Juni Nächte sind nur was für Hartgesottene. Es wird erst sehr spät dunkel, und die Nächte sind kurz. Bei uns im Weinviertel wird es zudem am Nordhimmel nie richtig dunkel, es bleibt ein letzter Dämmerungsrest. Aber wenn die Bedingungen passen, zahlt es sich dennoch aus. Mein Weg führte mich dieses mal an einen neuen Beobachtungsplatz, oben am Südende der Kellergasse von Eggendorf im.Thale.
Ich brach in der Dämmerung von daheim auf. Unterwegs fiel mir schon die gute Fernsicht auf, wenig Dunst. Am Westhimmel zeigte sich die Venus, und auch die nicht mehr gar so dünne Mondsichel. Bei meiner Ankunft am Beobachtungsplatz stand die Venus schon sehr tief. Es war noch hell genug, dass ich mich am Beobachtungsplatz umsehen konnte.
Dort gibt es eine T-förmige Wegkreuzung, wo das Ansatzstück zu einem Feldweg mit asphaltiert wurde. Dieser Bereich wurde mit großzügigen Radien ausgeführt, so bietet dieser Platz genug Raum für mehrere Teleskope, hängt aber ein bissl. Der Südhorizont ist leicht angehoben durch einen vorgelagerten Hügel. Die Kellergasse ist dicht bewachsen oder man könnte fast sagen überwuchert. So ist Eggendorf komplett verdeckt. Auch im Osten hat man Bäume und Buschwerk. Lediglich im Nordwesten gibt es Lichter von umliegenden Ortschaften, auch aus der Ferne, man blickt dort weit ins Land hinein.Man kann aber das Auto so abstellen, dass diese Lichter verdeckt sind. So habe ich es gemacht. In der Kellergasse gibt es Strom, das merkt man auch. Sowohl an der Freileitung, die den Nordhimmel zerschneidet, und ein Keller weiter heroben hatte ein Außenlicht brennen, es kam ein schwacher Lichtschimmer herauf, aber nicht wirklich störend und man kann sich auch so aufstellen, dass man dieses Licht nicht sieht.
Ich hatte meinen 8" f/6 Dob dabei. Nach der Optik Justierung ein erster Blick auf den Mond: Das Seeing war nicht gerade berauschend gut. Ich liess es bei niedriger Vergrößerung bewenden. Die Dämmerung zog sich wie ein Strudelteig, aber nach Monduntergang war der Nordhimmel noch immer stark aufgehellt. Was tut man so, um die Wartezeit zu verkürzen? Zum Beispiel den Saturn ins Visier nehmen. Zumindest bis 120x schaffte ich es, aber das Seeing Gezappel war nicht sehr erbaulich. Im Zenitraum war der Himmel schon dunkler, also los ging es mit M3 Naja, etwas mau. M13 weiter im Osten war schon besser, auch M92 war ok.
Es war nun dunkel genug, dass ich mich auf die Suche nach dem Kometen C/2011 L4 PANSTARRS machen konnte. Ich hatte zwar die Position im Planetariumsprogramm nachgesehen, und mir eine kleine Skizze gemacht, aber ein Ausdruck der Sternkarte wäre besser gewesen. Ein diffuses Bemmerl mit 10 mag geht einem doch nicht so leicht ins Auge. Also es wurde eine Herumfischen und immer wieder probieren. Und auf einmal, ha, was ist das? Ah, das ist er! Den Komet hielt ich eine ganze Zeit lang im Okular, man braucht in Polnähe (der Komet stand knapp westlich des Kastens von UMi) nur ab und zu das Teleskop etwas nachrücken. Zwischendurch marschierte ich den Weg ein Stück nach Süden, den Hang hinauf. Nun, es wäre keine Option sich weiter oben aufzustellen, man fängt sich durch eine bessere Rundumsicht vermehrt Lichter von umliegenden Ortschaften ein, nun auch im Osten und Nordosten.
Zumindest war es nun so dunkel geworden, wie es in einer Juninacht hier nur werden kann. Also sah ich mir den Kometen nochmals kritischer an. Indirekt kam da noch der recht breite Schweif heraus, und wenn mich nichts täuschte, dann war noch ein Hauch von dem Gasschweif zu sehen, nach wie vor in weit offenem Winkel, nahezu 180 Grad... Da ich den Kometen doch längere Zeit verfolgt hatte, war auch dessen Bewegung relativ zu den Umgebungssternen merkbar.
