Langsam wird der Komet C/2012 S1(ISON) interessant. Ob es zu der für den Kometen "heißen" Zeit überhaupt eine Beobachtungsmöglichkeit geben wird, weiß man nicht. Also wenigstens einmal gesehen haben wäre schon schön. Zudem stand der Komet 2P/Encke auch "beobachtbart" am Morgenhimmel. Und mit dem 6" f/8 Bresser Achromat wollte ich einmal Jupiter sehen. All das wäre mit einer Morgenhimmel Beobachtung drin.
Die Nacht vom 3. auf den 4. Oktober sollte klar verlaufen, eine Morgenbeobachtung möglich sein. Der Wecker läutete zwar rechtzeitig, ich federte aber nicht so locker aus den Daunen, und habe auf diese Art eine halbe Stunde vergeben. Erst ein Blick aus dem Fenster: ja, Sterne! Nun war Eile angesagt. Alles ruck-zuck ins Auto verfrachtet, und rauf auf den Waisenhausberg östlich von Mistelbach. Dort empfing mich ein stürmischer, böiger Südoster, in einer Intensität die ich gar nicht mag, nicht einmal zum Drachensteigen lassen wäre das brauchbar gewesen. Aber nun bin ich schon einmal hier, jetzt wird aufgebaut, und zwar flugs, die Dämmerung naht. Normal baue ich bei Wind im Schutz der geöffneten Heckklappe meines Kombis auf, wenn ich aber ungefähr in die Richtung schauen soll, aus der der Wind kommt, wird es schwierig. Ich musste somit etwas Respektabstand einhalten, und bekam da zwar den Wind nicht voll, aber dennoch genug davon ab.
Dem hudeligen Aufbau war es geschuldet, dass der Stativflansch nicht perfekt nivelliert war, damit ist dann bei meiner iOptron ieq45 Montierung die Goto Genauigkeit halt etwas beeinträchtigt. Naja, aber mit Capella als Alignment Stern und nahen Zielen würde das schon reichen. Ich hatte einen Zettel mit, wo die Koordinaten der Kometen notiert waren, und knöpfelte erst den Kometen Encke in die Steuerung. Hm, eigentlich hätte ich mir das sparen können, den Kometen Encke hat die Steuerung sicher drinnen... Egal, das Teleskop, der 152/1200 Bresser Achromat, bewegt sich, „piep“, ich schau ins Okular und ja, da ist etwas. Nicht perfekt getroffen, aber doch nahe der Bildmitte. Ein etwas größerer Nebeltupf war auszunehmen. Na gut, schauen wir schnell weiter: Selbiges Verfahren mit dem Komet ISON. Im Okular war bei genauerer Suche an etwa der Stelle im Feld wo ich den Encke hatte, ein kleines nebeliges Ding. Sehr schwach. Sagen wir so, bei diesem heftigen Wind war die Beobachtung schwierig, weil das Teleskop ordentlich gewackelt hat.
Zwischendurch habe ich den nahe bei ISON stehenden Mars ins Visier genommen. Aber vergrößern war ein Ding der Unmöglichkeit. Bereits 120x zeigte ein orangefarbenes Scheibchen, das einen wilden Veitstanz im Okular aufführte. Leider war das auch mit Jupiter so. Seeing? Kann ich gar nicht sagen. In den besten Momenten, wenn das Teleskop mal weniger gewackelt hat, war zu erkennen, das ist scharf. Viel mehr nicht. Nun, einen interessanten Test und eine interessante Erkenntnis hatte ich dennoch: Ich habe mein altes Zeiss Prisma „ausgegraben“ und hatte es mit. Nun wollte ich den Vergleich von Zenitspiegel versus Zenitprisma an Jupiter sehen. Mit Zenitspiegel zeigte sich ein wohl etwas „zitroniger“ Jupiter, aber nicht gar so gelbgrün wie ich das vor 10 Jahren vom Meade 6" f/8 Achromat in Erinnerung habe. Etwas erstaunt war ich, wie ich das Prisma montierte, und Jupiter damit inspizierte. Jupiter war nun eher weiß, mit nur leichtem Gelbstich! Ja gibt's denn so was? Ich hätte gedacht, heutige Refraktoren sind alle für Zenitspiegel ausgelegt. Mitnichten, manche Achromate, vielleicht alle Zweilinser, werden offenbar noch nach den alten Formeln berechnet, wo der Glasweg eines Prismas (früher gab es nur solchige, keine Zenitspiegel) berücksichtigt wird. Anders ist das nicht zu erklären.
Mit dem montierten Prisma fuhr ich nochmal die Kometen an. Oho, Encke war nun etwas deutlicher zu sehen! ISON nicht bessser, weil tiefer, am Horizont machte sich schon die Dämmerung bemerkbar. Aber einen ersten Blick auf den Orion Nebel konnte ich noch erhaschen, aaaaahhhhh! Das wird ein Fest, mit diesem Refraktor, und ja, mit Zenitprisma, nicht -spiegel, möchte ich im Winter die ganzen schönen Deepsky Objekte sehen! So ganz für die Katz' war das frühmorgendliche Aufstehen also doch nicht.
Howdii