Der Komet C/2014 E2 (Jacques) kam im Laufe des August 2014 in gut beobachtbare Position am Nordost Himmel. Die aktuelle Helligkeit sei höher als die prgonstizierte. Nun, ein hellerer Komet, das lockt mich auch hinaus in die Nacht, um zu sehen, was es zu sehen gibt. Das nicht ganz so gedeihliche Wetter machte die Sache für Beobachtungen und Fotografie allerdings nicht so leicht wie erwünscht. Egal wie, erwischt, sowohl visuell wie fotografisch. Was noch kommt, wird man sehen.
Für Beobachtungen am Nordost Himmel brauche ich nicht sehr weit raus fahren. Der Schneiderberg östlich von Mistelbach tut es. Man steht hoch über der Stadt, der Nordost Himmel ist hier weitgehend dunkel. Am 17. August ergab sich die erste Gelegenheit für uns - Andi Berthold und mich. Wir hatten den 152/1200 Bresser Achromat mit, auf der iOptron ieq45 Montierung. Zeitmäßig waren wir in der Zwickmühle zwischen Dämmerungsende und Mondaufgang. Der erste Blick durchs Teleskop bei 55x - ein diffuses Ding, recht hell, deutlich auszunehmen. Einen Schweifansatz (Gasschweif) konnte man gerade noch erahnen. Andi wollte unbedingt ein Foto. Daher tauschten wir Zenitprisma und Okular gegen die EOS 1000D. Ohne Flattener, einfach so. Schni-Schna-Schnappschuss. Auf dem Kamera Display war sofort das deutlich grünliche Bemmerl zu sehen. Vom Farbfehler des Achromaten fanden wir nich viel vor. Die beiden hellsten Sterne im Bild hatten einen schwachen Blausaum, der sich problemlos raus rechnen ließ.
Der Komet C/2014 E2 (Jacques). 152/1200 Achromat auf iOptron ieq45, Canon EOS 1000D bei ISO 800. 3 Minuten Singleshot, auf Stern geguided
Was auch zu sehen war: binnen 3 Minuten war der Komet merkbar gewandert, der Kern hatte bereits eine kleine Strichspur gezogen. Daher versuchten wir unser Heil mit einer Serie von einminütigen Belichtungen. Nur spielte da wieder mal die Technik nicht ganz mit, von den etwa 10 Aufnahmen konnte ich nur 6 verwenden, sonst hätten wir "Löcher" oder ungleiche Zeitintervalle in der Serie gehabt.
Fotoserie von 6x 1
Minuten bei ISO 800. Die Bilder wurden auf den Komet gestackt. Schwach
sieht man einen auffächernden Gasschweif gegen die rechte
untere
Ecke ziehen.
Was auch im ersten Bild aufgefallen ist. Die Koma
ist nach oben etwa in 1 Uhr Richtung elongiert. Offenbar der
Staubschweif in verkürzter Ansicht
Hier habe ich eine Animation aus den 6 Bildern gebastelt. Der zeitliche Abstand ist etwa 70 Sekunden. Anmerkung: Diese Animation benötigt Javascript
Wir packten auch die DSLR schnell weg, ich wollte mit meiner SBIG ST-402 ran, die ist ja doch ein gutes Stück empfindlicher und da sollten wir vielleicht eher was von dem schwachen Gasschweif drauf kriegen. Da wir einen achromatischen Refraktor als Teleskop hatten, wählte ich in der CCDSoft Steuerung den Grünfilter des integrierten Filterrades an, um saubere Sternabbildung zu bekommen. Während diese Fotoserie lief, ging schon der Mond auf. Wieder daheim, nach dem Ausladen des ganzen Astrogerümpels, nahm ich meinen 7x50 Fujinon zur Hand und hielt nochmals auf den Kometen drauf. Eigentlich recht leicht sichtbar, auch leicht auffindbar. Da stolpert man quasi schon darüber.
Leider kann ich diese CCD Bilder nicht zeigen. Sie sind auf meinem alten "Acer Ferrari", der wohl die letzten Zuckungen gemacht hat während der Aufnahmen. Wir hatten schon starke Einstreuungen in Form von wandernden waagrechten Linien auf den Bildern. Wie ich die Bilder dann vom "Ferrari" runterholen wollte, stellte sich der tot. Aus, RIP Ferrari.
Die nächste Chance, den Kometen zu sichten, hatte ich am 19. August. Das war aber nur ein größeres Wolkenloch. Teleskop Aufbau wäre sich gar nicht ausgegangen, ein Blick mit dem 7x50 Fernglas vor der Haustür war aber möglich. Frisch gewaschener Himmel, der Komet war leicht sichtbar.
Am 21. August sah es nach einer feinen, klaren Nacht aus. Gegen die Dämmerung zu schon klarer, blauer Himmel. Mit dem Mond würden wir keine Not mehr haben. Zeit genug also. Nur, man mache die Rechnung nicht ohne die Natur. Von Südwesten drücken - am Sat Bild deutlich sichtbar - Wolken herauf. Die sollten gar nicht das Problem sein, sie kamen nicht wirklich bis zu uns, über Wien haben wir die Wolken allerdings gesehen. Hier waren es lokal sich bildende Wolken (es "herbstelt", aber eh schon seit dem Frühjahr...). Und flugs war der Himmel auf einmal bedeckt. Da standen wir also mit unserer Ausrüstung am Schneiderberg, und mussten uns in Geduld üben. Ein Skybeamer fummelte mit seinem Lichtstrahl am Himmel herum. Das einzige was wir im Moment tun konnten - über den Skybeamer schimpfen.
