M65 Supernova 2013am

April/Mai 2013, Mistelbach/Schrick

Als Supernova Freak darf ich mich sicher nicht bezeichnent, dennoch habe ich im Laufe meines astronomischen Lebens etliche Supernovae beobachtet. Zumindest die Supernovae in bekannteren, helleren Galaxien erregen manchmal meine Aufmerksamkeit. So war es auch dieses Mal bei der Supernova 2013am in der Spiralgalaxie M65. Bei der Supernova 2013am handelt es sich um ein Exemplar des Typ II. Die Supernova wurde am 20. 3. 2013 von M. Sugano (Japan) entdeckt. Die Helligkeit wurde zu dieser Zeit mit 15.6 mag angegeben. Bis Ende März soll nach Berichten die Helligkeit bis 14.7 mag angestiegen sein, fiel im April jedoch wieder. Die kühnen Prognosen, dass die Supernova 11 mag erreichen würde, und damit für kleinere Instrumente visuell zugänglich, haben sich nicht erfüllt.

Am 15. April hatte ich erstmals Gelegenheit auf die Jagd nach der Supernova 2013am zu gehen. Ich arbeitete dazu in meiner Sternwarte am 8" f/6 Maksutov- Newton, als Kamera kam meine SBIG ST-402 ME CCD Kamera zum Einsatz. Dabei enstand dieses Bild:

M65 mit der Supernova 2013am. SBIG-ST 402 ME am 8" f/6 Maksutov-Newton, 2 Serien von 30x 30 Sekunden, unguided, mit CCDOPS Track&Accummulate.
Die Supernova ist das Sternchen in der Längsachse der Galaxie links des Kerns ca. 2/3 Distanz zum Rand der Galaxie. Norden ist rechts.

Ob diese Supernova visuell zu packen wäre? Ich musste arbeits- und wetterbedingt relativ lange warten, bis ich Gelegenheit hatte, es zu versuchen. Am 8. Mai war es soweit. Es kündigte sich eine wolkenfreie Nacht an. Der Himmel war nicht grad berauschend klar. Es war in Mistelbach eine dunstige, durchschnittliche 4.5 mag Nacht (Zenitraum). Ich nahm aber trotzdem den kürzesten Weg, in meine Sternwarte. Um dem Teleskop Zeit zum Austemperieren zu geben, öffnete ich das Dach der Sternwarte schon in der späten Dämmerung. Ich schickte das Teleskop per Goto zu M65 und blickte ins Okular. Da war außer einem Sternchen noch nichts zu sehen. Es dauerte, bis ich endlich die beiden Galaxien M65 und M66 sehen konnte, und ich musste weiter warten, bis ich die beiden rein von der Gestalt her auseinander halten konnte. Da war es aber immer noch zu hell, um ernsthaft etwas anzugehen. Aber ich begann schon mal, mich mit dem Gesichtsfeld bei höherer Vergrößerung auseinander zu setzen. Was mich erwarten würde, war ungewiss. Letzte Meldungen über die Helligkeit der Supernova von Anfang Mai lagen differierten stark von 15.4 mag bis 16.4 mag. Also dass es hier schon ans Eingemachte gehen würde, war mir klar.