Nun ging ich M57, den Ringnebel in der Leier an. Da haderte ich etwas mit dem Sucher. Das Problem, das Fadenkreuz kaum mehr zu sehen, passiert mir im Weinviertel nicht oft. Aber es war genau mein Problem, und ich brauchte so ein Weilchen, bis ich den Ringnebel im Okular hatte. Das 10 mm Okular war gleich zur Hand, bei 120x inspizierte ich das Feld. Ratzfatz hatte ich meine "Referenzsterne" bis 15.3 mag durch. Dann ging mir noch ein 15.6 mag Stern ins Auge, also sowas, das bei 120x? Geht da der Zentralstern? Ein bisschen schwierig war es, weil von der Bildorientierung kein günstig positionierter Stern vorhanden war, wo sich mein Auge für den indirekten Blick "anhalten" hätte können. Somit war freies "Balancieren" gefragt. Es dauerte ein Weilchen, bis ich mich richtig hingearbeitet hatte, doch dann zap! Wirklich? Und noch einmal zap! Das war der Zentralstern, zwei mal aufgeblinkt! Holla hoh, das ist auch eine Premiere für mich, den M57 Zentralstern in einem 8" Dob bei 120x zu sehen, und das noch dazu im Weinviertel!
M57 Feld mit visuellen
Sternhelligkeiten nach
Photometrie von Brian Skiff
Anmerkung: 24x20 Sekunden mit der
DBK31AU03.AS - Aufnahme in meiner Sternwarte am 8" f/6
Maksutov-Newton
Nach dieser intensiven Augengymnastik war etwas Entspannung angesagt, z. B. mit dem Kugelsternhaufen M56. Bei 120x war der Haufen in Einzelsterne auflösbar. Im Süden stand der Skorpion gerade vor meiner Nase. Also weiter mit dem Kugelhaufen M4. Sicher, so tief im Süden ist der Himmel schon aufgehellt, aber immerhin, es war ein besserer Eindruck als ich erwartet hatte. Nicht nur diese markante Sternkette quer durch, es hatte durchaus den Anschein eines Kugelhaufens, wenn auch eines eher lockeren. M80 war mein nächstes Ziel: Zumindest im Außenbereich konnte ich diesen sehr dichten Kugelhaufen bei 120x in Einzelsterne auflösen.
Ein Blick auf die Uhr, ui, es ist schon spät geworden. Bevor ich meine Sachen zusammenpackte, kramte ich das SQML heraus, ging ein paar Schritte den Hügel hinauf um von den nahen Bäumen weg zu kommen. Ich staunte nicht schlecht, als sich die Messwerte bei 21.37 mag/arcsec² einpendelten. Aber der Himmel im Zenitbereich war wirklich sehr gut. Auch die im Osten immer höher steigende Milchstraße zeigte schon viel an Struktur.
Auf meiner Heimfahrt schaute ich noch kurz einen Sprung bei dem Beobachtungsplatz oberhalb von Altenmarkt vorbei. Ich blieb ein Weilchen, um noch einmal Dunkeladaption zu erlangen. Hier war die Milchstraße noch eindrucksvoller, gut, sie stand auch schon wieder ein Stück höher. Und ja, dieser Platz hier hat einen weiten Horizont, man sieht kein Licht irgendwo, man hat nur dunklen Landschaftshorizont und Sternenhimmel! Meine SQML Messung musste ich leicht außerhalb des Zenits anlegen, ich hielt um vergleichen zu können, in die Gegend, die bei Eggendorf mein "Zenit" war. Nun pendelten sich die Werte bei 21.38 mag/arcsec² ein. Also das ist praktisch gleich, das war auch anzunehmen, dass ein paar Kilometer hin oder her der Himmel im Zenit gleich gut ist.
Was hat nun der Platz oberhalb der Eggendorfer Kellergasse an sich? Schon etwas. Bei Wind von Ost bis Nordwest kann man dort in Deckung gehen. Also so ganz unnütz ist dieser Platz nicht, aber für normale Bedingungen reicht es bis Altenmarkt zu fahren. Jedenfalls, obwohl ich die Nacht nicht bis zur Morgendämmerung genutzt habe, es war mir ein Vergnügen.
Howdii