Ich setzte drauf, dass sich die Wolken nach einiger Zeit wieder auflösen würden. Und so war es auch. Im Norden ging das erste Loch auf, erstreckte sich immer weiter nach Osten. Im Zenitraum war es auch schon frei, über dem Mistelbacher Stadtgebiet lagen diese Wolken allerdings noch. Für uns war es schon ok, wir konnten starten. Als Teleskop hatten wir einen älteren Bresser 200/900 Newton mit. Visuell gab der Komet nicht mehr her als wir schon gesehen hatten. Wir wollten fotografisch schauen, was mit diesem Teleskop geht. Erst kamen wir mit der DSLR gar nicht in den Fokus, da fehlte ein bischen Weg nach innen. Also schraubte ich den Hauptspiegel weiter nach vorn, fast auf Anschlag. Die Justierung war irgendwas, keine Ahnung, der Fangspiegelschatten sah aber bei defokussierten Sternen soweit mittig aus. Im Foto hatten wir starke Feld Schieflage. Der ganze Zahnstangentrieb hat irrsinnig viel Luft, und kippt einfach weg. Foto also unbrauchbar. Da war nichts zu wollen. Diesem Teleskop muss ich auch erst Manieren beibringen ;-)
Gegen die Dämmerung zu sah es auch am 22. August nach einer feinen klaren Nacht aus. Doch wie am Vortag drückten Wolken von Südwest herauf. Mit den lokal sich bildenden Wolken wäre es rarer gewesen, doch gab es die auch, und so ist eine Fotoserie sowieso ein Glückspiel. Die eher kurze Zeit zwischen Dämmerungsende bis die Wolken von SW da waren, zahlte es nicht aus, ein Teleskop aufzubauen. Zudem fummelte ein Skybeamer bis in die Cassiopeia am Himmel herum - Festlzeit ist allerorts... Durch das 7x50 Fernglas war mir ein Blick auf den Kometen vergönnt. Es gab vielleicht eh schon dünne Wolken hier, weil mir der Komet ein eher matt vorkam. Ich konnte ihn nur dann gut sehen, wenn ich das Fernglas leicht schwenkte. M13 im Vergleich war leicht zu sehen. M13 erschien besser definiert, heller, der Komet diffuser und schwächer, aber auch größer in der Ausdehnung. In Summe ist der Komet wohl nicht viel schwächer als M13 (Gesamthelligkeit).
Am 24. August dann endlich eine klare und stabile Nacht. Rückseitenwetter. Gegen die Dämmerung zu sind zwar dichtere Wolken hereingezogen, aber im Sat Bild war bereits zu sehen, dass sich nach Sonnenuntergang die Wolken auflösen würden. So kam es auch. Vor allem die erste Nachthälfte war noch lebhafter Wind angesagt, daher zogen wir es vor, bei mir in der Einfahrt aufzubauen. Am Berg oben wären wir dem Wind ziemlich ausgesetzt gewesen. Hier in der Siedlung war es windstill, manchmal gab es einen leichten Windstoß, genug um die lose hängenden Kabel ein wenig zu bewegen. Als Teleskop diente diesesmal der bewährte TS 102/700 Triplet APO mit 2" Flattener, auf meiner iOptron ieq45 Montierung. Wir ließen eine Serie von 30 Bilder zu je 60 Sekunden bei ISO 1600 laufen. Daraus konnte ich, auf den Kometen gestackt, dieses Bild generieren:
30x 60 Sekunden bei ISO 1600, 102/700 APO auf ieq45. Bias, Dark, Flat Bearbeitung, Median Stack auf den Kometenkopf
Man beachte, gegen das erste Stack Bild weiter oben zeigt der Staubschweif, nun deutlich sichtbarer, in die andere Richtung, er hat relativ zum Gasschweif die Seite gewechselt. Der Gasschweif ist in diesem Stack deutlicher zu erkennen. Der Komet ist durch das Stacken natürlich so hell geworden, dass die Sterne dagegen als Strichspuren fast verblassen. Freilich hätte ich aus dieser 30er Serie noch eine Animation basteln können, jedoch sähe man darauf auch nur das, was man in der obigen Animation sieht: Der Komet ist nach wie vor flott unterwegs.
Am 28. August hatten wir die Gelegenheit, den Kometen durch einen wirklich großen Newton (mehr verrate ich hier noch nicht) zu beobachten. Das war geil, kann ich nur sagen. Obwohl bei mir in der Einfahrt, umzingelt von Straßenlaternen, war mehr zu erkennen als meine Fotos allesamt zeigen können. Der in Strahlen auffächernde Gasschweif war phantastisch, der breite Staubschweif im V-Winkel dazu deutlich sichtbar. Der "Kern" erschien fast sternförmig in einer großen, diffusen Koma. Am ehesten kann noch das obige Stack Bild aus 30x 60 Sekunden diesen Eindruck vermitteln.
Ich werde, so das Wetter es zulässt, diesem Kometen noch ein Weilchen nachspüren. Man wird sehen, ob sich der Anblick im Teleskop ändern wird, oder ob der Komet eh schon alles von seiner Schönheit preisgegeben hat.
Howdii