Bei 120x war die scheinbar optimale Vergrößerung gefunden. Ich habe auch 160x probiert, da war aber nur mehr der Kern der Galaxie sichbar, und ich brauche schon mehr Anhaltspunkte. Die Lage der Galaxie muss noch erkennbar sein, weil man ja nicht irgend ein schwaches Sternchen indirekt "angespitzt" dann als Supernova Sichtung feiern kann. Also erst mal langsam herantasten. Das 12.4 mag Sterndl dicht östlich des Kerns war bald geknackt, der etwas abseits stehende 12.3 mag Stern SSW des Kerns sowieso relativ auffällig. Speziell mit diesem Stern konnte ich mir helfen, weil ich wusste, die Galaxie zieht knapp daneben entlang. Und nun halt die übliche Augengymnastik, um das betreffende Zielgebiet auf die optimale Stelle der Netzhaut zu bekommen. Nach einigem Herumschielen sprach der "akustische Detektor" zum erstenmal an: Halt, da ist was! Also nochmal versuchen, und noch zweimal gelang es, dieses suspekte Sterndl wieder zu erwischen. Um die Position besser abzusichern machte ich eine kurze Pause. Ich ging ins Haus, setzte mich an den Computer und betrachtete mein Bild. Jaja, das müsste schon so passen. Ich sah  dabei nochmals, das die Supernova etwa auf Höhe des 12.3 mag Sterns steht, also der kann ganz gut als Positionsreferenz dienen. Also wieder hinaus in die Nacht. Jetzt heisst es erst einmal die Dunkeladaption wieder zu gewinnen. Aber da gibt es auch einen Trick, wie das schneller geht. Nun erneut ans Okular, und nächster Versuch. Es dauerte nicht lange, "klingelte" es wiederum, und da war ich mir schon sicher - die Position passt. Einmal geht noch, und genau dabei habe ich die Supernova wirklich goldrichtig erwischt, sie stach verbüffend hell heraus, und der 12.3 mag Stern war als Positionsindex auch noch sichtbar. Hey, Supernova visuell geknackt! Na so schwach kann die aber doch nicht sein. Sagen wir so um die 15.5 mag etwa würde ich ihr geben, so aus dem Bauch heraus, nach dem Schwierigkeitsgrad...

In der Folgenacht, am 9. Mai war ich am Beobachtungsplatz oberhalb von Schrick. Ich hatte nur halb so viel Öffnung mit, dafür aber einen besseren 5.5 mag Himmel (Zenitraum). Die SQML Messung passt mit 21.17 mag/arcsec2 gut zu dem visuellen Eindruck. Eigentlich kam ich hier her um mit dem 102/1100 LD Refraktor ein bischen zu beobachten, nicht explitzit um damit die Supernova zu "erschlagen". Aber frech wie ich bin, habe ich es probiert.

Jeder visuelle Beobachter kennt den Effekt: ein schwieriges Objekt geht beim zweitenmal leichter, und ist dann oft auch mit weniger Öffnung zu schaffen. Man weiss in diesem Fall woran man ist, was man wie sehen sollte. All zu große Hoffnung habe ich mir nicht gemacht, aber probieren geht über studieren, und wenn man nichts sieht, ist das Fernrohr deswegen nicht kaputt. Eine Nicht-Sichtung ist auch ein Ergebnis. Also was nun?

Die ideale Vergrößerung schien bei 74x zu sein. Ich konnte die Lage der Galaxie erkennen, musste mich nur auf den nun aufrechten aber seitenverkehrten Anblick einstellen. Kaum war die Orientierung da, checkte ich meine "Referenzsterne". Also das 12.4 mag Sterndl knapp östlich des Kerns müsste auf jeden Fall gehen, und das war auch nicht so schwierig. Den 12.3 mag Stern als Positionsindex konnte ich auch gut erwischen, und nun war wieder die Augengymnastik gefragt. Est mal laaange nichts, dann auf einmal: Halt, da ist was! Und nocheinmal! Kurze Pause, noch ein Versuch, und diesmal war es am deutlichsten! Also selbst im Vierzöller hat es dreimal "geklingelt". Wie war das mit der Erreichbarkeit für kleine Öffnungen? ;-) Gut, der 102 mm Achromat hat eine hervorragende Kontrastleistung, mit dem bin ich schon mehrfach in diesen lichten Höhen jenseits von 15 mag herumgeturnt, also scheint das sehr wohl im Bereich seiner und meiner Möglichkeiten. Zum "Herzeigen" ist so etwas freilich nicht, so war es auch nicht in der Nacht davor im Achtzöller unter Stadthimmel.

Nun zur Schlussbemerkung: Da diese Typ II Supernova offenbar ihre Helligkeit über eine längere Zeit gehalten hat, vielleicht mit Schwankungen, mag es eine des Typ II P sein. Die von mir beschriebenen Sternhelligkeiten stammen aus div. Planetariumsprogrammen (übereinstimmende Quellen). Hingegen fand ich photometrierte Werte mit einer gewissen Schwankunsgbreite von 13.2 bis 13.8 mag für den von mir im Text als 12.3 mag bezeichneten Stern. Nun ja, so vom Gefühl beim Beobachten würde ich eher auf jenseits 13 mag tippen als auf 12.3 mag...

Howdii