M106 Supernova 2014bc

6. - 8. Juni 2014, Mistelbach

Wie ich auf die Supernova 2014bc in der Galaxie M106 aufmerksam wurde, war Wetter bedingt nicht an eine Beobachtung zu denken. Die kalte, nasse Sophie hatte ganze Arbeit geleistet, das Wetter war danach wirklich "zaussert". In der Neumondzeit Ende Mai gab es vor allem bewölkte Nächte am Stück, oder es hat so spät aufgeklart, dass man sagen musste, jetzt zahlt es sich auch nimmer aus, dass man aufbaut. Wir haben ja bald Sommersonnenwende, die Nächte sind kurz.

Die erste Gelegenheit, die Supernova 2014bc einzufangen, bot sich mir am 6. Juni. Ich wusste, das Ding steht hart am Kern der Galaxie, würde also eine Herausforderung werden. Und kühn wie ich halt einmal bin, man könnt auch sagen: hoffnungslos deppert, baute ich den 102/700 Triplet APO auf fürs Imaging. Und dann häng ich bei eh nur 700 mm Brennweite und einer Vierzoll Optik noch eine CCD mit 9 μ Pixel dran... Egal wie, es ist ein Foto rausgekommen. Das Seeing war auch alles andere als gut, aber ja, probieren geht über studieren...

M106, 7 Minuten Einzelbelichtung, SBIG ST-402, Filter: Clear. Wo ist die Supernova? Da ist sie sicher nicht zu finden.
Anmerkung: Die äußeren Spiralarme stecken in der Aufnahme drin, aber wollte man diese zeigen, sähe das Bild alles andere als schön aus. Darum ging es ja auch gar nicht.

Reale Chancen? Nun, bei 700 mm Brennweite und 9 μ Pixel kommt man auf eine Auflösung von 2.65" pro Pixel. Die Supernova steht aber grad mal in 3" Distanz zum Kern. Also da darf man annehmen, dass Kern und Supernova verschmolzen sind. Wenn man das Bild von "Null" weg aufbaut, und 4x vergrößert betrachtet, kommt erst der Kern, und der entpuppt sich einfach länglich. Zwei Helligkeitsspitzen sind nicht ausmachbar.

Am 7. Juni wollte ich meinen 8" f/6 Maksutov-Newton für ein Foto einsetzen. Dabei stieß ich auf ein Problem: Nachführmotor auf Stopp, klar, Parkposition, wollte sich aber nicht starten lassen. Also da geht einmal nix. Dann halt visuell ran. Goto gibt es derzeit auch nicht (Sternwarten PC kaputt) also los mit Sucher und Karkoschka. Im dritten Versuch hat es geklappt, ich hatte die Galaxie im Feld, viele Sterne zur Orientierung gab es nicht am aufgehellten Himmel. Mond hin oder her, ich wollte einen Versuch wagen. Bei 160x sah ich etwas hart am Kern aufblitzen. Ich orientierte mich zur Sicherheit nochmal anhand der Umgebungssterne, und hatte bald die Stelle lokalisiert, wo die Supernova sein sollte. Da klemmte ich mich indirekt dran. Ja, ein paar Mal ist da was aufgeblitzt, einmal sogar recht hart. Kein Zweifel, das ist die Supernova! Also visuell geht es manchmal einfacher als fotografisch. Aber gut, ein Objekt zum Herzeigen war das nicht. Bei 160x war praktisch nur mehr der Kern der Galaxie ausnehmbar. Arg schwierig habe ich diese Beobachtung nicht empfunden..

Am 8. Juni die nächste klare Nacht, mit noch ein bisschen mehr Mond am Himmel. Was tun? Ich hätte gern ein besseres Foto, mehr Brennweite wäre gefragt, auch mehr Öffnung. Ah, ja, da liegt ja noch der Bresser 152/1200 Achromat. CCD Kamera, Grünfilter, und passt. Allerdings musste ich erst den Sucher umbauen, um auch guiden zu können. Nach ein paar Test Aufnahmen beschloss ich eine kleine Viererserie von Bildern, Darks und Bias zu ziehen. Das Seeing war auch in dieser Nacht nicht besonders gut, aber bei 1200 mm Brennweite gibt es eine weit bessere Auflösung  als 700 mm. Dass bei f/8 durch den Grünfilter nicht so viel mit der Belichtung weiter gehen wird, war auch klar, aber 5 Minuten Bilder sollten reichen.

