Ein neuer 18" Dob Prototyp ist in der Pipeline, Platz muss her. Daher habe ich mich entschlossen, meinen alten 18" Dob, einen Starsplitter II, zum Verkauf zu stellen. Nun (Ende Dezember 2013) hat sich ein neuer Besitzer gefunden. Es war also meine letzte Beobachtung mit meinem guten alten 18" Dob. Man soll jedoch niemals nie sagen. Der 18" Dob ist an einen jungen, engagierten Deepsky Beobachter gegangen, was Besseres konnte ich mir nicht wünschen. Und so ist es nicht ausgeschlossen, da wir Kontakt halten wollen, vielleicht auch dann und wann gemeinsam wo beobachten, dass ich dabei noch mal durch meinen ehemaligen 18" gucken könnte. Bei Problemen bin ich sowieso mit Rat und falls erforderlich auch mit Tat zur Stelle.
Vor dieser Beobachtung ließ ich dem Dob noch ein Tuning angedeihen. Die Beweglichkeit in Azimut war schon ziemlich schwergängig geworden. Die Struktur des Glassboard Belags an der Unterseite der Rockerbox hat sich in die weichen Teflon Pads eingegraben. Wenn da Sand vom Wind rein geblasen wird, feiner Staub, wirkt das wie Schmirgel. Somit war etwas Aufpeppen am Mittellager angesagt, und nach dem Tuning ist das Ding wieder geflutscht wie es sein soll. Das wollte ich noch einmal im Beobachtungsbetrieb testen und freilich ein paar schöne Objekte sehen, meinen Abschied sozusagen "zelebrieren".
Eigentlich war Altenmarkt i. T. anvisiert, um einen würdigen Himmel für diese Beobachtung zu haben, doch der lebhafte Nordostwind hielt uns, Andi Berthold und meine Wenigkeit, ab. Stattdessen fuhren wir zu unserem alten Schricker Platzl, wo wir zwar Windschutz hatten, aber natürlich wie am Vorabend schön in der Wirbelschleppe der nahen Windkraftanlagen standen. Das zeigte sich auch gleich beim ersten Blick durch's Okular: Pulsierendes Seeing, Sterne die sich immer wieder flimmernd dick aufblähen.
Der Himmel war besser als am Vorabend, da waren wir ja hier am selben Ort, aus selbigem Grund, mit meinem alten 6" ARO Mak. Es gab eine bessere Transparenz, ca. 5.8 mag, aber auch nur im Zenitraum, gegen den Horizont zu wurde der Himmel immer matter und heller. Die Lichtglocke von Wien reichte hoch in den Himmel hinauf. In dieser Nacht gab es gab keine Störung durch Wolken. Allerdings war es frisch. Die Luftfeuchtigkeit war wechselnd. Beim Aufbau des Teleskops war der obere Ring des Huts bald feucht, trocknete später wieder ab. Jedoch zum Ende der Beobachtung war das Teleskop außen wiederum feucht, und auf dem Autodach hatte sich Reif gebildet. Mit der Feuchtigkeit ist der Himmel zu späterer Stunde generell matter geworden. Es ist halt so in den Herbstnächten hier im Weinviertel.
Mein alter Starsplitter II 18" Dob, anlässlich meiner letzten Beobachtung bei Schrick
Die ersten Beobachtungsobjekte sind die gleichen, die wir in der vorigen Nacht mit meinem alten ARO Mak beobachtete haben. Den Umständen nach konnte der 18" freilich nicht das bieten, was man unter einem wirklich dunklen Himmel bei gutem Seeing damit sieht. Der Unterschied zur Beobachtung im ARO Mak war schon gewaltig, klar. Aber es wird jedes Fernrohr unter solchen Bedingungen limitiert, und mit einem großen "Topf" sieht man letztlich doch mehr.
M71 bot einen durchaus feinen Anblick. Mit dem 22 mm Panoptic Okular ist man bei 2 Meter Brennweite des Teleskops gleich einmal bei 91x. Das war auch unsere "kleinste" Vergrößerung, aber das ist sie sowieso meist. Nur äußerst selten habe ich den 18" mit niedrigerer Vergrößerung betreiben können.
M27 war den Umständen entsprechend durchaus hübsch, mit Ohren, halt nicht so "brutal" wie ich es von guten Nächten auf der Ebenwaldhöhe kenne. Der Zentralstern war auch eher leichte Beute bei 91x, wiewohl die Bildhelligkeit ja mit der Öffnung steigt, und nun auch der Nebel heller wird. Das erschwert wiederum die Sichtung des Zentralsterns, zumal bei so niedriger Vergrößerung.
NGC 6905, den "Blue Flash" Nebel, wollten wir auch im 18" Dob sehen. Nun musste ich aber schon richtig per Starhopping ran, weil einen Dobson kann man doch nicht so exakt in R.A / Dec bewegen wie eine parallaktische Montierung. Meine Suche startete ich wieder bei η Sge, nun musste ich mich halt an den Sternmustern weiter hanteln. Alsbald, mit ein bisschen Herumrühen, war auf einmal der Nebel im Okular.
M13 und M92 nahmen wir diese Nacht früher dran, da standen sie noch höher, was auch der Beobachtung förderlich war. Bei M13 war die Galaxie NGC 6207 kein Problem. M92 gibt im 18" halt bei 91x von seiner Charakteristik schon so viel her, wie ich bei mir daheim in Mistelbach mit einem 6" Refraktor erst bei knapp über 200x sehe... da sieht man wieder, ein großes Teleskop kann bei niedrigerer Vergrößerung schon viel zeigen, ein kleines muss man ziemlich ausquetschen dafür, überhaupt, wenn der Himmel nicht so optimal ist.
