blieb nichts mehr anderes übrig als per Mobiltelefon einen Notruf abzusetzen. Und just da wollt auch noch der Akku schlapp machen, für mich auch nicht ganz verständlich, bei meiner Abreise von daheim war er noch halb voll gewesen. Insgesamt ist es doch gut ausgegangen. Die Feuerwehr war schneller bei mir als ich zu hoffen gewagt hätte. Mit ihrem Fahrzeug zogen die Mannen meines zurück, nach grad mal einem Meter hatten die Vorderräder meines Autos wieder Grip, kam ich schon schneller voran als das Zugfahrzeug, sozusagen. Der Rest der Heimreise verlief wenigstens ohne weitere Zwischenfälle. Und zu meiner Überraschung sah ich durchgehend Sterne, auch endlich daheim angekommen, hatte ich Sternenhimmel über mir. Also viel Zählbares hat die Reise nicht ergeben, stattdessen etwas Zahlbares, Unterbodenwäsche auf Schnee inklusive.

Howdii