Der 152/1200 Achromat auf der iOptron ieq45, Kamera ist die SBIG ST-402 ME, Autoguider MGEN am adaptierten 8x50 Sucher

Die Vorzeichen für diesen Versuch waren etwas besser. Mit 9 μ Pixel kommt man bei 1200 mm Brennweite auf 1.56" pro Pixel, das ist gleich wie bei meinem 8" f/6 Maksutov-Newton, der hat auch 1200 mm Brennweite. Vom Seeing her, hm, war es auch in dieser Nacht kaum besser. Also da hilft die prinzipiell bessere Auflösung nicht viel, wenn man vom Seeing limitiert ist. Also was? Wenn die Supernova in 3" Distanz zum Kern steht, und ein so schwacher Stern im Helligkeitsbereich der Supernova schon 4 bis 6 Pixel belegt, dann kann man nur sagen, auch da reicht die Auflösung einfach nicht aus. Supernova und Kern verschmelzen. Auch an diesen Fotos war maximal zu sehen, dass das Helligkeitsmaximum des Kerns länglich erscheint, auf hochauflösenden Aufnahmen finde ich es aber rund. Das heißt, maximal das längliche Helligkeitsmaximum des Kerns könnte ein Indiz sein. Hilft Wavelet Filterung? Einen Versuch ist es wert.

Wavelet Filter: Das Kerngebiet von M106 (stark vergrößert), hier kann man Pixel zählen. Die vermutete Position der SN ist eingezeichnet. Ich habe einige aus Stellarium entnommene Sternhelligkeiten eingetragen.
Gute Frage: ist das suspekte Ding die Supernova oder nicht? Ich könnte in einem Jahr M106 wieder ablichten und das Bild gleich "herquälen", dann wüsste man vielleicht mehr,
aber bis dann ist die Sache schon längst "kalter Kaffee"...

Die Wavelet Schärfung ist definitiv das Maximum, was ich aus meinen Aufnahmen rausquetschen konnte. Die "Schwärzung" der vermuteten SN könnte nach den vermerkten Sternhelligkeiten wohl etwa bei 13, 5 bis 14 mag liegen. Nicht ganz abwegig. Die Fläche mit 2x2 bis 3x3 belegten Pixel könnte auch passen. Das Helligkeitsmaximum des Kerns erscheint hier rund, und es ist eine leichte Einschnürung vorhanden, also könnte man hier eine fast-Trennung sehen? Die Distanz zum Kern ist ja ersichtlich sehr knapp, das könnte hin kommen. Aber es ist alles sehr unsicher, ziemlich spekulativ. Ich werte insgesamt meine Versuche, die Supernova 2014bc fotografisch nachzuweisen, als fraglich. Visuell hingegen war die Sache eindeutig. Das Auge ist in manchen Fällen das bessere Instrument. Der diffuse Kern der Galaxie und das gestochen scharfe Sternchen lassen sich sehr gut unterscheiden. Dass es fotografisch nicht so einfach ist, sollte klar sein. Ein schwacher Stern ist für das Auge einfach ein punktförmiges Objekt. Die Kamera hingegen sieht einen Stern durch das Seeing Gewusel verursacht als Streuscheibchen, das sich auf mehrere Pixel verteilt, und damit mehr oder weniger (je nach Sampling) eckig wird. Somit muss sich ein Stern, um überhaupt sichtbar zu werden, zumindest noch von der Umgebungshelligkeit abheben. Sinkt die Helligkeit darunter, ist es aussichtslos, den Stern zu finden. Das gilt auf jeden Fall für monochrome Aufnahmen. Bei Farbbildern hätte man prinzipiell eine Zusatzinformation, im konkreten Fall würde das aber auch relativ wenig helfen.

Howdii