M57 bot einen vertrauten Anblick im 18". Ich bin locker auf 15.7 mag gekommen, also für einen 18" ja wirklich keine Sensation. Und freilich habe ich versucht den Zentralstern zu erwischen. Etwas mühsam, aber doch, ist er für einen kurzen Augenblick rausgestochen. Die Sterne erschienen bei höherer Vergrößerung doch feiner. Bei schwächeren Sternen kommt einem das schlechte Auflösungsvermögen des Auges zu Hilfe. Das Seeing war halt dieses Flimmern, das durch die Windräder an diesem Standort schon mehr die Regel als die Ausnahme ist. Die Geräuschkulisse ist auch nicht ohne, hört sich an wie ein in relativ niedriger Höhe fliegendes Düsenflugzeug aber dieses Geräusch hat man ständig.
M56: Wo M56 steht, weiß ich, und ich konnte dieses Objekt sogar im 11x55 Sucher identifizieren. Im Okular bei 200x bot sich ein netter Anblick, im 18" gibt dieser Kugelhaufen doch mehr her als in kleineren Teleskopen.
NGC 7006 ist ein Kugelsternhaufen im Delphin. Auch für einen 18" eine härtere Nuss. Dieser Haufen ist stark konzentriert, sehr weit weg (es gibt nur ein paar Kugelhaufen, die noch weiter entfernt sind), die hellsten Sterne sind kaum heller als 16 mag. Also von aufgelöst kann man da nicht sprechen, man kann einige wenige Einzelsterne rauspicken, und irgendwie schaut es indirekt etwas angegrießelt aus. Das war es schon.
NGC 6934, ebenfalls im Delphin, ist freundlicher für den Beobachter, deutlich näher, deutlich weniger konzentriert, der lässt sich leicht als Kugelhaufen identifizieren und auflösen.
Den Helix Nebel (NGC 7293) wollten wir auch beobachten, gefunden haben wir ihn, aber da war in der aufgehellten Dunstsuppe nur zu sehen, da ist etwas Größeres. Zu wenig um für tiefer gehende Beobachtung interessant zu sein.
M15 und Pease 1... Ich habe zwar gemeint, ich geb' dem für heuer Ruhe, aber naja, wenn man einen 18" vor der Nase hat, darf man schon relativ entspannt danach gucken, oder? Bei 200x hatte ich bald die Orientierung, die "Trapezsterne" gefunden, und auch den "Lichtzapfen" lokalisiert. Also ja, umdenken, das ist nun wieder ein Newton, kein Refraktor mit Zenitspiegel. Und siehe da, gar nicht schwierig, war er so einfach auszunehmen. Ich schraubte dann den UHC Filter rein, zur Bestätigung, und da stach an dieser Position ein Objekt heraus. Alsdann. Wenn man Routine hat, ist das im 18" eher ein Spaziergang. Für mich ist Pease 1 ja schon ein "alter Bekannter".
Mirach's Ghost (NGC 404): Der Rest des Abends war eher Abspann. Ich visierte Mirach (β And) an. Mirach selbst war ein dicker, goldgelber, flirrender Patzen. Die Galaxie NGC 404, auch als "Mirach's Ghost" bezeichnet, steht ca. 7' weit daneben, das ist bei 91x ein ausreichender Abstand. Die Galaxie war klar und deutlich auszunehmen.
Barnard's Merope Nebel (IC 349) war mein nächstes Ziel. Die Pleiadensterne waren alle nicht sehr ansehnlich, dicke, flirrende Patzen. Aber der IC 349 war gar nicht schwierig, bei 91x als kleiner Nebelfleck zu sehen.
h und Χ (NGC 869 und NGC 884): Der Doppelhaufen im Perseus war entsprechend den Umständen auch kein so erbaulicher Anblick. Überhaupt, um diese beiden Haufen schön zu sehen, gibt es andere, kleinere Fernrohre, die das besser können. Im 18" bei 91x mit dem 22mm Panoptic kriegt man beide Haufen nicht mehr auf einmal ins Blickfeld, uns zeigten sich halt dicke Patzen statt Sterne.
M76 war unser letztes Objekt. Ansätze der Schmetterlingsflügel waren auszunehmen. Mehr als 91x haben wir nicht mehr vergrößert. Ich hatte schon eiskalte Hände, musste ich doch mehrfach ein beschlagenes Okular in der Hand anwärmen. Zeit, Schluss zu machen.
Insgesamt waren meine letzten drei Einsätze mit dem 18" Dob nicht von optimalen Bedingungen geprägt. Vorigen Herbst einmal auf der Steyersberger Schwaig total schlechtes Seeing (Höhenströmung), einmal stürmischer Wind, und dieses mal halt bei Schrick das "Windrad Seeing" und typischer Weinviertler Herbsthimmel. Dem stehen aber doch viele schöne Erinnerungen gegenüber, wo bei gedeihlicheren Bedingungen sauber abgebildete Sterne zu sehen waren. Man kann halt nichts erzwingen. Wetter ist Wetter, und an der Standortwahl waren wir ja bei dieser Beobachtung selbst Schuld. Ist irgendwie aber egal, ob der Wind am Teleskop rüttelt und man deswegen weniger sieht, oder die Sterne durch die Wirbelschleppe der Windräder dicke, flirrende und pulsierende Patzen sind. Beides ist keine rechte Freude. Aber es kommt ein neuer 18" Dob, und der wird hoffentlich auch wieder bessere Bedingungen sehen.
Howdii