Visuelle Beobachtung während eines PHD2 Guidingtests

24. 2. 2014, Schrick

Am Abend des 24. Februar waren wir (Andi Berthold und meine Wenigkeit) nach einem ersten Guidingtest am Vorabend (bei mir daheim) auf unserem Beobachtungsplatz oberhalb von Schrick. Ich wollte neben den Guiding Tests vor allem ein auch visuell beobachten. Es ist fad, nur dem Guider zusehen, bis sich der nach einem Eingriff einpendelt und "Fahrt" aufnimmt. Für die Beobachtung hatte ich  den 102/1100 Achromat auf meiner ieq45 Montierung mit.

Hier der 102/1100 Refraktor nach der Beobachtung. Der Autor ist gerade beim Abmontieren des Zenitspiegels

Beim Aufbau fiel mir auf, ich hatte den 8x50 Sucher vergessen. Na wozu braucht man den aber auch bei einer Goto Montierung. Bei mir hat er sowieso eher Ballast Funktion ;-) Ich musste halt ohne das Gewicht des Suchers balancieren.

Natürlich musste ich gleich mal auf den Orionnebel drauf halten. So oft habe ich den in diesem Winter nicht gesehen. Ich hatte grad das 15 mm Okular drinnen, das ergibt am 102/1100 Refraktor 73-fache Vergrößerung. Ich schau so etwas verträumt die Zentralregion mit dem Trapez an, und da geht mir auf einmal der 5. Trapezstern (E) ins Netz! Spinn ich? Ich häng mich nochmal dran, konzentrierter, ja, da ist er! Gar nicht so schwierig! Geht der 6. Trapezstern (F) auch? Etwas schwieriger, aber doch, der ist auch da! Na das nenn ich eine Optik! Der 102/1100 Refraktor ist einfach eine Wucht! Man möge halt immer den Preis im Auge behalten. Mit feinen Vierzoll APO Refraktoren haben exzellente Beobachter freilich die Trapezsterne E und F schon beobachtet. Für mich immer wieder erstaunlich, in welchen Feldern ein vergleichsweise billiger Achromat wildert, aber gut, es ist kein ganz normaler Achromat.

Auch die Supernova in der Galaxie M82 stand auf dem Programm. Ja, die ist etwas schwächer geworden seit meiner letzten Beobachtung, ist jedoch immer noch leicht zu sehen. Und M82 gibt in dem Vierzoll Refraktor bei guten Bedingungen auch mehr her als am Mond hellen Stadthimmel.

Und dann Jupiter. In der Vorbereitung auf die Nacht hatte ich meteoblue konsultiert. Die Seeing Voraussage ist nicht gar so rosig gewesen, aber der angegebene Wert von 1.2 bis 1.3 Bogensekunden schien mir nicht schlecht. Das passt doch sowieso ziemlich gut mit dem Auflösungsvermögen eines Vierzöllers zusammen. Also bei 147x sah das schon vielversprechend aus, ich griff zum 6 mm Abbe Okular: 183x. Das ging ziemlich gut. Whow! Also es ist so, der Blauhalo tritt in den Hintergrund wenn man den Planeten anvisiert, den nimmt man fast nicht mehr wahr. Wir waren sehr angetan von diesem Anblick. Feine Strukturen, auch wenn Jupiter gerade die „fade“ Seite gezeigt hat. Für Andi war es sowieso der bislang schönste Jupiter in diesem Teleskop. Ich hatte einmal das Glück, eine noch bessere Abbildung genießen zu dürfen.

Irgend ein verrücktes Objekt muss bei mir halt auch immer sein. Ich ging an der ieq45 Steuerung die Liste der Deepsky Objekte mit Namen durch und blieb bei "Hind's Variable Nebula" hängen. Damit das auch klappt mit dem Goto, fuhr ich erst Aldebaran für einen Sync Abgleich an, dann zu NGC 1555. Ok, ich habe mich an diesem Objekt im Jänner 2000 mit meinem 5.7" Maksutov-Newton versucht, lang ist's her, und von damals weiß ich nur, da war was, sehr vage. An mehr kann ich mich nicht erinnern.73x schien mir als passende Vergrößerung, und da stand tatsächlich ein nicht sehr heller Stern nahe des Gesichtsfeld Zentrums. Ist das T Tauri? Kann schon sein. Nun gut, man observiere die Umgebung des Sternes, ob sich da etwas Nebeliges zeigen möge. Ich wurde bald fündig. Es schien so, da könnte was sein. Ich nahm nun die ganze Gegend nach und nach indirekt ins Visier, um zu prüfen, ob schwache Sterne irgendwas Nebeliges vorgaukeln könnten. Aber genau da wo ich vermeinte, etwas gesehen zu haben, war nichts stellares zu entdecken. Bei einem weiteren Versuch streifte mein Blick goldrichtig über die relevante Stelle, ich konnte für einen kurzen Moment ein längliches, leicht gebogenes Nebelding erkennen, relativ knapp am Stern T Tauri. Kann es das sein? Real? Bei der Nachrecherche daheim suchte ich im Internet nach Fotos. Und ja, da fanden sich welche, die genau so ein Nebelbogerl zeigen. Ha! Also gut, der NGC 1555 ist ein lausiger Kandidat, weil eben veränderlich. Angeblich ist er zur Zeit wieder etwas besser zu sehen. Für einen Vierzoll Refraktor im Weinviertel sicher eine Top Leistung. Es war sicher kein großartiges Herzeigeobjekt, aber auch Andi konnte dieses Nebelfleckerl wahrnehmen. So gesehen, es gibt einen Zeugen für mein Tun ;-) Und dazu noch eine Bemerkung: am 27. Februar gelang eine Nachbeobachtung mit einem 8" LX90 SCT bei 143x, unter einem dunstigen 4 mag Stadthimmel, bei mir daheim. Der Schwierigkeitsgrad war etwa gleich. Das Gesehene auch.

Allzu viel habe ich nicht beobachtet, weil ich doch immer wieder beim Guiding nachgeschaut habe, was sich tut, meine Dunkeladaption dabei auch immer wieder verloren habe, aber das was ich sehen durfte, war toll!

Howdii